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Autor Thema: Hessen: Kali+Salz vs. Trinkwasser  (Gelesen 8044 mal)

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Offline Wolfgang_AW

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Hessen: Kali+Salz vs. Trinkwasser
« am: 15. Februar 2015, 17:49:54 »
Das Magazin "DER SPIEGEL" Nr. 8/2015 berichtet in dem Artikel <Leise wandert der See>, dass die Salzabwässer des Konzerns K+S etliche Trinkwasserbrunnen in Hessen gefährdet.

Zitat
„Begründete Besorgnis" bestehe nicht nur für die Heilquellen. Ein Dutzend Trinkwasserbrunnen im Werra-Raum könne kurzfristig unbrauchbar werden, bei einem Brunnen sei der Chloridgrenzwert schon mehrmals überschritten worden.
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Allein 2014 durfte K+S rund 4,5 Millionen Kubikmeter im Untergrund „versenken"
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Die Werra-Gemeinde Gerstungen aber klagte aus Sorge um ihr Trinkwasser gegen die Versenkung und forderte von Hessen Auskünfte nach dem Umweltinformationsgesetz.

Ein neuer Richter am Verwaltungsgericht Kassel forderte die Akten an und "gewährte den Gemeindevertretern Einsicht."

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In dem Verfahren tauchte ein weiteres brisantes Papier auf. Es wirft die Frage auf, ob die bestehende Versenkgenehmigung widerrufen werden muss. Nachdem im Laufe der Jahre rund eine Milliarde Kubikmeter Salzbrühe in den Boden gepumpt worden waren, bildete sich tief unter der Oberfläche ein gewaltiger Salzsee. Lange glaubten die Behörden, das Abwasser befinde sich in einer porösen Gesteinsschicht einige Hundert Meter unter der Oberfläche. Seit 2008 aber weiß das Ministerium, dass 300 Millionen Kubikmeter in den Buntsandstein aufgestiegen sind, aus dem das Trinkwasser gewonnen wird.
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Die Rechtsgrundlage für einen Widerruf sei gegeben, heißt es in einem Vermerk des Regierungspräsidiums Kassel. Allerdings, warnte ein Mitarbeiter, könne es dann zu einem „Entsorgungsnotstand" bei K+S und zur Schließung der Bergwerke kommen. (...) Das Regierungspräsidium sah einen eleganten Ausweg in einer „erneuten Risikobewertung" und
fragte den Konzern, wie er die Gefahren für das Trinkwasser einschätze. Kaum überraschend erkannte K+S keinen Grund zur Besorgnis - anders als die HLUG-Mitarbeiter, als sie die Einschätzung des Unternehmens im Sommer würdigten.

Selbst die grüne Umweltministerin Priska Hinz beugt sich K+S. Sie stellte mit dem Vorstandsvorsitzenden Norbert Steiner einen Vier-Phasen-Plan vor, der ganz im Sinne des Konzerns eine realisierbare Komplettlösung der Salzwasser-Entsorgung enthält.

Zitat
Neben der weiteren Entlastung der Umwelt trage die Vereinbarung zur Sicherung der K+S-Standorte im Werra-Kalirevier bei. Der Vier-Phasen-Plan reiche bis in die Zeit nach Stilllegung der Produktion und sichere die über 7.000 mit der Kaliproduktion verbundenen Arbeitsplätze in der Region. „Dies gibt uns einen Planungsrahmen, den wir als Rohstoffunternehmen benötigen, um noch mehrere Jahrzehnte Kalirohsalz an der Werra fördern und damit weltweit gefragte Produkte in Deutschland herstellen zu können“, so Steiner.

Übrigens soll die "langfristige" Süßwasserqualität der Werra und Oberweser, von der in der Pressemitteilung die Rede ist, im Jahr 2075 erreicht sein.

Na, wenn das mal kein Erfolg ist - allerdings nur für K+S!

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
„Es hat sich bewährt, an das Gute im Menschen zu glauben, aber sich auf das Schlechte zu verlassen.“

(Alfred Polgar)

 

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