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Autor Thema: Firmen erzeugen selbst Strom: Großkunden laufen RWE, Eon und Co. davon  (Gelesen 12961 mal)

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Offline RR-E-ft

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Re: Firmen erzeugen selbst Strom: Großkunden laufen RWE, Eon und Co. davon
« Antwort #15 am: 30. Oktober 2012, 22:32:52 »
@PLUS

Sie haben zu einer sachlichen Diskussion offensichtlich wohl nichts beizutragen.

@sh

Ihre Argumentation überzeugt nicht in jedem Fall.

Nach Ihren Aussagen betragen die variablen Kosten und somit die Grenzkosten von PV- und Windkraftanlagen NULL.
Allein deshalb würden -  bei konsequenter merit-order-Preisbildung - sogar ohne gesetzlichen Einspeisevorrang immer vorrangig die Erzeugung der Stromerzeugungsanlagen mit den geringsten Grenzkosten zur Bedarfsdeckung eingesetzt.

Der Stromerzeuger, der zur Bedarfsdeckung nach merit-order- Preisbildung herangezogen wird,
erhält immer den nach merit- order- Preisbildung sich ergebenden Börsenpreis,
vollkommen  unabhängig davon, wie hoch seine zu deckenden (variablen) Kosten sind.

Stromerzeuger, deren Grenzkosten über dem Marktpreis liegen, werden nicht zur Bedarfsdeckung eingesetzt. 

Fraglich, wie es dann sein kann, dass Sie bei Windkraftanlagen die zu deckenden Kosten in den Mittelpunkt rücken möchten,
die preisbestimmend seien, also Auswirkungen auf den Preis hätten, die der Anlagenbetreiber fordern muss.

Alle Windkraftanlagenbetreiber, die allein wegen der geringen  variablen Kosten (Grenzkosten null) zur Bedarfsdeckung herangezogen werden, erhalten bei Wegfall der Förderung den gleichen Preis, nämlich den sich nach merit-order- Preisbildung einstellenden Börsenpreis.

Da, wo stärker oder stetiger Wind weht, können die Kosten des Anlagenbetreibers allenfalls früher amortisiert werden.
Auswirkungen auf den Strompreis dürfte dies indes nicht haben.
In einem funktionierenden Markt setzt wohl kein Windkraftstromerzeuger den Preis.

Netzkosten lassen sich  begrenzen, wenn man sich entsprechenden Verbrauch und dezentrale Erzeugung räumlich möglichst nah zusammenbringt.

Es darf jedenfalls nicht weiter - wie bisher - eher chaotisch und vollkommen unabgestimmt zur Errichtung von Stromerzeugungsanlagen kommen ohne Rücksicht darauf, wie sich in der betreffenden Region überhaupt die Nachfrageseite gestaltet.
Denn es treibt die Netzkosten unausweichlich, wenn immer mehr Stromtrassen die zunehmenden räumlichen Diskrepanzen zwischen Erzeugung und Nachfrage überbrücken müssen. 

Dafür in Betracht kommt eine entsprechende Planung eines Administrators, etwa nach sowjetischem Vorbild,
oder aber eine Steuerung über Marktprinzipien. 

Letztere erfordert funktionierende Preissignale.
Solche bestehen bisher nicht.

Bisher gibt es keine abgestimmte Planung bzw. Steuerung. 

Jeder, ob Bürger oder Großinvestor,  der neben Lust und Laune dazu über hinreichend Kapital oder eine Finanzierung verfügt,
errichtet eine PV- oder Windkraftanlage, verlangt deren Anschluss an das Netz und speist fortan - halbwegs risikolos- in dieses ein.
Um die Folgen mögen sich andere kümmern.

Die Probleme werden wohl alsbald pressieren, wenn sich inbesondere die früheren Ostblock- Länder zunehmend dagegen wappnen,
dass deutsche Überschussproduktion aus Windkraft- und PV- Anlagen wie bisher zunehmend  in deren Netze drückt.
Tschechien hat dazu bereits klare Ansagen gemacht und auch Polen wird wohl  reagieren. 

Osteuropas Stromnetzen droht Kollaps durch Strom aus Deutschland
« Letzte Änderung: 30. Oktober 2012, 23:30:38 von RR-E-ft »

Offline superhaase

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Re: Firmen erzeugen selbst Strom: Großkunden laufen RWE, Eon und Co. davon
« Antwort #16 am: 31. Oktober 2012, 07:31:52 »
Fraglich, wie es dann sein kann, dass Sie bei Windkraftanlagen die zu deckenden Kosten in den Mittelpunkt rücken möchten, die preisbestimmend seien, also Auswirkungen auf den Preis hätten, die der Anlagenbetreiber fordern muss.

Alle Windkraftanlagenbetreiber, die allein wegen der geringen  variablen Kosten (Grenzkosten null) zur Bedarfsdeckung herangezogen werden, erhalten bei Wegfall der Förderung den gleichen Preis, nämlich den sich nach merit-order- Preisbildung einstellenden Börsenpreis.

Da, wo stärker oder stetiger Wind weht, können die Kosten des Anlagenbetreibers allenfalls früher amortisiert werden.
Auswirkungen auf den Strompreis dürfte dies indes nicht haben.
In einem funktionierenden Markt setzt wohl kein Windkraftstromerzeuger den Preis.
Da hab ich mich wohl falsch ausgedrückt.
Ich wollte vielmehr sagen, dass ein Windkraftwerk, dass verbrauchsnah aber windarm steht, den Strom zu einem höheren Preis anbieten müsste, was es - wie sie richtig sagen - laut ihrem Modell nicht kann.
Daher würden solche Windkraftwerke dann nicht gebaut.
Wem ist dann geholfen?

Zitat
Netzkosten lassen sich  begrenzen, wenn man sich entsprechenden Verbrauch und dezentrale Erzeugung räumlich möglichst nah zusammenbringt.

Es darf jedenfalls nicht weiter - wie bisher - eher chaotisch und vollkommen unabgestimmt zur Errichtung von Stromerzeugungsanlagen kommen ohne Rücksicht darauf, wie sich in der betreffenden Region überhaupt die Nachfrageseite gestaltet.
Denn es treibt die Netzkosten unausweichlich, wenn immer mehr Stromtrassen die zunehmenden räumlichen Diskrepanzen zwischen Erzeugung und Nachfrage überbrücken müssen. 
Fraglich, ob diese Diskrepanz - insbesondere bei der Windkraft - vermeidbar ist.
Fraglich auch, ob die dadurch erhöhten Netzkosten nicht billiger sind als die gesellschaftlichen Kosten, die der Weiterbetrieb der "billigen" Braunkohlekraftwerke zur Folge hat, weil sich keine Windkraftwerke rentieren und somit keiner Windkraftwerke errichtet.
Fraglich ob sich so die Energiewende weg vom Fossilstrom hin zum erneuerbaren Strom machen lässt.
Fraglich ob man dies überhaupt will, oder ob einem vermeintlich billiger Strom wichtiger ist.

Meiner Ansicht nach werden hier die Netzkosten zu einem Schreckgespenst aufgeblasen, das in Wirklichkeit so schrecklich gar nicht ist. Insbesondere, wenn man das Netz nur soweit ausbaut, wie es für die Erneuerbaren Energien nötig ist, und nicht soweit, wie es die Netzbeteiber und die Braunkohlekraftwerksbesitzer wünschen, damit sie ihre Kohlekraftwerke auch in Zukunft ungedrosselt weiterbetreiben können und deren Strom ins Ausland gedrückt wird (und auch die ausländischen Netze quält).
« Letzte Änderung: 31. Oktober 2012, 07:40:04 von superhaase »
8) solar power rules

Offline egn

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Re: Firmen erzeugen selbst Strom: Großkunden laufen RWE, Eon und Co. davon
« Antwort #17 am: 31. Oktober 2012, 08:36:03 »
Die Probleme werden wohl alsbald pressieren, wenn sich inbesondere die früheren Ostblock- Länder zunehmend dagegen wappnen,
dass deutsche Überschussproduktion aus Windkraft- und PV- Anlagen wie bisher zunehmend  in deren Netze drückt.
Tschechien hat dazu bereits klare Ansagen gemacht und auch Polen wird wohl  reagieren. 

Osteuropas Stromnetzen droht Kollaps durch Strom aus Deutschland

Den ausländischen Energieerzeugern geht es auch nicht um anderes wie den deutschen Energiekonzernen, sie wollen verhindern dass ihr in eigenen Kraftwerken erzeugter Strom durch billigen Strom aus D ersetzt wird. Wie kann durch die paar Koppelstellen bei den Netzen soviel Strom fließen dass dort die Stromnetze zusammen brechen?

Die Übertragungsleistung ist begrenzt und die Anbindung an das Restnetz sollte ja ursprünglich ausreichend dimensioniert sein um die Übertragungsleistung zu- oder abzuführen.

Die Meldungen sind also letztlich nur Stimmungsmache. Und eigentlich wird wohl nach Polen und Tschechien hauptsächlich Braunkohlestrom von sich nicht abregelnden Braunkohlekraftwerken geliefert.

Offline PLUS

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Firmen erzeugen selbst Strom - ja warum nicht - dafür zahlen andere
« Antwort #18 am: 31. Oktober 2012, 20:47:37 »
Zitat
Weltweit gibt es Probleme damit, dass erneuerbare Energien nicht gespeichert werden können.

Das Problem gibt es in Deutschland offensichtlich nicht. EE-Ausbau und die sogenannte  Energiewende im Schweinsgalopp. Der Zubau von PV-Anlagen geht ungebremst weiter. Allein im September hat er nach Angaben der Bundesnetzagentur fast ein Gigawatt betragen. Damit sei der gesetzlich vorgesehene Zubaukorridor um mehr als das Doppelte überschritten worden.

Unter marktwirtschaftlichen Bedingungen wäre das nicht so.

Die wohl ungewollte Entwicklung ist keine Überraschung bei dieser Extremförderung und nahezu risikolosen Investition durch Preis- und Abnahmegarantie ohne Verpflichtungen. Das Risiko und die Förderung gehen zu Lasten der künftigen nicht privilegierten Stromverbraucher par ordre du mufti. Aber wer vertritt schon die Interessen von Verbraucher wenn man selbst mit der unwirtschaftlichsten Energieerzeugung an deren Geld kommt. 

Ach ja und Firmen erzeugen ihren Strom jetzt günstiger selbst. Ja warum nicht, nach den gemachten Bedingungen geht das sicher sehr gut und ebenfalls risikolos, eingebettet und abgesichert durch eine Infrastruktur, die vom Rest der Unprivilegierten bezahlt werden muss.   .... und die zahlen damit noch weit mehr als nur für die allgemeine Energieversorgung.   

Offline RR-E-ft

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Re: Firmen erzeugen selbst Strom: Großkunden laufen RWE, Eon und Co. davon
« Antwort #19 am: 01. November 2012, 01:12:18 »
Optimisten- auf der einen wie auf der anderen Seite- gehen davon aus, dass erneuerbare Energien alsbald ohne besondere Förderung - wie bisher die gesetzliche Einspeisevergütung - auskommen bzw. auskommen müssen; jedenfalls neu errichtete Erzeugungsanlagen.

Bleiben wir mal dabei, dass sich Eigenbedarfsdeckung durch PV lohnt, weil die Stromerzeugungskosten geringer sind als die Strombezugskosten aus dem Netz (Netzparität). Näher lässt sich schließlich Erzeugung und Verbrauch auch nicht zusammenbringen.

Stromerzeugung, die nicht zur Eigenbedarfsdeckung eingesetzt werden kann, ließe sich dabei entweder abregeln oder aber zum Marktpreis in das Netz einspeisen, wenn etwa allein die Grenzkosten null den Vorrang für die Netzeinspeisung sicherstellen.

Soweit eine solche Eigenbedarfsdeckung erfolgt, beteiligen sich diese Verbraucher- Erzeuger nicht mehr an all den Kosten und Umlagen, die neben dem Marktpreis (derzeit Börsenpreis) im allgemeinen Strompreis enthalten sind (Netzentgelte, EEG- Umlage, Stromsteuer....).

Diese Kosten und Umlagen würden über den Strompreis allein diejenigen aufzubringen haben, die ihren Verbrauch nicht durch selbst erzeugten Strom decken.

Tatsächlich bleiben aber auch diese Selbstversorger auf die vorhandene Infrastruktur (fossile Kraftwerke und Stromnetze) angewiesen.

Würden sie sich etwa nur über verbleibende Strombezugskosten noch an den Netzkosten beteiligen, würden die Netzentgelte und mit diesen die Strompreise für die allgemeine Versorgung weiter ansteigen. Steigen deshalb die Strompreise der allgemeinen Versorgung, wird die Eigenstromerzeugung noch lukrativer, wodurch noch mehr Verbraucher einen Anreiz haben, zu dieser Eigenbedarfsdeckung überzugehen ....

Man wird wohl schnell dazu kommen, dass nicht nur für den Bestand der weiter notwendigen konventionellen Kraftwerke, sondern auch für den Bestand der weiter notwendigen Netzstrukturen  Kapazitätsprämien gezahlt werden müssen, um die weiter erforderlichen Kapazitäten zu finanzieren.
 
Auch soweit eine Eigenbedarsfdeckung erfolgt, müssten eine Beteiligung an den Kosten der Aufrechterhaltung der notwendigen Kapazitäten an Kraftwerken und Netzen erfolgen. Diese Kosten kann man schließlich nicht allein denen aufbürden, die ihren Bedarf nicht selbst decken.

Von denjenigen, die von einer Wettbewerbsfähigkeit etwa der PV infolge Netzparität ausgehen, ist bisher leider nichts dazu zu hören, wie sie sich an diesen Systemkosten beteiligen werden, die schließlich auch die Voraussetzung dafür sicherstellen, dass sie ihren erzeugten, jedoch nicht selbst verbrauchten Strom zum Marktpreis in das Netz einspeisen, so dass damit anderweitiger Verbrauch gedeckt werden kann.

Dabei verbleibt es beim Problem, dass sich der Marktpreis derzeit nach merit-order- Preisbildung an der Börse bildet und somit bei zunehmender Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien mit Grenzkosten null selbst gegen null strebt.
Um so weiter sich der Marktpreis deshalb  null nähert, um so weniger kann dieses bisherige System noch funktionieren.

Fraglich, wo sich dann der Marktpreis einstellen soll, den alle Stromerzeuger dann noch für ihren eingespeisten Strom erhalten.

Und wie man im Übrigen ein funktionierendes Preissignal bewirkt, dass dafür sorgt, dass Strom möglichst verbrauchsnah erzeugt bzw. möglichst erzeugungsnah verbraucht wird, ist bisher auch nicht ersichtlich.

Es bleibt vollkommen offen, welcher Marktmechanismus- folglich über Preise - zu einem (gesamtgesellschaftlich) kostenoptimalen Ergebnis führen soll.

Wünschenswert wäre, wenn dies mal weitergedacht würde.

 




   

   
 

« Letzte Änderung: 01. November 2012, 01:37:51 von RR-E-ft »

Offline Energiesparer51

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Re: Firmen erzeugen selbst Strom: Großkunden laufen RWE, Eon und Co. davon
« Antwort #20 am: 01. November 2012, 08:16:28 »
Nicht nur eigenerzeugter und selbstverbrauchter Strom führt zu einer geringeren Beteiligung an den umzulegenden Kosten, sondern auch jede Energieeffizienzmaßnahme, die zu Einsparungen und damit geringerem Strombezug führt. Insgesamt steigen die Umlagen nichtprivilegierter Verbraucher mit unter 100000 kWh  2013 um 2,66 ct/kWh (einschl. MWSt). Zusätzlich erhöhen sich auch die Neztnutzungsentgelte. Beim hiesigen Netzbetreiber sind es brutto 1,14 ct/kWh zusätzlich für nicht leistungsgemessene Versorgung in Niederspannung. Insgesamt also 3,8 ct/kWh zusätzlich. Bezogen auf meinen bisherigen Gesamtpreis von ca 21 ct/kWh satte 18%.
Trau keinem Pseudowissenschaftler!

Offline egn

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Re: Firmen erzeugen selbst Strom: Großkunden laufen RWE, Eon und Co. davon
« Antwort #21 am: 01. November 2012, 08:40:20 »
Fraglich, wo sich dann der Marktpreis einstellen soll, den alle Stromerzeuger dann noch für ihren eingespeisten Strom erhalten.

Niemand hindert die Stromerzeuger, die die Residuallast abdecken daran, prinzipiell daran den Strom an der Strombörse zu kostendeckenden Preisen anzubieten. Wenn eben ein Kraftwerk das ohne regenerative Einspeisung 6000 Volllaststunden lief und mit einem Preis von 6 ct/kWh Gewinn abwarf, dann kann es das gleiche Kraftwerk (grob vereinfacht) auch, wenn es nur 4000 Volllaststunden läuft und dann in diesen 4000 Volllaststunden 9 ct/kWh erlöst.

Warum bieten also die Stromerzeuger den Residualstrom nicht für 9 ct/kWh, sondern jetzt für 4 ct/kWh an?

Ganz einfach, es gibt erhebliche Überkapazität bei den Stromerzeugern und die Möglichkeit wie früher den Preis zu manipulieren, in dem immer einer der großen 4 ein extrem teures Spitzenlastkraftwerk als teuerstes Kraftwerk mit 10 ct/kWh angeboten hat, gibt es wegen des Wettbewerbs nicht mehr. Der Markt für die großen Stromerzeuger wird durch immer mehr Strom von den regenerativen Kraftwerken wird immer kleiner. Jeder der großen Erzeuger versucht mittlerweile ohne Rücksicht auf die anderen, so viel Strom wie möglich zu verkaufen. Wir haben seit wenigen Jahren erstmals richtigen Wettbewerb unter den großen Erzeugern im Stromerzeugungsmarkt. Der Preis kann eben jetzt nicht mehr einfach *festgelegt* werden, sondern er ist ein Wettbewerbspreis, der sich weitgehend aus Angebot und Nachfrage ergibt.

Wenn der Strom nicht mehr kostendeckend an der Börse angeboten wird, dann ist das ein klares Signal an die Erzeuger, dass unrentable Überkapazitäten abgebaut und das Erzeugungsportfolio optimiert werden muss. Reduziert sich dann das Angebot, dann werden auch die Preise in Zeiten hoher Residuallast stark steigen. Dies ermöglicht dann auch, dass auch Kraftwerke mit weniger Volllaststunden rentabel betrieben werden können. Aber es gibt halt keine Monopolrendite mehr. Die Erzeuger stehen alle untereinander im Wettbewerb.

Es heute schon einen Kapazitätsmarkt für Regelenergie. Den könnte man problemlos von der entsprechenden Kapazität ausweiten, um sicherzustellen dass zu jeder Zeit ausreichend Kapazität vorhanden ist. Wichtig ist dabei aber auch dass dies auch ein wirklicher Markt ist und nicht durch extrem hohe Hürden bezüglich der Mindestleistung nur die Großkraftwerke zum Zuge kommen. Nur nützen wird das wenig wenn nicht im gesamten europäischen Strommarkt ausreichend Kapazität zur Verfügung steht. Denn es darf einfach nicht sein, dass Deutschland die gesichert Leistung für die vertikale Grenzlast in Deutschland bezahlt, dann aber regelmäßig diese gesicherte Leistung dadurch beschnitten wird, dass diese von den deutschen Verbrauchern bezahlte Kapazität dazu genutzt wird um Strom teuer ins Ausland zu verkaufen. Dies ist nämlich letztlich der eigentliche Hintergrund warum die Stromkonzerne den Kapazitätsmarkt wollen. Sie können dann zweimal verdienen. Die Kapazitätspräme darf dann eben nur für die Zeit bezahlt werden, in der die Kraftwerke keinen Strom produzieren. 

Zitat
Und wie man im Übrigen ein funktionierendes Preissignal bewirkt, dass dafür sorgt, dass Strom möglichst verbrauchsnah erzeugt bzw. möglichst erzeugungsnah verbraucht wird, ist bisher auch nicht ersichtlich.

Das funktioniert mit dem heutigen Konzept für die Netzkosten überhaupt nicht. Wenn heute ein Verbraucher in Bayern Strom von einem Anbieter aus Norddeutschland bekommt, und umgekehrt, dann bezahlen beide ihre Netzkosten für den rein virtuellen Transportweg. Tatsächlich kommt der Strom für jeden der Verbaucher aber mehr oder weniger direkt von den Kraftwerken im Umkreis. Dies kann auch der Strom von der PV-Anlage des Nachbars sein. Es ist also weder Strom aus Norddeutschland nach Bayern, noch umgekehrt geflossen. Die Versorger und die Netzbetreiber bekommen also Geld für was das real gar nicht existiert.

Noch zur Eigenstromversorgung:
Das Widersprüchliche in der Diskussion darum ist, dass von den Gegnern der regenerativen Energien das Argument kommt, dass sich die Leute ja dann nicht mehr an den ganzen Kostenbestandteilen die heute über den Strompreis bezahlt werden, beteiligen. Dass aber wie oben geschrieben, das Energiesparen genau den gleichen Effekt hat, das ignorieren sie. Ich sehe keinen Unterschied darin ob jetzt jemand 1000 € in energieeffiziente Geräte investiert oder aber sich eine PV-Anlage auf das Dach baut und damit einen Teil seines Verbrauchs damit deckt.

Wenn eine Reduzierung des Strombezugs aus dem Netz durch welche Maßnahmen auch immer, zu Finanzierungslücken an anderer Stelle führen, dann zeigt dies nur dass die Umlage auf den Strompreis nicht das geeignete Mittel zur Finanzierung ist. Anstatt dann die Reduzierung des Strombezugs als unsozial und unsolidarisch zu geißeln, muss eine andere Methode zur Finanzierung gefunden werden.
« Letzte Änderung: 01. November 2012, 08:59:00 von egn »

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Re: Firmen erzeugen selbst Strom: Großkunden laufen RWE, Eon und Co. davon
« Antwort #22 am: 01. November 2012, 10:11:29 »
@egn

Sie bringen viele fruchtbare Gedanken in die Diskussion ein.

Energieeinsparung ist  mit Eigenbedarfsdeckung nicht vollständig vergleichbar.
Energieeinsparung durch Effizienzsteiegrung führt zu einem dauerhaften Fortfall von Stromnachfrage.
Im Umfange dieses Fortfalls braucht man keine Stromerzeugungs- und Transportkapazitäten mehr.

Eigenbedarfsdeckung etwa durch PV zeitigt den selben Effekt, jedoch nicht dauerhaft, sondern nur zeitlich begrenzt.
In dem Umfange, wie der Bedarf nicht durch Eigenerzeugung oder aus eigenen Speichern gedeckt werden kann,
werden die konventionellen Erzeugungs- und Transportkapazitäten weiter benötigt.
Die notwendige Vorhaltung dieser Kapazitäten verursacht Kosten, die gedeckt werden müssen.

Es ist davon auszugehen, dass sämtliche Stromerzeuger nur den gleichen Marktpreis erzielen können.

Wenn die gesamte Stromerzeugung über einen einheitlichen Markt abgewickelt wird,
dann erzielen alle Stromerzeuger den einheitlichen Marktpreis,
der sich an den Grenzkosten des letzten für die Bedarfsdeckung gerade benötigten Kraftwerks bei merit-order- Einsatzfolge orientiert.

Für Wettbewerb daneben wäre kein Raum.

Es wäre zB. nicht mehr möglich, dass konzerngebundene Stromerzeuger ihre Stromerzeugung konzernintern an eigene Vertriebsgesellschaften
zu höheren Preisen als diesem Marktpreis losschlagen. Fehlender Wettbewerbsdruck führt bisher dazu, dass konzerngebundene Stromerzeuger die für sie missliche Siituation gesunkener Marktpreise darüber zum Teil kompensieren können und von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, wie man wohl aus deren aktuellen Geschäftsberichten zwischen den Zeilen herauslesen kann. 

Dieser Marktpreis bildet sich bisher nach merit-order- Preisbildung und strebt deshalb bei steigendem Anteil von Stromerzeugung mit Grenzkosten null selbst gegen null.
Der Marktpreis muss dauerhaft hoch genug sein, so dass notwendige Investitionen und Ersatzinvestitionen in Stromerzeugungsanlagen erfolgen.

Wenn niemand davon ausgeht, dass sich Investitionen in neue Gaskraftwerke für ihn rentieren,
die man wohl zum Ausgleich gut gebrauchen könnte, dann investiert eben niemand in solche Kraftwerke.     

Natürlich darf es nicht dazu kommen, dass Erzeuger einerseits Kapazitätsprämien kassieren und zugleich Strom erzeugen und teuer losschlagen.
Dafür wird es wohl eine Lösung geben.

Rein physikalisch ist es so, dass der erzeugte Strom, soweit in der Region zeitgleich ein Verbrauch erfolgt, über das Netz diesen Verbrauch deckt.
Nun ist es aber wohl so, dass in Norddeutschland kein so hoher Verbrauch zu decken sein wird, wie dort etwa Stromerzeugung durch neue offshore- Anlagen anfallen wird.
Deshalb will man ja neue Trassen von Nord nach Süd quer durch die Republik errichten.

Solche neu errichteten Trassen sind dann ebenso Realität wie die durch ihre Errichtung und ihren Betrieb anfallenden Kosten,
die real gedeckt werden müssen. 

In Süddeutschland wird mit Stillegung der letzten Kernkraftwerke Stromerzeugung dauerhaft wegfallen.
Es wird dort wohl nicht im selben Umfange Stromnachfrage entfallen.
Die Lücke ist entweder durch neue Stromerzeugungsanlagen in Süddeutschland oder aber durch Stromerzeugung in Norddeutschland über neue Stromtransporttrassen zu decken.

Das Problem ließe sich natürlich auch durch entsprechende dauerhafte Energieeinsparung in Süddeutschland
durch entsprechende Deindustrialisierung lösen, so wie es eine Deindustrialisierung in Ostdeutschland gab
und dort viele konventionelle Stromerzeugungsanlagen (Kraftwerke) in erheblichem Umfange dauerhaft vom Netz genommen wurden.
Aber das will wohl niemand, zumindest nicht in Süddeutschland.

Die Industie pocht auch in Süddeutschland auf den Tisch und verlangt Strom so billig wie möglich. 
 
« Letzte Änderung: 01. November 2012, 11:12:53 von RR-E-ft »

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Eigenstromversorgung
« Antwort #23 am: 01. November 2012, 12:00:01 »
Noch zur Eigenstromversorgung:
Das Widersprüchliche in der Diskussion darum ist, dass von den Gegnern der regenerativen Energien das Argument kommt, dass sich die Leute ja dann nicht mehr an den ganzen Kostenbestandteilen die heute über den Strompreis bezahlt werden, beteiligen. Dass aber wie oben geschrieben, das Energiesparen genau den gleichen Effekt hat, das ignorieren sie. Ich sehe keinen Unterschied darin ob jetzt jemand 1000 € in energieeffiziente Geräte investiert oder aber sich eine PV-Anlage auf das Dach baut und damit einen Teil seines Verbrauchs damit deckt.

@egn, es ist nicht in Ordnung, die Kritik an dieser chaotischen Energiewende als Gegnerschaft zu regnerativen Energien zu bezeichnen. Unkoordiniert, planwirtschaftlich, ideologisch, egoistisch, enteignend, profitorientiert  zeichnet sich die "Energiewende" genannte deutsche EE-Förderpolitik aus. Die Kritik gilt dieser Förderpolitik! Wer will angesichts der offen liegenden Fakten und den Auswirkungen auf die Energieversorgung der nicht priviliegierten Verbraucher noch bestreiten, dass nicht nur Kritik, sondern Widerstand angesagt ist. Ich befürworte und unterstützte daher das Ziel, diese "Förderung" und milliardenschwere Umverteilung vor das Bundesverfassungsgericht zu bringen.

Das "Widersprüchliche":
Richtig, Menschen, die Radieschen oder anderes Gemüse im Garten zum Eigenverzehr anbauen, zahlen keine Mehrwertsteuer etc. pp.. Ihnen wird aber auch nicht zwanzig Jahre garantiert, dass der nicht verzehrte Rest zum mehrfachen Marktpreis von den Menschen bezahlt werden muss, die ihre Radieschen auf dem Wochenmarkt oder beim Gemüsehändler kaufen. Unter den Bedingungen dann gerne.

Welcher Stromverbraucher, privat oder gewerblich, kauft den Strom direkt an der Börse und zahlt nur den Börsenpreis? Die Verbraucher sind leider immer noch viel zu geduldig und kümmern sich nicht darum. Der Strom ist wohl immer noch nicht teuer genug. Sie bezahlen nicht nur den teueren eigenen Strom. Auch über die Preise beim Bäcker und sonstwo werden sie zusätzlich zur Kasse gebeten. Getrickst wird bei diesem staatlichen Steuern- und Abgabensystem schon immer (siehe hier Flughafen Stuttgart), nicht nur bei der EEG-Umlage, das geht z.B. schon lange auch mit der sogenannten unkontrollierten Konzessionsabgabe. Es ändert sich nicht wirklich etwas an diesem deutschen profitorientierten Energiepolitikchaos.

Das EEG ist Fakt und die bereits gemachte milliardenschwere Zeche auch. Die Ursachen sind bekannt. Jetzt wird gestritten, wer die Milliarden in den nächsten zwanzig Jahren, das ist die Zeit der garantierten Einspeisevergütungen und der damit verbundenen Umverteilung, bezahlen soll. Es wird ja jetzt bereits schon mehr als das Dreifache des Länderfinanzausgleichs umverteilt. Nur hier beschwert sich kein Politiker beim Bundesverfassungsgericht. Man hat das clever geregelt, damit wird nicht der Staatssäckel belastet. Die nicht privilegierten Stromverbraucher zahlen die Zeche alleine. Das wird nicht mehr lange gehen, jeder kann sich die Entwicklung vor Augen halten und selbst rechnen.

Wir zahlen in Deutschland mit die höchsten Strompreise in Europa, da ist klar, dass es auch zu Wettbewerbsverzerrungen kommt. Dass die sicher notwendige Entlastung aber wieder über die EEG-Umlage geregelt wird und die Entlastung so wieder nur die einfachen Haushaltsstromverbraucher tragen sollen, das ist ein wohl rechtswidriges Unding und die Trickser (s.o. -Flughafen-) sind bei diesem chaotischen "System" zwangsläufig aktiv.  Sie nutzen nur die von der Politik gemachten Bedingungen.

Was wird denn gewendet bei dieser Energiewende. Die Energie oder der Geldbeutel des einfachen Energieverbrauchers?! Es ist eine Frage der Zeit bis sich das Bundesverfassungsgericht damit beschäftigen muss. Man wird sehen ob das System den Messlatten des Grundgesetzes stand hält. Z.B. EEG-verfassungswidrig oder hier bei Tagesschau & CO.
« Letzte Änderung: 01. November 2012, 12:10:11 von PLUS »

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« Antwort #24 am: 01. November 2012, 14:16:52 »
@PLUS

Sie fordern immer Marktwirtschaft ein.

Sie zeigen aber überhaupt keinen Weg auf, wie allein durch Marktkräfte über Preissignale [Preise] gesteuert,
der so notwendige wie gesellschaftlich gewollte Umbau der Energiewirtschaft
weg von Kernenergie und kohlendioxidemmitierender Verbrennung hin zur Stromerzeugung aus
erneuerbaren Energien [sog. Energiewende] erfolgen kann.

Ein konstruktiver Problemlösungsansatz von Ihnen ist nicht ersichtlich.
Außer so langweiliger wie ermüdender Polemik tragen Sie wohl nichts zur Diskussion bei.   

Lässt sich das wirklich nicht abstellen, dass Sie immer wieder die gleiche Polemik zum Vortrag bringen?
« Letzte Änderung: 01. November 2012, 15:16:02 von RR-E-ft »

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Re: off topic
« Antwort #25 am: 01. November 2012, 15:35:25 »
@PLUS

Sie fordern immer Marktwirtschaft ein.

Sie zeigen aber überhaupt keinen Weg auf, wie allein durch Marktkräfte über Preissignale [Preise] gesteuert,
der so notwendige wie gesellschaftlich gewollte Umbau der Energiewirtschaft
weg von Kernenergie und kohlendioxidemmitierender Verbrennung hin zur Stromerzeugung aus
erneuerbaren Energien [sog. Energiewende] erfolgen kann.

Ein konstruktiver Problemlösungsansatz von Ihnen ist nicht ersichtlich.
Außer so langweiliger wie ermüdender Polemik tragen Sie wohl nichts zur Diskussion bei.   

Lässt sich das wirklich nicht abstellen, dass Sie immer wieder die gleiche Polemik zum Vortrag bringen?
Was ist Polemik? Ihr Beitrag zählt sicher dazu! Ist ja oft so im Forum, was nicht passt wird unsachlich angegangen.
 
Warum haben Sie denn die Überschrift "PLUS x PLUS = MINUS" ( Heute um 14:16:52) nochmal geändert. PLUS x PLUS gibt wohl doch nicht MINUS. Mein Nick hat sich wohl doch nicht so ganz zur Verunglimpfung geeignet. Immerhin haben Sie das erkannt.

Es multiplizierte sich beim Thema EE-Förderung so manches. Dabei stört offensichtlich nur das eine, was in die eigene Landschaft passt dagegen nicht. off topic

Offline superhaase

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Re: Firmen erzeugen selbst Strom: Großkunden laufen RWE, Eon und Co. davon
« Antwort #26 am: 01. November 2012, 20:29:00 »
Soweit eine solche Eigenbedarfsdeckung erfolgt, beteiligen sich diese Verbraucher- Erzeuger nicht mehr an all den Kosten und Umlagen, die neben dem Marktpreis (derzeit Börsenpreis) im allgemeinen Strompreis enthalten sind (Netzentgelte, EEG- Umlage, Stromsteuer....).

Diese Kosten und Umlagen würden über den Strompreis allein diejenigen aufzubringen haben, die ihren Verbrauch nicht durch selbst erzeugten Strom decken.

Tatsächlich bleiben aber auch diese Selbstversorger auf die vorhandene Infrastruktur (fossile Kraftwerke und Stromnetze) angewiesen.

[...]

Von denjenigen, die von einer Wettbewerbsfähigkeit etwa der PV infolge Netzparität ausgehen, ist bisher leider nichts dazu zu hören, wie sie sich an diesen Systemkosten beteiligen werden, die schließlich auch die Voraussetzung dafür sicherstellen, dass sie ihren erzeugten, jedoch nicht selbst verbrauchten Strom zum Marktpreis in das Netz einspeisen, so dass damit anderweitiger Verbrauch gedeckt werden kann.
Dass von "denjenigen" nichts zu hören ist, ist ein falscher Eindruck. Ich bin ja schiließlich einer "derjenigen"! ;)

Für dieses "Problem" der Kosten für die vorzuhaltenden Infrastruktur und die vorzuhaltende Kraftwerksleistung, die ein "Teileigenversorger" bei Ausfall seiner Eigenstromerzeugungsanlage dann jederzeit mit Garantie aus dem Netz beziehen möchte, habe ich doch auch hier schon vor langer Zeit eine Lösung vorgeschlagen:

Die Netzkosten müssen weniger auf den Arbeitspreis, sondern viel stärker auf den Grundpreis bzw. den Leistungspreis umgelegt werden.
Ideal wäre m.E., wenn man nur noch die Verlustenergie der Netze auf den Arbeitspreis umlegt, und alle anderen Netzkosten (also den Löwenanteil) auf die Anschlusskosten, nämlich abhängig von der gewünschten Anschlussleistung, d.h. Grundpreis und Leistungspreis nach Lastprofilmessung (wie schon bei Großkunden üblich).

Somit müssten sich auch alle PV-Anlagenbetreiber verstärkt und fair an den Netzkosten beteiligen, sofern sie nicht in Speicher investieren und somit ihr Lastprofil optimieren oder sich gar autark machen.

Zitat
Dabei verbleibt es beim Problem, dass sich der Marktpreis derzeit nach merit-order- Preisbildung an der Börse bildet und somit bei zunehmender Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien mit Grenzkosten null selbst gegen null strebt.
Um so weiter sich der Marktpreis deshalb  null nähert, um so weniger kann dieses bisherige System noch funktionieren.

Fraglich, wo sich dann der Marktpreis einstellen soll, den alle Stromerzeuger dann noch für ihren eingespeisten Strom erhalten.
Auch das sag ich doch schon dauernd hier:
Bei zunehmender Umstellung der Stromerzeugung auf erneuerbare Energien mit zumeist Grenzkosten nahe null ist das Prinzip der Strombörse mit Merit-Order-Preisbildung nicht mehr funktionsfähig.
Wir müssen langfristig ein anderes Marktmodell für den Stromhandel finden.

Abgesehen davon gab und gibt es ja erhebliche Zweifel, ob dieses Strombörsenmodell jemals das richtige Modell für den Stromhandel war. Es hat zu Marktmanipulationen geradezu eingeladen, und außerdem hat es bestimmten Kraftwerksarten (Braunkohle, Atom) übermäßige Gewinne beschert, die eigentlich durch nichts zu rechtfertigen sind.

Zitat
Und wie man im Übrigen ein funktionierendes Preissignal bewirkt, dass dafür sorgt, dass Strom möglichst verbrauchsnah erzeugt bzw. möglichst erzeugungsnah verbraucht wird, ist bisher auch nicht ersichtlich.
Wie schon gesagt, halte ich das für gar nicht notwendig.

Die nötigen Netzkosten bei nicht verbrauchsnaher Erzeugung z.B. durch Wind und insb. Offshore-Wind sind so extrem nicht, dass man darauf verzichten muss. Eine Verteilung der Erzeugung möglichst auf die gesamte Fläche Deutschlands (bzw. Europas) hat den nicht unerheblichen Vorteil der regionalen Nivellierung der lokel unstetigen Erzeugung bei Wind- und Sonnenstrom. Dies macht das Erreichen einer sicheren Stromversorgung einfacher und günstiger, weil man dadurch weniger Speicher braucht.
Der Erforderliche Netzausbau kostet sicher Geld, aber das ist m.E. bezahlbar und entspricht nicht den Horrormärchen, die da gestreut werden.
Es stellt sich ja auch die Frage, was günstiger kommt: Erzeugung verteilt über die ganze Fläche mit einem zugehörigen Netzausbau, oder Erzeugung nur unmittelbar an den Verbrauchszentren, und somit viel weniger regenerativer Erzeugungskapazität, Stetigkeit und Sicherheit, mit der Folge, jeweils lokal viele Speicher und (fossile?) Reservekraftwerke errichten/weiterbetreiben zu müssen. Auch zur Absicherung der nach Ihrem Wunsch entstehenden "lokalen Selbstversorgungsinseln" müsste man ein starkes Netz bereithalten - oder entsprechende teuere Redundanzen in den lokalen Inseln.
Das ist m.E. nicht erstrebenswert.

Ich denke nicht, dass es nötig ist, die Erzeugung und den Bedarf von Strom mittels Preissignalen näher zusammenzubringen.
Vor allem bei der Windkraft ist dies kaum möglich.
Auch bei der Biomasse macht es wohl wenig Sinn, die Biomasse per LKW zu den Kraftwerken in die Städte zu karren, nur um die Kosten für die Stromleitung zu sparen. Hier ist das genauso wie bisher mit den Braunkohlekraftwerken.

Der Netzausbau bringt wohl mehr Vorteile (auch ökonomisch) als eine erzwungene lokale Verschränkung von Erzeugung und Verbrauch.
« Letzte Änderung: 01. November 2012, 20:40:09 von superhaase »
8) solar power rules

Offline egn

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Re: Firmen erzeugen selbst Strom: Großkunden laufen RWE, Eon und Co. davon
« Antwort #27 am: 03. November 2012, 10:35:40 »
Im Umfange dieses Fortfalls braucht man keine Stromerzeugungs- und Transportkapazitäten mehr.
...
werden die konventionellen Erzeugungs- und Transportkapazitäten weiter benötigt.

Ich sehe den Unterschied nicht, da ein Kühlschrank, eine Waschmaschine, ein Herd, usw. weiterhin die gleiche Anschlussleistung hat egal ob er Energieeffizienzklasse C oder A+++ hat. Der Unterschied besteht in den Geräten dann nur darin dass sie diese Anschlussleistung seltener benötigen, und das Gleiche gilt bei der Eigenversorgung mit PV-Strom.

Zitat
Nun ist es aber wohl so, dass in Norddeutschland kein so hoher Verbrauch zu decken sein wird, wie dort etwa Stromerzeugung durch neue offshore- Anlagen anfallen wird.
Deshalb will man ja neue Trassen von Nord nach Süd quer durch die Republik errichten.

Nein, der Grund warum die Trassen überwiegend gebaut werden sollen ist dass parallel dazu die konventionellen Kraftwerke weiter laufen sollen damit dann der Strom nach Südeuropa und Frankreich verkauft werden kann.

Zudem geht es bei der Offshore-Windkraft darum dass die Energiekonzerne wieder Marktanteil bei der Erzeugung zurück gewinnen wollen. Denn die Offshore-Windkraft lässt sich nur mit Großkapital ausbauen. Im Prinzip soll die Offshore-Windkraft bei den Konzernen die AKWs bezüglich der Gewinne ersetzen. Dafür bekommen sie mehr als das Doppelte pro kWh wie die kleinteilig aufgebaute Binnenwindkraft.

Zitat
Solche neu errichteten Trassen sind dann ebenso Realität wie die durch ihre Errichtung und ihren Betrieb anfallenden Kosten,
die real gedeckt werden müssen. 

Wenn man von der Prämisse wegkommt dass man die Offshore-Windkraft für die Deckung des Strombedarfs in Süddeutschland braucht, dann entfallen automatisch auch die Trassen und die Kosten dafür.

Zitat
Die Industie pocht auch in Süddeutschland auf den Tisch und verlangt Strom so billig wie möglich.

Offshore-Windkraft inklusive der dafür nötigen Trassen und diese Forderung schließen sich gegenseitig aus!

Offshore-Windkraft kostet mehr als mittlerweile die PV. Sie kostet auch weit mehr als der Strom von dezentralen BHKWs und vor allem die Binnenwindkraft. Die Absicherung kann durch wenige Gaskraftwerke erfolgen, die den Strom zu weit günstigeren Preisen produzieren können als die Offshore-Windkraftwerke.
« Letzte Änderung: 03. November 2012, 10:39:54 von egn »

 

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