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Autor Thema: Fernwärme - Grundpreis  (Gelesen 9939 mal)

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Offline udippel

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Fernwärme - Grundpreis
« am: 04. November 2014, 11:13:36 »
War ich naiv? als ich mit meinem Versorger eine Grundversorgung von 18 kW vereinbarte? Ja, die brauche ich schon für das Haus, auch da habe ich keine Probleme.
Nur: Als ich neulich mal alle Ventile aufdrehte, alles auf, 100%, zog ich da so etwa 10.5 kW ab. Also habe ich angerufen, und erfahren, dass die 18 kW garantiert sind für
1. Eine Temperatur von minus 10°C, und
2. unter der Bedingung einer optimal möglichen Heizungsanlage.

Was mich daran sticht, ist, dass der Versorger nicht 18 kW liefert, sondern eine bestimmte Wassermenge pro Stunde; 220 Liter.  Warum sticht mich das? Weil ich ja laut Vertrag über das ganze Jahr hin einen Grundpreis für 18 kW bezahle. Und offenbar erhalte ich diese 18 kW ausschließlich im Winter bei 18°C Außentemperatur! Wenn ich z.B. im November, also jetzt, nur 10.5 kW erhalte, bräuchte ich ja wohl nur für 10.5 kW bezahlen, oder etwa nicht?
Nein, soweit ich im Internet gefunden habe, ist das Standard: Ein fixes Durchflussvolumen wird garantiert, ja, über das ganze Jahr hinweg, aber der formale und über 365 Tage zu zahlende Anschlusswert wird nur erreicht, falls die Außentemperatur tatsächlich mal minus 10°C erreicht.
Und was soll das Getue mit der 'optimalen, modernen' Heizungsanlage? Wenn meine suboptimale, alte, Anlage maximal 180 Liter ziehen kann, und je ziehen wird, dann sollte doch entweder der Preis runter gehen; oder die 'kalibrierte Durchflussmenge' entsprechend hochgestellt werden; oder?
Oder ist die Welt tatsächlich so auf Betrug aus, wie es sich hier für mich darstellt?

Offline superma

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Re: Fernwärme - Grundpreis
« Antwort #1 am: 06. Mai 2015, 22:07:35 »
Guten Abend udippel,

ich Stimme ihrer Argumentation nicht ganz zu, denn

der "Anschlusswert" wie Sie es nennen hängt davon ab, mit welcher Temperatur die Regelung in den Heizkörper hinein geht, und mit welcher Temperatur das Wasser wieder herauskommt.

Bei minus 10°C wird die Regelung die Temperatur erhöhen, und gleichzeitig könnte eine niedrigere Temperatur aus den Heizkörpern zurück kommen. Dann würden Sie mehr al 10,5 kw beziehen.

superma.

P.S. bei uns ist der minimale Anschlusswert 15 kW, und ich habe noch nie gesehen, dass mehr als 6 kW gezogen werden.

Offline Will Kane

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Re: Fernwärme - Grundpreis
« Antwort #2 am: 22. Oktober 2015, 16:02:58 »
Ich würde es eher als eine Art "Garantie" ansehen:
Der Versorger garantiert, dass er im Bedarfsfall (eine Sibirische Kältewelle bricht über das Land herein) die vertraglich vereinbarte maximale Anschlussleistung bereit stellt, damit selbst in einem solchen Fall ausreichend Heizleistung im Haus vorhanden ist. Dies garantiert er für sämtliche Monate im Jahr und muss entsprechende Produktionsreserven vorhalten.

In der Praxis wird es kaum vorkommen, dass Kunden eines Versorgers aufgrund einer Kältewelle die volle Anschlussleistung abrufen, schon gar nicht alle gleichzeitig und erst recht nicht in den milderen Monaten oder im Sommer. Insofern ist die "Ganzjahresgarantie" für die Bereitstellung der maximalen Anschlussleitung eher theoretischer Natur.

Sollte es jedoch wider erwarten während der Sommermonate zu einem andauernden Temperatursturz auf zweistellige Minusgrade kommen und Ihre "Bude" kalt bleiben, weil der Versorger sich verspekuliert hat und nicht ausreichend Reserven parat hat, dann viel Spaß beim Klagen...  ;)


Offline Stadt/Versorger

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Re: Fernwärme - Grundpreis
« Antwort #3 am: 22. Oktober 2015, 19:57:35 »
Lassen Sie den Wärmebedarf des Hauses durch einen Fachingenieur nach der entsprechenden Norm berechnen.
Dann haben Sie Gewissheit über den Wärmebedarf bzw. notwendigen Anschlusswert. Beachten Sie bitte,dass der Anschlusswert höher als die Heizleistung des Hauses sein kann,wenn Sie Warmwasserbereitung und Raumheizung gleichzeitig sicherstellen wollen.
Ihre beschriebene Methode zur Bestimmung des Anschlusswertes ist wenig geeignet.Woher wollen Sie wissen,dass der Versorger nicht die 18 KW liefert ?
Mit der von Ihnen benannten Wassermenge pro Stunde kann das durchaus zutreffend sein( abhängig von Vorlauftemperatur und Rücklauftemperatur)
Richtig ist auch,dass der Versorger für eine angenommene minimale Außentemperatur die Versorgungssicherheit ( notwendiger Anschlusswert) garantieren muss.
Da Sie den Anschlusswert mit dem Versorger selbst vereinbart haben,wird ggf. der Versorger davon ausgehen,dass Sie diesen Anschlusswert ermittelt haben. Sie bekommen also genau das,was Sie vereinbart haben bzw.wollten.
Wenn Sie ein erstes Gefühl für den Anschlusswert Ihres Hauses bekommen wollen,rechnen Sie doch einfach den ungefähren Anschlusswert aus. Nehmen Sie Ihre letzten Jahresrechnungen und schauen Sie ,wieviel KWh pro Jahr jeweils verbraucht bzw.geliefert wurden. Teilen Sie die Menge der KWh durch 1800 oder 2000 h und Sie haben einen groben Anschlusswert. Weicht der erheblich von den 18 KW ab,holen Sie sich o.g. fachliche Unterstützung . Mit einer fachlich nachvollziehbaren Berechnung des Anschlusswertes haben Sie eine gute Grundlage für Gespräche mit Ihrem Versorger. Sie müssen allerdings auch die Laufzeit Ihres Versorgungsvertrages beachten,wenn Sie den Anschlusswert ggf.nach unten korrigieren wollen.  Ansonsten müssen Sie schon ein wenig Glück haben ,damit der Versorger den Anschlusswert senkt,sollte dieser tatsächlich nicht in der vereinbarten Höhe notwendig sein.

 

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