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Autor Thema: Anteil von Öl und Gas an der Stromerzeugung widersprüchlich  (Gelesen 5023 mal)

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Offline JGrave

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Mit Inkrafttreten des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) vom 07.07.2005 sind erstmals für die Jahresabrechnungen 2005 der Elektrizitätsversorgungsunternehmen die Anteile der für die Stromerzeugung eingesetzten Energieträger anzugeben. In den Vorjahren waren diese den Veröffentlichungen der Wirtschaftsministerien, der Statistischen Landesämter sowie der Werbung der Elektriziätsversorger zu entnehmen.

So stellte das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie in seinem „Gesamtkonzept Bayern zur Energiepolitik“ vom 20. April 2004 den Anteil der Kernenergie mit 61%, Öl mit 1% und Gas mit 7% an der Stromerzeugung in Bayern 2001 dar. Das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung sowie der Verband der Bayerischen Elektrizitätswirtschaft (VBEW) deklarierten den Anteil der Kernenergie mit 68,4%, Öl mit 1,5% und Gas mit 5,5% an der Stromerzeugung in Bayern 2004.

Nach den massiven Preiserhöhungen der Energieversorger seit 2004, die diese immer mit steigenden Rohöl- und Gasbezugspreisen begründen, findet  in den Abrechnungen der bayerischen Stromkonzerne e.on-Bayern und LEW Lechwerke (RWE-Group) nunmehr eine wundersame Anteilsveränderung hin zu den verteuerten fossilen Energieträgern statt

http//www.eon-bayern.com (Suche nach „Stromkennzeichnung“)

e.on-Bayern, Bayerns größtes Elektrizitätsversorgungsunternehmen
Kernenergie nur noch 48%, 36% fossile und sonstige (also Öl und Gas nicht mehr nachvollziehbar);

http//www.lew.de/cms_lew_inter/PuGKunden/strommix.asp

LEW Lechwerke Augsburg, RWE-Group Kernenergie gar nur 20,0%, 60,0% fossile und sonstige (Öl und Gas nicht mehr nachvollziehbar); im September 2004 warb LEW in seiner Hauszeitschrift noch mit Anteilen von 70,2% Kernenergie, 1,4% Öl und 5,3% Erdgas („fossile und sonstige“ insgesamt 15,3%!).

Selbst wenn ein Großteil Strom vom Mutterkonzern RWE zugekauft werden muß, scheint von dort nach Bayern fast nur Öl-, Gas- und Kohlestrom zu fließen; denn mit Wasserkraft (erneuerbare Energie insgesamt 20,0%) erzeugt LEW nach seinen Angaben mit seiner Tochter BEW einen Stromanteil von 8-9%.

Die durch § 42 EnWG eingeführte Kennzeichnung sollte doch nicht etwa der Verschleierung, sondern der Transparenz dienen. Aufklärung und Bekanntgabe der tatsächlichen Anteile an den teuer zu importierenden Energieträgern Öl und Gas ist gegenüber den Stromkunden nötig,

ebenso, was es mit dieser wundersamen Primärenergieverschiebung hin zu teuerem Öl und Gas auf sich hat,

und wer dann den bayerischen Kernenergieanteil von durchschnittlich über 60% verursacht, wenn nicht die größten Stromerzeuger Bayerns.

Offline Cremer

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Anteil von Öl und Gas an der Stromerzeugung widersprüchlich
« Antwort #1 am: 14. Februar 2006, 22:08:55 »
@J. Grave,

Sie dürfen nicht verkennen, das eine war eine Prognose wie sich die Zusammensetzung entwickeln (68 % Kernenergie) könnte.

Zum anderen könnte auch weniger Kernenergiestrom aus Frankreich nach Bayern geflossen, sprich zugekauft worden sein.

Kernenergie aus Frankreich ist sehr günstig.

Den jetzigen Rest entfallen auf die Kernkraftwerke Grafenrheinfdeld, Isar 1 und Isar 2 sowie Grundremmingen.
MFG
Gerd Cremer
BIFEP e.V.

info@bifep-kh.de
www.bifep-kh.de
gerd@cremer-kreuznach.de

Offline RR-E-ft

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Anteil von Öl und Gas an der Stromerzeugung widersprüchlich
« Antwort #2 am: 15. Februar 2006, 10:55:16 »
Da passiert schon wundersames, dem man mal nachgehen sollte.

In Bayern verkaufter Strom muss nicht in Bayern erzeugt sein, kann auch aus dem Ausland oder von der Börse stammen, wo es schwierig wird, den Strommix aufzuschlüsseln.

Näheres kann man vielleicht auch hier erfahren:

www.kraftwerke-online.de
http://www.oeko.de/service/stromlabel/


Freundliche Grüße
aus Jena




Thomas Fricke
Rechtsanwalt

Offline JGrave

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Anteil von Öl und Gas an der Stromerzeugung widersprüchlich
« Antwort #3 am: 21. Februar 2006, 20:08:46 »
@Cremer
Die Zahlen des Statistischen Landesamtes sind keine Prognosen, sondern die tatsächliche Stromerzeugung nach Energieträgern in Bayern 2004. Sie spiegeln die „Netto e r z e u g u n g  der Kraftwerke der allgemeinen Versorgung“ wider; Kernenergiestrom aus Frankreich, der nach Bayern geflossen und reduziert worden sein könnte, ist hierin nicht enthalten.


@RR-E-ft

Nach VBEW und Statistischem Landesamt
Nettostromverbrauch in Bayern 2004 75.980 Mio kWh (= 110,1%)
Nettostromerzeugung in Bayern 2004 (nur Kraftwerke der allgemeinen Versorgung) 69.030 Mio kWh (= 100,0%), davon
- Kernernergie 47.248 Mio kWh (= 68,4%)
- fossile (Öl, Gas, Kohle) 10.189 Mio kWh (= 14,8%), darin allein Steinkohle 5.327 Mio kWh (= 7,7% an Gesamterzeugung!, Öl/Gas also nur 7,1%)
- erneuerbare (Wasserkraft) 11.593 Mio kWh (= 16,8%);

Der Rest (6.950 Mio kWh = 10,1%) wird außerhalb von „Kraftwerken der allgemeinen Versorgung“ einschl. EEG-Erzeuger (Wind, Solar, Bio, davon allein LEW 484 Mio kWh gem. Veröffentlichungspflicht nach § 15 EEG) erzeugt und der dann noch verbleibende Rest wohl zugekauft.

Bei Strom, der über eine Börse oder aus dem Ausland bezogen wird, können die von der Börse bzw. von dem betroffenen Unternehmen für das Vorjahr vorgelegten Gesamtzahlen, ansonsten der UCTE-Strommix, zugrundegelegt werden (§ 42 Abs. 4 EnWG); ich halte es allerdings für wenig wahrscheinlich, dass vorrangig teuerer „Fossil-Strom“ gekauft wurde.


Ich vermute deshalb Folgendes

Panorama berichtete am 04.10.2005 zum Gaspreis (Zitat e.on-Ruhrgas)

„In den Preisformeln ist berücksichtigt, dass Erdgas ... mit unterschiedlichen Energien im Wettbewerb steht.

Für die Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern ist Steinkohle der maßgebende Wettbewerber.“

Bei Erdgas gilt folglich die (preiserhöhende) Ölpreisbindung zwar für Haushaltskunden, nicht jedoch für Stromerzeuger. Und Steinkohle zur Verstromung ist bekanntlich nicht nennenswert im Preis gestiegen.

Da der Anteil fossiler Energieträger an der Stromerzeugung seit Jahren in Bayern um 15% liegt (Kernenergie bei 68,4%, Wasserkraft bei 16,8%), wird die billige Kernkraft wahrscheinlich überwiegend den mengenrabattierten Großabnehmern/Industriekunden zugeordnet, die teueren fossilen Energieträger allein den Haushaltskunden. Sobald Strom (aus Kraftwerken der allgemeinen Versorgung, s.o.) aber ins Verbund-Netz eingespeist ist, kann er beim Verbraucher nicht mehr getrennt herausgezogen werden (das Tarifangebot, reinen Öko-Strom zu beziehen und sein Gewissen dadurch zu erleichtern, ist lediglich ein irreführender Werbegag der Elektrizitätswirtschaft und erleichtert nur den Geldbeutel). Es bleibt nur ein rechnerischer Anteil der jeweiligen Primärenergieträger am Gesamtstromaufkommen, eine Aufteilung beim persönlichen Verbrauch ist Augenwischerei.


Durch einfache (willkürliche) Zuordnungen lassen sich dann Preiserhöhungen (am besten noch im Maßstab 11) durch gestiegene Öl- und Gaspreise begründen.

Aber wer\'s glaubt, ist selber schuld. Denn Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst...

Dennoch sollte ein Rechtsanspruch auf ordentliche, objektive Aufteilung in § 42 EnWG begründet sein und willkürliche oder Pi-mal-Daumen- Zuordnungen unterbinden.

Eine Angabe wie bei LEW (20,0% Kernkraft, 60,0% fossile und sonstige Energieträger, 20,0% erneuerbare Energien) dürfte die geforderte objektive Tatsächlichkeit m.E. nicht hergeben.

 

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