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Autor Thema: Jetzt den Stadtwerke einen auswischen !!!  (Gelesen 5080 mal)

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Offline Mike80

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Jetzt den Stadtwerke einen auswischen !!!
« am: 09. Januar 2005, 10:54:00 »
Und dann ? Die kleinen Stadtwerke können solche Grabenkämpfe gegen ihre Kunden nicht durchhalten und werden von der Bildfläche verschwinden.

Wenn es die Kleinen vor Ort aber nicht mehr gibt, liefern wir uns dadurch erst recht den Großen aus. Die Großen (RWE, EON, Vattenfall = schwed. Staatsunternehmen, EnBW=französisches Staatsunternehmen) haben überhaupt kein Problem damit, dass die lokalen Stadtwerke nicht mehr gibt. Dann gehts bei den Preisen erst richtig zur Sache.

Was wir hier mit den Preiskürzungen gegenüber den Stadtwerken machen ist kurzfristig vielleicht ganz lustig, langfristig aber dumm.

Offline Cremer

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Jetzt den Stadtwerke einen auswischen !!!
« Antwort #1 am: 10. Januar 2005, 10:16:23 »
@ Mike80

Ich schlage vor, sich mal auch bei den sogenannten \"Kleinen\" nach den Beteiligungsverhältnissen  umzuschauen. Diese Kleinen stehen meistens auch mit einer Homepage im Internet. Das dies nur reine stadteigene Stadtwerke, wie der Begriff es anscheinend vorgibt, nicht mehr sind, läßt sich damit anschaulich darstellen. Es gibt im Prinzip keine reinen Stadtwerke, die zu 100% der Gemeinde oder Stadt gehören. Längst sind die 4 großen (RWE, Eon, Vattenfall und ENBW) Stromlieferanten sowie Gaslieferanten in diese kleinen Stadtwerken als Anteilseigner unmittelbar oder mittelbar über Zwischenfirmen eingestiegen und haben sich Ihre Markt-/ Stimmenanteile gesichert, um bei den Preisen mitbestimmend zu sein.    

Das ist heute Realität. Wir Verbraucher haben das leider nicht registriert. Auch die Gemeinden haben solche Stadtwerke \"outgesourcet\", wie man so schön neudeutsch sagt.
MFG
Gerd Cremer
BIFEP e.V.

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Offline RR-E-ft

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Jetzt den Stadtwerke einen auswischen !!!
« Antwort #2 am: 10. Januar 2005, 12:53:43 »
Es geht doch überhaupt nicht darum, \"den Stadtwerken eins auszuwischen\".

BGW-Chef Steckert behauptet zwar, dass man damit \"ein Stadtwerk kaputt machen könne\". Diese Behauptung läßt sich indes durch nichts belegen.

Der BGW vertritt auch nicht nur die Interessen der Stadtwerke, sondern auch die Interessen der Importeure, Ferngasgesellschaften und Regionalversorger. Informieren Sie sich hierzu über die Eigendarstellung des Branchenverbandes unter www.bgw.de  

Die Stadtwerke als angeblich schwächsten Einheiten werden nur bemüht, um den wehrhaften Kunden ein schlechtes Gewissen zu machen. Davon sollte man sich nicht einschüchtern lassen.

Es geht doch vielmehr nur  darum, sich gegen unberechtigte Preiserhöhungen zur Wehr zu setzen, egal von welchem Versorger.
Ich kenne auch keinen Verbraucher, der damit etwa eine \"sittenwidrige Schädigungsabsicht\" verbindet, wie Herr Steckert dazu ausführt.

Im Übrigen sind die Stadtwerke grundsätzlich nicht schlechter gestellt als deren Kunden, können sich also auch selbst entsprechend gegen die Preiserhöhungen ihrer Vorlieferanten zur Wehr setzen.

Wenn sie selbst von ihren entsprechenden Rechten keinen Gebrauch machen, können hierfür doch die Kunden nicht verantwortlich gemacht werden!

Problematisch ist für die Stadtwerke vielmehr, dass der Vorlieferant oftmals zugleich Minderheitsgesellschafter ist und über eine Sperrminorität ein Vetorecht bei allen erheblichen Entscheidungen hat und zudem Aufsichtsratsmitglieder stellt, die den Aufsichtsratsmitgliedern von kommunaler Seite durch ihr Branchen- Know-how informationell überlegen sind.

Im übrigen könnten die Stadtwerke, die sich jetzt nicht selbst zur Wehr setzen, zu besorgen haben,  dass die grossen Importeure bei wirksamen Wettbewerb auf die Stadtwerke keine Rücksicht nehmen und mit ihrem relativ billigen Importgas zukünftig direkt die Kunden der Stadtwerke versorgen.

Im Falle eines solchen \"down stream\", der wohl bald möglich sein wird, sind die Stadtwerke dann raus aus dem Geschäft, weil diese in ihren langfristigen Verträgen hohe Preise akzeptiert haben und sich dann nicht mehr gegen die neue Billig-  Konkurrenz der Großen durchsetzen können.

Deshalb sollte es schon im eigenen Interesse der Stadtwerke liegen, sich selbst zur Wehr zu setzen.

Immerhin müsste das Machtwort des E.on- Chefs Dr. Bernotat in der BILD-Zeitung vom 03.01.2005 (siehe unter Neuigkeiten) auch für Stadtwerke gelten, die von E.on Ruhrgas beliefert werden.

Ob Ihr Versorger zu E.on gehört, und ob Sie sich deshalb als Kunde auch auf das vorgenannte Machtwort des Konzernchefs berufen können, können Sie u. a. unter

http://archiv.greenpeace.de/e-off/images/07/eoff.html

erfahren.

Vom Übrigen Inhalt dieser Seite muss ich mich jedoch distanzieren.

Immerhin tragen die Stadtwerke auch Verantwortung für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region.

Hohe Energiepreise schwächen den privaten Konsum und sind für die Wirtschaft ein erheblicher Standortnachteil.


Freundliche Grüße
aus Jena


Thomas Fricke
Rechtsanwalt

Offline Mike80

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Jetzt den Stadtwerke einen auswischen !!!
« Antwort #3 am: 10. Januar 2005, 20:07:59 »
Ihre Angaben pasen nicht. Ich hab mich mal über Google schlau gemacht: Rd. 70 % der Stadtwerke stehen in alleinigem Eigentum der Kommunen und damit der Bürger. Nur 2 von 100 Stadtwerken sind in überwiegend privater Hand.

Also bleibe ich dabei: Mit den Aktionen lassen wir die Stadtwerke vor die Wand fahren. Wir schaden uns damit selbst. In ein paar Jahren wundern wir uns dann, warum wir Bürger vor Ort keinen Einfluss mehr haben und die wenigen verbliebenen Anbieter die Preise so drastisch erhöhen.

Offline RR-E-ft

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Jetzt den Stadtwerke einen auswischen !!!
« Antwort #4 am: 10. Januar 2005, 20:34:24 »
Welche Angaben passen nicht?

Bitte legen Sie die Quellen der von Ihnen genannten Informationen offen.

In Thüringen z.B. gibt es meines Wissens kein einziges Stadtwerk mit Strom- und Gassparte, dass zu 100 % der Kommune gehört. Andernorts mag es noch anders aussehen.

Zwischen \"allein in kommunaler Hand\" und \"überwiegend in privater Hand\" gibt es eine große Spannbreite.

Die wenigsten Stadtwerke gehören wohl zu diesen beiden Extremgruppen.

Davon vollkommen abgesehen:

Wie gesagt, könnten sich die Stadtwerke bereits gegenüber ihren Vorlieferanten ebenso zur Wehr setzen.

Ein Stadtwerke, an dem der Vorlieferant nicht zugleich als Minderheitsgesellschafter beteiligt ist, steht dabei sogar besser.

Wenn die Stadtwerke dies nicht tun, setzen sie sich ggf. selbst entsprechenden Gefahren aus. Hierfür können die Kunden schon nicht verantwortlich gemacht werden.

Zudem leuchtet mir bisher nicht ein, wie die Verbraucher, die von ihren gesetzlichen Rechten Gebrauch machen, ein Stadtwerk \"gegen die Wand fahren\" sollten. Entsprechendes ist wohl eher der Geschäftsführung vorbehalten.

Zunächst schwinden lediglich die Margen und die Gewinne werden geschmählert undzwar auch nur vorerst und bis auf weiteres.

Bis es zu substantiellen Einbußen kommt, bedarf es wohl viel mehr als der Verweigerung einer Preiserhöhung.

Eine Schädigung der Stadtwerke ist keinesfalls beabsichtigt.

Es steht den Stadtwerken doch vollkommen frei, ihre Kalkulationen offen zu legen und die Kunden somit von der Notwendigkeit der Preiserhöhungen zu überzeugen oder aber zu klagen und dabei ihre Kalkulationen offen zu legen.

Wenn die Kunden hiernach die Preiserhöhung für berechtigt halten, weil sie die Preiserhöhung als angemessen nachvollziehen können, erhalten doch auch die Stadtwerke das von ihnen zurecht geforderte Entgelt.

Abgesehen davon, dass ich eigenständige, starke Stadtwerke für sehr wichtig halte, u.a. wegen der umweltfreundlichen Kraft-Wärme-Kopplung, will mir bisher auch nicht in den Sinn, was noch schlimmer sein soll, als dass die Stadtwerke die Preiserhöhungen der Großen vollkommen kritiklos hinnehmen (jedenfalls ist entsprechende Kritik noch nicht bekannt geworden) und auf ihre Kunden weiterwälzen.

Da macht es doch wohl wenig Unterschied, ob ein sog \"Großer\" oder aber ein \"zwischengeschaltetes\" Stadtwerk die Preise für die Verbraucher so drastisch in die Höhe treibt.

Nach alldem vermag ich nicht nachzuvollziehen, wie \"wir\" die \"Stadtwerke gegen die Wand fahren lassen\".

Ich finde es in diesem Zusammenhang schon befremdlich, dass hier eine Überschrift gewählt wird \"Jetzt den Stadtwerken eine auswischen!!!\", um eine Meinung vorzugeben, die hier bisher ersichtlich von keinem geteilt wird und dann zu konstatieren \"wir\", also wohl der Verfasser selbst und alle anderen Forumsteilnehmer, die von Stadtwerken versorgt werden, würden die Stadtwerke schädigen. Schon die Überschrift der Nachricht ist deshalb deplaciert.

Ein flüchtiger Leser könnte den Eindruck gewinnen, hier würden entsprechende Meinungen vertreten, obschon dies ersichtlich nicht der Fall ist.

Meines Erachtens handelt es sich dabei lediglich um böswillige Unterstellungen der Branche, um die Kunden, die sich wehren in Misskredit zu bringen.


Freundliche Grüße
aus Jena


Thomas Fricke
Rechtsanwalt

 

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