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Autor Thema: Windräder verschmutzen Meere mit Rostschutz  (Gelesen 4422 mal)

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Offline Wolfgang_AW

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Windräder verschmutzen Meere mit Rostschutz
« am: 28. Februar 2015, 15:46:22 »
Windräder kontaminieren Nordsee mit giftigem Rostschutz

Zitat
Mit dem weiteren Ausbau von Windkraftanlagen auf See werden in den kommenden Jahren Tausende Tonnen giftiger Metallverbindungen in Nord- und Ostsee eingebracht. Grund ist der Einsatz sogenannter Opferanoden. Sie sollen das Verrosten der stählernen Fundamente der Windparks verhindern.
   Die Opferanoden, die hauptsächlich aus Aluminium, aber auch aus Zink und Schwermetallen bestehen, lösen sich im Wasser nach und nach auf. Eine Umweltfolgenabschätzung dazu gibt es bislang nicht.

Da im Schiffbau Fremdstromanoden gang und gäbe und vermutlich an Bohrinseln sogar Vorschrift sind, kann ich mir fast nicht vorstellen, dass bei den Windradsockeln auf klassische Opferanoden zurückgegriffen wird, denn der Kostenfaktor ist m.E. bei solchen Projekten vernachlässigbar.
Daher bin ich bei dieser Nachricht zunächst mal skeptisch, ob da nicht zuviel "Wind" gemacht wird. ;)

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW

 
„Es hat sich bewährt, an das Gute im Menschen zu glauben, aber sich auf das Schlechte zu verlassen.“

(Alfred Polgar)

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Re: Windräder verschmutzen Meere mit Rostschutz
« Antwort #1 am: 01. März 2015, 15:45:48 »
Zitat
Daher bin ich bei dieser Nachricht zunächst mal skeptisch, ob da nicht zuviel "Wind" gemacht wird.

Ja sicher, passt nicht so gut ins Erfolgsstory EEG-Konzept.

Gruß

NN

Offline Wolfgang_AW

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Re: Windräder verschmutzen Meere mit Rostschutz
« Antwort #2 am: 02. März 2015, 11:50:35 »
Zitat
Daher bin ich bei dieser Nachricht zunächst mal skeptisch, ob da nicht zuviel "Wind" gemacht wird.

Ja sicher, passt nicht so gut ins Erfolgsstory EEG-Konzept.

Gruß

NN

Stimmt - bin ja ganz bei Ihnen. Sollten möglw. klassischen Opferanoden als Mindestanforderungen gefordert sein, passt das tatsächlich nicht zu dem Anspruch der "sauberen" Windenergie.
Meine Skepsis bezieht sich darauf, dass "normalerweise" bei größeren und eh teuren Projekten, so z.B. im Schiffbau auf Fremdstromanoden zurückgegriffen wird, was ich auch bei Windparks voraussetzen würde.
Da mir bislang das Wissen dazu fehlt, inwieweit grundsätzlich auf klassische Opferanoden zurückgegriffen wird, schließe ich mich dem pauschalen Urteil nicht an.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
« Letzte Änderung: 02. März 2015, 13:11:54 von Wolfgang_AW »
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(Alfred Polgar)

Offline Wolfgang_AW

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Re: Windräder verschmutzen Meere mit Rostschutz
« Antwort #3 am: 02. März 2015, 13:38:28 »
Korrosionschutz von Windenergieanlagen

Zitat
Vergleich der beiden KKS-Systeme in Bezug auf den Einsatz im Offshore-Windenergiebereich

Vorteil galvanische Anoden:

 sehr geringer Wartungsaufwand, nur gelegentliche Kontrollmessungen
 vorwiegend für Objekte mit geringem Schutzstrombedarf und niedrigen spezifischen Boden- und Wasserwiderständen eingesetzt
 Eignung insbesondere für kleinere, verwinkelte und aufgelöste Bauwerksformen
 geringer Installationsaufwand
 Schattenwirkungen können durch zusätzliche Anoden in Schattenbereich kompensiert werden
 spezielle Schutzschichten im anodischen Spannungstrichter sind nicht notwendig
 sofort wirksam nach der Installation
 nicht an bestimmte Bauwerksformen gebunden
 jede beliebige Anodenform denkbar
 keine elektrischen Sicherheitsprobleme aufgrund der niedrigen Spannungen
 Stromabgabe selbstregulierend

Nachteil galvanische Anoden:

 spezielle aktive Legierung erforderlich
 hohe Anodenmasse
 hohe Anodenzahl
 geringe Treibspannung
 Stromabgabe begrenzt
 Schutz endet spätestens mit kompletter Auflösung des Anodenmaterials
 Genaue Schutzdauer abhängig von einer sorgsamen Auslegung und Alterungsprozess der Beschichtung (wenn vorhanden)
 Empfohlen wird eine max. Schutzdauer von 25 bis 30 Jahren
 Nachrüstung von neuen Anoden im Offshorebereich schwierig bzw. kostenintensiv
 es können keine Ausschaltpotentiale gemessen werden, im Seewasserbereich auch nicht erforderlich aufgrund der guten Elektrolytleitfähigkeit

Vorteile Fremdstromanoden:

 hohe Treibspannung möglich
 Schutzanlagen können bis zu 80 Jahre und länger betrieben werden
 Anlage ist ständig über installierte Referenzelektroden überwacht
 Stromregelung über Referenzelektroden automatisch möglich
 Fernbedienung möglich
 nachträgliche Installation im Offshore-Bereich denkbar

Nachteile Fremdstromanoden:

 hoher Wartungsaufwand und ggf. Reparaturaufwand, da zumindest die eingehenden Messwerte permanent ausgewertet werden müssen
 Reparatur zumindest im Unterwasserbereich schwierig, z.B. bei zerstörten Montagehalterungen
 Anoden können durch zu hohe Treibspannungen zerstört werden, gilt nicht beim Einsatz von Magnetitanoden
 Permanente Energieversorgung erforderlich
 relativ empfindlich gegenüber mechanischen Einflüssen, robuste Schutzkonstruktionen erforderlich
 Stromkosten
 Kabelführungen sind robust und für den nachträglichen Austausch von Anoden bei Defekten auszulegen
 Schutzschilde im unmittelbaren Bereich der Anode erforderlich
 Überschutz bei schlecht geregelten Anlagen möglich, Wasserstoffproduktion und Wasserstoffversprödung des Stahls möglich
 bei Ausfall einer Komponente (Schutzstromgerät, Kabel, Stromanschluss, Anode) wird der kathodische Schutz unterbrochen

Die Aufstellung zeigt, dass sich aufgrund der nahezu vollständigen Wartungsfreiheit gepaart mit der exponierten Lage von Offshore-Windenergieanlagen, die zudem unbemannt sind, klare Vorteile für den Einsatz von galvanischen Anoden ergibt.

Alpha-Ventus ---> Fremdstromanoden
EnBw Baltic 1 ---> galvanische Anoden

Forschungsplattform FINO 1 ---> Fremdstromanode
                                 FINO 2 ---> galvanische Anoden

Zitat
Die vorangegangenen Erläuterungen zeigen, dass auf dem Gebiet des kathodischen Korrosionsschutzes von Offshore- Windenergieanlagen bisher mit unterschiedlichen Lösungen gearbeitet wurde. Nach den vorliegenden Erkenntnissen haben alle dargestellten Lösungen bisher, die Gründungsstrukturen vor Korrosion zu schützen, zum Ziel geführt. Es zeigt aber auch, dass im Zusammenspiel der Aspekte Wirtschaftlichkeit, Montage, Robustheit, Wartung und Instandhaltung bisher kein System sich als optimal herausgestellt hat.
Wirtschaftlich betrachtet, ist der Korrosionschutz, neben den weiteren erforderlichen Arbeiten zum Bau der Anlagen, als relativ geringer Kostenfaktor zu betrachten. Analysen aus Stahlwasserbauprojekten [16, 17] zeigen, dass der Kostenanteil an den Gesamtkosten bei ca. 2,5% für den kathodischen Korrosionsschutz liegen. Gemessen an der Bedeutung dieses Schutzes für einen mit Blick auf die
Korrosion risikolosen Betrieb, kann der finanzielle Aufwand als sehr gering eingestuft werden.

Nicht gefunden habe ich bisher, mit welchen Systemen die weiteren Anlagen ausgestattet sind. Allerdings sind offensichtlich nicht alle Anlagen gleich ausgestattet.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
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Offline Wolfgang_AW

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Re: Windräder verschmutzen Meere mit Rostschutz
« Antwort #4 am: 09. April 2015, 14:05:29 »
Windräder kontaminieren Nordsee mit giftigem Rostschutz

Zitat
Mit dem weiteren Ausbau von Windkraftanlagen auf See werden in den kommenden Jahren Tausende Tonnen giftiger Metallverbindungen in Nord- und Ostsee eingebracht. Grund ist der Einsatz sogenannter Opferanoden. Sie sollen das Verrosten der stählernen Fundamente der Windparks verhindern.
   Die Opferanoden, die hauptsächlich aus Aluminium, aber auch aus Zink und Schwermetallen bestehen, lösen sich im Wasser nach und nach auf. Eine Umweltfolgenabschätzung dazu gibt es bislang nicht.

Da im Schiffbau Fremdstromanoden gang und gäbe und vermutlich an Bohrinseln sogar Vorschrift sind, kann ich mir fast nicht vorstellen, dass bei den Windradsockeln auf klassische Opferanoden zurückgegriffen wird, denn der Kostenfaktor ist m.E. bei solchen Projekten vernachlässigbar.
Daher bin ich bei dieser Nachricht zunächst mal skeptisch, ob da nicht zuviel "Wind" gemacht wird. ;)

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW

In der Printausgabe des Magazins <DER SPIEGEL> Nr. 15/2015 vom 4.4.2015 wird im <Rückspiegel> auf den obigen Artikel Bezug genommen.

Zitat
(...) verneint das zuständige Bundesmt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in einer Stellungnahme eine "gefährliche Aluminiumbelastung des Meeres durch Offshore-Windparks". Allerdings werde "ein erweitertes technisches Regelwerk" zum Korrosionsschutz erarbeitet, "um zukünftig noch umweltfreundlichere Methoden zu etablieren".

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
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