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Autor Thema: Verbraucherargument: EU-Preisvergleich !!!  (Gelesen 3299 mal)

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Offline RR-E-ft

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Verbraucherargument: EU-Preisvergleich !!!
« am: 12. Oktober 2005, 16:35:52 »
Gute Argumente für Verbraucher, die sich gegen überhöhte Energiepreise zur Wehr setzen.


Einen Vergleich der steuer- und abgabenbereinigten Strom- und Erdgaspreise für Haushalts- und Großkunden findet man in diesem Dokument auf Seite 5:

http://www.vre-online.de/vre/veroeffentlichungen/05-01-12_Anlage_2.pdf

Gravierend die Preisunterschiede bei Erdgas gegenüber Polen und Tschechien, obwohl es sich wohl um das gleiche russische Erdgas handelt.

Es handelt sich um die technischen Anlagen zum vierten Benchmarkingbericht der EU- Kommission vom 05.01.2005:

http://www.vre-online.de/vre/veroeffentlichungen/05-01-12_Anlage_1.pdf


Was der Branchenverband darüber denkt:

http://www.vre-online.de/vre/veroeffentlichungen/05-01-12_4._Benchmarking-Bericht.pdf


Diese erheblichen Preisunterschiede auf einem einheitlichen  europäischen Binnenmarkt müssen von den Energieversorgern erklärt werden!

Man sollte auch die Frage stellen ob es mit der Integration eines europäischen \"Wärmemarktes\" noch nicht geklappt hat. Der grenzüberschreitende Wärmehandel wird immer noch zu wenig beobachtet.

Über einen \"Wärmemarkt\", dessen Existenz in Abrede gestellt wird, weiß die EU- Kommission auch überhaupt nichts zu berichten.


Vollkommen zutreffend spricht die EU-Kommission ausschließlich von einem Erdgasmarkt, der sich erst durch die wundersamen Wirkungen der deutschen Gaswirtschaft auf einmal in das Segment eines \"Wärmemarktes\" wandelt, obschon eine Subsumtion unter den klassischen Markt- Begriff entsprechend aller Lexika und ökonomischen Fachliteratur ersichtlich überhaupt nicht möglich ist:

http://de.wikipedia.org/wiki/Markt_(%C3%96konomie)

Wer hat sich das bloß ausgedacht?


Freundliche Grüße
aus Jena




Thomas Fricke
Rechtsanwalt

Offline Hennessy

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Verbraucherargument: EU-Preisvergleich !!!
« Antwort #1 am: 12. Oktober 2005, 18:26:27 »
Zitat
Gravierend die Preisunterschiede bei Erdgas gegenüber Polen und Tschechien, obwohl es sich wohl um das gleiche russische Erdgas handelt.

Schlussfolgerung: Dann bitte auch die Versorgungssicherheit, die technischen Standards und die Bürokratie von Polen und Tcheschien und nicht zu vergessen die Stundenlöhne aus diesen Ländern - Einverstanden?


Zitat
Über einen \"Wärmemarkt\", dessen Existenz in Abrede gestellt wird, weiß die EU- Kommission auch überhaupt nichts zu berichten.

Wärmemarkt wird nur für die Abhängigkeit der Marktpreise verschiedener Energieträger, die zum gleichen Zweck dienen nämlich der Wärmeerzeugung, verwendet. Wenn es unter diesem Aspekt keinen Wärmemarkt gibt, warum explodiert dann beispielsweise gerade der Holzpreis - weil sich die Kosten für die Fällung und den Transport geändert haben, oder es so kalt ist? Wohl kaum!

Wer solche Abhängigkeiten bestreitet, der argumentiert einäugig.

Offline RR-E-ft

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Verbraucherargument: EU-Preisvergleich !!!
« Antwort #2 am: 12. Oktober 2005, 18:58:20 »
@Hennessy

Eine Interpedenz von Märkten führt noch lange nicht zur Bildung eines Gesamtmarktes.

Aber ich laß mich gerne belehren.

Ich hatte meine BWL- Übungen und meinen Schein seinerzeit bei Herrn Dr. Michael Hüther, heute Professor und Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln gemacht. Da war von Marktabgrenzung die Rede.

Sie beschreiben die Auswirkungen auf den Holzmarkt, welche auch durch die immer größere Nachfrage nach bisher \"nutzlosem\" Restholz für Biomasse- Anlagen resultieren.

Dabei geht es also nicht nur um Wärmelieferungen, sondern auch wesentlich um Stromerzeugung.

Sollten deshalb die wohl von einander unterscheidbaren Märkte Erdgas-, Elektrizitäts- und Holzmarkt auch zusammengewachsen sein?

Wohl kaum.

Den bürokratischen Mehraufwand und der geringeren Versorgungssicherheit, dem ein Erdgaskunde im tschechichen Böhmen gegenüber einem deutschen Erdgaskunden im sächsichen Vogtland oder in Bayern ausgeliefert sein soll, hätte ich dann schon gern etwas näher erläutert.

Nicht anders verhält es sich mit den Erdgaskunden diesseits und jenseits der Oder-Neiße-Grenze etwa in Berlin und Brandenburg und in Polen.

Schlussendlich sind ja selbst die erheblichen Preisunterschiede innerhalb Deutschlands zwischen Ost und West einerseits und Nord und Süd andererseits wenig erklärlich.

Sollte es auch dabei um einen unterschiedlichen Grad an Versorgungssicherheit oder bürokratischen Aufwand gehen.

Am Lohnniveau zwischen Ost und West kann es wohl nicht liegen.
Auch nicht am verfügbaren Haushaltseinkommen auf der Nachfrageseite !

Dürfen sich also die Erdgaskunden in Mitteldeutschland bei den Spitzenpreisen bei ihrer Versorgung am sichersten wissen, wohingegen andere bangen müssen?

Ist der bürokratsische Aufwand hier geringer, weil neue Vertragsbedingungen ohne öffentliche Bekanntmachung gem. § 4 AVBGasV  untergejubelt werden nach dem Motto \"Raider heißt jetzt Twix\"?

Die Kunden erfahren von den neuen Marketing- Kapriolen ihres Versorgers oft erst mit der nächsten Rechnung.

Wenn die Versorger dabei mitteilen, sie hätten jetzt neue Produkte und der Kunde kontrolliert die Hausanschlusstelle, kommt doch wieder nur Erdgas aus der Leitung.

Allein dessen Preis hat sich geändert, weil eine würdige Umbenennung immer mit hohen Kosten verbunden ist.

Und das ganze aufwendige Marketing- Gebimmel.

Alles für die Katz, weil der Kunde sich ja sowieso schon auf lange Frist gebunden hat oder mit Anschluss- und Benutzungszwang bzw. Verbrennungsverbot gebunden wurde.



Wie also kommen wir nun zu günstigten Erdgaspreisen, ohne deshalb nach Polen oder Tschechien umsiedeln zu müssen?

Leitungsbau über die Grenze und dort Kunde werden?

Das könnte immerhin für Frankfurt/ Oder oder Görlitz interessant sein.
 
Das russische Erdgas strömt doch für alle durch die Pipelines.

Die Investitionen in Neufünfland waren nicht ohne.

Deshalb muss man sie jedoch nicht entsprechend Fördergebietsgesetz ebenso schnell abschreiben und refinanzieren. Zudem dürfte die Refinanzierung dann auch schon langsam abgeschlossen sein.

Man kann die Preise nicht auf ewig deshalb besonders hoch halten.

Auch im Westen Deutschlands ist die Infrastruktur nicht vom Himmel gefallen, musste über sehr lange Zeiträume abgeschrieben werden.

Zudem schreibt doch gerade Erdgas Südsachsen seinen Kunden:

\"Darüber hinaus hatten wir noch nie kalkulierte Preise, sondern immer Wettbewerbspreise\".


Der erste Teil dieses Satzes wird wohl stimmen.
Nur mit dem zweiten Teil wird es eben schwierig:

Warum sollte denn leichtes Heizöl in Sachsen besonders teuer sein, zumal man ja auch dort als referenzwert auf \"Rheinschiene\" abstellt, ohne dass die Sachsen zum \"Wärmeeinkauf\" an den schönen Rhein reisen?

Bei diesem drastischen Preisgefälle wäre doch zu besorgen, dass sich sogar kriminelle \"Wärme- Schieberbanden\" organisieren.
Es könnte einen Schwarzmarkt für Wärme geben.

Einer lüftet kurz den Mantel, macht \"pst\" und sagt den Preis für seine Wärme an. Schnell wird man sich einig und stiehlt sich davon.

Der Kunde bringt von der Hamsterfahrt zum Rhein seinen Lieben zu Hause \"Wärme\" mit. Und alle sind froh. Oder wäre der Vater doch lieber zum \"Polenmarkt\" kurz hinter der Grenze gefahren, um die Wärme dort zu kaufen.

Das sind doch allesamt Geschichten aus Absurdistan.


Pauschale Behauptungen wollten wir doch gerade vermeiden.

Mancherorts können offensichtlich auch diejenigen, die ganz offenbar einäugig argumentieren, wohl immer noch König werden und alle machen einen tiefen Diener, wenn bestimmte \"Koriphäen\" den Raum betreten.

Ein großes \"Oh!\" und \"Ah!\".

Leider!

Nur diejenigen, die mit solchen Spitzenleuten namentlich überhaupt nichts anfangen können, fallen nicht in Ehrfurcht und fangen bei deren Geschichten ganz herzlich an zu lachen.

Ich habe es selbst in Paderborn erlebt.

Solche Erlebnisse möchte man wahrlich nicht missen.


Manchmal denke ich mir:

Vielleicht sind einige \"Strategen\" nur dabei, die Preise immer weiter nach oben zu treiben, damit die Geschichten aus der Vergangenheit nicht auffliegen:

Die Strompreise müssen hoch, weil sonst bei bald gesonderter Ausweisung der Netznutzungsentgelte auf den Rechnungen offenbar wird, dass der verbleibende kleine Restpreis bisher nicht einmal für den eigenen Strombezug gereicht hätte, die NNE also gnadenlos überhöht sind und die traumhaften Gewinne tatsächlich nach wie vor im Monopolbereich erwirtschaftet werden.

Fernwärme muss unabhängig von den Kosten der Wärmeerzeugung folgen, weil es sonst mit den Erdgaspreisen nicht mehr plausibel ist.

Aufgemerkt:

In § 24 Abs. 3 AVBFernwV ist von den \"Verhältnissen auf dem regionalen Wärmemarkt\" die Rede. Diese sollten jedoch berücksichtigt werden, um nicht sämtliche Kosten der Fernwärmeversorgung umlagefähig zu machen. Es handelt sich also um eine Preis-Cap- Regelung und nicht etwa um eine gesetzliche Verpflichtung, die Fernwärmepreise ohne Not auch noch unabhängig von der Kostenentwicklung nach oben zu hieven.

So greift dann eins ins andere.

Schlussendlich weiß man schon gar nicht mehr, wohin mit dem Geld, wenn man schon die gesamte Energiewirtschaft Europas aufgekauft hat und die immer weiter steigenden Gewinne sind einem wohl selbst schon peinlich.

Die machen ja auch kein gutes Bild.

Weil eine Offenlegung der Kalkulation und der Gewinne droht, fragt man wieder bei den üblichen Verdächtigen nach Seminaren nach, auf denen man erfahren kann, wie man das Ergebnis am besten aperiodisch verteilen kann, so dass man sich arm rechnet.

Aber auch das geht doch ersichtlich nicht lange gut.

Irgendwann quellen die Geldbündel aus allen Taschen und es lässt sich schlicht nicht mehr verbergen, dass man sich schamlos bereichert.

Unbedarften Politikern mag man dann ja noch erklären, dass man die Gewinne gar nicht in Deutschland, sondern im Ausland erzielt hat, abgezockt wurden eben andere.

Na und?

Sind wir nicht alle brave Europäer?  

Wie absurd, anstatt man sich wirklich darum kümmert, die Energieversorgung preisgünstig zu bewerkstelligen, wozu man gesetzlich verpflichtet ist.

Aus meiner Sicht ein klarer Rechtsbruch, der immer weitere Geschichten erfordert, um die Sünden von gestern nicht offenbar werden zu lassen.

Wer ist nur dafür verantwortlich und übernimmt vor allem mal tapfer die Verantwortung dafür?

Ein Populist würde jetzt jedem eine goldene Armbanduhr versprechen, dem der Nachweis des Gegenteils gelingt.



Freundliche Grüße
aus Jena




Thomas Fricke
Rechtsanwalt

 

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