Kohleatlas: Die wichtigsten Zahlen, Gafiken und FaktenDeutschland ist weltweit der größte Förderer von Braunkohle. Im Jahr 2013 wurden rund 183 Millionen Tonnen abgebaut. Bislang wurden 175.000 Hektar der Landesfläche von Tagebauen in Anspruch genommen.
Das entspricht gut 246.000 Fußballfeldern. Innerhalb von 90 Jahren mussten in Deutschland über 230 Siedlungen mit insgesamt fast 110.000 Menschen der Braunkohle weichen. (..) Der Raubbau an der Natur und die langanhaltenden Folgeschäden des Bergbaus etwa für den Wasserhaushalt sind immens – die Übernahmen der Folgekosten auf Dauer jedoch weitgehend ungeklärt.
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Kohle ist teuer und der Strompreis bildet nicht die wahren Kosten der Kohleverstromung ab.
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In Deutschland summieren sich die durch Luftverschmutzung und Treibhausgase verursachten Umweltkosten der Kohleverstromung auf gut 28 Milliarden Euro pro Jahr. Würden die Umweltkosten in den Strompreis hineingerechnet, müsste dieser laut Umweltbundesamt für Braunkohle um rund elf Eurocent pro Kilowattstunde und für Steinkohle um rund neun Eurocent pro Kilowattstunde ansteigen.
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Die Energiekonzerne profitieren von öffentlichen Subventionen: 2014 hat die Beratungsfirma Ecofys Zahlen für die Europäische Kommission zusammengetragen: Zwischen 1990 und 2007 wurde der Ausbau der Kohle-Infrastruktur von den heutigen 28 EU-Mitgliedsstaaten mit insgesamt 200 Milliarden Euro subventioniert. Hinzu kommen 380 Milliarden Euro an Subventionen zwischen 1970 und 2007, die die EU-Staaten den Kohlekraftbetreibern für die Produktionsseite z.B. in Form von Steuernachlässen oder Steuergutschriften gezahlt haben. Deutschland zahlt die meisten Subventionen in der EU.
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Die Kohleindustrie ist gut vernetzt und bremst über Lobbystrukturen, großzügige Wahlkampfspenden und Finanzierung von Klimaskeptikern den Umstieg auf erneuerbare Energien. Allein in Washington D.C. hat die Kohleindustrie für Lobbytätigkeiten in den letzten fünf Jahren rund 76 Millionen US-Dollar ausgegeben.
Auch in Europa ist die Kohleindustrie mächtig: In der technischen Arbeitsgruppe der EU, die die Vorgaben für Großfeuerungsanlagen (Kraftwerke) und Grenzwerte für die Industrie-Emissionen entwickelt, waren 2015 mehr als die Hälfte Industrievertreter.
Einige Lektionen aus dem Kohleatlas.
GESUNDHEITFEINER STAUB, GROSSER SCHADENMehr als 18.000 Menschen sterben jährlich in der EU an den Folgen der Luftverschmutzung
durch Kohleförderung und -kraftwerke. Feinstaub und Schwermetalle können für Menschen
lebensbedrohlich sein.
MENSCHENRECHTEUNTERDRÜCKT UND VERTRIEBENWenn die Kohlekonzerne kommen, droht der lokalen Bevölkerung Umsiedlung und
Repression. Freiwillige Standards helfen wenig.
PREISGESTALTUNGVERDECKTE SUBVENTIONEN, OFFENE RECHNUNGENDie Kohleindustrie senkt durch Steuergelder ihre Preise – und zahlt nicht für die Kosten
von Klimawandel und Erkrankungen. In Umrissen zeichnet sich das Ausmaß ab.
LOBBYISMUSBEZAHLT, UM ZU VERHINDERNWo immer über Klimapolitik verhandelt wird, wollen die Kohlekonzerne Einfluss nehmen. Oft
gelingt das sehr gut.
EMISSIONSHANDELSTARKE INDUSTRIE, SCHWACHE INSTRUMENTEAls großes Geschäft hat sich der Handel mit Verschmutzungszertifikaten herausgestellt. Für
das Klima hat er bisher wenig gebracht. Doch Alternativen werden kaum diskutiert.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang_AW