Forum des Bundes der Energieverbraucher

Autor Thema: Ca. 800 von 1.400 Mitarbeitern sollen Firma wechseln  (Gelesen 15580 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline RR-E-ft

  • Rechtsanwalt
  • Forenmitglied
  • ***
  • Beiträge: 17.078
  • Karma: +15/-2
  • Geschlecht: Männlich
Ca. 800 von 1.400 Mitarbeitern sollen Firma wechseln
« am: 10. Mai 2011, 01:34:02 »
Ca. 800 von 1.400 Mitarbeitern sollen Firma wechseln

Streit um Einfluss der Kommunen bei ETE

Offensichtlich war die Entflechtung bei ETE bisher nicht zureichend. Schwer verständlich wie ca. 800 Mitarbeiter plötzlich mit Netzaufgaben bei TEN befasst werden oder zuvor befasst waren, ohne entflochten gewesen zu sein.

Ein sauberer Schritt bzw. Schnitt wäre es, wenn ETE der TEN auch das Eigentum an den Netzen übertragen würde. Bisher verpachtet der Energielieferant seine Netze lediglich an die Netztochter.

Ein Pächter kann indes schwer über Investitionen in ein Netz entscheiden, welches ihm gar nicht gehört. Und wenn ein Energielieferant über Netzinvestitionen entscheidet, also auch über den Netzausbau für den Anschluss von Konkurrenten, ob nun Erneuerbare Energien oder konventionelle Kraftwerke, dann ist das allemal bedenklich, weil zumindest latent Interessenkonflikte zu besorgen stehen.


Ein sauberer Schnitt ist auch mit Rücksicht darauf sinnvoll, dass man die Vertriebssparte sowieso alsbald dicht machen bzw. an Finanzinvestoren veräußern kann, wenn es nach dem Konzern geht.

Die Kommunalvertreter, die denken, sie hielten fast die Hälfte des Unternehmens und entsprechend sei ihr Einfluss, merken womöglich gar nicht, welche Uhr da eigentlich tickt.

Natürlich wäre interessant, ob das Gehalt des TEN- Geschäftsführers steigt, wenn er statt bisher 30 nunmehr 830 Mitarbeiter zu dirigieren hat und ob andererseits die Gehälter der Manager bei ETE sinken, welche die entsprechende Verantwortung nun abgeben.

Fraglich auch, ob ETE bei dem großen Personalschnitt nicht auch einen entsprechenden Schnitt beim Management vorzunehmen hat. Wofür braucht es immer noch vier Vorstände bei nur noch 700 direkten Mitarbeitern? Die TEAG kam noch mit zwei Vorständen bei 1.200 Mitarbeitern aus, bis man sich Herrn Gnauck dazukaufte.

Die Mitarbeiter ließ man schon mal vorsorglich Vollbremsung und Fallübungen trainieren

Zitat
Von den rund 1500 Mitarbeitern sind täglich mehr als 800 im Fahrzeug unterwegs, um Strom- und Gasversorgungsanlagen zu warten, zu reparieren oder neu zu errichten.

Durch den Personalschnitt ändern sich wohl nicht die Netzkosten und Netzentgelte, jedoch die Personalkosten, welche auch in die Grundversorgungstarife der ETE einkalkuliert werden.
Letztere verringern sich.

Die Millionenfrage:

Verringern sich dann auch die Energiepreise entsprechend?


Offline RR-E-ft

  • Rechtsanwalt
  • Forenmitglied
  • ***
  • Beiträge: 17.078
  • Karma: +15/-2
  • Geschlecht: Männlich
Ca. 800 von 1.400 Mitarbeitern sollen Firma wechseln
« Antwort #2 am: 11. Mai 2011, 13:25:59 »
Zitat

Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin Lieberknecht,
sehr geehrter Herr Wirtschaftsminister Machnig,

wie der Presse zu entnehmen, schlagen die Wellen um ein mögliches Ausbooten der Kommunen bei ETE hoch.
Auch Sie haben sich in diesem Zusammenhang öffentlich zu Wort gemeldet.

Hierzu möchte ich folgendes anmerken:

Die Entflechtung selbst ist gesetzlich vorgeschrieben und notwendig. Der Einfluss der Kommunen kann gleichwohl gewährleistet werden.

Die Entflechtung zwischen Netz und Vertrieb ist bereits seit 2005 im EnWG zwingend vorgeschrieben. Am besten sollte auch das Eigentum am Netz auf die Netzgesellschaft übertragen und nicht lediglich verpachtet werden. Es sind nämlich fortlaufend Entscheidungen über Investitionen und den den Netzausbau und folglich über die Anschlussmöglichkeiten von Erzeugungseinheiten, ob Erneuerbare Energien oder konventionelle Kraftwerke, zu treffen. Wenn der Energieversorger ETE darüber entscheiden kann, wie Konkurrenten ans Netz gebracht werden können, bestehen zumindest latent Interessenskonflikte. Die bisher zu 100 % bei ETE liegenden Geschäftsanteile an TEN könnte man ggf. zu 47 % Prozent auf die Kommunen bzw. eine von diesen gebildete Beteiligungsgesellschaft und zu 53 % auf E.ON Energie, München übertragen, so dass der Einfluss der Kommunen auf den Netzbetreiber wieder gewährleistet ist. Das von E.ON bisher favorisierte Modell ist also nicht alternativlos.

Verringern sich nun bei ETE die Personalkosten entsprechend, sollte dies Einfluss auf die Grundversorgungstarife Strom und Gas bei ETE haben. Diese sind bei rückläufigen Kosten entsprechend abzusenken. Andererseits darf der Personalübergang nicht zu steigenden Netzkosten und -entgelten führen, was sich nachteilig auf alle Wettbewerber von ETE auswirken würde, welche die Netze für die Belieferung eigener Kunden benötigen. Die Entflechtung soll auch Kostentransparenz und Diskriminierungsfreiheit gewährleisten.Alle Strom- und Gaskunden, die - egal von welchem Lieferanten versorgt - im Netzgebeit der TEN beliefert werden, erhalten in ihren Abrechnungen die Netzentgelte gesondert ausgewiesen. Bei ETE sind die so ausgewiesenen Netzkosten jedoch nie nicht kostenecht, da ja neben den behördlich genehmigten Netzentgelten der TEN im Gegenzug Pachtzahlungen der TEN an ETE erfolgen.

Dieses Cashback führt wohl dazu, dass allein für ETE die tatsächlichen Netzkosten geringer sind als für alle anderen Energielieferanten im Netzgebiet der TEN. Dieses Cashback findet sich aber wohl nicht in den Preiskalkulationen der  Grundversorgungstarife wieder.

Irgendwo in den bisherigen Zahlungen der TEN an ETE müssen sich auch die Personalkosten der bisherigen ETE- Mitarbeiter, die zu TEN wechseln sollen, wiederfinden... Steigen bei TEN die Personalkosten, müssen folglich wohl um den gleichen Betrag Kosten, welche TEN bisher an ETE zahlt, entfallen. Deshalb ist es kein Widerspruch, wenn bei ETE gesunkene Personalkosten sich auf die Grundversorgungstarife auswirken können, andererseits die Netzentgelte der TEN durch den Personalübergang nicht steigen.

Der sauberste Schnitt sowohl hin zur Kostentransparenz als auch zur Diskriminierungsfreiheit wäre es indes, wenn die Netze mitsamt aller notwendigen Strukturen einschließlich Personal auf die TEN übertragen würden, die Gesellschafterstruktur der TEN den Eigentumsverhältnissen angepasst würde.Dann gäbe es kein (intransparentes) Cashback von TEN an ETE in Form von Pachtzahlungen mehr.

Freundliche Grüße


Thomas Fricke
Rechtsanwalt

Offline RR-E-ft

  • Rechtsanwalt
  • Forenmitglied
  • ***
  • Beiträge: 17.078
  • Karma: +15/-2
  • Geschlecht: Männlich
Ca. 800 von 1.400 Mitarbeitern sollen Firma wechseln
« Antwort #3 am: 11. Mai 2011, 14:25:38 »
Wenn es den Thüringer Kommunen ernst wäre mit der Netzübernahme könnten diese sämtliche Geschäftsanteile an der TEN übernehmen, nachdem zuvor das gesamte Netzvermögen von ETE auf TEN übertragen wurde.

Bezahlen könnten sie diesen Anteilserwerb ggf. mit einem Verzicht auf ihre Aktien an der ETE.

ETE und die kommunal beherrschte TEN wären dann vollständig voneinander getrennt.

 

Bund der Energieverbraucher e.V. | Impressum & Datenschutz