Ja, ein Systemwechsel ist schon lange geboten, und zwar in Bezug auf Strommarkt und EEG-Strom-Vermarktung.
Auch müssen die konv. Must-Run-Kapazitäten beseitigt werden.
Dringend zu hinterfragen bzw. Abzuschaffen wäre auch die Netzentgeltbefreiung des internationalen europäischen Stromhandels. Warum um Himmels Willen sollen die Kleinverbraucher die Netzkosten dafür übernahmen, dass z.B. RWE oder Vattenfall ihren Braunkohlestrom nach Italien oder Frankreich exportieren können?
Freier Stromhandel über die Grenzen JA, aber kostengerecht und nicht quersubventioniert!
Es ist seit langem absehbar, dass das geltende System zu immer verrückteren Auswüchsen führt.
Immerhin wird endlich (leider erst 2018) eine Engpasswirtschaft bei Stromtransportkapazitäten nach Österreich eingeführt und die Preiszone aufgespalten, um die perverse Subventionierung des Braunkohlestromexports z.B. nach Italien über die Netzentgelte der nicht-privilegierten Verbraucher zu reduzieren. Somit können dann die Ösis und Italiener nicht mehr von den negativen Strompreisen an der EEX profitieren. Es bestehen dann echte Anreize, die Braunkohle-Dreckschleudern über solche voraussehbaren Starkwindphasen wie jetzt über Weihnachten für ein paar Tage ganz freiwillig abzuschalten, statt sie erst auf Dispatch-Anweisung hin abzuschalten und dann noch Entschädigung zu kassieren, wobei gleichzeitig Schweröl-Reservekraftwerke in Österreich subventioniert angeworfen werden, um deren Strom dann ersatzweise mit Negativpreisen nach Italien zu liefern. Diese jetzigen Auswüchse sind das Perverseste, was die Stromwirtschaft je hervorgebracht hat.
Selbstverständlich titelt der Herr Daniel Wetzel der Oligopollobby brav folgend in so einem Fall dann immer "Viel Windstrom verursacht Netzprobleme und Reservekraftwerke müssen in Österreich angeworfen werden, um Netzkollaps zu verhindern".
Völliger Mumpitz sowas. Das bestehende Netz würde da bisher völlig ausreichen und stabil laufen, gäbe es nicht diese abartigen Strommarkt-Exzesse.
Manche Lobbygruppen schüren ja jetzt Ängste, dass durch die Aufspaltung der Preiszonen und die Engpasswirtschaft noch mehr negative Preise an der EEX entstehen, die die EEG-Umlage und die Netzentgelte belasten werden.
Ich erwarte ehrlich gesagt das Gegenteil: Es wird weniger oft oder zumindest kürzer zu negativen Preisen kommen und zu keinerlei Aktivierungen mehr von Schweröl-Reservekraftwerken in Österreich auf Kosten deutscher Netzentgelt-Zahler, weil die Braunkohlemeiler öfter für längere Phasen runterfahren werden. Noch längere und tiefere Negativpreise, die nicht mehr durch Dispatch-Entschädigungen gemildert werden, werden Anreiz sein für solche längerphasigen Abschaltungen einiger Braunkohlemeiler. Kurzzeitige Schwankungen werden dann öfter von Gaskraftwerken ausgeglichen weerden. Leidtragende werden dabei ausschließlich deutsche Braunkohle- und Atomkraftwerksbetreiber sein, die weniger Reibach machen werden. Die Entzentgelte und die EEG-Umlage werden wohl leicht entlastet werden.
Aber um einen grundlegende Reform des Strommarkts - auch auf europäischer Ebene - wird man nicht herumkommen.