Also es ist doch so, dass E.ON Ruhrgas und die anderen Importeure jahrelang versichert haben, in den langfristigen Bezugsverträgen mit Gazprom sei eine Ölpreisbindung vereinbart, die uns vor dem Preisdiktat der wenigen Gasproduzenten und also auch Gazprom schützt.
So hat es der Branchenverband BGW (nunmehr aufgegangen im BDEW) jahrelang versichert.
Wenn dem tatsächlich so ist, dann kann Gazprom die Gasbezugspreise überhaupt nicht hochsetzen, sondern die Langfristbezugsverträge sind einzuhalten und schützen vor dem Preisdiktat des Gasproduzenten....
Sollten die deutschen Importeure und der Branchenverband BGW etwa jahrelang die deutsche Öffentlichkeit über den Inhalt der Gasbezugsverträge mit den Gasproduzenten belogen haben?
Eine völlig andere Frage ist es, ob Gazprom, die tatsächlich einen gewaltigen Kapitalbedarf für die Erschließung neuer Gasfelder und Investitionen in die Erhaltung des Gasleitungsnetzes hat, in welches in der Vergangenheit zu wenig investiert wurde, sich von den Preiserhöhungen in Deutschland abgeschnitten wähnt, weil diese ggf. gar nicht bei Gazprom ankommen, sondern bei den wenigen Importeuren wie E.ON Ruhrgas hängen bleiben.
Dafür spricht, dass die Erdgasimportpreise - also der Wert der Ware Erdgas an der deutschen Grenze laut BAFA - seit Mai 2003 \"lediglich\" um 0,92 Cent/ kWh gestiegen sind, die Allgemeinheit in Deutschland aber erfahren musste, dass die deutschen Importeure und Ferngasgesellschaften die Gapreise in selber Zeit um über 1,50 Cent/ kWh erhöht hätten.
Verständlich also, dass Gazprom an den Preiserhöhungen bei den Endkunden vollständig partizipieren will und kein Einsehen darin hat, dass die Importeure diejenigen sind, die mit dem von Gazprom nach Westeuropa gelieferten Gas die große Kasse machen.
In den langfristigen Erdgasimportverträgen sind die Gaspreise an
Rohölnotierungen gekoppelt. Diese Kopplung allein bewirkt die Schwankungen der Erdgasimportpreise in absoluten Beträgen.
Das ist fast überall in Europa so.Siehste hier.Marktführer E.on verwies darauf, dass man erst Mitte Oktober eine Preissteigerung für Endverbraucher zwischen 3,4 und 8,8 Prozent angekündigt hatte. Darin sei die Entwicklung der Rohölnotierungen der letzten Monate bereits enthalten. Zwar stiegen Großhandelspreise für Erdgas zum 1. Januar 2008 erstmals wieder an, nachdem es 2007 mehrere Preissenkungen gegeben hatte. Allerdings würden die Gas-Großhandelspreise damit immer noch nicht das Rekordniveau aus dem Winter 2006/2007 erreichen.
Während die Erdgasimportpreise gesunken sind und auch im Januar noch nicht wieder die Höchststände vom November 2006 erreichen, steigen die Endverbraucherpreise bei E.ON schon wieder.
Und natürlich sucht Gazprom dann nach Möglichkeiten, an diesem Geschäft durch einen Zutritt in das europäische Endkundengeschäft stärker als bisher zu partizipieren und - wo dies verweigert wird - gleichwohl höhere Einnahmen mit den Gaslieferungen nach Westeuropa zu erzielen.
Man müsste also zunächst die deutschen Importeure fragen, wie es sein kann, dass von den drastischen Gaspreiserhöhungen innerhalb der Lieferkette an Regionalversorger und Stadtwerke nur der geringere Teil bei den Erdgasproduzenten wie Gazprom ankam, wie es die Entwicklung der Gasbezugspreise der Stadtwerke und der Erdgasimportpreise deutlich nahelegt. Denn diese Entwicklung beobachtet natürlich auch Gazprom und ist darüber - verständlich - alles andere als erfreut, zumal Gazprom immer wieder als der Buhmann für die drastisch gestiegenen Erdgaspreise in Deutschland hingestellt wird.
Siehste hier.Der Gasanbieter E.on Hanse hat für Januar bereits eine Preiserhöhung um 5,8 Prozent angekündigt. Eine Sprecherin des Gasimporteurs E.on Ruhrgas sagte dem Abendblatt: \"Wir haben einen Liefervertrag mit Gazprom bis 2035, und der sieht vor, dass der Gaspreis mit zeitlicher Verzögerung an den Ölpreis gekoppelt ist. Es kann aber niemand mit Sicherheit sagen, wie sich der Rohölpreis weiterentwickelt.\"
Warum sollte gerade Gazprom tatenlos zusehen, wenn sich andere mit russischen Gaslieferungen in Westeuropa immer mehr die Taschen vollstopfen?
Offensichtlich ist es so, dass es einen deutlichen Unterschied zwischen den Erdgasimportpreisen aufgrund der Bindung an Rohölnotierungen und den Gasverkaufspreisen der Importeure gibt, die aufgrund ihrer bestehenden marktbeherrschenden Stellung ihren eigenen Kunden eine Bindung an Heizölpreise aufzwingen, also eine Bindung. die es in den Importverträgen gar nicht gibt. Ohne die überragende Marktmacht der wenigen Importeure würden sich die Erdgaspreise in Deutschland in absoluten Beträgen nicht stärker ändern als die Erdgasimportpreise.
Der Preisanstieg bei den Gasbezugskosten der Regionalversorger und Stadtwerke hätte dann seit 2003 lediglich 0,92 Cent/ kWh betragen, wovon ein Teil sogar noch durch die infolge der Regulierung durch die Bundesnetzagentur gesunkenen Netzkosten und somit Gastransportkosten von der Grenze zum Verbraucher kompensiert worden wären. Beim Endverbraucher hätte also eine weit geringere Gaspreissteigerung als 1,5 Cent/ kWh ankommen dürfen, wenn es marktwirtschaftlich und wettbewerblich zugegangen, bzw. nach der Entwicklung der Lieferpreisen der Gazprom nach Deutschland gegangen wäre.
Die Mehreinnahmen der deutschen Gaswirtschaft in Milliardenhöhe erscheinen deshalb als infolge bestehender kartellrechtlicher überragender Marktmacht ungerechtfertigt.
Einige nennen das Abzocke, andere einen kartellrechtswidrigen und somit verbotenen Preishöhenmissbrauch zu Lasten der Gaskunden in Deutschland.