Dennoch frage ich mich, wie zielführend es sein kann, weiter auf die Wortmeldungen von jmd. einzugehen, der zunächst mit nachweislich falschen Zahlen hantiert, im selben Atemzug andere belehrt, man möge doch bitteschön "die Fakten im Hintergrund berücksichtigen, bevor man hier große Reden schwingt" und sich dann auch noch beharrlich weigert, auf Sachargumente einzugehen.
Meine Zahlen waren nicht falsch, ich sagte "irgendwo bei 10%", da das die mir zuletzt bekannten Zahlen waren, und Deine genannten 20% sind ja nun auch kein so großer Fortschritt. Ändert zumindest nichts an der Richtigkeit der Aussage. In der von Dir genannten Studie wird zwar das Preisbildungsprinzip der Strombörse schön erklärt, aber es wird nicht erwähnt, geschweige denn untersucht, ob diese in der derzeitigen Marktsituation manipuliert wird / werden kann.
Es ist dabei ein weiteres großes Problem der Strombörse, dass hier die 4 Großen sowohl als Anbieter als auch als Abnehmer ihres eigenen Stroms auftreten - eine Situation, die Preismanipulationen nicht gerade erschwert. Ein wichtiges Argument für die Entflechtung von Erzeugung, Netz und Vertrieb.
Außerdem ignorierst Du geflissentlich die Sachargumente, dass selbst die Energieversorger inzwischen zugeben, den Wettbewerb behindert zu haben, und dass kein richtig funktionierender Markt vorhanden ist. Daher nun die neue "Transparenzoffensive" von EON und RWE, da sie Angst vor einer verstärkten Kartellaufsicht bekommen haben. Im Übrigen hat eine gestärkte Kartellbehörde nichts mit Kommunismus zu tun - sie verhindert nur die Auswüchse eines eben nicht freien Marktes, der von einem Oligopol (eigentlich einem Duopol) beherrscht und offensichtlich manipuliert wird. Allein die Ankündig scheint indessen schon Früchte zu tragen. Diese Masche, unangenehme Argumente zu übersehen, und sich zur Ablenkung auf anderes einzuschießen, und nebenbei den Diskussiongegner zu diffarmieren, ist eine bekannte Strategie der Verschleierung, die Du wahrscheinlich auf einem PR-Seminar gelernt hast. Ist zwar medienwirksam und wird besonders gerne in Talkshows im Fernsehen angewendet, spricht aber nicht gerade für Dich.
Natürlich verdienen sich bei exponentiellen Angebotsfunktionen die Anbieter mit den niedrigsten Grenzkosten in Zeiten großer Nachfrage und somit geringer verbleibender freier Restkapazitäten eine goldene Nase. Das ist nunmal so und funktioniert auf vergleichbaren Märkten seit Ewigkeiten, ohne das irgendwer daran etwas auszusetzen hätte.
Da die Nachfrage, zumindest kurz bis mittelfristig, nicht elastisch ist, funktioniert der Strommarkt nur über das Angebot. Die Nachfragekurven des Strombedarfs sind im Großen und Ganzen recht genau im Voraus bekannt. Da nun die Oligopolisten über diversifizierte Kraftwerkparks mit sowohl sehr nierigen Grenzkosten als auch hohen Grenzkosten verfügen und einen Großteil der gesamten Erzeugungskapazitäten kontrollieren, ist es ein Leichtes für sie, durch gezielte Verknappung des Angebots (nicht nur zu Spitzenlastzeiten), den sich bildenden Preis nach oben zu treiben. Dabei spielt eben die von Dir genannte Tatsache eine Rolle, dass die Kraftwerke mit den niedrigsten Grenzkosten "sich eine goldene Nase verdienen", denn durch das Zurückfahren der Kraftwerksleistungen mit mittleren oder geringen Grenzkosten wird zwar deren verkaufte Strommenge kleiner, was aber durch den überproportionalen Anstieg des Preises überkompensiert wird, d.h. der Gewinn des Unternehmens steigt. Das kann man den ihren Aktionären verpflichteten Konzernen im Grunde genommen gar nicht übel nehmen - sie sind ja geradezu dazu verpflichtet, den Gewinn zu maximieren.
Das Problem ist, dass dies möglich ist. Das funktioniert nämlich nur in einem Markt, der von Wenigen dominiert wird. Wären die Erzeugungskapazitäten auf mehr wirklich konkurrierende Marktteilnehmer verteilt, würde sofort ein Konkurrent einspringen und seine Kraftwerkleistung mit niedrigen/mittleren Grenzkosten zur Verfügung stellen. Es fände keine Angebotsverknappung statt. Es ist also Aufgabe der Politik, in diese Richtung zu wirken.
Zur Erinnerung: Genau das will der BDI gerade abschaffen, um mal auf den Aufmacher dieses Threads zurückzukommen.
Ich gebe Dir Recht, was der BDI fordert ist nicht die Lösung des Problems, sondern schafft eher neue Probleme. Allerdings habe ich Verständnis für den Versuch, sich gegen die Marktmacht der Stromriesen und deren Missbrauch zu wehren. Da der Markt nicht richtig funktioniert, sondern missbraucht wird, besteht durchaus der legitime Anspruch, diesen entweder richtig zu liberalisieren, oder eben diesen einzuschränken, falls diese echte Liberalisierung nicht gewünscht oder nicht durchsetzbar ist.
Da dies Preise in den meisten Nachbarländern über den deutschen liegen, wird also Strom aus Deutschland exportiert werde
"In den meisten" ist wohl übertrieben. Frankreich liegt in etwa gleichauf, ansonsten tauchen in den Statistiken der Stromkonzerne noch Niederlande und Großbritanien mit deutlich höheren Großhandelspreisen auf. Hast Du eine aktuelle Statistik die diese Behauptung belegt? Ich habe keine gefunden.
Meinetwegen. Das wird die Preise weder senken, noch steigern, da das Angebot ja im selben Maße steigen wird wie die Nachfrage derjenigen Verbraucher, die bisher direkt bei E.ON gekauft haben.
Solange die Märkte durch überhöhte Netzgebühren so stark abgeschirmt bleiben, ist das durchaus zu befürchten. Aber dem kann ja ebenfalls abgeholfen werden.
Gute Sache. Es gibt sich aber hoffentlich niemand der Illusion hin, E.ON würde das nicht auf die künftigen Netzentgelte umlegen.
Bei den derzeitigen Einnahmen an Netzentgelten ist noch sehr viel Luft für erhöhte Investitionen. Interessant ist hierzu auch der Fernsehbeitrag von Frontal21:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/14/0,4070,3996334-5,00.htmlIch hab mich auch schon immer gefragt, warum man beim Hausanschluß einen Baukostenzuschuss zahlen soll, wenn man doch anschließend für jede über den Anschluss bezogene kWh ein Netzentgelt abzudrücken hat.
Dass die Netzentgelte stark überhöht sind, bestreitet inzwischen außer den Netzbetreibern niemand mehr, der ernst genommen werden will. Und wenn die Netzbeteiber weiter so wenig in die Netze investieren, ist es auch mit der von den Stromriesen so viel beschworenen Versorgungssicherheit bald vorbei. Auch bei deutlicher Senkung der Netzentgelte, stünde immer noch mehr Geld zur Verfügung, als derzeit von den Konzernen investiert wird. Die Sache mit dem Nettosubstanzerhalt zur Berechnung der Netzentgelte ist der betriebswirtschaftliche Schwachsinn hoch drei. So einen Unfug gibt es in keinem anderen Wirtschaftbereich. Die Netzentgelte sollten einfach anhand der Bilanzen der (eigentumsrechtlich von den Stromerzeugern getrennten) Netzbetreiber kontrolliert werden. Dabei könnte dann auf die realen betriebswirtschaftlichen Kosten und Investitionen abgestellt werden. Und jetzt schrei nicht wieder "Kommunismus" - ein Netz ist nun mal ein natürliches Monopol, das muss kontrolliert werden, da führt kein Weg dran vorbei, wenn man das nicht für einen schönen Posten nach seiner politischen Laufbahn als Lizenz zum Gelddrucken seinem zukünftigen "Arbeitgeber" reservieren will.
ciao,
sh