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Autor Thema: Sind Erdöl, Erdgas und Steinkohle wirklich fossil? (Buchvorstellung)  (Gelesen 3934 mal)

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Offline EviSell

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Die weltbildprägende These zur fossilen Entstehung von Erdöl, Erdgas und Steinkohle stellt der Autor Thomas Gold (*1920 - ✝2004) in seinem Werk »Die Biosphäre der heißen Tiefe und der Mythos der fossilen Energieträger« in Frage. (Die Originalausgabe »The Deep Hot Biosphere - The Myth of Fossil Fuels« erschien 1999) Er vertritt die Ansicht, dass sich diese Energieträger abiotisch und nicht biotisch (fossil) bilden.
Natürlich ist die These sehr kontrovers. Erfreulich ist, dass eine deutsche Übersetzung neu aufgelegt wurde und ich die Argumente Golds zu der abiotischen Theorie nun selber nachlesen konnte.
Die erste deutsche Übersetzung erschien bereits im Jahr 2000 im Verlag Edition Steinherz (alte ISBN: 3-98073780-2) und war - wenn überhaupt zu einem vernünftigen Preis - nicht mehr erhältlich.

Die biotische (fossile) These wurde von Lomonossow erstmals im Jahre 1757 vorgetragen. Die abiotische von Mendelejew (S. 90/91) in den 1870er Jahren und beide müssen in ihrer Zeit als ketzerisch betrachtet worden sein, denn beide erschütterten das bisherige christliche Weltbild. So ähnlich wie Darwins Buchveröffentlichung zur Evolutionstheorie 1859 es war. Die Evolutionstheorie wird im Übrigen heute immer noch „Theorie“ genannt, um auf religiöse Gruppen Rücksicht zu nehmen.

Warum sich später beide Thesen nicht im gleichem Maße verbreiteten und auch noch in heutiger Zeit lediglich die „fossile“ Variante als „einzige und feststehende Wahrheit“ behandelt wird, mag verschiedene Gründe haben. Vielleicht ist für die Menschen eher vorstellbar, dass verstorbene Tiere und Pflanzen von der Oberfläche die Basis bildeten, als die Vorstellung, dass nicht nur oben, sondern auch in der Tiefe „unter der Erde“ Leben möglich ist. Kannte man dieses eher aus der Märchen- und Sagenwelt oder aus utopischen Romanen.
Natürlich beschreibt Gold nicht eine solche „Unterwelt“. Er führt aus, dass Mikroben in der (heißen) Tiefe leben. Diese thermophilen Mikroben tragen durch ihren Stoffwechsel – also lebend - zur Umwandlung von Kohlenwasserstoffen zu den Materialien bei, die wir als Energieträger und Rohstoffe nutzen. »Die abiotische These geht davon aus, daß Kohlenwasserstoffe Bestandteil jener Materie waren, aus der durch eine Anreicherung von Feststoffen vor etwa 4,5 Milliarden Jahren die Erde entstand...« (S. 71)

Bis 1999 waren über 120 Jahre seit dem Erstaufkommen der abiotischen These vergangen und der technische Fortschritt hat es möglich gemacht, dass es inzwischen Forschungsergebnisse gibt, die eben diese These unterlegen. Ich finde das Buch hochinteressant und die Ausführungen Golds sehr informativ. Öffnet diese These doch eine neue, eine weitere Sichtweise zur Entstehung von Erdöl, Erdgas und Steinkohle.

Zum Autor auf der Rückseite des Buches:
»Der aus Wien stammende Thomas Gold (1920-2004) gilt als Vater der abiotischen Theorie der Kohlenwasserstoffbildung. Nach seinem Physikstudium in Cambridge (GB) und weiteren Stationen erhielt er 1956 eine Astronomie-Professur an der Havard University (USA). Zugleich wurde er Berater der NASA. Von 1959 bis 1981 war er Chef der Astronomie-Abteilung der Cornell University (USA). Gold veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen zur Astronomie, Geophysik und Physik der Planetenräume. Von ihm stammt die erste Erklärung der Pulsare als rotierende Neutronen-Sterne. Nach seinem Ruhestand 1985 forschte Thomas Gold vor allem zur Entstehung von Erdgas und Erdöl.«



Thomas Gold | »Die Biosphäre der heißen Tiefe und der Mythos der fossilen Energieträger« | ISBN: 978-3-940431-45-5 | TvR Medienverlag Jena 2023 (1. Auflage mir vorliegend) | Preis: 27,00 €
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