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Autor Thema: Strompreise müssten aktuell sinken  (Gelesen 4250 mal)

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Offline RR-E-ft

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Strompreise müssten aktuell sinken
« am: 28. April 2006, 11:39:57 »
Der dramatische Anstieg der Strompreise wurde bisher mit Verteuerung der Großhandelspreise an der EEX infolge des CO2-Zertifikatehandels von der Stromwirtschaft begründet.

Nun sind die CO2- Zertifikatepreise aktuell eingebrochen:

http://www.energate.de/news/83639

Auch die Strompreise auf dem OTC- Markt verzeichnen einen Rückgang, die Notierungen an der EEX sind teils erheblich gesunken. Auch die Preise für Erdgas und Erdöl sinken aktuell:

http://www.energate.de/markt/?Energate_Session=694727be2db7dbeaccae4573bf347ba9

Also müssten jetzt wohl  ebenso Preissenkungen an die Verbraucher weiter gegeben werden.

Es passiert aber nichts. Es ist genauso wie mit der Begründung der Strompreise mit gestiegenen Brennstoffkosten für Kraftwerksgas.

Als die Preise von 2001 auf 2004 fielen, fielen die Strompreise nicht, ebenso nicht bei der Entlastung der GuD- Gaskraftwerke bei der Mineralölsteuer.

Es werden also wohl immer nur Kostenerhöhungen von der Stromwirtschaft kommuniziert, um diese als Begründung für Strompreiserhöhungen heranzuziehen, wobei der Umfang der Kostensteigerungen in absoluten Beträgen die Strompreiserhöhungen in absoluten Beträgen nicht rechtfertigen konnte.

Wo bleiben nun aber die Preissenkungen, auch infolge der Regulierung der NNE?

Auch Thüringer Radiosender berichteten bereits darüber, dass die Strompreise nun sinken müssten, jedoch von den Energieunternehmen keine entsprechenden Meldungen kommen.




Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
Rechtsanwalt

Offline Regina***

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Strompreise müssten aktuell sinken
« Antwort #1 am: 28. April 2006, 14:00:17 »
Zum Crash bei CO2-Zertifikaten hier noch ein aktueller Artikel der Financial Times Deutschland von heute:

http://www.ftd.de/Strommarkt

Viele Grüße
Regina

Offline RR-E-ft

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Strompreise müssten aktuell sinken
« Antwort #2 am: 28. April 2006, 18:56:44 »
Es ist schon eigenartig, dass die Unternehmen anhand der bisher überwiegend unentgeltlich  zugeteilten Zertifikate, die wohl in den Bilanzen aktiviert wurden, bewertet werden, wo doch ihr Kerngeschäft ein anderes ist.

Der Steuerzahler hätte somit kostenlos, ohne jedwede Gegenleistung die Bilanzen der Konzerne aufgehübscht, was einer Subvention in Milliardenhöhe gleichkäme, die beihilferechtlich europarechtswidrig sein dürfte.

Immerhin gehen deutsche Energiekonzerne aktuell europaweit auf Einkaufstour.... Hole´

Der selbe Steuerzahler wurde infolge des großzügigen Geschenks mit steigenden Strompreisen bedacht.

Undank ist der Welten Lohn.

Warum der Steuerzahler gut aufgestellte Konzerne päppelt, wärend andere Unternehmen aufgrund steigender Energiepreise unter ungekannten Druck geraten, mag ein Geheimnis bleiben.

Morgen bekommen vielleicht alle Kunden von ihren Versorgern Post, dass zum 01.05.2006 die Strompreise sinken. Umgekehrt war man ja oft ebenso schnell.

Wir sind gespannt, ob nicht etwa eine große Trockenheit in Südeuropa wieder einen Strich durch die Rechnung macht.


Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
Rechtsanwalt

Offline RR-E-ft

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Strompreise müssten aktuell sinken
« Antwort #3 am: 16. Mai 2006, 12:00:58 »
Weiterer Einbruch der Zertifikatepreise erwartet

Quelle: TAM-News

Experten befürchten nach der Bekanntgabe der EU-Emissionszahlen einen erneuten Kurssturz am Markt für CO2-Emissionsrechte. Aktuell sei man darauf eingestellt, dass für 2005 rund 23 Mio mehr Zertifikate zugeteilt worden seien, als Europas Industrie benötigt habe, hieß es. Einige Analysten sagen 100 bis 200 Mio Lizenzen zuviel voraus und erwarten nun einen Preis von 1 bis 5 Euro je Tonne CO2. In der EU wurden 2005 den Betreibern energieintensiver Anlagen rund 2 Mrd Zertifikate kostenlos zugeteilt. Sie laufen bis Ende 2007.

Hatten die Energiekonzerne die kostenlos zugeteilten Zertifikate etwa als immaterielle Vermögenswerte in ihre Bilanzen eingestellt, um dann einen Werteverzehr derselben als Opportunitätskosten in die Strompreiskalkulation einzupreisen, so stände jetzt wohl eine drastische Wertberichtigung und geänderte Strompreiskalkulation an.

Der Preisunterschied zwischen 30 EUR/ Tonne und 1 bis 5 EUR/ Tonne ist gewaltig.

Entsprechend sinken auch die Opportunitätskosten, wenn man deren Einpreisung überhaupt für zulässig hält.

Das Bundeskartellamt soll in diesem Zusammenhang gegen E.ON und RWE ermitteln, weil das Einpreisen und die Erhöhung der Großhandelspreise den Verdacht des missbräuchlichen Ausnutzens einer marktbeherrschenden Stellung nahelegt, was von den Konzernen und deren Lobbyverband VDEW in Abrede gestellt wird.  

Die Konzerne denken auch gar nicht daran, die Preise zu senken:


http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1241714


Die Begründung erscheint jedoch scheinheilig. Nur ein Bruchteil des Stroms wird über die EEX gehandelt. Wollten die Konzerne ihren gesamten Strom an der EEX gekauft haben, müssten dort wohl dementsprechende Handelsvolumina verzeichnet worden sein.

Fehlanzeige.

Zudem wären sie selbst als Verkäufer des Stroms an der EEX die Profiteure des ausgesprochen hohen Preisniveaus.

Getreu dem Grundsatz linke Tasche, rechte Tasche können sich die hohen Preise an der EEX wohl keinesfalls negativ auf die Konzerne ausgewirkt haben.

Eher das Gegenteil steht mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten.

Reserven aus dem Kalten heraus:

http://www.welt.de/data/2006/02/14/845439.html

Wenn an der EEX nur ca. 15 Prozent des Gesamtmarktvolumens gehandelt werden, von diesem Gesamtmarktvolumen ca. sechs Prozent in der Kaltreserve schlummern, hat freilich niemand Einfluss auf die Börsenpreise....

Denn:

Die Strompreise bilden sich im Markt - über das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage:

http://www.eon-special.com/special/de/7062.jsp

Die Zertifikatepreise spielen dabei eine große Rolle:

http://www.eon-special.com/special/de/7171.jsp
http://www.eon-special.com/special/de/7183.jsp

Bleibt noch die Frage offen, wer die britischen Erdgaspreise beeinflusst, dort mit zusätzlichen Gaskraftwerken und 80.000 gasbetriebenen MicroBHKWs die Nachfrage nach Erdgas erhöht hat.

Wer war es wohl?


Hier lesen wir auf Seite 31, dass die Zertifikatepreise in Deutschland den größten Einfluss auf die Entwicklung der Strompreise haben sollen:

http://www.eon.com/de/downloads/EON_GB_2005_D_Lagebericht_060309.pdf

Nun sind die Zertifikatepreise drastisch eingebrochen und dieser sehr große Einfluss sollte sich nun deutlich bemerkbar machen, wenn niemand eine Rückschlagbremse in den Marktmechanismus eingebaut hat....

Aber schließlich soll E.ON stabile Strompreise versprochen haben:

http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1204779

Stabil heißt eben auch, dass verhindert wird, dass die Preise sinken. Schließlich brauchen die Kunden Planungssicherheit - kein ewiges rauf und dann schon wieder runter mit den Preisen.



Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
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Offline wulfus

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Strompreise müssten aktuell sinken
« Antwort #4 am: 22. Mai 2006, 09:40:36 »
http://www.netzeitung.de/wirtschaft/wirtschaftspolitik/400032.html

Zitat
Umweltminister Gabriel macht Druck:
Stromkonzerne sollen Preise reduzieren

22. Mai 08:21

Bundesumweltminister Gabriel nimmt die Energiekonzerne in die Pflicht, die Strompreise zu senken. In der Netzeitung kritisiert er die EU-Länder, die zu viele CO2-Zertifikate ausgegeben haben und damit das Klima-Ziel gefährden.

Von Marcus Gatzke
...
Der Mann wird einem fast sympathisch. Wenn schon nicht er, wer aus der Regierung rafft sich endlich mal gegen die Gaskonzerne auf?

Offline RR-E-ft

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Strompreise müssten aktuell sinken
« Antwort #5 am: 22. Mai 2006, 10:26:36 »
@Wulfus

Dann lesen Sie mal den SPIEGEL von heute, wo es um die Aufweichung der Ausstiegsveräge mit der Atomwirtschaft geht. Es ist von vertraulichen Sondierungen zwischen dem Umweltminister und den Stromkonzernen die Rede.....

http://www.muettergegenatomgefahr.at/2aktion/update/entry.php?id=01030

Man darf nicht auf ein Handeln von irgendwem hoffen, sondern muss sich selbst zur Wehr setzen.

Der Markt funktioniert nicht, wie man den Ausführungen des Vattenfall- Chefs im Umkehrschluss entnehmen kann:

http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2006-05/artikel-6365910.asp

Sonst müssten die Strompreise sinken.


Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
Rechtsanwalt

 

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