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Mit der Stromrechnung subventionieren Mieter gut situierte Hauseigentümer

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jofri46:
In dem von mir zitierten Artikel aus der Zeit geht es nicht um Sozialneid, sondern um Umverteilung von unten nach oben.

Ich gönne jedem Eigentümer seinen Besitz, jedem Investor seine Investition und jeder Bürger sollte in eine EEG-Anlage investieren dürfen, wenn er es will und es sich leisten kann.

Dem zitierten Artikel zufolge liegt die Ungerechtigkeit darin, dass eine solche Investition durch hohe Garantiepreise zu Lasten vieler kleiner Strombezieher über höhere Strompreise (mit-)finanziert wird, also indirekt eine Umverteilung von unten nach oben erfolgt.

Wenn das so ist, dann stimmen die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht. Mit Sozialneid hat das nichts zu tun.

superhaase:
@jofri46:

Bleibt immer noch die Frage unbeantwortet, warum es gerechter sein sollte, wenn die vielen kleinen Strombezieher das Geld an die Großkonzerne zahlen, statt an die Hauseigentümer, wenn Hauseigentümer nicht mehr in EEG-Anlagen investieren dürften.
Auch das wäre eine Umverteilung von unten nach oben.
Wo soll denn das Geld für den Aufbau einer nachhaltigen Stromversorgung herkommen?

Wer Strom verbraucht, muss dafür zahlen.
Da die Stromversorgung umgebaut werden muss, sind die Kosten dafür von den Stromverbrauchern zu tragen.
Das ist keine \"Umverteilung\", das ist die gerechteste Finanzierung der Kosten, die man sich denken kann.

Eine Alternative wäre sicher eine Art Strom-Soli auf die Einkommensteuer.
Das wäre vermeintlich \"sozial gerecht\".
Aber warum soll ein sparsamer Stromverbraucher denselben Zuschlag auf seine Einkommensteuer zahlen wie der gleich gut situierte Stromverschwender?
Das wäre eine andere Art von Ungerechtigkeit. Keineswegs \"sinnvoller\".

Den Stromverbrauch kann jeder selbst in gewissem Maß beeinflussen.
Wer sparsam ist, zahlt weniger - auch weniger EEG-Umlage.
Das ist gerecht.

Mit Ausnahme der immer stärker ausgeweiteten Ausnahmen für die Industrie zu Lasten der kleinen Stromverbraucher. Wie gesagt ist hier die Sauerei zu finden.

Insofern stimmen die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht, das ist wohl wahr.

Es ist aber einen billige Sozialneidkampagne, hier gegen die Betreiber von kleinen PV-Anlagen (Hauseigentümer) zu hetzen.
Das ist billig und wird der Sache nicht gerecht.
Es dient dazu gegen die PV Stimmung zu machen, die von den großen Stromkonzernen als die gefährlichste Konkurrenz angesehen wird.

Man kann in viele Bereiche des gesellschaftlichen Geldflusses eine \"Umverteilung von unten nach oben\" hineininterpretieren.
Auch ein Einkauf bei Aldi wäre eine solche Umverteilung zugunsten der reichsten deutschen Geschwister, die es gibt. Das sit natürlich Blödsinn.

Es ist ein ausgemachter Unsinn, diese Umverteilungs-Neidkampagne.
Und das ist eine Sozialbneidkampagne.
Nichts anderes.
Auf diese Stimmungsmache sollte man nicht reinfallen.

ciao,
sh

jofri46:
@superhaase

Ich will Ihnen da gar nicht weiter widersprechen, zumal ich in diesem Thema nicht weiter drin bin.

Einen aus meiner Sicht \"ursächlichen\" Punkt für die Debatte vermisse ich in Ihren Beiträgen oder habe ihn übersehen (dann bitte um Nachsicht):
Die in dem von mir zitierten Zeitungsartikel genannten hohen Garantiepreise für die Betreiber von PV-Anlagen, die letztlich zu Lasten des Verbrauchers auf den Strompreis durchschlagen.
Minimieren garantierte Preise nicht das unternehmerische Risiko des Betreibers einer PV-Anlage zu Lasten des Stromverbrauchers?
Wenn ich einkaufe, ob bei Aldi & Co oder sonstwo, zahle ich in der Regel Preise, die sich am Markt und im Wettbewerb gebildet haben.

superhaase:
Ausgangspunkt für das EEG ist die Notwendigkeit, eine nachhaltige Stromversorgung aufzubauen, die Strom aus erneuerbaren Energien gewinnt.

Die hohen Garantiepreise wurden eingeführt, um den neuen Techniken der erneuerbaren Stromerzeugung überhaupt erst den Markteintritt gegen die etablierten und bereits früher kräftig subventionierten alten Techniken (Atom und Kohle) zu ermöglichen.
Die Garantiepreise gelten für alle EEG-Stromarten: Wind, Biomasse, Geothermie, Wasser, Photovoltaik, Klärgas. Erhöhte Garantiepreise werden also nicht nur für die PV bezahlt, allerdings waren sie für PV bisher am höchsten.
Hierbei sind Wind und Sonne die Energiequellen mit dem mit Abstand größten Potential. Wichtig sit auch, dass sich Windstrom und Sonnenstrom (nicht immer, aber sehr oft) antizyklisch ergänzen:
Sommer oder Hochdruckgebiet, viel Sonne und wenig Wind
Winter oder Tiefdruckgebiet, wenig Sonne und viel Wind
\"Speicherbare\" bzw. planbar abrufbare EE-Stromarten wie hauptsächlich Biomasse und Wasserkraft können weitere Lücken füllen und zusammen mit einer europäischen Vernetzung (Import-Export) für Ausgleich und eine sicher Stromversorung sorgen.
Ein interessanter Link hier zu ist: Kombikraftwerk

Das Ziel des EEG ist, die neuen Techniken durch eine garantierte und planbare Einpeisevergütung für Investoren rentabel zu machen, und so einen zunächst künstlichen Markt zu schaffen, der privates Kapital anlockt, und die Weiterentwicklung der neuen Techniken und den Aufbau einer Massenfertigung mit einhergehender Verbilligung anzuschieben.
So soll die Marktfähigkeit der neuen Techniken erreicht werden.

Das EEG ist als Anschubfinanzierung gedacht.
Es war nie als Dauereinrichtung oder Dauersubvention gedacht, auch wenn manche Gegner das des öfteren so darstellen um es zu diskreditieren.

Bei keiner neuen Technik hat das EEG-Konzept so gut funktioniert wie bei der Photovoltaik: Sie war die mit Abstand teuerste Technik, und ist mit der weitaus schnellsten Kostensenkungsrate auf dem Weg, die billigste Technik zu werden. Das haben der Unternehmensberater Roland Berger und das Prognos-Institut heuer in einer Studie bestätigt (\"Solarstrom wird zum Preisbrecher\").
Schon 2013 wird PV-Strom jedenfalls billiger sein als Offshore-Windstrom.
Die Förderung von PV-mittels erhöhter EEG-Einspeisevergütung wird in wenigen Jahren (die Schätzungen gehen von 2015 bis 2018 ) ganz überflüssig sein und abgeschafft werden. So wird PV-Strom wohl der erste EE-Strom sein, der ganz ohne Förderung auskommt.

Leider wurde in den Jahren 2008 bis 2010 von der Politik auf die sich abzeichnenden Preissenkungen bei der PV nicht schenll genug reagiert, so dass es zu einer erheblichen Überförderung kam, die den Stromverbraucher nun 20 Jahre lang unnötig viel Geld kostet.
Das ist mit Recht zu kritisieren, aber wohl nicht mehr rückgängig zu machen.

Die jetzige Degressionsregel bei der PV-Vergütung wird ein erneutes Ausufern der PV-Förderkosten verhindern.

Wenn nun einige Kritiker und Politiker verkünden, die PV-Vergütung müsse gekürzt werden, weil die Kosten ausufern, dann muss man diesen Leuten wohl vorwerfen, dass sie entweder keine Ahnung von der Sache haben (es gibt bereits eine automatische zweimalige Vergütungssenkung pro Jahr, die umso stärker ausfällt, je mehr PV zugebaut wird), oder dass sie wider besseres Wissen als Kohlestromkonzern-Lobbyist agieren.

ciao,
sh

PLUS:
Sorry mit der Bitte um Verständnis weil doppelt, aber das gehört zuerst hier her. Diese EE-Politik ist unsozial! Nur die Profiteure der Solaristengemeinde schauen da noch weg und rufen laut \"Neid\" um von der eigenen Gier abzulenken! Man hat ja schon früher mit Jumbos billige Module kurz vor Jahresende einfliegen lassen. Es hat sich im Prinzip nichts geändert.

--- Zitat ---Zweischneidiger Erfolg
Berlin.  Noch nie gingen so viele Solaranlagen ans Netz wie 2011. Grund ist die hohe Förderung und billige Module aus China. Doch das kostet die Bürger Milliarden. Weitere Einschnitte werden wahrscheinlicher.
...

\"Das Konzept des atmenden Deckels ist gescheitert\", sagt der Energieexperte der Verbraucherzentrale Bundesverband, Holger Krawinkel. \"
...
--- Ende Zitat ---
SÜDWEST PRESSE
dazu:
Zubau an Photovoltaik-Anlagen 2011 noch höher als im Rekordjahr 2010
Kurth: „Neuer Höchstwert von 3.000 MW allein im Dezember“

„Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass der Stichtagsmechanismus dazu beiträgt, den Zubau an PV-Anlagen kurz vor einer Förderkürzung deutlich zu verstärken. Dieser Effekt konterkariert das Ziel des Gesetzgebers, die Kosten der Förderung der Solarenergie wirksam zu begrenzen. Jedenfalls hat sich trotz der bisherigen Förderkürzungen der Zubau der Photovoltaik nicht verlangsamt, und es ist auch sehr wahrscheinlich, dass wir im Juni 2012 trotz weiterer Förderkürzung wieder einen ähnlichen Zubauboom haben werden wie jetzt im Dezember. Einer der Gründe dürfte sein, dass die Preise für die Anlagen schneller fallen als die Fördersätze gekürzt werden. Wenn der jährliche Zubau der PV-Anlagen auf dem Niveau von ca. 7.500 MW bleiben würde, wären die im Szenariorahmen für den Netzausbau erst für das Jahr 2022 geplanten Werte viel früher erreicht. Und zwar schon spätestens etwa Ende 2015. Aus dieser Entwicklung Schlüsse zu ziehen, ist aber Sache des Gesetzgebers“, sagte Kurth.

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