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Autor Thema: Vattenfall bestreitet Preisabsprachen der Stromkonzerne  (Gelesen 5107 mal)

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Offline RR-E-ft

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Vattenfall bestreitet Preisabsprachen der Stromkonzerne
« am: 05. März 2007, 14:29:13 »
Quelle: www.strom-magazin.de (Professionals)

Zitat
WETTBEWERB
05.03.2007, 09:30 Uhr

Vattenfall-Chef weist Vorwürfe zu Preisabsprachen zurück

Der Vorstandsvorsitzende von Vattenfall Europe, Klaus Rauscher, hat sich gegen Vorwürfe zur Wehr gesetzt, die deutschen Stromkonzerne würden Preisabsprachen treffen und den Wettbewerb behindern. Auch sprach er sich gegen eine Preisregulierung aus, die Preise hätten sich nach Angebot und Nachfrage zu regeln.

...
Als Markt-Missbrauch solle bereits gelten, wenn die Preise deutlich höher lägen, als die Kosten. Mit marktwirtschaftlichen Regularien habe dies wenig zu tun. Die Preise bildeten sich am Strommarkt nach Angebot und Nachfrage und nicht an Kosten.
...



Anmerkung:

Bei vollständigem, wirksamen Wettbewerb entsprechen die Marktpreise den Grenzkosten, dies regelt ein funktionierender Markt selbst.

Wo die Preise weit über den Kosten liegen, funktioniert deshalb der Markt offensichtlich nicht, so dass sich bei Preisen weit oberhalb der Kosten ein kartellrechtlicher Preismissbrauchsverdacht begründen lässt. Die Kartellrechtsschärfung ist notwendig, um einem solchen besorgten Missbrauch wirksam begegnen zu können.

Offline RR-E-ft

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Vattenfall bestreitet Preisabsprachen der Stromkonzerne
« Antwort #1 am: 05. März 2007, 15:25:57 »
Das Interview mit dem Vattenfall- Chef, wie es über den Äther rauscherte:

http://www.dradio.de/dlf/programmtipp/idw_dlf/600374/

Angesichts der Kartellstrafen zB. hinsichtlich des Fahrstuhl- Kartells hätte niemand erwartet, dass Kartellabsprachen der Stromkonzerne eingeräumt werden.

Offline ElCattivo

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Vattenfall bestreitet Preisabsprachen der Stromkonzerne
« Antwort #2 am: 06. März 2007, 22:08:09 »
Zitat von: \"RR-E-ft\"

Bei vollständigem, wirksamen Wettbewerb entsprechen die Marktpreise den Grenzkosten, dies regelt ein funktionierender Markt selbst.
Wo die Preise weit über den Kosten liegen, funktioniert deshalb der Markt offensichtlich nicht, so dass sich bei Preisen weit oberhalb der Kosten ein kartellrechtlicher Preismissbrauchsverdacht begründen lässt. Die Kartellrechtsschärfung ist notwendig, um einem solchen besorgten Missbrauch wirksam begegnen zu können.

Wie immer: Geschliffen formuliert.
Wie häufig: Ökonomischer Unsinn.
Wenn die Produzenten eines völlig homogenen Wirtschaftsgutes völlig verschiedene Grenzkosten haben, ist gerade der einheitliche Marktpreis für alle Marktteilnehmer das untrügerische Zeichen dafür, dass dieser Markt funktioniert.
Das ist bei Strom nicht anders als bei Öl, Kohle, Gas, Gold, Silber, Aktien, Orangensaft, Kaffee und so weiter und so fort. Aber wahrscheinlich sind die Billionenumsätze dort auch nur das Ergebnis manipulierender Anbieter. Die Welt ist schlecht, schnief.

Offline RR-E-ft

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Vattenfall bestreitet Preisabsprachen der Stromkonzerne
« Antwort #3 am: 06. März 2007, 22:25:26 »
@ElCattivo

Wir fangen sicher nicht wieder von vorne an.

Also zur Preisbildung im Wettbewerbsmarkt gerade bei homogenen Gütern haben wir wohl vollkommen unterschiedliche Schulen besucht.

Kapitel 9 am Ende:

http://amor.rz.hu-berlin.de/~schlieps/vwl/020406_a.pdf

Ich habe mir das doch nicht ausgedacht.

Offline ElCattivo

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Vattenfall bestreitet Preisabsprachen der Stromkonzerne
« Antwort #4 am: 06. März 2007, 22:33:52 »
Zitat von: \"RR-E-ft\"

Wir fangen sicher nicht wieder von vorne an.
Danke.

Zitat von: \"RR-E-ft\"
Also zur Preisbildung im Wettbewerbsmarkt gerade bei homogenen Gütern haben wir wohl vollkommen unterschiedliche Schulen besucht.
Kapitel 9 am Ende:
http://amor.rz.hu-berlin.de/~schlieps/vwl/020406_a.pdf
Ich habe mir das doch nicht ausgedacht.
Sie zitieren einen von vielen Professoren.
Ich berufe mich auf Märkte und Preisbildungsmechanismen, die seit Jahrzehnten existieren, funktionieren, wachsen und von niemandem ernsthaft in Frage gestellt werden.

Offline RR-E-ft

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Vattenfall bestreitet Preisabsprachen der Stromkonzerne
« Antwort #5 am: 06. März 2007, 22:41:32 »
@ElCattivo

Bitte was?

Den Beitrag hatte ich nur gerade aus dem Netz gefischt.

Die Grenzkosten- Preis- Regel ist bestimmt keine Mindermeinung, sondern Standard in der volkswirtschaftlichen Theorie, meines Wissens herrschende Meinung.

http://www.mikrooekonomie.de/an/an/ananau.htm
http://www.mikrooekonomie.de/an/an/ananau_zb3.htm

Vollständiger Wettbewerb ist ein Ideal. Man kann immer nur sehen, wie weit man von diesem entfernt ist, wenn sich die Preise anders bilden.

Offline ElCattivo

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Vattenfall bestreitet Preisabsprachen der Stromkonzerne
« Antwort #6 am: 06. März 2007, 22:54:49 »
Zitat von: \"RR-E-ft\"

... Standard in der volkswirtschaftlichen Theorie
Nun, abseits aller Elfenbeintürme sind derlei Theorien offenkundig nicht lebensfähig. Jedenfalls wird in der Praxis weltweit anders verfahren.
Stimmt nicht, im Venezuela des Hugo Chávez versucht man sich gerade mal wieder an einem anderen Modell ...

Offline RR-E-ft

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Vattenfall bestreitet Preisabsprachen der Stromkonzerne
« Antwort #7 am: 06. März 2007, 23:02:08 »
@ElCattivo

Hat es in Venezuela eine freie Marktwirtschaft und können deshalb die ökonomischen Gesetze objektiv wirken, stimmen also die Randbedingungen? Wohl kaum.

Wenn man es erklären wollte, findet man hier eine gute Zusammenfassung:

 http://www.bwl.uni-kiel.de/Ordnung/downloads/evwl_WS0506/Einf-Kp14_4_auf_1.pdf

Der Grenzkosten- Preis stellt sich bei vollständiger Konkurrenz doch dadurch fast zwangsläufig ein, weil sich alle gewinnmaximierend verhalten, Angebot und Nachfrage durch Marktein- und Marktaustritt geregelt werden.

Die Kartellbehörden legen zurecht das Ideal der Preisbildung bei vollständiger Konkurrenz zugrunde und messen daran, wie weit man von diesem Ideal entfernt ist. Ergebnis: derzeit viel zu weit, als es unserer gesamten Volkswirtschaft gut tun kann.

Es geht um die Wohlfahrt der Gesellschaft und nicht einzelner marktstarker Unternehmen. Dem Ziel ist das Wettbewerbsrecht verpflichtet.

Wenn Sie sich seit Jahren in einem Umfeld bewegen, wo völlig andere Regeln herrschen, so könnte es sich also um einen deutlich vermachteten Markt handeln, der vom Ideal des vollständigen Wettbewerbs sehr weit entfernt ist.

Ihre subjektive Erfahrung, dass es auch anders funktioniert und bisher immer noch gut gegangen ist, bedeutet nicht, dass dadurch die Wettbewerbstheorie versagt hätte.

Es geht mit der Kartellrechtsschärfung gerade darum, sich dem Ideal im Interesse der gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrt  wieder halbwegs anzunähern -> zumindest wettbewerbsanaloge Preise.

Genau das ist das Thema, worum es geht. :wink:

Dass das nicht allen gefällt, ist klar. Schließlich gibt es in einer pluralistischen Gesellschaft widerstreitende Interessen.

Offline ElCattivo

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Vattenfall bestreitet Preisabsprachen der Stromkonzerne
« Antwort #8 am: 06. März 2007, 23:19:48 »
Kann es sein, dass die Herren Theoretiker stets unterstellen, dass sich die Grenzkosten der verschiedenen Unternehmen nicht unterscheiden? Genau das ist bei der Stromerzeugung ja eben nicht der Fall.

Aber egal. Bevor Sie mich mit weiteren Links bombardieren beantworten Sie mir bitte mal folgende Frage:
- Sind Sie dafür, dass die Firma Saudi Aramco ein Barrel Rohöl aus dem Ghawar-Feld für max. 2 Dollar verkaufen darf, während die norwegische Statoil für das gleiche Produkt 30 Dollar bekommt?
JA oder NEIN?

Offline ElCattivo

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Vattenfall bestreitet Preisabsprachen der Stromkonzerne
« Antwort #9 am: 06. März 2007, 23:28:24 »
Zitat von: \"RR-E-ft\"

Der Grenzkosten- Preis stellt sich bei vollständiger Konkurrenz doch dadurch fast zwangsläufig ein, weil sich alle gewinnmaximierend verhalten, Angebot und Nachfrage durch Marktein- und Marktaustritt geregelt werden.
Genau das ist der Punkt. Was ist denn der Grenzkostenpreis, wenn sich die Angebotskurve aus hunderten verschiedenen Grenzkosten zusammensetzt? Der Gleichgewichtspreis entspricht ja stets den Grenzkosten eines Anbieters. "Glück" haben dann all jene, die billiger produzieren können und bei einem Gleichgewichtspreis oberhalb ihrer eigenen Grenzkosten auch mal einen Teil ihrer Fixkosten verdienen können. Übrigens wird auf Dauer kein Unternehmen mit Erlösen auf Grenzkostenhöhe überleben können. Das leuchtet doch ein, oder?

Offline RR-E-ft

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Vattenfall bestreitet Preisabsprachen der Stromkonzerne
« Antwort #10 am: 06. März 2007, 23:59:03 »
@ElCattivo

Objektive Marktgesetze können nur dann wirken, wenn die Randbedingungen stimmen:

Der alleinige Zuckerwatteverkäufer auf einem Festplatz kann eben weiter Mondpreise fordern, wenn andere mit ihrem Angebot nicht auf den Markt kommen, weil der Platzhirsch rein zufällig traditionell die Schranke zum Festplatz kontrolliert und von den potentiellen Wettbewerbern, die mit ihrem Angebot gern in den Markt eintreten würden, fast nach Belieben Eintrittsgeld kassieren kann.

Markzutrittsbarriere ist das natürliche Monopol an der Leitungsinfrastruktur, weshalb es gerade der Aufspaltung bedarf.

Der Platzhirsch muss seine Hoheit über die Schranke zum Festplatz aufgeben und wie die anderen nur noch Zuckerwatte verkaufen, so dass ein fairer Wettbewerb zwischen den Anbietern auf dem Festplatz erfolgen kann, und zur Freude von Groß und Klein dadurch die Zuckerwatte- Preise auf dem Festplatz sinken können.

Es müssen also erst die Randbedingungen geschaffen werden und bis dahin sehen es die Kinder auf dem Festplatz als Ausbeutung an, dass der Platzhirsch seine Mondpreise fordert, zumal sie die anderen Anbieter bereits sehen können, die mit ihrem Angebot jedoch aufgrund der widrigen Umstände nicht auf ihren Festplatz vordringen können.....

Dass der alte Platzhirsch deshalb trotz seiner doch zuverlässig leckeren Zuckerwatte bei den Kindern nicht gerade beliebt ist, dass sie ihn gar heftig schimpfen, ist nur allzuverständlich. :wink:

Offline ElCattivo

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Vattenfall bestreitet Preisabsprachen der Stromkonzerne
« Antwort #11 am: 07. März 2007, 22:41:38 »
Zitat von: \"ElCattivo\"

- Sind Sie dafür, dass die Firma Saudi Aramco ein Barrel Rohöl aus dem Ghawar-Feld für max. 2 Dollar verkaufen darf, während die norwegische Statoil für das gleiche Produkt 30 Dollar bekommt?
JA oder NEIN?

Offline RR-E-ft

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Vattenfall bestreitet Preisabsprachen der Stromkonzerne
« Antwort #12 am: 07. März 2007, 22:45:27 »
@ElCattivo

Ich habe Sorge, dass es den Verantwortlichen überhaupt nichts ausmacht, ob ich nun dafür oder aber dagegen bin. Es wird überhaupt nichts ändern.

Insoweit reine Zeitverschendung. :wink:

Offline ElCattivo

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Vattenfall bestreitet Preisabsprachen der Stromkonzerne
« Antwort #13 am: 08. März 2007, 00:14:02 »
Keine weiteren Fragen.

 

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