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Autor Thema: E.ON Thüringen senkt Netzentgelte  (Gelesen 4896 mal)

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Offline RR-E-ft

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E.ON Thüringen senkt Netzentgelte
« am: 27. Oktober 2005, 13:40:29 »
Es klang gewaltig und ist doch eher vernachlässigbar.


Das Bundeskartellamt ging bereits 2003 von deutlich überhöhten Netznutzungsentgelten aus, der berühmte TEAG- Fall:

http://www.bundeskartellamt.de/wDeutsch/download/pdf/Kartell/Kartell03/B11_45_01.pdf

Nun dachte mancher vielleicht, diese amtlich festgestellten Mißstände würden vom Unternehmen nun reumütig abgestellt werden.

http://www.ewerk.hu-berlin.de/content/ewerk/ausgabe.php?type=newsletter&id=9

http://www.bau-doc.de/go.html?http://www.bau-doc.de/pressemeldung/Maerz%202002/EnBW0103.htm

http://www.pds-fraktion-thueringen.de/parlament/reden/reden2005/re401805.html

http://www.verivox.de/news/ArticleDetails.asp?aid=7027

http://www.verivox.de/News/ArticleDetails.asp?aid=11808

Die geplante Senkung fällt jedoch offensichtlich nicht umfassend genug aus:

http://www.verivox.de/News/ArticleDetails.asp?aid=11800

Immerhin hat man das teuerste Stromnetz Deutschlands:

Deutschlands teuerstes Stromnetz

Bisher hieß es immer, die Fusion bringe gar keine Entlastungen, welche sich positiv auf die Verbraucherpreise auswirken könnten:

Endlich: Eigenes E.ON Thüringen !!!


Anscheinend hat das Urteil des BGH vom 18.10.2005 wohl  Veranlassung gegeben, noch einmal nachzurechnen:

http://www.neue-energieanbieter.de/aktuelles/presse/89921.html

Merkwürdig erscheint, dass von den angeblich 14 Mio. EUR Einsparpotential schon wieder 10 Mio EUR für angeblich gestiegene Kosten im Konzern hängen bleiben sollen.

Da gilt es genau nachzufragen, was diese zusätzlichen Kosten tatsächlich bewirken sollte.

Nun müssen auch die Strompreise schleunigst abgesenkt werden, undzwar deutlich.

Alllein dies merken die Verbraucher und Wirtschaftsunternehmen.

Ein deutliches Einsparpotential scheint es beim Vorlieferanten Vattenfall Europe zu geben, dessen Preiserhöhungen wohl u. a. zu einem deutlichen Plus von 40 Prozent beim Betriebsergebnis führten:

Quelle: http://www.strom-magazin.de (Professionals)

BILANZ
27.10.2005, 11:09 Uhr

Vattenfall Europe fährt erneut höheren Gewinn ein

Höhere Strompreise und ein gestiegener Wasserkraftanteil in der Erzeugung haben dem schwedischen Energiekonzern Vattenfall und seiner deutschen Tochter Vattenfall Europe einen höheren Gewinn beschert. Vattenfall Europe erhöhte seinen Umsatz in den ersten drei Monaten um 23 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro.
...

Das bereinigte Betriebsergebnis in Deutschland sei um 40 Prozent auf 810 Millionen Euro gestiegen.

Damit erwies sich die deutsche Tochter Vattenfall Europe erneut als wichtigste Säule im Gesamtkonzern. Insgesamt erhöhten sich die Umsätze der schwedischen Vattenfall-Gruppe von Januar bis September um 13 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis verbesserte sich um 22 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Als Grund für den Anstieg nannte der Konzern neben den höheren Strompreisen auch einen höheren Wasserkraftanteil in der Erzeugung.
...


Diese Entwicklung ist schon länger für Marktbeobachter absehbar:

http://www.verivox.de/News/ArticleDetails.asp?aid=10566

Wegen der gesetzlichen Verpflichtung der E.ON Thüringer Energie AG zu einer preisgünstigen Versorgung wäre es wohl die Pflicht und Schuldigkeit dieses Unternehmens gegenüber seinen Kunden,  Preiserhöhungen des Vorlieferanten, die offensichtlich dort  zu einer Gewinnerhöhung führen und deshalb unbillig sein müssen,  mit allen zu Gebote stehenden Mitteln abzuwehren.

Aber vielleicht wähnt man sich auch dabei, wie gegenüber den Gasvorlieferanten \"machtlos\":

http://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/2147560.html


Merke:

Ohne sinkende Strompreise landet von den 14 Mio. EUR Kostensenkung infolge der Fusion nichts bei den eigenen Strom- Kunden des Unternehmens. Warum nicht auch Gaskunden an den Kosteneinsparungen partizipieren sollen, ist nicht verständlich

Allein dritte Stromhändler hätten von sinkenden Netznutzungsentgelten einen Vorteil, nicht jedoch die eigenen Kunden, die nach wie vor hohe Strompreise zahlen.

Man könnte es aber auch so sehen, dass größter Profiteur die E.ON Thüringen- Vertriebsabteilung sein wird:

Denn diese hat an die neue Netzgesellschaft des Unternehmens ebenso wie alle dritten Stromhändler Netznutzungsentgelte zu entrichten, nur in Summe eben viel mehr wegen des Marktanteils, der auch durch sehr hohe Netznutzungsentgelte abgesichert wird.

Dann landen die 4 Mio EUR Preissenkung bei den Netznutzungsentgelten also überwiegend bei der E.ON- Vertriebsgesellschaft, die wohl auch gleichberechtigter Kunde der eigenen, neuen Netzgesellschaft (TEN) ist:

http://www.eon-thueringerenergie.com/EON_Thueringer_Energie/Beteiligungen.htm

Das wäre eine klassische win-win- Situation nur eben innerhalb des Konzerns zwischen Gesellschaften, welche aus einem Unbundling hervorgingen.

Insoweit muss die wohl euphemistische Überschrift folgender Pressemitteilung noch einmal überdacht werden:

http://www.eon-thueringerenergie.com/Presse/Presseinformationen.htm?id=25043

Nicht nachvollziehbar erscheint, dass das Unternehmen, welches eine Kostenentlastung um 14 Mio. EUR durch die Fusion erfahren haben will, nun davon redet, man würde eben diese 14 Mio. EUR als Kosten \"schultern\", um dann (noch zusätzlich?) die Netznutzungsentgelte um 4 Mio. EUR abzusenken.

Wenn immer so gerechnet wird, muss wohl nichts mehr verwundern.

Die latente Sorge des Unternehmens, die Senkung der Netznutzungsentgelte könnte etwa an der Bundesnetzagentur scheitern, ist wohl unbegründet.

Es steht eher zu erwarten, dass diese demgegenüber ganz deutliche Vorgaben machen wird undzwar im wohlverstandenen Interesse Thüringens, seiner Wirtschaft und seiner Menschen.

Für rechte Tasche- linke Tasche - Taschenspielertricks wird man dort wohl auch wenig Verständnis haben.


Fraglich auch, was wohl die viele Rundfunkwerbung und die laufenden Anzeigenkampagnen in den Zeitungen wie auch all die Werbepost an alle Kunden in kurzen Abständen nacheinander, wie auch die Umstellung des gesamten Sportsponorings auf den neuen Namen  gekostet haben werden, doch wohl nicht etwa die zusätzlichen 10 Mio. EUR \"Kosten\" ?!!!

Immerhin:

Die drei neuen Vorstände müssen ja auch irgendwie bezahlt werden:

http://www.eon-thueringerenergie.com/EON_Thueringer_Energie/Vorstand.htm

Allerdings war die Erweiterung des Vorstandes nicht gesetzlich vorgeschrieben, jedenfalls nicht im neuen Energiewirtschaftsrecht.


Fraglich auch, was  aus den früheren Fusionsgewinnen geworden ist:

http://www.eon-thueringerenergie.com/EON_Thueringer_Energie/Portrait.htm






Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
Rechtsanwalt

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