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Autor Thema: Gaspreissenkung in Bad Pyrmont- merkwürdige Begründungen  (Gelesen 21378 mal)

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Offline RR-E-ft

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Wenn \"die Uhren\" in Bad Pyrmont nicht vollständig anders gehen und auch keinen die Fabuliererei befallen hat, dürften wohl allenorts neue Erkenntnisse vorliegen, wonach die Gaspreise zum 01.04. nicht zu erhöhen, sondern vielmehr ordentlich abzusenken sind:

Die zunächst zugrundegelegten Prognosewerte sollen sich bei Prüfung und nach \"neuen Erkenntnissen\" als falsch erwiesen haben. Hierzu folgende Zeitungsmeldungen:

Aus den Pyrmonter Nachrichten:



Kein Scherz: Gas wird zum 1. April billiger!

Stadtwerke nehmen 22-prozentige Erhöhung zur Hälfte zurück / Kartellamt-Ermittlung damit beendet
Von Hans-Joachim Weiß
Bad Pyrmont.

Was angesichts der drastischen Anhebung des Gaspreises zum 1. Januar dieses Jahres in Höhe von 22 Prozent zunächst als Aprilscherz gelten könnte, ist frohe Wirklichkeit für alle Verbraucher:
...

Diese Prüfung scheint im Hause der Pyrmonter Stadtwerke stattgefunden zu haben. Wörtlich heißt es in der Presseerklärung der Geschäftsleitung:

\"In die Kalkulation der Erdgaspreise für das Jahr 2005 auf der Kundenseite zum Kalkulationszeitpunkt 2004 ist als Hauptdeterminante der in den Bezugsverträgen vereinbarte Erdgasbeschaffungspreis der Vorlieferanten E.ON Ruhrgas AG und E.ON Westfalen Weser AG eingeflossen. In diese Beschaffungskosten und damit verbunden in die Preisbildung zum 1. Januar 2005 sind sowohl die Heizölpreisnotierungen der Monate April bis September 2004 eingegangen, welche im Mittel bei einem Wert von 33,70 Euro je 100 Liter lagen, als auch die Prognoseheizölwerte des statistischen Bundesamtes für den Zeitraum Oktober 2004 bis Juni 2005. Zusammen (Ist- und Prognosewerte) ergab dies eine durchschnittliche Heizölpreisnotierung von 38,68 Euro pro 100 Liter für die Kalkulation des Erdgaspreises zum 1. 1. 2005. ...

Mit Datum 28. Februar 2005 liegen uns nun vier weitere Werte bei den Heizölpreisnotierungen für die notwendigen Referenzzeiträume als auch die neuesten Prognoseheizölwerte vor. Damit ergibt sich eine durchschnittliche Heizölpreisnotierung von 36,56 Euro pro 100 Liter im Vergleich zu 38,68 Euro pro 100 Liter. Dies entspricht einer Steigerung der Heizölpreisnotierungen im Vergleich zum Vorjahr von nur\' noch 25,33 Prozent. Da sich der Heizölreferenzpreis für eine Preisbildung für den Rest des Jahres 2005 somit nach unten bewegt hat, wird auch dieser Effekt an die Kunden weitergegeben.\"
...

© Pyrmonter Nachrichten, 12.03.2005


\"Die getroffenen Entscheidungen waren notwendig\"

Stadtwerke-Aufsichtratsvorsitzender Kurt-Heinz Zühlke begründet Reduzierung der Gaspreiserhöhung / Gespräch

Bad Pyrmont. Hatten sich die Sozialdemokraten im Aufsichtsrat (AR) der Pyrmonter Stadtwerke GmbH mit Ausnahme Günther Steinmeyers, der dagegen votierte, bei der 22-prozentigen Anhebung des Gaspreises zum 1. Januar noch der Stimme enthalten, so fiel die Entscheidung zur Reduzierung ab 1. April (wir berichteten) einmütig. Über die Hintergründe dieser Maßnahme sprach Hans-Joachim Weiß mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Kurt-Heinz Zühlke (CDU).
...

Wer soll denn nun glauben, dass die Preissenkung zum 1. April nicht doch mit dem Ermittlungsverfahren des Landeskartellamtes in Zusammenhang steht?

Die Geschäftsführung war im Januar aufgefordert worden, die Kalkulation offen zu legen. Das ist schriftlich und mündlich erfolgt. Schon zum damaligen Zeitpunkt war erkennbar, dass der Heizölpreis im Laufe des Jahres nach unten korrigiert werden muss.

Aber dazwischen lagen gerade mal vier Wochen.

Das ist richtig, aber Ende Januar hatte die Geschäftsführung die Heizölpreisnotierungen für den Zeitraum bis Ende 2004 vorliegen. Und unter zusätzlicher Einbeziehung der Prognosewerte war zu diesem Zeitpunkt abzusehen, dass sich der Heizölpreis nach unten entwickelt hat. Demzufolge war auch für den AR erkennbar, dass eine Senkung noch dieses Jahr zu beschließen sein würde.
...


Wie soll das Vertrauen der Verbraucher in die Stadtwerke wieder hergestellt werden?

Ich bedaure es, dass der Gaspreis in einem so kurzen Zeitraum zunächst nach oben und dann wieder nach unten korrigiert werden musste. Aber wir haben aufgrund vorliegender Fakten entscheiden müssen. Ich hoffe, dass der Verbraucher akzeptiert, dass wir nun unverzüglich reagiert haben.

© Pyrmonter Nachrichten, 14.03.2005

Was vorher geschah:

Die Erklärungen der Gaspreiserhöhung wie überall in Deutschland, unvermeidlich, keine Einbahnstraße, schade, schade, schließlich wird alles teurer.

Quelle: http://www.stadtwerke-bad-pyrmont.de

(Aktuelles/ Presse- Info, Stand 16.03.2005)

Pressemitteilung der Stadtwerke Bad Pyrmont Energie und Verkehrs GmbH

Bad Pyrmont – Erdgas- und Strompreise steigen zum 01. Januar 2005

Eine Reihe von Gasversorgungsunternehmen hat bereits im Jahr 2004 den Gaspreis aufgrund der Heizölpreisentwicklung angepasst. Die seit dem Frühjahr deutlich steigenden Ölpreise machen nun auch eine Anpassung der Erdgaspreise der Stadtwerke Bad Pyrmont Energie und Verkehrs GmbH zum 01. Januar 2005 notwendig, teilt Dr. Klaus Horchelhahn, Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Pyrmont Energie und Verkehrs GmbH, mit. Aufgrund der momentanen Entwicklung des Heizölpreises welcher zeitversetzt in die Beschaffungskosten einfließt ist eine Preisanpassung um 0,75 ct/kWh notwendig.

Diese Preisanpassung findet vor dem Hintergrund generell steigender Preise auf den Energiemärkten statt. So sind die Preise für einzelne Energieträger seit Januar 2004 zum Teil erheblich angestiegen. Kohle kostet momentan 23 % mehr im Vergleichszeitraum, noch höher liegen die Steigerungsraten bei leichtem Heizöl (+31 %), Rohöl (+38%) oder Koks (+150%). Die so genannte Ölpreisbindung koppelt den Gaspreis zeitverzögert an den Ölpreis.

Die Preiserhöhung bei Heizöl ist im direkten Monatsvergleich noch deutlicher. Kostete das Öl im Oktober 2003 noch 30,02 €/100 l so musste für die selbe Menge im Oktober 2004 bereits 44,98 €/100 l bezahlt werden. Dies entspricht einer Steigerung von 49,8 %. In Europa sind die Erdgaspreise, mit Ausnahme Großbritannien, an den Ölpreis gekoppelt. Und dort, wo das nicht der Fall ist, etwa in den USA, stiegen sie noch heftiger.

„Die Ölpreisbindung ist zudem keine Einbahnstrasse nach oben: Fallen die Ölpreise, dann fallen auch die Gaspreise wieder“ betonte Dr. Horchelhahn. Die Bindung verhindert, dass die wenigen ausländischen Erdgas Produzenten bei sinkenden Ölpreisen die Gaspreise hochhalten.

Man darf auch nicht vergessen, dass etwas 30 % des Gaspreises, den die Haushalte heute zahlen vom Staat abgeschöpft werden und nur 70 % für Beschaffung, Transport und Vertrieb verbleiben. Beispielsweise wäre ohne die Erdgassteuer der Gaspreis zwischen 1985 und 2002 um ca. 15 % gesunken. Der Hauptgrund für die 2003 gestiegenen Erdgaspreise ist die fast 60 %ige Erhöhung der Erdgassteuer zum 01.01.2003. Die Preisanpassung von 0,75 ct/kWh bedeutet für den Bereich eines Einfamilienhauses eine Mehrbelastung von ca. 150,-€/a.

Letztmalig wurde der reine Erdgaspreis (abgesehen von der o.g. Steueränderung zum 01.01.2003) am 01.01.2001 um damals 1,02 ct/kWh (umgerechnet) erhöht. Zum 01.07.2001 wurden die Erdgaspreise dann um 0,51 ct/kWh (umgerechnet) gesenkt, so dass die reinen Erdgaspreise nunmehr seit über drei Jahren konstant gehalten werden konnten.

Die Stadtwerke Hameln haben ihre Erdgaspreise bereits zum 01.12.2004 um 8,8 % erhöht. Bei der Betrachtung eines Durchschnittskunden (20.000 kWh, 10 kW) ergeben sich damit für den Kunden bei den Stadtwerken Hameln Jahreskosten von 1.050,96 €. Bei der Preiserhöhung in Bad Pyrmont um 0,75 ct/kWh würden sich dann für den gleichen Kunden bei den Stadtwerken Bad Pyrmont Jahreskosten von 1.047,25 € ergeben.

Nach ausführlicher Analyse der Kosten- und Erlöslage der Stromversorgung der Stadtwerke Bad Pyrmont Energie und Verkehrs GmbH sowohl im energiewirtschaftlichen als auch im finanzwirtschaftlichen Teil ist insbesondere aufgrund der Preiserhöhungen auf der Beschaffungsseite eine Preisanpassung auch für die Allgemeinen Tarifpreise für Elektrizität zum 01.01.2005 unumgänglich.

Auf

Offline sonoio

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Gaspreissenkung in Bad Pyrmont- merkwürdige Begründungen
« Antwort #1 am: 15. März 2005, 22:18:51 »
Die Stadtwerke reagieren durch ihre teils sehr starke Verquickung mit der Lokalcolorit (i.E. Stadträten, etc.) im Allgemeinen bürgerfreundlicher.
So zumeist der Eindruck.
Schliesslich müssen sich Stadtwerkechefs und lokale Politiker in den Kommunen noch sehen lassen können. Der Mut, eine Fehlentscheidung zu korrigieren, ist hier weit größer, als in den Konzernen.
Die Konzernstrategen sind eh nur auf Gewinnmaximierung aus.
Das Zitat aus den obigen Artikel ist klasse, allerdings fehlt der Nachsatz: \"Was können wir dafür, dass es für Gas eine Ölpreisbindung gibt...\". \"... (Nix?) Aber leben können wir damit prima.\"

Das bringt mich auf einen weiteren Diskussionsbeitrag über den Verkauf städtischen Tafelsilbers, den ich heute noch anfangen will.

Bis dahin
sonoio

Offline Cremer

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Gaspreissenkung in Bad Pyrmont- merkwürdige Begründungen
« Antwort #2 am: 16. März 2005, 11:06:16 »
Hi sonoio

Nun die Argumentation der Stadtwerke finde ich sehr gut, um damit der \"Roten Karte\" des zuständigen Wirtschaftsministerium argumentativ entgegen zu treten. Man muss sich ja schließlich was einfallen lassen, um sein Gesicht den kunden gegenüber zu wahren.
MFG
Gerd Cremer
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Gaspreissenkung in Bad Pyrmont- merkwürdige Begründungen
« Antwort #3 am: 16. März 2005, 12:51:50 »
@sonoio
@cremer

Die \"Tafelsilber\"- Problematik ist eine andere \"Baustelle\".


Bemerkenswert an Bad Pyrmont ist, dass die der Preisbildung zugrunde gelegten Prognosewerte in erheblichem Maße nicht mit der tatsächlichen Preisentwicklung übereingestimmt haben sollen. Auch in Bad Pyrmont werden wohl die Prognosewerte von WIBERA zugrundegelegen haben.

Prognosewerte des Statistischen Bundesamtes wären mir unbekannt.
Es ist ja wohl auch schon nicht Aufgabe des Statistischen Bundesamtes, \"Kaffeesatzleserei\" zu betreiben, sondern tatsächliche Preisentwicklungen zu erfassen und aufzuzeichnen.

Es ergibt sich zum einen, dass die Prognosewerte erheblich neben der tatsächlichen Preisentwicklung lagen, zumindest bei Versorgung durch E.on Westfalen Weser/ Ruhrgas, und zum weiteren, dass nun deshalb eine erhebliche Korrektur erfolgen musste.

Unterstellt, dass diese Angaben von Geschäftsführung und Aufsichtsrat von Bad Pyrmont richtig sind (Gasversorger sind immerhin seriöse Unternehmer und nur zu Unrecht von Hetze der Verbraucherverbände betroffen), muss dieses Ergebnis auch für eine Vielzahl anderer Versorger gelten !!!!

Der Kunde kann also auf die Entwicklung in Bad Pyrmont verweisen und bei seinem Versorger nachfragen, ob dieser ebenfalls von einer solchen Misere betroffen ist, dass die der Preiserhöhung zugrunde gelegten Prognosen sich zwischenzeitlich als so erheblich falsch erwiesen haben, und ob auch dieser deshalb zum 01.04.2005 seine Preise entsprechend weitgehend absenken wird.

Das erschüttert doch die gesamte Argumentation der Gasversorger, wonach die Preisentwicklung vollkommen zutreffend prognostiziert werden kann und nicht etwa nur das Ergebnis eines einzelnen flüchtigen Blicks in eine \"Glaskugel\" ist.

Wollten die Gasversorger dies nicht eingestehen, müssten diese sich vom Gasversorger in Bad Pyrmont als \"schwarzes Schaf\" in den eigenen Reihen distanzieren.

Dann wäre jedoch auch nicht auszuschließen, dass eine weitere stattliche Anzahl \"schwarzer Schafe\" gibt.

Das Dogma von der \"Unfehlbarkeit der Gaspreiskalkulation\" der Versorger ist damit vollständig hinfällig.

Deshalb haben nunmehr erst recht alle betroffenen Kunden allen Grund, beharrlich nachzufragen und sich die Erforderlichkeit und Angemessenheit der Preiserhöhungen bei ihrem eigenen Versorger nachweisen zu lassen, was jedoch nur durch Offenlegung der Kalkulationsgrundlagen erfolgen kann.

Schlussendlich wäre wohl sogar indiziert, dass E.on Ruhrgas die Preise gar nicht in dem Umfange wie zunächst angekündigt und prognostiziert zum 01.01.2005 erhöht hatte.

E.on Ruhrgas ist aber mit 60 % Marktanteil am deutschen Erdgasmarkt unbestrittener Marktführer und somit das Unternehmen, welches mit seinem Preisniveau die Preisentwicklung insgesamt maßgeblich bestimmt.

Daraus würde wohl nichts anderes folgen, als das sämtliche Prognosen aller Gasversorger entsprechend hinfällig sind und einer dringenden Korrektur bedürfen.

Somit könnte der Fall Bad Pyrmont Bedeutung für den gesamten Erdgasmarkt in Deutschland haben.

Es sei denn, da hätte jemand bei seinen öffentlichen Erklärungen erheblich \"gezaubert\".

Dies müsste aber dann auch von den maßgeblichen Verbänden eingeräumt werden  - mit den oben genannten Konsequenzen, hätte dann aber auf jeden Fall wohl in Bad Pyrmont selbst notwendigerweise persönliche Konsequenzen zur Folge.


Mit anderen Worten:


Bad Pyrmont liegt wohl überall in Deutschland.


Es sieht zudem gerade danach aus, als passiere in Bad Pyrmont etwas ganz besonderes:

Die Stadtwerke Hameln berichten aktuell von steigenden Ruhrgaspreisen zum 01.04.2005. Bei Sondervertragskunden werden deshalb planmäßig zum Beginn des II.Quartals 2005 (01.04.2005) die Preise erhöht - wie immer: keine Einbahnstraße, nur die Richtung sei eben gerade festgelegt, also leider keine Möglichkeit zum Wenden.

Im nicht weit entfernten Bad Pyrmont mit ebenfalls strenger Kopplung an den Ölpreis - ebenfalls keine Einbahnstraße- sinken die Preise jedoch zum 01.04.2005....

Auch dort angeblich Maßgeblichkeit der Ruhrgaspreise. Die Preise in Bad Pyrmont lassen jedoch offensichtlich eine scharfe Wendung zu, obschon die Preisentwicklung sich auf der selben Straße vollziehen soll, bei der es sich um keine Einbahnstraße handeln soll.

Das läßt sich wohl kaum erklären.

Es steht sogar zu besorgen, dass es auf vorgenannter \"Straße\", die zwar keine \"Einbahnstraße\" ist, auf der aber grundsätzlich alle nur in einer Richtung unterwegs sind, unverhofft zu einem Unfall kommen könnte:  

Die Preiserhöhung der Stadtwerke Hameln zum 01.12.2004 um 8 % basierten auf einer Preissteigerung der Heizölnotierungen zwischen 30 und 40 %.

Nun haben aber gerade die Stadtwerke Bad Pyrmont \"herausgefunden\", dass die Heizölnotierungen nur um 25,33 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind.

Dann stimmt aber auch schon die Annahme der Stadtwerke Hameln für deren Preiserhöhung zum 01.12.2004 nicht mehr und auch diese müssten ihre Preise nun absenken....

Und natürlich haben sich die Heizölnotierungen in Bad Pyrmont nicht anders entwickelt als irgendwo sonst.



Freundliche Grüße
aus Jena




Thomas Fricke
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Offline Hennessy

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Gaspreissenkung in Bad Pyrmont- merkwürdige Begründungen
« Antwort #4 am: 16. März 2005, 18:20:57 »
Nach dieser hier verbreiteten Logik, müssten alle Versorger, die nur um ca. 50% von 0,75 Ct./kWh (d.h. < ca. 0,4 Cent pro Kilowattstunde) erhöht haben sauber sein oder ? (nein, das passt auch nicht ins Konzept - oder?)

Wenn ich Unfähigkeit und Abzockermentalität bei der Preisermittlung als Basis voraus setze, kann doch nichts vernünftiges dabei rauskommen - also worüber regt man sich hier auf - über die eigene Einschätzung an den handelnden Unternehmen und Personen?

Die Kartellämter nutzen im Moment ihre Position gnadenlos aus, damit sie ihre Daseinsberechtigung im neuen Energiewirtschaftsgesetz nachweisen. Hier frönt jeder - egal ob Landes-, Bundeskartellamt, Regulierungsbehörde, Verbände und Unternehmen - ausnahmslos seinen eigenen Interessen, das macht es (teilweise) so \"herrlich\" unsachlich und schwer nachvollziehbar!

Offline RR-E-ft

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Gaspreissenkung in Bad Pyrmont- merkwürdige Begründungen
« Antwort #5 am: 16. März 2005, 19:52:36 »
@Hennessy

Offensichtlich gibt es bei dem Fall doch wohl einen krassen Widerspruch.

Nach der eigenen Pressemitteilung von Bad Pyrmont zur Preiserhöhung hatte man sich durchaus mit der Preiserhöhung der benachbarten Kollegen in Hamlen auseinandergesetzt. Denn darauf wurde ausdrücklich Bezug genommen.

Dann ist es aber wohl überhaupt nicht nachvollziehbar, dass man sich in Bad Pyrmont wegen falscher Prognosewerte so erheblich verkalkuliert haben will. Denn auch in der Pressemitteilung von Hameln waren ja Prognosewerte genannt, nämlich zwischen 30 und 40 % und nicht über 49 % Preiserhöhung bei den Heizölnotierungen.

Wenn dort Aussagen falsch waren/ sind, handelt es sich wohl nicht nur um eine reine \"Flunkerei\", weil es dabei auch konkret um das Vertrauen und vor allem um das Geld der Verbraucher geht.

Der Verbraucher kann sich derzeit ersichtlich auf nichts stützen, außer die Angaben seines Versorgers, denen er vertrauen soll und muss.

Wie die Entwicklung welcher Heizölnotierungen mit der Entwicklung der Erdgaspreise zusammenhängen sollen, ist doch immer noch nicht klar:

Die regionalen Unterschiede bis zu 38 % (bezogen auf einen Stichtag, wie auch sonst) wurden vom BGW mit dem regional unterschiedlich ausgeprägtem Wettbewerb auf dem Wärmemarkt mit dem leichten Heizöl begründet. Dann wäre aber wohl auf die regionalen Heizölnotierungen abzustellen. Tatsächlich gelten aber z. B.  auch in Thüringen die Heizölnotierungen auf der sog. \"Rheinschiene\".

Alles intransparent und wirklich nicht nachvollziehbar.

Also kann man sich nur an den Aussagen der Versorger orientieren, welche die Kopplung an die Heizölpreise anführen (unabhängig davon, dass die Heizölnotierungen irgendwo in Deutschland für die Förderländer wohl uninteressant sein werden und auch schon nicht klar ist, wie die Ölpreis- Kopplung in den Importverträgen gestaltet ist und wie sich ggf. das Übersetzungsverhältnis zur HEL- Preisbindung dabei gestaltet).

Und dazu habe ich nun nur die sehr aktuelle Aussage von Bad Pyrmont, dass die Heizölnotierungen entgegen den Prognosen tatsächlich gesunken sind, was ja dann wohl überall gilt. Ein anderer Versorger hat sich ja dazu bisher nicht öffentlich positioniert. Jedenfalls ist mir nichts bekannt geworden.

Diese Aussagen also als richtig unterstellt - woran soll man sich sonst orientieren - führt doch wohl dazu, dass die Gaspreise wohl allerorten zu hoch kalkuliert wurden, eben allein deshalb, weil sich das Problem der Abweichung zwischen Prognose- und Ist- Werten wohl überall genauso stellen muss.

Dabei wäre es auch vollkommen belanglos, um wieviel (absolut) die einzelnen Unternehmen ihre Preise erhöhten.

Und es ergäbe sich ebenso, dass die Preiserhöhung in Hameln, die auf einer Erhöhung der Heizölnotierung zwischen 30 und 40 % beruhen soll, bei einer lediglich 25,33 % igen Erhöhung der Heizölnotierungen auch schon zu hoch sein muss.

Dabei lege ich doch nur die Aussagen aus Bad Pyrmont als zutreffend zugrunde und komme allein deshalb zu diesen Ergebnissen, ohne wohl dabei gegen elementare Denkgesetze zu verstossen.

Tatsächlich kann doch der einzelne Verbraucher, der die oben genannten Übersetzungsverhältnisse auf den verschiedenen Wertschöpfungsstufen nicht kennt - zwischen welchen relevanten Ölnotierungen auch immer und den Erdgaspreisen, die Preisentwicklung beim Erdgas bisher doch überhaupt nicht nachvollziehen.

Selbst das Bundeskartellamt tappt doch dabei immer noch im Dunkeln, wie die Expertenanhörung im Wirtschaftsausschuss des Deutschen Bundestages am 15.12.2004 ergab:

http://www.bundestag.de/parlament/gremien15/a09/eAnhoerungen/nEnWG2/index.html

Wie kommen wir also in der Frage der Angemessenheit der einzelnen Preiserhöhungen zur Klarheit, wenn nicht dadurch, dass endlich einmal die Karten auf den Tisch gelegt werden.

Mal ganz ehrlich:

Kann man sich auf die Aussagen aus Bad Pyrmont verlassen und darf man deshalb annehmen, dass die Gaspreise allerorten zum 01.04.2005 sinken müssen?

Wenn man den Aussagen der Gasversorger aus Bad Pyrmont ggf. nicht vertrauen kann/ darf:

Darf man dann seinem eigenen Gasversorger vertrauen?
Worauf soll sich dieses Vertrauen gründen?

Schließlich klingt doch die Pressemitteilung zur Gaspreiserhöhung in Bad Pyrmont zum 01.01.2005 genauso wie die Pressemitteilungen x- beliebiger anderer Versorger, über ganze Passagen hinweg:

\"keine Einbahnstraße\",
\"hoher Staatsanteil\",
\"Allgemeine Preisentwicklung auch bei anderen Energiepreisen\".....

Was darf den Kunden also sicher machen, dass gerade sein Versorger nicht überzogen und seine eigenen Margen erhöht hat?

Schwüre, WIBERA-Testate, ein sympathischer junger Geschäftsführer, der jedoch bei der Verkündung der traurigen Wahrheiten über unausweichliche Preiserhöhungen vor der örtlichen Presse und den Fernsehkameras unruhig und zappelig auf seinem Stuhl hin und her rutscht.....?

Der, an den ich dabei denke, sprach in diesem Zusammenhang auch von einer \"bundesweit einheitlichen Preisformel\", obschon die Preiserhöhungen regional vollkommen unterschiedlich ausfielen.

Es ist ersichtlich, dass irgendwo in der langen Lieferkette durch die Preiserhöhungen ein erheblicher zusätzlicher Gewinn generiert wird, weil den gestiegenen Preisen irgendwo gar keine gestiegenen Kosten gegenüber stehen (können).

Wo dieser zusätzliche Gewinn anfällt, ist die Frage.

Der E.on Vorstandsvorsitzende äußerte im SPIEGEL und andernorts, Ruhrgas habe die Erhöhungen immer zeitlich exakt weiter gegeben, allein die Regionalversorger und die Stadtwerke würden eigene Interessen verfolgen.

Als wenn der E.on Konzern nicht an vielen Regionalversorgern und Stadtwerken beteiligt wäre, in Thüringen gehören wohl alle zum Konzern....

Der Verband der kommunalen Unternehmen sah sich hiernach angegriffen und verwies sogleich darauf, dass die Stadtwerke alle nur exakt die gestiegenen Vorlieferantenpreise weitergeben würden.

Das erinnert an das alte Kinderspiel \"Schraps, Du hast den Hut verloren\".
Keiner will es gewesen sein. Alle sind sich einig, vollkommen exakt gehandelt zu haben.

Wollte man alle diese Aussagen als wahr unterstellen, ergäbe sich nichts anderes, als dass der zusätzliche Gewinn durch die Preiserhöhungen allein in den Förderländern anfällt.

Unabhängig, davon, dass sich dabei schon die Frage aufdrängt, ob diese nur Deutschland das Erdgas so teuer verkaufen, weil der Krieg verloren ging, müsste ja dann zum Beispiel in Russland sehr viel Geld angekommen sein, so dass Deutschland zum Wohle des Staatshaushalts auf Rückzahlung von russischen Staatsschulden drängen könnte.

In der Gesamtheit geht es wohl um Milliarden.

Der BGW gibt dauernd entsprechende Stellungnahmen ab, bezeichnet das Handeln der Verbraucherschützer \"verantwortungslos\".

Wo ist aber die Verantwortung der Konzerne und der Verbände für die Glaubwürdigkeit ihrer Mitglieder und der ganzen Branche?

Hätte man deshalb nicht intern auf äußerste Zurückhaltung bei den Preiserhöhungen drängen müssen?

Die wirtschaftlichen Interessen sind natürlich andere.

Aber im Interesse der Glaubwürdigkeit der ganzen Branche hätte man doch wohl evtl. vorhandene \"schwarze Schafe\" frühzeitig zur Ordnung rufen müssen.

Allein die Kollegen konnten doch frühzeitig erkennen, wenn andere überzogen, weil sie den Markt noch viel besser kennen als etwa die Kartellbehörden, die sich ersichtlich erst einen Überblick verschaffen müssen.

Wie steht es also um diese Verantwortung untereinander?

Und es ist doch wohl auch ersichtlich, dass alle Unternehmen innerhalb der Lieferkette die Preiserhöhungen wohl ohne Murren hingenommen haben müssen, um sie auf den jeweils nächsten weiterzuwälzen, bis sie schlussendlich beim Verbraucher landen.

Den letzten beißen die Hunde:

Der Verbraucher soll alles bezahlen.

Und dies angesichts des Umstandes, dass viele Unternehmen innerhalb der Lieferkette untereinander und miteinander in vielfältiger Art und Weise verbunden sind.

Dann sehen die Leute die Berichte von den Bilanzpressekonferenzen und müssen natürlich den Eindruck gewinnen, es sei ihr Geld, welches als erhöhte Dividende an die Aktionäre gerade zur Auszahlung kommt.

Jeder Versorger verweist nur schulterzuckend auf den Nachbarn und darauf, dass auch dieser seine Preise erhöht hat.

Jeder Versorger beteuert, nach wie vor im Verhältnis zu anderen noch günstig zu sein, auch wenn alle - im Vergleich zum europäischen Ausland -längst nicht mehr günstig sind.

Es ist wohl etwas zu kurz gesprungen, darauf zu verweisen, die Kartellbehörden wollten jetzt nur noch schnell ihre Daseinsberechtigung beweisen.

Schließlich haben die einen konkreten gesetzlichen Auftrag und die Verbraucher haben Anspruch darauf, dass der Staat seine Verantwortung wahrnimmt und sie schützt.

Es ist wohl auch nicht bekannt geworden, dass ein Unternehmen, welches sich etwa durch die Behörden unrechtmäßig behandelt fühlt, etwa deswegen Klage zu einem Gericht erhoben hätte. Allein das spricht wohl für sich.

Und es werden ja auch nur die krassesten Fälle herausgenommen. Oft reicht schon das Gelöbnis, die Preise nicht weiter zu erhöhen und schon ist man sich mit den Behörden einig.

Die Preiserhöhungen hätten überall nur schrittweise erfolgen dürfen, um sog. Mitnahme- Effekte durch \"vorsorgliche\" Preiserhöhungen sicher auszuschließen. Am Ranking der Preise der einzelnen  Gasversorger hätte sich hierdurch nichts ändern können. Es ist jedoch ganz anders zu beoabachten.

Nochmals:

Kann man den genannten Aussagen aus Bad Pyrmont Vertrauen schenken?

Viele Kunden dort haben es bisher wohl getan und ihre Rechnungen immer vollständig bezahlt.

Was soll man denen ggf. raten?  
 

Freundliche Grüße
aus Jena




Thomas Fricke
Rechtsanwalt

Offline Hennessy

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Gaspreissenkung in Bad Pyrmont- merkwürdige Begründungen
« Antwort #6 am: 17. März 2005, 15:36:32 »
Bad Pyrmont ist mit einer Erhöhung um 0,7 Cent pro Kilowattstunde unzweifelhaft über die normale Prognose hinausgeschossen. Hier wird jedoch daraus abgleitet, dass alle Versorger mit falschen Heizöl-Prognosen kalkuliert haben und jetzt zurückrudern müssen - diese Logik bleibt für mich verborgen.

Gasversorger versuchen nicht alle 2-3 Monate die Preise zu ändern, sondern langfristige Preise zu machen - hierzu muss man einen Blick in die Kristallkugel wagen. Wenn es dann nicht stimmt, kann durch die Gültigkeitsdauer des nächsten Preises das wieder glattgezogen werden. Aus diesem Grund sind die angestellten Stichtagsbetrachtungen völlig irreführend - nur die Jahreskosten sind entscheidend für den Verbraucher - mit den aktuellen Preisen läßt sich eigentlich nur Stimmung und Politik machen. Was passiert, wenn die Prognose von der Realität überholt wird, hat man 1999/2000 erlebt: viele Gasversorger mussten auf Grund der extremen Preisentwicklungen des Heizöles 4mal in 12 Monaten die Preise erhöhen. Durch die rapiden Preisveränderungen haben einige noch erhöht, als andere schon gesenkt haben - immer mit der gleichen Begründung: Heizölpreise! Zugegeben, das ist nicht trivial und in weiten Teilen nicht transparent - d.h. aber nicht, dass es unlautere Abzocke ist!

Offline RR-E-ft

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Gaspreissenkung in Bad Pyrmont- merkwürdige Begründungen
« Antwort #7 am: 17. März 2005, 17:48:16 »
@Hennessy

Nach meiner Einschätzung und bei Zugrundelegung der veröffentlichten Fakten handelt es sich in Bad Pyrmont um keinen bedauerlichen \"Irrtum\".

Es liegt wohl auch nicht daran, dass die Glaskugel nicht geputzt war...

Meines Erachtens war das mindestens vermeidbar.

Die Stadtwerke Hameln haben wohl schon eine feste Meinung zu der Pressemitteilung der Bad Pyrmonter zur Gaspreiserhöhung vom 01.01.2005, siehe unter dem ´Thread \"Stadtwerke Hameln\".

Nach allen bisherigen Informationen konnte davon ausgegangen, dass nicht jeder Versorger seine eigene Kristallkugel zu Rate zieht, sondern dass man sich einheitlich etwa auf die WIBERA- Preistelegramme u. ä. verläßt - wie auch sonst. Es gibt ja keine auf die Branche spezialisierten Wahrsager. Auch das Orakel von Delphi ist längstens außer Dienst.

Wie kann der Verbraucher erkennen, ob seinem Versorger nicht das selbe wiederfahren ist, wie den Bad Pyrmontern?

Woraus soll der Verbraucher nach alldem die Gewissheit schöpfen können, dass bei seinem Versorger alles mit rechten Dingen zugegangen ist?

Ich habe wohl an anderer Stelle hinlänglich zum Ausdruck gebracht, dass es schon keiner bösen Absichten einzelner Personen bedarf.

Es handelt sich nach meiner bisherigen Überzeugung im Wesentlichen um einen Systemfehler, der diese Erscheinungen zeitigt.

Nun fällt so ein System jedoch nicht vom Himmel, sondern wird von vielen verantwortet. Wenn dabei Fehler erkannt werden, müssen sie abgestellt werden.

Bereits seit August 2004 war die Entwicklung auch im Hinblick auf den Verbraucherprotest hinlänglich absehbar. Dass die Kartellbehörden dann auch tätig werden würden, war seinerzeit bereits ebenso klar absehbar:

Unter anderem war folgender im \"Strom-Magazin\" am 15.09.2004 veröffentlichter Beitrag in den entscheidenden Teilen bereits annähernd einen Monat zuvor einzelnen in der Branche bekannt:

http://professionals.strom-magazin.de/news/news_Rechtliche_Unsicherheit_Duerfen_Verbraucher_Preiserhoehungen_wegen_Unbilligkeit_nicht_zahlen_12425_1.html

Ich erinnere nur an die Stellungnahme von Ruhrgas- Chef Bergemann gegenüber dem SPIEGEL Heft 37/2004 vom 09.09.2004. Marktführer Ruhrgas müsste selbst mit seinen Prognosen ca. 50 % daneben gelegen haben.

Ich hatte einmal darauf hingewiesen, dass wohl die Taschenrechner dort defekt waren und dass das auch bei anderen Versorgern gelten könnte, schließlich sind die ja nicht geeicht.  


Der E.on Rhurgas- Chef bezeichnete hingegen nicht die ürsprünglichen Preisankündigungen seines Unternehmens, sondern die Verbraucherschützer als \"verantwortungslos\" und warnte vor einer \"Klagewelle\".

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,316704,00.html

Damit ist wohl hinlänglich belegt, dass die Entwicklung sehr wohl vorausgesehen wurde.

Jetzt haben wir doch schon wieder die Situation:

Einzelne Versorger behaupten, Preiserhöhungen zum 01.04.2005 seien aufgrund der Ölpreisentwicklung und der bestehenden Kopplung unvermeidbar.

Die Heizölnotierungen sollen sich nun in Bad Pyrmont ganz anders entwickelt  haben als andernorts.

Bei E.on Hanse ist ein Verzicht auf eine Preiserhöhung zum 01.04.2005 offensichtlich möglich, obschon diese bisher behauptete, ihre Preise seien im Sinne einer dynamischen Verweisung sklavisch an die Preisentwicklung der Heizölnotierungen gebunden.

Also müssen die Preise schon zuvor \"vorsorglich\" entsprechend erhöht worden sein, wenn die ggf. jetzigen Preiserhöhungen bei Heizölnotierungen ausgeglichen werden können.

Es handelt sich also um \"vorsorgliche\" Preiserhöhungen vor oder mitten in der Heizperiode, obschon diese sonst erst ab April 2005 gegriffen hätten. Dies impliziert wiederum sog. Mitnahme- Effekte.

Schon der Start der Preiserhöhungswelle bei EWE im September 2004 deutete doch deutlich auf solche hin.

Diese \"vorsorglichen\" Preiserhöhungen im Sinne einer \"Glättung\" führen doch aber in aller Regel genau zu diesen Mitnahme- Effekten, die keinesfalls der Billigkeit entsprechen können.

Und wenn nun jeder Versorger seine Kristallkugel hätte - ich will mir gar nicht die entsprechenden \"Prognoserunden\" bei einzelnen Stadtwerken vorstellen - wie kann dann WIBERA ständig Versorgern testieren, dass deren Prognosen über die gesamte Heizperiode betrachtet zutreffend waren und somit erst die Preiserhöhungen angemessen waren?

Verfügt WIBERA etwa über eine Ober- Kristallkugel?
Auch dort kann man doch im Zweifelsfalle wohl nur im \"Kaffesatz lesen\".

Nun ist auch bekannt, dass es oftmals schon gar keine dezidierten Kalkulationen gibt.

Was E.on Hanse aus oben genannten Gründen nun gerade möglich sein muss, nämlich ein Verzicht auf weitere Preiserhöhungen, war doch eventuell auch schon zuvor etwa auch E.on Ruhrgas möglich.

Warum hat man also dort nicht auch schon zuvor teilweise oder ganz auf Preiserhöhungen verzichtet?

Die wirtschaftliche Gesamtsituation hätte es wohl zugelassen.

Nach dem Ergebnis der Bilanzpressekonferenzen würde wohl auch jetzt eine solche Möglichkeit bestehen.

Und wie steht es um die Entwicklung der Gasimportpreise- nach einer Stellungnahme des BAFA handelt es sich dabei tatsächlich um Preise und nicht um \"Importwerte\"- die gegenüber dem Vorjahreszeitraum im gesamten Jahr 2004 insgesamt gesunken sein sollen:

Erdgasimportpreise

Dann geht doch aber wohl der gesamte Begründungszusammenhang für die Gaspreiserhöhungen verloren. Bei \"angelegtem Preis\" verteuert sich niht nur das Gas selbst, sondern auch die Nutzung der Transportnetze etc..

Die offensichtlichen Ungereimtheiten im Markt bestehen fort und sind bisher von noch niemandem plausibel erklärt worden.

Woran soll/ darf der Verbraucher also noch glauben?

Unbestreitbar ist:

Wissen kann der Verbraucher eigentlich gar nichts.
Gesicherte Erkenntnisse kann er nicht haben.
Wie auch, wenn keine konkreten Zahlen offen gelegt werden?

Und wenn die örtlichen Versorger ehrlich zu sich selbst wären, müßten sie wohl einräumen, dass sie selbst bezüglich der Entwicklung der Importpreise - auf die ja die gesamte Argumentation der Ölpreisbindung mit den Förderländern gründet - gar keine gesicherten Erkenntnisse haben, sondern selbst auf die Verläßlichkeit der Mitteilungen des BGW angewiesen sind.

Wer beim BGW jedoch die größten Beitragszahler und somit Meinungsmacher und Tonangeber sein werden, ist wohl auch ersichtlich.

Die einzelnen Stadtwerke können wohl gar nicht anders, als ebenso zu glauben und diesen Glauben \"an ein großes Ganzes\" in einer Art Missionierung an ihre eigenen Kunden weiterzugeben.

Wohl keine erfreuliche Aufgabe, wenn man doch eigentlich nur sein Erdgas verkaufen möchte.  


Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
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Offline Cremer

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Gaspreissenkung in Bad Pyrmont- merkwürdige Begründungen
« Antwort #8 am: 17. März 2005, 22:12:33 »
Hallo Herr Fricke

Mal wieder eine erstklassische Argumentationsführung von Ihnen.

Haben Sie herzlichen Dank für Ihre Ausführungen!!!

Ich habe heute meinen Versorger, den Geschäftsführer Dietmar Canis der  Stadtwerke Kreuznach angeschrieben und bitte um Stellungnahme zu  den Argumentationen der Stadtwerke Pyrmont:

- Wie setzen sich die Preisentwicklungen und Prognosewerte der Stadtwerke Kreuznach für den Gaspreis zusammen?
- Auf welche Prognosen bzw. mit welchen Werten bezgl. der Gaspreisentwicklung beruhen Ihre Kalkulationen für den Gaspreis?
- Haben sich diese auch als falsch erwiesen und sind die Stadtwerke ebenfalls von einer solchen Misere betroffen?

Ich bin auf eine Antwort gespannt und ob ich überhauptr eine erhalte. Anderenfalls muss ich den Stadtwerken unterstellen, dass siue ebenfalls mit den gleichen falschen Prognosewerten der WIBERA gearbeitet haben.
MFG
Gerd Cremer
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Offline Hennessy

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Gaspreissenkung in Bad Pyrmont- merkwürdige Begründungen
« Antwort #9 am: 18. März 2005, 21:00:53 »
Leider sind in diesem Forum bereits alle Argumente beider Seiten ausgetauscht, werden jedoch nicht akzeptiert (beidseitig!). So langsam dreht sich der Brummkreisel mit immer wieder den selben Sachargumenten und unsachlichen Anmerkungen.

Die Frage ist jetzt nur, ob das Urteil eines/mehrer/hunderter AG zum Thema Billigkeit diesen Knoten mittelfristig auflösen kann, obwohl es keinen \"gerechten\" Marktpreis gibt? Wir werden sehen was passiert wenn das neue Energiewirtschaftsgesetz in Kraft tritt und die Kontrollorgane ihre Arbeit aufnehmen - wenn das nicht hilft, gibt es vier Möglichkeiten:

    - Umstellung auf Öl (viel Spaß mit der Preisbildung!)
    - Selbstversorgung (echt komfortabel)
    - Verstaatlichung der Energieversorgung (wird es dann anders?)
    - Annahme, dass es doch eine saubere Preisbildung der Versorger gibt
    [/list:u]
    Na denn ...............................

Offline Cremer

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Gaspreissenkung in Bad Pyrmont- merkwürdige Begründungen
« Antwort #10 am: 18. März 2005, 23:04:27 »
@Hennessy

Das fünfte Element (Kinofilm), sprich die fünfte Möglichkeit habenSie vergessen:

Klage eines Versorger und das daraus resultierende Preis-Tarifgefüge
MFG
Gerd Cremer
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Gaspreissenkung in Bad Pyrmont- merkwürdige Begründungen
« Antwort #11 am: 04. April 2005, 19:41:21 »
@Hennessy

Für die Frage der Billigkeit der letzten Preiserhöhungen, gegen welche die \"Unbilligkeit\" eingewandt wurde, kommt es auf den \"gerechten\" Preis insgesamt nicht an. Auch wenn es viele Gründe gibt, die Gaspreise insgesamt zu hinterfragen. Das Kriterium der \"Preiswürdigkeit\" im Sinne von § 1 EnWG, Leistungserbringung so billig wie überhaupt nur möglich, bleibt weiter zu hinterfragen. Mancher Versorger  muss  hierfür schnellstmöglich wohl erst eine \"Kostenbasis\" schaffen.

Es geht zunächst allein um  den Nachweis, ob tatsächlich lediglich gestiegene Bezugskosten der Höhe nach und auch zeitlich ordnungsgemäß auf die Verbraucherpreise draufgeschlagen wurden, keine \"vorsorglichen\" Preiserhöhungen vor oder während der laufenden Heizperiode erfolgten, \"Mitnahme- Effekte\" ausgeschlossen sind.

Die Frage läßt sich ersichtlich einfach klären.

Und es wäre erfreulich, wenn nun auch die Letztverbraucher- versorgenden Gasversorger ihren eigenen Lieferanten genauso kritische Fragen stellen würden, um auch an dieser Stelle entsprechende Effekte sicher auszuschließen- im eigenen Interesse und im Interesse der eigenen Kunden:

Der zu besorgende Downstream der Importeure bis zum Letzverbraucher bei streng regulierten Netznutzungsentgelten darf dabei nicht aus den Augen verloren werden:

Es sind heute schon Fälle bekannt, in denen Kunden sich über einen neuen Geschäftssitz in den Niederlanden Einkaufsgemeinschaften angeschlossen haben und nun einschließlich Durchleitungsentgelte, Steuern etc. pp. zu Gaspreisen unterhalb der Gestehungskosten ihrer  Stadtwerke von Gasversorgern beliefert werden.

Zum Beispiel bei Gelsenwasser kann von solchen Erfahrungen berichten.

Der einzelne Kunde hat also einen günstigeren Komplett- Bezugspreis als ein einzelnes Stadtwerk!!!!

Wenn das nicht allen Anlass zu einem entsprechenden Umdenken geben muss....

Wer heute auf den bisherigen Verträgen beharrt und sich in einer entsprechenden Sicherheit wegen der langfristigen Verträge wiegt, könnte morgen schon als selbständiger Gaslieferant verschwunden sein und nur noch mit seinem Versorgungsnetz selbst (vielleicht) etwas Geld verdienen.

Deshalb müssen Letzverbraucher-versorgende Gasversorgungsunternehmen schon selbst ein Interesse an wettbewerbsfähigen Preisen haben, um in einem entstehenden Wettbewerb überhaupt noch \"mitspielen\" zu können.

In diesem Zusammenhang wird es wohl nicht ausreichen, abzuwarten, wie die Dinge sich wohl entwickeln werden....

Absolut erhellend folgender Bericht:

http://www.swr.de/betrifft/2005/04/04/index.html


Freundliche Grüße
aus Jena


Thomas Fricke
Rechtsanwalt

 

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