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Autor Thema: Eon erwartet weiter steigende Strompreise  (Gelesen 11556 mal)

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Offline Fidel

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Eon erwartet weiter steigende Strompreise
« am: 24. Dezember 2007, 03:32:49 »
Moin:

Zitat
Obwohl der Energiekonzern Eon die Strompreise zum Jahreswechsel erhöht, bereitet Vorstandschef Wulf Bernotat die Kunden auf weiter steigende Preise vor. Im selben Atemzug warnt der Manager vor zu viel Regulierung der Branche durch Politik und Behörden.

Manager Magazin

Offline Sclerocactus

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Eon erwartet weiter steigende Strompreise
« Antwort #1 am: 24. Dezember 2007, 22:49:13 »
Ich bin bei E.On Bayern,habe der Strompreiserhöhung widersprochen und werde noch vor Silvester zu einem örtlichen Stromanbieter in Landshut und Umgebung wechseln.
Wenn E.ON die Kunden weglaufen hat Herr Bernotatt ein Problem, denn nur Kunden kann er die Preise erhöhen.
Wenn ihm 500000 Kunden davonlaufen hat er ein Problem.

Offline ESG-Rebell

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Eon erwartet weiter steigende Strompreise
« Antwort #2 am: 25. Dezember 2007, 11:44:35 »
Zitat
Original von Sclerocactus
Wenn ihm 500000 Kunden davonlaufen hat er ein Problem.
Tja wenn - nur leider ist diese Masse so träge, dass sie sich selbst im freien Fall kaum bewegt!

Nur wenige Menschen in der Geschichte waren in der Lage, die Massen in Bewegung zu setzen.
Die meisten davon führten aber leider nichts Gutes im Schilde.

Davon abgesehen führt Wulf Bernotat aber auch gerade ein interessantes soziologisches Experiment durch:
Er probiert gerade aus, wie lange er dem \"Deutschen Michel\" beidhändig Ohrfeigen verabreichen kann, bis er nicht mehr nur leise und zaghaft jammert sondern ihnen auch ausweicht oder sich gar wehrt.

Gruss,
ESG-Rebell.

Offline Mike88

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Eon erwartet weiter steigende Strompreise
« Antwort #3 am: 10. Januar 2008, 09:08:50 »
Obwohl der Energiekonzern Eon die Strompreise zum Jahreswechsel erhöht, bereitet Vorstandschef Wulf Bernotat die Kunden auf weiter steigende Preise vor. Im selben Atemzug warnt der Manager vor zu viel Regulierung der Branche durch Politik und Behörden.

Wem hat denn die bisherige Regulierung irgendetwas gebracht? Strom ist ein Commodity welches wie andere Energieträger am freien Handelsmarkt gehandelt wird. Wir haben einen liberalisierten Markt und Strom wird Europaweit über die EEX oder bilateral gehandelt. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

Wenn E.ON die Kunden weglaufen hat Herr Bernotatt ein Problem, denn nur Kunden kann er die Preise erhöhen.
Wenn ihm 500000 Kunden davonlaufen hat er ein Problem.


Hat er nicht wirklich, er verkauft seine Energie so oder so. Wenn nicht direkt an den Kunden, dann über den Lieferanten, z. B. das Stadtwerk vor Ort oder den Energiehändler der dann liefert. Die Nachfrage des Marktes ermöglicht attraktive Margen und Schmerzen produziert ihm das nicht wirklich.
Mike

Offline bjo

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Eon erwartet weiter steigende Strompreise
« Antwort #4 am: 10. Januar 2008, 10:01:26 »
E.ON verdient immer!
legt E.ON ein Kraftwerk still, steigt der Preis an der Strombörse undE.On verdient mit den anderen Kraftwerken um so mehr.

Offline svenbianca

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Eon erwartet weiter steigende Strompreise
« Antwort #5 am: 10. Januar 2008, 10:34:52 »
versucht doch in Deutschland ein Kraftwerk zu bauen, die Bevölkerung wird hinter euch stehen, euch mit offenen Armen empfangen. Deshalb bauen ja so viele Investoren Kraftwerke in Deutschland, weil man ohne Aufwand und ohne Probleme stinkreich wird........

Offline Mike88

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Eon erwartet weiter steigende Strompreise
« Antwort #6 am: 10. Januar 2008, 10:51:56 »
svenbianca, das stimmt!

Ein Kinderspiel bei unserer \"Wir sind gegen alles Gesellschaft\". Welcher Unternehmer würde sich das antun wenn er Alternativen hat Geld zu verdienen ohne immer angeschossen zu werden. Das ist legitim und das würde ich auch so machen.

Die meisten Deutschen denken halt Strom kommt aus der Steckdose und die Windmühlen und die PV sind echte Alternativen auf konventionelle Kraftwerke zu verzichten.

Der Wahnsinn kann schon Angst machen. Aus meiner Sicht wären da die Lehrer stärker gefordert, nicht nur zu Diskutieren und zu manipulieren sondern auch stärker zu informieren was technisch überhaupt machbar ist.
Mike

Offline redbluewitch

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Eon erwartet weiter steigende Strompreise
« Antwort #7 am: 10. Januar 2008, 11:16:57 »
Zitat
Wir haben einen liberalisierten Markt und Strom wird Europaweit über die EEX oder bilateral gehandelt. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

dem ist gewiss nicht so. Ein liberalisierter Markt setzt einen undiskriminierten Zugang aller möglichen Anbieter voraus, den es beim Strommarkt nun mal nicht gibt

Zitat
Der Markt wird durch vier Anbieter, welche insgesamt ca. 85% der gesamten konventionellen Kraftwerkskapazität besitzen, dominiert. Das Bundeskartellamt (2006) geht insgesamt von einem Marktanteil der vier Verbundunternehmen von nahezu 90% aus. Des Weiteren „geht die Beschlussabteilung von einem marktbeherrschenden Duopol auf den
bundesweiten Strommärkten, gebildet durch E.ON und RWE“ mit einem Marktanteil von ca. 60% aus (Bundeskartellamt, 2006, S. 44).

nicht Angebot und Nachfrage bestimmen hier die Preisbildung, sondern die Marktmacht der Anbieter - das wird in der verlinkten Studie durch mehrere Modelle veranschaulicht, zB

Zitat
Konkret werden innerhalb des Modells mehrere Fälle (peak, off-peak, Sommer, Winter, Übergangszeit) simuliert, bei denen das Angebot in Form einer geschätzten Grenzkostenkurve einer periodenspezifischen, isoelastischen Nachfrage gegenübersteht. Angesichts des in Deutschland vorherrschenden Oligopols (zwei „große“ und zwei „kleine“ Anbieter) ergibt sich das Gleichgewicht im Basisfall bei geringeren Mengen und höheren Preisen als im Wettbewerbsfall, wobei die real beobachtbaren Marktpreise unter dem theoretisch möglichen Cournotpreisen liegen (vgl. Abbildung 17). Die für den deutschen Elektrizitätsmarkt ermittelten Lerner-Indizes, d. h. der relative Aufschlag auf die Grenzkosten, liegen im Bereich 0,53-0,59
38 (EnBW) bzw. 0,65-0,82 (RWE).29 Die durch den Cournot-Aufschlag auf die Preise erzielten Gewinnzuwächse gegenüber dem Wettbewerbsszenario belaufen sich auf ca. 2 Mrd. € pro Anbieter.30 Auch in den anderen Szenarien bestätigt sich der wohlfahrtsmindernde Einfluss der Markmachtsituation.

http://www.tu-dresden.de/wwbwleeg/publications/wp_em_15_hirschhausen_weigt_zachmann_marktmacht_deutschland_elektrizitaet.pdf

dass Aktionäre eines Stromanbieters an hohen Gewinnen durch überhöhte Preise interessiert sind, liegt wohl auf der Hand - solches Interesse könnte auch erklären, warum Einige vehement allein den Staat für die überhöhten Preise verantwortlich sehen

Offline svenbianca

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Eon erwartet weiter steigende Strompreise
« Antwort #8 am: 10. Januar 2008, 11:32:12 »
soweit mir bekannt ist, hat der Chef der Regulierungsbehörde zuletzt gesagt, es liegt keine Form des Diskrimienirung in Deutschland vor. Also es steht jedem frei ein Kraftwerk zu bauen...

Aber mal ehrlich:

1. man kann sicher sein, das sich zig Anwohner, in der Nähe wohner etc. bis zum Bundesverfassungsgericht klagen werden, so dass sie bstimmt im Jahre 2025 endlich bauen können.

2. Was ist mit den Verschmutzungsrechten, keiner weiß wie es politisch da weitergeht, vor allem mit den Kosten für einen Kraftwerksbetreiber.....

3. Vielleicht greift dann noch der Staat oder sonstwer in die Preisgestaltung ein und es werden keine marktpreise sondern politisch populäre Preise festgesetzt bis das Kraftwerk mal läuft ( und die sollen ja jahrzehnte laufen)

4. vielleicht kommt die Atomkraft wieder (je nach politischer Kraft ab 2009)

wer soll bei den zig Unwägbarkeiten einen Cent in neue Kraftwerke setzen außer die großen 4. Dadurch fehlt es an Wettbewerb, aber auch hier wäre es doch gut, wenn die Politik verlässliche Rahmenbedingungen für alle schaffen würde, damit ein Investor auch ivestiert.

Offline redbluewitch

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Eon erwartet weiter steigende Strompreise
« Antwort #9 am: 10. Januar 2008, 12:14:53 »
siehe auch diese Studie der EU, in der die Energiemärkte der Mitgliedsländer bewertet werden. Leider gibt es sie nur in Englisch.

Zitat
Despite the relatively high number of companies active on the German electricity wholesale market, the market can hardly be described as a buyer’s market. The main reason for this observation must be seen in the fact that 90% of total German electricity generation is controlled by the four large producers and their associated trading sister companies and
affiliated companies. According to all kinds of electricity network users, this explains why the relatively high number of traders does not alleviate market power, although the market is – on the other hand – often described as a quite open market.

was die oben erwähnten Investionshindernisse anbelangt, auch dafür sieht die EU Studie primär die oligopole Struktur als ursächlich an - Widerstände in der Bevölkerung spielen keine Rolle

Zitat
Many market participants pointed to economic investment hindrances, which, according to them, might best be described by “spontaneous behaviour in solidarity”. It means that whenever one of the four large generators of electricity moves in a certain direction, the other three would “spontaneously” and “in solidarity” follow the move. Consequently, there is no competition between the big four, but just a kind of tacit agreement not to harm each other and to jointly benefit where possible. This creates significant uncertainty whether a certain
investment will over time turn out to be economically viable or not and results in fears that new power plants may eventually turn in “sunk costs”.
There is so far no concrete evidence, which would allow the competent authorities to take appropriate measures. According to German authorities, existing capacities are not fully used and the companies dominating the German electricity market pursue a “profit before quantity” policy.

was den angeblich  undiskriminierten Zugang zum Markt angeht, beurteilt die Studie:

Zitat
Market opening and competition: The German gas and electricity markets are both characterised by a high degree of vertical and horizontal integration dominated by very few large companies. In the electricity sector, this structure in combination with congestion at interconnectors as well as some specific problems related to network access is thought to
prevent effective competition from developing and to increase barriers for new entrants and independent investments in new power plants.

http://ec.europa.eu/energy/energy_policy/doc/10_internal_market_country_reviews_en.pdf

Offline svenbianca

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Eon erwartet weiter steigende Strompreise
« Antwort #10 am: 10. Januar 2008, 12:32:16 »
glauben Sie also wirklich das Firmen wie Gazprom oder Investmentgesellschaften wie Blackstone etc. keine Wege finden würden hier ein Kraftwerk zu bauen, wenn man damit doch Unmengen Geld scheffeln kann ohne Risiko?

Offline Mike88

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Eon erwartet weiter steigende Strompreise
« Antwort #11 am: 10. Januar 2008, 12:50:21 »
dem ist gewiss nicht so. Ein liberalisierter Markt setzt einen undiskriminierten Zugang aller möglichen Anbieter voraus, den es beim Strommarkt nun mal nicht gibt

wer hat denn keinen Zugang zu dem Markt?

nicht Angebot und Nachfrage bestimmen hier die Preisbildung, sondern die Marktmacht der Anbieter - das wird in der verlinkten Studie durch mehrere Modelle veranschaulicht, zB

Schön, dass man allen Studien die es so gibt glauben schenken kann. Die vier Großen sind nur für einen Bruchteil des Handelsvolumens verantwortlich und können damit nicht signifikant den Markt bewegen.

Svenbianca

Zu Pukt 1 bis 4: I agree!
Mike

Offline redbluewitch

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Eon erwartet weiter steigende Strompreise
« Antwort #12 am: 10. Januar 2008, 12:51:32 »
ich bin nicht gläubig, sondern verweise auf die von der EU im Auftrag gegebene Studie, und die wiederum widerlegt Ihr Glaube

Zitat
Schön, dass man allen Studien die es so gibt glauben schenken kann.

sicher, wenn Sie ein Interesse haben, an etwas Anderes zu glauben, bleibt das Ihnen unbenommen, ich lasse in diesem Falle Experten zu Wort kommen, deren Arbeit nicht von den Strom-Oligopolisten finanziert wird

übrigens, als Interesenvertretung der EVUs sollte dieser Forum nicht taugen

Offline Mike88

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Eon erwartet weiter steigende Strompreise
« Antwort #13 am: 10. Januar 2008, 13:18:17 »
übrigens, als Interesenvertretung der EVUs sollte dieser Forum nicht taugen

Ich dachte aber der sachlichen Diskussion, denn so war es gemeint.
Mike

Offline superhaase

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Eon erwartet weiter steigende Strompreise
« Antwort #14 am: 10. Januar 2008, 14:05:45 »
Zitat
Original von Mike88
Die vier Großen sind nur für einen Bruchteil des Handelsvolumens verantwortlich und können damit nicht signifikant den Markt bewegen.
Worauf stützen Sie denn diese Aussage?
Genau das Gegenteil ist wohl richtig.

Zitat
Original von svenbianca
glauben Sie also wirklich das Firmen wie Gazprom oder Investmentgesellschaften wie Blackstone etc. keine Wege finden würden hier ein Kraftwerk zu bauen, wenn man damit doch Unmengen Geld scheffeln kann ohne Risiko?
Ach nee.
Nun raten Sie mal, warum \"Blackstone & Co.\" derzeit kein solches Interesse bekunden?
Liegt es nicht vielleicht daran, dass sie keinen diskriminierungsfreien Marktzugang sehen und somit keinen Gewinn, sondern nur Ärger erwarten?
Wenn es den dikriminierungsfreien Zugang erst einmal gibt, dann werden wir schon sehen, wer alles Kraftwerke bauen will.


Und zum Thema \"Wir sind gegen alles Gesellschaft\":
Da ist schon was Wahres dran - das St.-Florians-Prinzip steckt wohl in den Menschen als Urinstinkt drin. ;)
Allerdings kommt es immer auch darauf an, was für Kraftwerke wo gebaut werden sollen. Dass die Bevölkerung gegen riesige Kohlekraftwerke ohne Abwärmenutzung protestiert, zeugt doch erst einmal von ihrem Sachverstand.  :D
Ich nehme an, Sie spielen auf das Bürgerbegehren an. Auch die örtliche Politik hat ja zum Teil gefordert, nicht ein großes Kraftwerk auf die grüne Wiese zu stellen, sondern kleinere Kraftwerke mit Fernwärmenutzung zu errichten. Hier sollten sich die Kommunen stärker engagieren, und hier sollte auch der Gesetzgeber bessere Grundlagen schaffen.
Ob es dagegen auch so starke Proteste geben würde, wage ich zu bezweifeln.

ciao,
sh
8) solar power rules

 

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