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Autor Thema: Windkraft: Bundesländer zügellos, unkoordiniert und maßlos  (Gelesen 5150 mal)

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Offline Wolfgang_AW

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Das Magazin "Der Spiegel" berichtet in seiner neuesten Ausgabe 27/2013 vom 01.07.2013 in einem mehrseitigen Artikel auf Seite 100 unter dem Titel " Aufstand in der Rotorsteppe" über die Planung von 60 000 neuen Windrädern und dem wachsenden Groll der Bürger über die Verschandelung der Landschaft.

"Nach dem Atomunglück von Fukushima und der hastig ausgerufenen Energiewende sind die Bundesländer in eine Art Übereifer geraten. Brandenburg will in Zukunft fast zwei Prozent Landesfläche für Windmühlen bereitstellen. Rheinland-Pfalz möchte seinen Windstrom mehr als verdoppeln, Nordrhein-Westfalen  sogar über 300 Prozent drauflegen. Deutschland dreht durch."

Und weiter: "Ziel ist, die Windkraft in Deutschland in den nächsten sieben Jahren von 31 000 Megawatt auf 45 000 Megawatt zu steigern. Bis zur Mitte des Jahrhunderts sollen es dann 85 000 Megawatt sein."

In Brandenburg drehen z.B. bereits 3100 Windräder, weitere 3000 sind in Planung und die anderen Länder wollen sich auch nicht lumpen lassen.
"Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) hat angekündigt, dass er gerne rund 2000 Rotoren in die Wälder stellen möchte. Auch Hessen will Tausende Hektar abholzen."

Viele Hundert Bürgerinitiativen haben sich bereits gebildet, selbst eingefleischte Grüne gehen vereinzelt wegen des zügellosen Ausbaus langsam von der  Fahne.

"Richtig ist, das Wildwuchs herrscht. 35 Prozent Ökostrom wollte die Regierung bis zum Jahr 2020 erreichen. Doch die Länder haben im Übereifer schon so viel Fläche ausgewiesen, dass man auf 80 Prozent käme."

Vor allem wird bei den Genehmigungen zu wenig auf einen sinnvollen Mindestabstand geachtet. "Bayern erlaubt eine Distanz von 500 Metern, in Sachsen sind es sogar nur 300 Meter." Eine Anpassung an die immer größer werdenden Windmühlen erfolgte nicht, auch eine Klage schien bislang wenig aussichtsreich.

" Es gibt noch einen weiteren juristischen Hebel. Laut Bundesimmissionschutzgesetz darf der Lärm in Wohnmischgebieten nachts nicht über 45 Dezibel liegen. Was das in Meterabstand bedeutet, wusste lange niemand.
Nun liegt auch hier ein Urteil vor, das die gesamte Energiewende erschüttern könnte. Gefällt wurde es vom Oberlandesgericht München. Geklagt hatte eine Hausfrau ... deren ... Bauernhaus 850 Meter von einer Enercon "E-82" entfernt steht. ... Ein Akustiker ermittelte eine Stärke von 42,8 Dezibel. Wegen der "Impulshaftigkeit" des Lärms schlug er noch mal 3 Dezibel drauf.
Ergebnis: Das Windrad darf zwischen 22 und 6 Uhr nur noch gebremst laufen. Damit ist es unrentabel.
Zwar bemüht sich die Firma Enercon zurzeit um eine Revision des Urteils beim Bundesverwaltungsgericht. Doch die Aussagen stehen schlecht."

Ich rede schon geraume Zeit in Sachen Energiewende einer Bundesstelle/Energieministerium das Wort, die Länder übergreifend die Koordination übernimmt und auf einer Zeitschiene einen maßvollen Zubau der EE vorantreibt.
Die Energiewende ist m.E. eine Bundesangelegenheit und sollte nicht durch engstirnigen Föderalismus vor die Wand, bzw. vor den Rotor gefahren werden.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
„Es hat sich bewährt, an das Gute im Menschen zu glauben, aber sich auf das Schlechte zu verlassen.“

(Alfred Polgar)

Offline superhaase

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Re: Windkraft: Bundesländer zügellos, unkoordiniert und maßlos
« Antwort #1 am: 02. Juli 2013, 19:01:02 »
Ich rede schon geraume Zeit in Sachen Energiewende einer Bundesstelle/Energieministerium das Wort, die Länder übergreifend die Koordination übernimmt und auf einer Zeitschiene einen maßvollen Zubau der EE vorantreibt.
Die Energiewende ist m.E. eine Bundesangelegenheit und sollte nicht durch engstirnigen Föderalismus vor die Wand, bzw. vor den Rotor gefahren werden.
Zustimmung.

Aber Mutti kriegt das nicht hin. Oder sie will gar nicht.
Sie hat ja eine spektakuläre Wende von der "Klimakanzlerin" zur "Braunkohleverstromungs-Kanzlerin" hingelegt.
8) solar power rules

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Re: Windkraft: Bundesländer zügellos, unkoordiniert und maßlos
« Antwort #2 am: 02. Juli 2013, 19:30:35 »
Aber Mutti kriegt das nicht hin. Oder sie will gar nicht.
Sie hat ja eine spektakuläre Wende von der "Klimakanzlerin" zur "Braunkohleverstromungs-Kanzlerin" hingelegt.
@supperhaase, was schreiben Sie heute nur wieder rundweg für einen Nonsens. Hat Ihre Sonnenbrille jetzt auch noch eine Sprung bekommen und die Optik ist schief.

Dass die Kanzlerin und die FDP nicht zu Ihren Favoriten zählen ist bekannt, aber das totale Verdrehen der Fakten sollten Sie trotzdem lassen.

Wer hier in Deutschland die Kohle hochhält sollten Sie wissen. Fragen Sie mal Frau Kraft, Herrn Steinmaier oder Herrn Platzeck, da wird Ihnen geholfen.

Offline superhaase

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Re: Windkraft: Bundesländer zügellos, unkoordiniert und maßlos
« Antwort #3 am: 02. Juli 2013, 21:18:14 »
Wer hier in Deutschland die Kohle hochhält sollten Sie wissen. Fragen Sie mal Frau Kraft, Herrn Steinmaier oder Herrn Platzeck, da wird Ihnen geholfen.
Ich bestreite nicht, dass Teile der SPD idiotischerweise Braunkohle-Vergötterer sind.
Dies hat aber derzeit wenig Effekt.

Viel Effekt hat hingegen, dass die "Klimakanzlerin" sich weigert, den CO2-Zertifikatehandel wiederzubeleben, der auf europäischer Ebene das wichtigste (oder soll man sagen das einzige?) Instrument zum Klimaschutz ist.
Diese Weigerung begünstigt die dreckige Braunkohleverstromung enorm.
Darauf habe ich angespielt. Ich denke, das haben Sie auch verstanden, denn ich habe das nicht zum ersten mal hier geschrieben - und auch nicht als einziger.
Insofern ist es von Ihrer Seite schon recht dreist, hier zu behaupten ich hätte einen Sprung in der Sonnenbrille und würde Fakten verdrehen.  :P
« Letzte Änderung: 03. Juli 2013, 06:59:22 von superhaase »
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Offline Netznutzer

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Re: Windkraft: Bundesländer zügellos, unkoordiniert und maßlos
« Antwort #4 am: 02. Juli 2013, 22:56:55 »
So lange (energie)politische Tiefflieger wie Frau Kraft durch's Land ziehen, und den Leuten erzählen, dass es ein Unding ist, dass man als Bundesland mehr in den EEG-Topf einzahlt als ausgezahlt bekommt, wird das sowieso nichts. Wer solch einen Müll verzapft, hat das EEG nicht verstanden. Der glaubt auch, dass ein Länderfinanzausgleich funktionieren kann, wenn alle Länder Nehmerländer sind. Auf's EEG umgemünzt: Jeder muss mehr aus dem Topf erhalten als er reinschüttet.

Toll!

Erfolgsstory EEG, jeden Tag auf's neue, und immer fest dran glauben, dann klappt's bestimmt!

Gruß

NN

Offline superhaase

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Re: Windkraft: Bundesländer zügellos, unkoordiniert und maßlos
« Antwort #5 am: 03. Juli 2013, 07:05:29 »
So lange (energie)politische Tiefflieger wie Frau Kraft durch's Land ziehen, und den Leuten erzählen, dass es ein Unding ist, dass man als Bundesland mehr in den EEG-Topf einzahlt als ausgezahlt bekommt, wird das sowieso nichts. Wer solch einen Müll verzapft, hat das EEG nicht verstanden.
Ja, Frau Kraft hat sich damit wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert.
Die Länderpolitiker treiben in der Energiepolitik wirklich viel Schindluder und verfolgen auf dämliche Weise irgendwelche vermeintlichen Länderinteressen.
Das ist so haarsträubend dämlich, dass einem die Worte fehlen.

Daher ist der Forderung nach einem Bundesenergieministerium, das hier den Ländern jegliche Mitsprache entzieht, auch zuzustimmen.
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Offline Cremer

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Offline Stromfraß

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Re: Windkraft: Bundesländer zügellos, unkoordiniert und maßlos
« Antwort #7 am: 03. Juli 2013, 08:22:56 »
Zitat
Das Magazin "Der Spiegel" berichtet in seiner neuesten Ausgabe 27/2013 vom 01.07.2013 in einem mehrseitigen Artikel auf Seite 100 unter dem Titel " Aufstand in der Rotorsteppe" über die Planung von 60 000 neuen Windrädern und dem wachsenden Groll der Bürger über die Verschandelung der Landschaft.
Da können wir ja echt froh sein, dass die Solarmodule nicht so die Landschaft verschandeln, sondern manches Hausdach eher noch aufpeppen.

Zitat
Daher ist der Forderung nach einem Bundesenergieministerium, das hier den Ländern jegliche Mitsprache entzieht, auch zuzustimmen.

Das wäre wohl wünschenswert, aber ...
Länderhoheit ist Länderhoheit. Da lassen sich die Landesfürsten nur ungern reinreden.
Das wäre wohl -wenn überhaupt- eine Jahrhundertaufgabe.
Wenn ich da so sehe, was in der Schulpolitik passiert, die bekanntlich ja auch Ländersache ist.
Nach vielen Jahren steht zumindest eine Einigung hinsichtlich der Abituraufgaben an.

Übrigens: was Kohlekraftwerke angeht, da steht auch CDU-Mann in einer Reihe mit den Genannten.
Man mag sie verdammen, aber was dann? Gaskraftwerke oder doch wieder KKW? Noch haben wir weder 2030, noch 2050.

Offline superhaase

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Re: Windkraft: Bundesländer zügellos, unkoordiniert und maßlos
« Antwort #8 am: 03. Juli 2013, 08:31:36 »
Übrigens: was Kohlekraftwerke angeht, da steht auch CDU-Mann in einer Reihe mit den Genannten.
Man mag sie verdammen, aber was dann? Gaskraftwerke oder doch wieder KKW? Noch haben wir weder 2030, noch 2050.
Es verlangt ja niemand, alle Kohlekraftwerke sofort endgültig abzuschalten.

Was wir hier kritisieren, sind die Neubauten von Braunkohlekraftwerken und die Erschließung neuer Tagebaue mit den ganzen negativen folgen für Menschen (Enteignungen, Umsiedlungen) und Umwelt.
Da die Braunkohleverstromung eine auslaufende Technik ist (sein muss), ist es völlig gaga, wenn sich Poltiker hinstellen und die Braunkohle als Zukunftstechnik hinstellen, die auch langfristig unverzichtbar wäre etc. pp, um damit Neubauten von Braunkohlekraftwerken zu rechtfertigen.

Die bestehenden Braunkohlekraftwerke und -tagebaue reichen völlig aus, um bis 2050 oder darüber hinaus die abnehmende Rolle einer Reserve zu spielen. Selbst unter Umweltgesichtspunkten ist es nicht sinnvoll, alte ineffiziente Braunkohlekraftwerke durch neuere effizientere zu ersetzen, denn die Kraftwerke sollen ja sehr bald immer weniger Strom erzeugen und so auch ohne Modernisierung immer weniger Umweltschäden hervorrufen.
Neue Kraftwerke müssen sich hingegen erst einmal amortisieren und haben dann einen "Anspruch" auf vermehrte Stromerzeugung, die gar nicht gebraucht wird.
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Offline Stromfraß

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Re: Windkraft: Bundesländer zügellos, unkoordiniert und maßlos
« Antwort #9 am: 03. Juli 2013, 09:37:23 »
Zitat
Was wir hier kritisieren, sind die Neubauten von Braunkohlekraftwerken und die Erschließung neuer Tagebaue mit den ganzen negativen folgen für Menschen (Enteignungen, Umsiedlungen) und Umwelt.
Wir können hier viel kritisieren.
Das ist den verantwortlichen Leuten aber relativ egal. Die haben sicher auch Argumente, warum ein Braunkohlekraftwerk neu gebaut wird oder ein neuer Tagebau erschlossen wird und wenn es "nur" der Profit ist..
So lange, wie das mit den Erneuerbaren Energien und den damit zusammen hängenden Fragen und Problemen so unkoordiniert läuft wie bisher, wird sich da auch wenig ändern.
Bestes Beispiel ist die unkoordinierte Errichtung von Windparks in den einzelnen Bundesländern.
Aber da gibt es einen separaren Tread.

Offline bolli

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Re: Windkraft: Bundesländer zügellos, unkoordiniert und maßlos
« Antwort #10 am: 03. Juli 2013, 14:05:03 »
Ist zwar OT, aber
Nach vielen Jahren steht zumindest eine Einigung hinsichtlich der Abituraufgaben an.
Aber nur, dass der Aufgabenpool, aus dem die Bundesländer dann die Abi-Aufgaben auswählen, tatsächlich mit denselben Aufgaben gefüllt ist. Ein einheitliches (und somit zumindest bedingt vergleichbares) Abitur ist das aber immer noch nicht.  :(

Offline Stromfraß

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Re: Windkraft: Bundesländer zügellos, unkoordiniert und maßlos
« Antwort #11 am: 03. Juli 2013, 20:15:18 »
Ja, leider, aber immerhin.
Aber off-topic und daher nur so nebenbei.

 

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