Haarscharf an der Katastrophe vorbei
Hamburg - Beim Reaktorunfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark am 25. Juli wäre es beinahe zu einer Katastrophe gekommen. Wie aus einem vom Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ veröffentlichten internen Bericht der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) hervorgeht, wäre die Anlage nach dem Ausfall der gesamten Stromversorgung nur noch 18 Minuten von einem Horrorszenario entfernt gewesen. Der Bericht beruhe unter anderem auf Untersuchungen und Analysen des Betreibers Vattenfall und der schwedischen Atomaufsicht.
„Nach circa fünf Stunden wäre das gesamte Kühlmittelinventar verdampft gewesen“, heißt es in dem Bericht. Der Report listet eine ganze Reihe von technischen und organisatorischen Mängeln auf. Nachdem am Unglückstag die Eigenstromversorgung nahezu komplett ausgefallen war, sprang „entgegen der Auslegung“, wie es heißt, auch eine Not-Gasturbinenanlage nicht an. Außerdem schalteten auf Grund plötzlicher Spannungsunterschiede zwei der vier Diesel- Notstromaggregate nicht zu. Obwohl die zwei verbliebenen Generatoren wie vorgesehen starteten, sei der Füllstand innerhalb des Reaktordruckbehälters weiter bedrohlich abgesunken.
Dieser stabilisierte sich erst 15 Minuten nach dem Ausfall der ersten Systeme noch 1,90 Meter oberhalb des radioaktiven Kerns. Da hatte die Mannschaft bereits Vorkehrungen getroffen, radioaktiven Dampf in den Sicherheitsbehälter abzulassen. Nur die zwei Diesel-Generatoren retteten, so die Experten, das KKW vor dem GAU, dabei wäre auch ihr Ausfall zu erwarten gewesen.
Unterdessen hat der schwedische Energiekonzern Vattenfall die Berichte zurückgewiesen. Es habe nie die Gefahr einer Kernschmelze bestanden. (dpa)