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Autor Thema: Der große Stromnetz-Irrtum  (Gelesen 3202 mal)

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Offline Wolfgang_AW

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Der große Stromnetz-Irrtum
« am: 04. September 2013, 14:42:11 »
Der große Stromnetz-Irrtum

Zitat
Bisher glaubten viele Experten und Politiker, die Energiewende sei ohne neue Stromleitungen, die den Ökostrom transportieren, nicht zu machen. (...) Doch weit gefehlt. Denn Deutschland baut laut einer aktuellen Studie derzeit genügend neue Netzkapazitäten auf, um fast 75 Prozent seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen zu decken. Zugespitzt formuliert: Weitere Leitungen sind in den fünf Szenarien der Studie, die sich mit der Stromversorgung im Jahr 2030 befasst, erstmal gar nicht nötig.
Die Studie führte das Beratungsunternehmen Ecofys im Auftrag der Smart Energy for Europe Platform (SEFEP) durch (hier das Papier als PDF). „Damit entkräften wir den großen Mythos, dass bei einer Verzögerung des Netzausbaus auch der Ausbau der erneuerbaren Energien gebremst werden müsste“, sagt Raffaele Piria, Programmdirektor der SEFEP.

Aus der Studie:

Zitat
The second persistent myth is the idea that “wind should be built where it’s windy, and solar where it’s sunny”. That simplistic slogan reduces the complexity of the transition to renewables to only one dimension: the wind and solar resources. In the real world, there are a number of other relevant economic and non-economic factors, like the costs of land, of capital and of project development, the availability of skilled labour, the certainty of law, social acceptance, the strive for regional or national (partial) self-sufficiency, regional development concerns, etc.
...
This study should not be misinterpreted as suggesting that transmission grid is not important. As the authors repeatedly note, the assumption of perfect information, necessary to keep the complexity of the model at a manageable level, is of course not realistic: in the real world, suboptimal investments happen, and they are much more likely to happen in a power system with significant grid bottlenecks.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
„Es hat sich bewährt, an das Gute im Menschen zu glauben, aber sich auf das Schlechte zu verlassen.“

(Alfred Polgar)

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Re: Der große Stromnetz-Irrtum
« Antwort #1 am: 04. September 2013, 15:46:04 »
Das ist ja wieder ein tolle Studie, die von Voraussetzungen ausgeht, die unrealistisch sind. Wird da die Energiewende befördert und die Klimaerwärmung verhindert?! "Wir müssen nur, Windräder auch dort zu bauen, wo wenig Wind weht und Solaranlagen anzubringen, wo wenig Sonne scheint." Sorry, die Landschaft ist doch schon weitgehend benutzt, sprich vollgepflastert. Fahren Sie mal durch die Republik von Nord nach Süd, von West nach Ost. Es sind nicht nur die steigenden Preise für die Verbraucher. Wie rücksichtslos und eigennützig wollen die Profiteure und Ideologen diese schon verkorkste "Wende" denn noch zu Lasten Dritter und der Umwelt durchsetzen?

Außerdem setzt die Studie voraus, dass Speicher mit einer Kapazität zwischen zwei und fünf Gigawatt Energieüberschüsse zwischenlagern können und Verbraucher auf Angebot und Nachfrage reagieren. Wie realistisch und effektiv ist denn das? Was ist der Preis dafür? Sorry, aber da bleibt nur noch Ironie. Wir produzieren, wir kochen, wir heilen, wir lehren, wir sehen fern ....und fahren Bahn wenn die Sonne scheint und der Wind weht.  Wir machen dann hier in unseren nördlichen Breiten im Gegensatz zu den Spaniern Siesta wenn die Sonne nicht scheint?

EE ist jetzt schon in manchen Gebieten weit überzogen und es reicht jetzt schon! Monokulturen, Verspiegelung, Verspargelung etc.pp.! Deutschland in Zukunft nur noch mit Industrie- und PV-Windrad-BIO-MONO-ÖKO-Landschaften?  Nein danke! So kann und darf sich die Energiewende nicht zeigen! Weiter jährlich mehrstellige Milliardenbeträge zu Lasten der Verbraucher ausgeben und verschwenden für eine schlechtere Zukunft und diese Veränderungen?!     

Zitat
Ziel von SEFEP ist es, mit einer breiten Koalition von Akteuren ein europäisches System der Stromerzeugung und -verteilung zu entwickeln, das es erlaubt, bis zum Jahr 2035 70 Prozent des Strombedarfs Europas aus erneuerbaren Energiequellen zu decken.
Schön, aber unter welchen Bedingungen, mit welchen Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der Menschen und deren Umwelt. Wer sind die Akteure der breiten Koalition? Was sind die Interessen, wer sind die Nutznießer. Wer zahlt die Zeche und wer hat die Nachteile dieser Zielerreichung?

Offline superhaase

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Re: Der große Stromnetz-Irrtum
« Antwort #2 am: 04. September 2013, 15:55:31 »
EE ist jetzt schon in manchen Gebieten weit überzogen und es reicht jetzt schon! Monokulturen, Verspiegelung, Verspargelung etc.pp.! Deutschland in Zukunft nur noch mit Industrie- und PV-Windrad-BIO-MONO-ÖKO-Landschaften?  Nein danke! So kann und darf sich die Energiewende nicht zeigen!
Ja, so zeigt sich die Energiewende.
Es wird wohl kein Weg an "Verspiegelung" und "Verspargelung" vorbei führen.
Großes Potential haben in Deutschland nur Wind- und Solarenergie. Das werden die beiden Hauptsäulen der zukünftigen Stromversorung sein müssen.
Aber zum Torst: Beides ist immerhin hübscher und weniger zerstörend als ein Braunkohletagebau.

Oder haben Sie einen Vorschlag, wo der nachhaltige Strom sonst herkommen soll, wenn nicht aus Wind und Sonne?
Der Strom muss ja irgendwie erst einmal in die Steckdose kommen.
8) solar power rules

Offline RR-E-ft

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Re: Der große Stromnetz-Irrtum
« Antwort #3 am: 04. September 2013, 16:04:02 »
Unter dem Schlagwort "Stromnetzausbau" wird zumeist der Ausbau der Übertragungsnetze (der "Stromautobahnen") behandelt,
etwa um zukünftig Strom aus offshore- WKA von der Küste in die Verbrauchszentren im Süden zu transportieren.

Bisher wird sehr viel regenerativ erzeugter Strom nicht erst über weite Strecken transportiert, sondern vielmehr im örtlichen Verteilnetz verbraucht. Dabei stellt sich die Frage, wie die Verteilnetze beschaffen sein und ggf. ertüchtigt werden müssen, um noch mehr dezentral regenerativ erzeugten Strom aufzunehmen.

Unter dem Gesichtspunkt, dass in den Netzen lediglich konventionell zentral erzeugter Strom durch regenerativ dezentral erzeugten Strom ersetzt wird, die vorhandenen Leitungskapazitäten in den Verteilnetzen also nur anders belegt, aber nicht stärker als bisher ausgelastet werden, relativiert sich das Problem womöglich etwas.

Offline superhaase

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Re: Der große Stromnetz-Irrtum
« Antwort #4 am: 04. September 2013, 16:13:18 »
@RR-E-ft:

Genau so würde ich das auch ausdrücken - bis auf den letzten Satz, da würde ich formulieren: "... relativiert sich das Problem womöglich etwas sicher erheblich. "  :)

Auch beim Übertragungsnetz reduziert sich der erforderliche Netzausbau unter dem von Ihnen erläuterten Gesichtspunkt erheblich.
Ein großer Teil der geplanten Stromautobahnen dient lediglich dem Export des zeitweise nicht im Inland benötigten konv. Stroms.
8) solar power rules

 

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