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Brennwertunterschiede ?

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gasbetreiber:
Hallo,

unsere Stadtwerke geben für ihr H Gas den relativ hohen Brennwert von 11,8 KW/m³ an. Sie arbeiten mit zwei angrenzenden großen Stadtwerken zusammen (angeblich Einkauf und EDV), die seltsamerweise andere Brennwerte (11,4 und 11,6) angeben (auch in Preis/KWh günstiger sind) und alle den Ruhedruck von 20 mbar angeben. In zwei anderen angrenzenden Großstädten wird der Brennwert mit 11,65-11,8 KW und dem Ruhedruck von 22 mbar angegeben. Die Städte liegen alle im Ruhrgebiet und in einer max. Entfernung von 30 KM.

Nun meine Fragen:

Können die Brennwerte denn wirklich unterschiedlich sein ?
(ist doch sicherlich der gleiche Vorlieferant und das gleiche Netz)

Ist der angegebene Brennwert der Stadtwerke denn abhängig von der geodätischen Höhe, oder ist der Brennwert nicht physikalisch gleich ?

Mein Versorger gibt den Ruhedruck von 20 mbar an, an der Druckdose im Keller steht 22 mbar, kann da was nicht stimmen und wie würde sich der Unterschied bemerkbar machen (im Preis positiv oder negativ für mich)?

Können die benachbarten Netze tatsächlich mit verschiedenen Drücken arbeiten (20 und 22 mbar) ? wenn man berücksichtigt, dass bei uns die Staädte direkt ineinander übergehen (wir wohnen nur 50 Meter von der Satdtgrenze zu 22 mbar).

Ist es evtl. so, dass der Leitungsdruck nicht die Rolle spielt, sondern die Druckdose den Hausdruck regelt (einstellt) ? dann müsste allerdings die Umrechnung von Zählermenge in m³ über den Heizwert in KW/m³ bei Ruhedruck 20 mbar (tatsächlich aber 22 mbar) falsch sein.


Schöne Grüße !

nkh:
Ich werde versuchen, die Fragen soweit es geht zu beantworten.

Können die Brennwerte denn wirklich unterschiedlich sein ?

Ja, Brennwerte können unterschiedlich sein, teilweise wird sogar in ein und derselben Stadt aus verschiedenen Einspeisungen Gas bezogen, so dass selbst bei einem GVU unterschiedlich Brennwerte möglich sind. Hier würde eine Nachfrage bei dem GVU helfen, wo das Gas eingespeist wird.

Ist der angegebene Brennwert der Stadtwerke denn abhängig von der geodätischen Höhe, oder ist der Brennwert nicht physikalisch gleich ?

Der Brennwert hat die Einheit kWh/nm³, also Kilowattstunde pro Normkubikmeter und bezieht sich somit auf Gas im Normzustand. Er ändert sich nicht. Was sich ändert durch die Höhe ist die Zustandszahl, die das Betriebsvolumen, was der Zähler misst, in Normvolumen umrechnet. Betriebsvolumen * Zustandszahl * Brennwert = Verbrauch in kWh
Auf vielen Rechnungen wird allerdings die Zustandszahl und der Brennwert zusammengefasst zum Umrechnungsfaktor. Dieser ändert sich dann natürlich durch die Höhe, da die Zustandszahl sich ändert.

Mein Versorger gibt den Ruhedruck von 20 mbar an, an der Druckdose im Keller steht 22 mbar, kann da was nicht stimmen und wie würde sich der Unterschied bemerkbar machen (im Preis positiv oder negativ für mich)?

Natürlich stimmt da etwas nicht. Aber wenn der Ruhedruck bei der Berechnung 20 mbar und im Keller 22 mbar ist, dann berechnet der Versorger zu wenig kWh, also entspannen. Umso höher der Versorgungsdruck, umso höher die Zustandszahl. Also wird mit 20 mbar eine kleinere Zustandzahl errechnet als mit 22 mbar. Siehe Formel oben.

Können die benachbarten Netze tatsächlich mit verschiedenen Drücken arbeiten (20 und 22 mbar) ? wenn man berücksichtigt, dass bei uns die Staädte direkt ineinander übergehen (wir wohnen nur 50 Meter von der Satdtgrenze zu 22 mbar).

Wenn es sich um räumlich getrennte Netze handelt sind verschiedene Drücke kein Problem. Bei den 20 mbar bzw. 22 mbar handelt es sich auch nicht um den Netzdruck, sondern den Versorgungsdruck am Druckregler, also in der Hausanlage. Das vorgeschaltete Netz kann einen deutlich höheren Druck aufweisen, ist aber nicht relevant.

Ist es evtl. so, dass der Leitungsdruck nicht die Rolle spielt, sondern die Druckdose den Hausdruck regelt (einstellt) ? dann müsste allerdings die Umrechnung von Zählermenge in m³ über den Heizwert in KW/m³ bei Ruhedruck 20 mbar (tatsächlich aber 22 mbar) falsch sein.

Ja, so ist es mit dem Leitungsdruck, wie oben beschrieben. Und wie oben beschrieben ist die Umrechnung falsch, wenn sie mit 20 mbar vorgenommen wird, aber 22 mbar vorliegen. Aber zu ihren Gunsten.

AKW NEE:
Hallo und guten Tag,
die Antworten von nkh sind aus meiner Sicht nicht ganz richtig.

Grundsätzlich muss unterschieden werden zwischen dem Brennwert des Gases und dem Brennwertfaktor oder auch kurz nur Faktor.  Bei beiden Angaben wird die Bezeichnung kWh/m³ verwendet.

Der Brennwert ist eher ein theoretischer Wert. Hier wird der Energiegehalt des Gases bezogen auf einen bestimmten Normzustand pro m³ angegeben, dieser Zustand ist in der Realität nicht anzutreffen. Der Brennwert ist ein Wert für die Verbrauchsberechnungen.

Der Brennwertfaktor oder kurz Faktor ist der rechnerische Energiegehalt des Gases an der jeweiligen Verbrauchsstelle. Hierbei wird der Brennwert mit einer errechneten Zustandszahl multipliziert. In der Zustandszahl werden Drücke, Temperaturen, Dichte, Feuchtigkeit und die Höhenzone in Beziehung gesetzt. Die Zustandszahl ist in der Regel kleiner als 1,0. Der Brennwertfaktor ist also immer kleiner als der Brennwert.

Für die Berechnung des Verbrauches in der Verbrauchsabrechnung werden die gemessenen m³ mit dem, für die Abnahmestelle errechneten Brennwertfaktor multipliziert. Das Ergebnis ist der tatsächliche (rechnerische) Verbrauch in kWh/m³.


--- Zitat ---Können die Brennwerte denn wirklich unterschiedlich sein ?
--- Ende Zitat ---
Hier muss geklärt werden, sind die jeweiligen Angaben der GVU´s der Brennwert oder der Brennwertfaktor. Nur die Werte mit gleicher Bezeichnung sind vergleichbar.
Das Erdgas wird durch überregionale Versorgungsleitungen angeliefert und wird an einem oder auch mehreren Einspeisepunkten in das jeweilige regionale Netz eingespeist. Wenn die Versorgung tatsächlich über nur eine überregionale Leitung erfolgt, kann der Brennwert nicht unterschiedlich sein, dies gilt auch für die benachbarten Versorgungsgebiete
Für die Angaben zum Brennwertfaktor gilt dies nicht. Die einzelnen Versorger können ihre Versorgungsgebiete in unterschiedliche Höhenzonen einteilen. Die einzelnen Zonen sollen den Bereich von 100m nicht übersteigen. Es kann also sein, dass:
 der eine Versorger die Höhenzone 1 für den Bereich  von 0 m - 80 m      
 angibt. Für die Berechnung der Zustandszahl wird dann der Mittelwert von
 40 m genommen.
der andere Versorger die Höhenzone 1 für den bereich von 0 m - 40 m    
 angibt. Für die Berechnung der Zustandszahl wird dann der Mittelwert von
 20 m genommen.
Aus dieser willkürlichen Einteilung errechnen sich unterschiedliche Zustandszahlen. In beiden Versorgungsgebieten wird in einer Wohnhöhe von 20 m zwar das vollkommen gleiche Gas verbrannt, es wird aber ein unterschiedlichen Verbrauch errechnet.
Es ist sogar möglich, dass bei einem Versorgerwechsel Sie einen anderen Preis bezahlen, als Ihr Nachbar, dies weil der neue Liferanten eine andere Einteilung der Höhenzonen vornehmen könnte.
Es kann also sein, dass die Versorger mehr kWh Erdgas verkaufen, als sie von den Vorlieferanten beziehen.


--- Zitat ---Ist der angegebene Brennwert der Stadtwerke denn abhängig von der geodätischen Höhe, oder ist der Brennwert nicht physikalisch gleich ?
--- Ende Zitat ---

Die Stadtwerke geben in den Abrechnungen in der Regel den Brennwertfaktor an. Wenn dies nicht geschieht ist die Abrechnung nicht nachvollziehbar, dies weil der Verbrauch in m³ X Brennwert nicht den Verbrauch im kWh ergeben kann. Leider wird dieser Wert häufig als Brennwert bezeichnet. Die Grundlage für die Anwendung der Bezeichnungen  und der Berechnungen geben die technischen Regeln des DVGW Arbeitsblatt G 685.
Der Brennwertfaktor ist abhängig von der geodätischen Höhe.
Der Brennwert ist ein Normwert , aber auch dieser Wert unterliegt gewissen Schwankungen. Ursache hierfür sind zum einen, dass das Gas nicht mit gleich bleibender Qualität gefördert werden kann und durch Mischung verschiedener Gase und Mengen sich Unterschiede ergeben.  


--- Zitat ---Mein Versorger gibt den Ruhedruck von 20 mbar an, an der Druckdose im Keller steht 22 mbar, kann da was nicht stimmen und wie würde sich der Unterschied bemerkbar machen (im Preis positiv oder negativ für mich)?
--- Ende Zitat ---

Die Druckdose ist eine Sicherungseinheit, die Druckangabe gibt einen Höchstdruck und nicht einen Mindestdruck an. Bei einem Ruhedruck über 22 mbar oder Schwankungen über diesen Wert wird hier durch einen Druckminderer der oberer Wert eingehalten oder die Sicherung ausgelöst und die Gaslieferung unterbrochen.

nkh:
So genau kann ich nicht den Unterschied bei Ihren und meinen Ausführungen nicht finden, sie sind ähnlich. Sie haben es ausführlich und richtig wiedergegeben. Was bei Ihnen Brennwertfaktor heisst, heisst z.B bei mir Umrechnungsfaktor, ist aber das gleiche.

Mit der Druckdose im Keller haben Sie sicherlich Recht, habe ich wohl mit einem Gasdruckregler verwechselt, ansonsten sind wir uns doch einig, oder?

Zitat: Wenn die Versorgung tatsächlich über nur eine überregionale Leitung erfolgt, kann der Brennwert nicht unterschiedlich sein, dies gilt auch für die benachbarten Versorgungsgebiete

Hier muss ich allerdings widersprechen. Der Abrechnungsbrennwert kann durchaus abweichen, obwohl das Gas aus einer Leitung kommt, wenn nach G685 ein mengenmäßig gewogenes Mittel gebildet wird, wobei der monatliche Brennwert in Relation zur Einspeisung gesetzt wird und hierraus ein Jahresmittelbrennwert gebildet wird. Bei dieser Berechnungsmethode können identische Brennwerte zu unterschiedlichen Abrechnungsbrennwerten führen.

AKW NEE:
Nichts anderes habe ich von Ihnen erwartet, hatte wir doch zum gleichen Thema an anderer Stelle ein ähnliche Problematik.


--- Zitat ---Hier muss ich allerdings widersprechen. Der Abrechnungsbrennwert kann durchaus abweichen, obwohl das Gas aus einer Leitung kommt, wenn nach G685 ein mengenmäßig gewogenes Mittel gebildet wird, wobei der monatliche Brennwert in Relation zur Einspeisung gesetzt wird und hierraus ein Jahresmittelbrennwert gebildet wird. Bei dieser Berechnungsmethode können identische Brennwerte zu unterschiedlichen Abrechnungsbrennwerten führen
--- Ende Zitat ---

Auch wenn es in der Bibel heißt, wer suchet, der wird finden, war ihre Suche an dieser Stelle vergeblich, schreiben Sie doch selbst:

--- Zitat ---Bei dieser Berechnungsmethode können identische Brennwerte zu unterschiedlichen Abrechnungsbrennwerten führen.
--- Ende Zitat ---
Wie denn nun? Unter identische Brennwerte verstehe ich gleiche, Sie nicht?

Bei der Verwendung der Begriffe Brennwert, Abrechnungsbrennwert, Brennwertfaktor oder Faktor müssen auch Sie sorgsam walten lassen. Wenn Sie nochmals meinen Beitrag lesen sollten, werden Sie unschwer feststellen, dass der Begriff Brennwert nicht mit dem Abrechnungsbrennwert aus der G 685 Seite 9 identisch ist und von mir auch nicht so benutzt wurde. Bei der Bezeichnung Brennwert geht es mir um den Brennwert im Normzustand des Gases. Hierzu schreiben Sie:
--- Zitat ---Der Brennwert hat die Einheit kWh/nm³, also Kilowattstunde pro Normkubikmeter und bezieht sich somit auf Gas im Normzustand. Er ändert sich nicht.
--- Ende Zitat ---

Wir sollten die Leser nicht weiter verwirren und es hier beenden.

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