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Autor Thema: GAZPROM will Gasexporte verteuern  (Gelesen 7372 mal)

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Offline RR-E-ft

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GAZPROM will Gasexporte verteuern
« am: 03. Dezember 2005, 14:58:08 »
Nach einer Energate- Meldung http://www.energate.de/news/81726 vom 02.12.2005  will die russische Gazprom die Preise für Gasexporte nach Westeuropa um zwei bis vier Prozent ab 2006 anziehen.

Fraglich, wie das gehen sollte, wenn doch alle ausnahmslos aufgrund langfristiger Verträge mit Ölpreisbindung von Gazprom beliefert werden sollen. Dann gäbe es gar kein Ermessen für entsprechende Preiserhöhungen.

Oder schützen die Langfristverträge entgegen anderslautender Behauptungen gar nicht vor solchen Wünschen der wenigen großen Anbieter?

Wie wirken sich solche  Preiserhöhungen der Gazprom um zwei bis vier Prozent gegenüber den großen Importeuren etwa auf die Endverbraucherpreise aus?

Vielleicht gibt es Antworten der transparenten E.ON Ruhrgas dazu.



Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
Rechtsanwalt

Offline Graf Koks

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GAZPROM will Gasexporte verteuern
« Antwort #1 am: 03. Dezember 2005, 15:03:11 »
@RR-E-ft:

Ich habe mal versucht hier eine Antwort zu finden http://www.gazprom.ru/   kann das aber leider nicht lesen. Sie vielleicht schon eher ;-) .

Vielleicht bekommen Sie sogar eine Anfrage hin ?


M.f.G. aus Berlin
Graf Koks

Offline RR-E-ft

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GAZPROM will Gasexporte verteuern
« Antwort #2 am: 03. Dezember 2005, 15:11:48 »
@Graf Koks

Die Sprache unseres großen Bruders war bei uns bis zum Abitur Pflicht und auch beim Studium noch im Angebot.

Für russichsprachige Gaskunden in Deutschland, die sich wehren wollen:

http://www.vorota.de/WEB820_ch_127_03.AxCMS :lol:


Man sollte wohl bei der E.ON Ruhrgas nachfragen.

Der Vorstandsvorsitzende der E.ON Ruhrgas, welcher ein Aufsichtsratsmandat bei der Gazprom wahrnimmt, drückt sich vielleicht in unserer gemeinsamen Muttersprache viel klarer aus.

Und auch Aussagen des BGW erscheinen insoweit erklärungsbedürftig:

http://www.bgw.de/energiepolitik/gaspreise/gaspreise_-_fragen_und_antworten


http://www.erdgasfakten.de/de/gaspreise/so_bildet_sich_der_erdgaspreis

Ertmals ergibt sich, dass die Kosten der Gasversorgung zwischen Ballungsräumen und dem flachen Land aufgrund unterschiedlicher Versorgungsstrukturen sehr verschieden sein sollen. Auf dem flachen Land sei die Gasversorgung teurer (vgl. schon Held, NZM 2004, 196, 174).

Dann kann man fragen, warum EWE auf dem flachen Land relativ günstiger versorgen können soll als Versorger in Ballungsräumen.

Zudem wird wohl aus dem Beitrag am Ende weiter ersichtlich, dass die Erdgaspreispreise für die Industrie in Deutschland weit mehr als in anderen Ländern von den Privatverbrauchern subventioniert werden müssen, was kartellrechtliche Bedenken aufwirft und auch eine grobe Unbilligkeit besorgen lässt.


Auch ansonsten gibt es neues \"Propagandamaterial\" der Lobbyverbände BGW und VDEW:

http://www.bgw.de/pdf/0.1_resource_2005_12_2.pdf



Vielleicht können Sie mal in Berlin beim BGW anfragen?



Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
Rechtsanwalt

Offline wulfus

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GAZPROM will Gasexporte verteuern
« Antwort #3 am: 03. Dezember 2005, 17:27:38 »
Vielleicht haben die Großkunden der Gazprom die neuen Preise \"bestellt\",
um gegenüber den eigenen Kunden \"wahrheitsgemäßer\" argumentieren
zu können.
Außerdem gehen die Ölpreise allmählich zurück.  :wink:

meint
wulfus

Offline RR-E-ft

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GAZPROM will Gasexporte verteuern
« Antwort #4 am: 03. Dezember 2005, 17:44:44 »
@Wulfus


In der Vorweihnachtszeit können viele Wünsche geäußert werden.

Möglicherweise hatte man sich jedoch bereits mit dem SPIEGEL- Interview mit Gazprom- Chef Alexej Miller einen großen Wunsch erfüllt....

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,374002,00.html
http://www.n24.de/wirtschaft/unternehmen/index.php/n2005091217142800002

Der dabei geäußerte Kernsatz, wonach es für Erdgas keinen Börsenpreis gibt, wird von der Gaswirtschaft als Begründung wie eine Monstranz vor sich hergetragen.

Für die Bildung eines Marktpreises für ein bestimmtes Produkt bedarf es indes nicht unbedingt erst einer Börse, sondern lediglich eines stetigen Aufeinandertreffens von Angebot und Nachfrage, was eine entsprechende Marktpreisbildung nach sich zieht.



Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
Rechtsanwalt

Offline Hennessy

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GAZPROM will Gasexporte verteuern
« Antwort #5 am: 03. Dezember 2005, 22:59:41 »
tsss,tsss, tsss eigentlich hatten wir mehr als 4% bestellt, auf die Russen war  noch nie Verlass!

Wie argumentieren wir denn jetzt die Preiserhöhungen zum 1.Januar und 1. April? Ach, wenn die Russen nicht wollen, dann nehmen einfach wieder die Ölpreisbindung - oder kommt eventuell deshalb auch die angekündigte Erhöhung von Gazprom zustande?

@wulfus
Echte Preiserhöhungen im Bezug helfen nicht und sind als Argument zu teuer - sonst hätten wir schon 50% nachbestellt

Offline RR-E-ft

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GAZPROM will Gasexporte verteuern
« Antwort #6 am: 05. Dezember 2005, 12:35:48 »
@Hennessy

Ich glaube mal nicht, dass Ihr Unternehmen bei Gazprom etwas bestellen könnte. So wollte ich es auch nicht verstanden wissen.

Jedoch bei E.ON Hanse sollen die letzten Preiserhöhungen auf Bezugspreissteiegrungen im Umfange von 70 Prozent beruhen.

Schuld seien die verteuerten Importe, insbesondere auch aus Russland....

Wenn dem tatsächlich so wäre, dann wäre doch eine Verteuerung des aus Russland importierten Erdgases um zwei bis vier Prozent wohl mehr als eine Marginalie, gar nicht berichtenswert, weil die Erdgasimportpreise ja schon bisher viel stärker gestiegen waren....

Wie eine angekündigte Verteuerung der Importe aus Russland um zwei bis vier Prozent die von E.ON Hanse,  Gasag und anderen angekündigten Preiserhöhungen zum 01.01. um über zehn Prozent und zum 01.04. um weitere ca. neun Prozent ggf. rechtfertigen sollten, bleibt indes etwas unklar.

Mit anderen Worten:

Wir haben hier verschiedene Marktinformationen, deren Zusammenhang bisher nicht erklärt wurde und der deshalb auch nicht nachvollzogen werden kann.



Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
Rechtsanwalt

Offline Cremer

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GAZPROM will Gasexporte verteuern
« Antwort #7 am: 05. Dezember 2005, 13:42:05 »
@fricke,

in Ihrem Thread vom Samstag geben Sie den Link

http://www.erdgasfakten.de/de/gaspreise/so_bildet_sich_der_erdgaspreis

Nun da ist ja auf dem Diagramm (Kuchenform) mit 71% für Import/Produktion, Transport, Speicherung und Verteilung angeben.

Nur man muss richtig lesen:

Der BGW verschleiert, das eben in diesen Kosten ja auch Gewinne stecken oder wird die Produktion, Speicherung und Verteilung zum Selbstkostenpreis durchgeführt?
MFG
Gerd Cremer
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GAZPROM will Gasexporte verteuern
« Antwort #8 am: 05. Dezember 2005, 14:22:39 »
@Cremer

Können Sie etwa aus diesem Tortendiagramm ersehen, welchen Anteil die Importpreise an den Endverbraucherpreisen haben?

Ich kann es nicht.

Nochmals:

Nur das Erdgas selbst kann sich aufgrund \"gestiegener Nachfrage\" verteuert haben, nicht jedoch der Transport des Erdgases und dessen Speicherung und Verteilung.

Und auch die in den Preisen unzweifelhaft und zwingend enthaltenen  Gewinne durften sich ja gerade nicht erhöhen.

Die Frage lautet, was eine zwei- bis vierprozentige Erhöhung der Erdgasexportpreise der Gazprom nominal in absoluten Beträgen  für die Endverbraucherpreise in Deutschland konkret bedeuten kann.


Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
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GAZPROM will Gasexporte verteuern
« Antwort #9 am: 05. Dezember 2005, 16:26:14 »
@Fricke,

ich kann es natürlich auch nicht rauslesen, was da alles in den 71% drinsteckt.

Aber:
Auf alle Fälle vor allem Gewinne!!!!

Und irgendwo ein kleiner Anteil für den Einkaufspreis und ein noch kleinerer Anteil für die kommende Gaspreisverteuerung durch die Gasprom
MFG
Gerd Cremer
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GAZPROM will Gasexporte verteuern
« Antwort #10 am: 05. Dezember 2005, 16:52:19 »
@Cremer

Aus dem Tortendiagramm kann man auch nicht herauslesen, dass der Gaspreis vorrangig (\"vor allem\") aus Gewinnen besteht. Ihre Aussage \"Auf alle Fälle....\" werden Sie deshalb schlecht belegen können.

Es steckt natürlich ein Gewinn drin.
Jedoch wird aus dem Tortendiagramm nicht ersichtlich wieviel.

Nachdem man sich in Hamburg so ziert, erwartet ja auch niemand, dass das entsprechende Tortenstück explizit ausgewiesen wird, damit Kritiker ggf. rufen, es sei (viel) zu groß.

Ehrlicherweise weiß man nur, dass ein Gewinn in die Preise einkalkuliert sein muss und einkalkuliert ist. Zu dessen Höhe oder prozentualem Anteil am Gaspreis ist - jedenfalls den Verbrauchern - nichts bekannt.

Man kann allenfalls Vermutungen anstellen.

Soweit diese jedoch nicht auf gesicherten Erkenntnissen beruhen, handelt es sich auch dabei um \"Spookenkiekerei\".

Gerade weil das so ist, bedarf es ja überhaupt der Offenlegung der Preiskalkulationen.

Dabei muss offen gelegt werden, wie hoch der Gewinnanteil am Preis ist, um zu prüfen, ob dieser angesichts der gestzlichen Verpflichtung zu preisgünstiger Versorgung angemessen ist oder nicht.

Mit anderen Worten:

Aus dem Tortendiagramm ergibt sich nicht wirklich ein Informationsgehalt.

Denn wer die bekannten Konzessionsabgaben und Steuersätze von den bekannten Preisen abzog, hatte schon immer den gleichen Informationsgehalt.

Ganz entscheidend ist nun, in welche Teilstücke das 71 %- Tortenstück weiter zerteilt werden muss.

In einer sachlichen Auseinadersetzung können wir die Aussagen treffen, dass aufgrund vielerlei Umstände erhebliche Zweifel daran bestehen, dass die einkalkulierten Gewinne lediglich dem entsprechen, was die Rechtsprechung für angemessen hält.

Mehr wissen wir schon nicht.
Um den entsprechenden Erkenntniszuwachs geht es gerade.




Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
Rechtsanwalt

 

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