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Autor Thema: Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?  (Gelesen 172879 mal)

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Offline RR-E-ft

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Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
« Antwort #180 am: 01. April 2011, 22:20:48 »
RWE droht damit, den Reaktor wieder hoch zu fahren

Das Wiederanfahren ist nach erfolgter Klageeinreichung rechtlich zulässig, so lange kein Sofortvollzug angeordnet ist.


RWE fordert von Hessen Anordnung des Sofortvollzuges/ Länder fürchten Schadensersatzforderungen

Zitat
Das heißt konkret: RWE muss die Landesregierung regelrecht dazu drängen, noch strenger durchzugreifen. Ministerpräsident Volker Bouffier soll aus der Weisung, das Atomkraftwerk abzuschalten, einen Sofortvollzug machen. Nur dann kann der Konzern seinen Aktionären die Entscheidung begründen, den Meiler nicht wieder hochzufahren. In der Erklärung heißt es dann auch weiter: \"Sollte eine solche Weisung nicht erfolgen, müssen wir davon ausgehen, dass die Regierung eine Gefährdung nicht als gegeben ansieht.\"

Ja, in dem Punkt hat RWE Recht. Die Logik der Behörden erschließt sich weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick.


Zitat
Der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) warnte angesichts der RWE-Klage vor möglichen Schadenersatzansprüchen der Konzerne wegen des AKW-Moratoriums. \"Die Einreichung der Klage zeigt doch, dass das ein zumindest nicht ganz rechtssicherer Weg war und dass Schadensersatzzahlungen kommen können\", sagte der FDP-Politiker am Freitag in Hannover. Er hoffe nur, \"dass für das Land Niedersachsen kein Schaden dabei entsteht\".  Nach Angaben des Umweltministers hat E.on dem Land zugesichert, gegen die vorübergehende Abschaltung des AKW Unterweser zunächst nicht zu klagen. Er wisse aber nicht, wie lange E.on dies durchhalten könne. \"Das ist auch eine Frage des Aktionärsrechts, ob das Unternehmen das machen kann oder nicht\", sagte Sander.

Der Mann musste doch wissen, was die Abschaltanordnung für das Land bedeutet, wenn sie rechtswidrig sein sollte. Er hoffe nur, dass dem Land kein Schaden entsteht? womöglich hatte er einen Eid geschworen, Schaden vom Land fern zu halten und abzuwenden. Er hat bestimmt nicht geschworen, nur zu hoffen. Offensichtlich geht er wohl davon aus, dass E.ON Schadensersatzansprüche zustehen. Vielleicht muss man sich fragen, wie lange der Minister das durchhalten kann.

Offline RR-E-ft

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Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
« Antwort #182 am: 01. April 2011, 23:29:29 »
Tageschau: Warum erfahren wir jetzt, dass auch deutsche Kernkraftwerke nicht  wirklich \"sicher\" sind

Zitat
Auch dass die eigenen Kernkraftwerke die sichersten der Welt seien, ist nur ein gern gehörtes Vorurteil. Die Bundesregierung hat in einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen 2006 lapidar festgestellt,  dass jedenfalls  Biblis A und B, Neckarwestheim und Brunsbüttel „nicht zu den weltweit hochmodernsten und sichersten Atomkraftwerken“ gehören – und: „Sie entsprechen nicht dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik“

Offline Wolfgang_AW

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Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
« Antwort #183 am: 01. April 2011, 23:36:42 »
Atomindustrie setzt zur Zangenbewegung an

Grossmann klagt und Theyssen buhlt bei Merkel.

Arbeitsteilung - der eine tröstet beim Arbeitsessen, während der andere unter dem Tisch mit dem Hämmerchen auf die Zehen schlägt.

Bleibt die Frage wie resistent ist Mutti?

Das Anhängsel FDP windet sich ja bereits ko am Boden.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
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Offline RR-E-ft

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Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
« Antwort #185 am: 02. April 2011, 00:06:18 »
Woran es in Deutschland im Ernstfall fehlt

Rund 380.000 Soldaten waren als Liquidatoren in Tschernobyl im Einsatz. Wenn es darum ginge, das Heimatland zu verteidigen, sieht man: In der Bundeswehr sind zurzeit 228.000 aktive Soldaten tätig (Stand: Februar 2011).
Schwer vorstellbar, dass man als Liquidatoren einen \"Volkssturm\" aufstellt.
Fakt ist, dass jemand im Fall der Fälle die Drecksarbeit leisten muss.

Erfahrungen der Arbeiter in Fukushima

Zitat
Die Situation der rund 400 Arbeiter, die im Kraftwerk gegen den GAU kämpfen, ist nach einem Bericht des US-Senders CNN verzweifelt. Sie arbeiten zwölf Stunden am Tag, schlafen auf bleigefütterten Schlafmatten in einem Gebäude nur einen Kilometer von Reaktor 1 entfernt, können nicht duschen und ernähren sich nur von Hartkeksen, Gemüsesaft und Fertignahrung. Da es kaum qualifizierte Fachkräfte gibt, die ihr Leben und ihre Gesundheit in der Strahlenzone riskieren wollen, können die 400 nicht abgelöst werden.  Einer von ihnen schrieb in einer E-Mail, seine Eltern seien vom Tsunami fortgerissen worden; er habe nie wieder etwas von ihnen gehört. \"Weinen ist sinnlos\", schrieb ein anderer, \"wir sind jetzt alle in der Hölle.\" Regierungssprecher Edano sagte, die 400 Menschen arbeiteten \"unter sehr gefährlichen und harten Bedingungen\".

Offline Wolfgang_AW

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Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
« Antwort #186 am: 02. April 2011, 00:56:27 »
Kernkraftwerke werden immer unsicherer- Insider: Nachrüstung birgt erst recht Sicherheitsrisiken

Zitat
Zu streng seien die Testkriterien, zu hoch die Hürden für eine Zertifizierung der Hard- und Software. „Fehler, die uns auffallen, gelangen nicht ins System“, versichert Lindner gegenüber CHIP.

Und was ist mit den Fehlern, die nicht auffallen? Ich finde diese Aussage arrogant und Hochmut kommt meistens vor dem Fall.

Ich habe in meiner Laufbahn reichlich Software-Updates an einem Großrechner mitgemacht und häufig erleben dürfen, dass man anschließend Stundenlang nach Unverträglichkeiten gesucht hat, vor allem wenn neuere Technik über ältere gestülpt wurde. In einigen Fällen war eine \"Verschlimmbesserung\" erfolgt.

Die Aussage erinnert an das TEPCO-Gewäsch zu Fukushima. Ich glaube, wenn die Aussenhüllen der Reaktorblöcke noch unversehrt wären, würde TEPCO bis heute behaupten, dass alles noch im grünen Bereich wäre.

Zitat
Risiko „fehlender Nachwuchs“
Professor Wolfgang Hansen sieht noch ein weiteres Problem auf die deutsche Atomwirtschaft zukommen: „In Deutschland muss schon heute Anlagentechnik nachgerüstet werden“, erklärt der Leiter des Ausbildungskernreaktors an der Technischen Universität Dresden. Dafür benötige man aber geschultes Personal. „Doch die Zahl der Fachabsolventen kann den aktuellen Bedarf der Branche nicht decken“, sagt Hansen.

Dazu ein posting vom 23.10.2009

Bildungsoffensive??


Soll keiner sagen, man hätte das nicht alles gewußt - es wollte nur keiner wahrhaben, weil der Kotau vor den EVU wichtiger war, als rationales, politisches Handeln.

Zitat
Mit Kotau bezeichnet man den ehrerbietigen Gruß im Kaiserreich China. Dabei wirft sich der Grüßende in gebührendem Abstand zu dem zu Begrüßenden nieder und berührt mehrmals mit der Stirn den Boden. Gegenüber dem Kaiser erfolgte ein dreimaliges Niederwerfen mit je dreimaligem Berühren des Fußbodens mit der Stirn.

Mit freundlichen Grüßen
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Offline hko

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Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
« Antwort #187 am: 02. April 2011, 09:52:39 »
@Herr Fricke und alle, die hier gegen Atomenergie Stellung genommen haben:

wir Menschen haben kein Sinnesorgan für Alpha-, Beta-, Gamma-, Neutronen- und elektromagnetische Stahlungen (mit Ausnahme des Lichtes). Wir können diese Strahlungen nur über Auswirkungen indirekt Wahrnehmen, dann ist es aber meistens schon zu spät.

Deshalb lässt sich mit Hinweisen auf die Gefahren dieser Strahlungen so leicht Angst schüren und Panik erzeugen. Dies hat sich ja wieder einmal ausgezahlt, wie die Ergebnisse der Landtagswahlen vom 27.03.11 zeigen. Auch die Medien haben sich an ihre bekannten Regeln gehalten:
1. Nur eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht
2. Wer bietet mehr?

Es ist eine Tatsache, dass Technik mit Gefahren verbunden ist. Ich will auch mit meinem Beitrag die Gefahren der Atomtechnik nicht beschönigen, aber
wer von Ihnen hat schon einmal daran gedacht, dass wir alle - auch ich - täglich eine Technik nutzen, die  Jahr für Jahr über 1/2 Million Tote und viele Millionen Verletzte fordert?

Ich spreche vom Straßenverkehr, aber niemand fordert die Stilllegung aller Autos!!! Oder habe ich da etwas übersehen?

Quelle: wikipedia verkehrstod

Gruß hko

Offline Wolfgang_AW

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Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
« Antwort #188 am: 02. April 2011, 12:02:26 »
@hko

Klingt fast ein bißchen zynisch Ihr Vergleich. Ich verstehe, was Sie damit sagen wollen, aber meines Erachtens ist er schlichtweg unzulässig.

Sagen Sie mal den Betroffenen von Atomunfällen: \"Damit musst Du leider leben, das ist wie im Straßenverkehr, ein ein bißchen Schwund gibt\'s immer.\"

Im Straßenverkehr entscheide ich mich ganz persönlich ein gewisses Risiko zu tragen, indem ich mich in mein Auto setze. Damit nehme ich im konkreten Fall persönlich in Kauf, dabei zu Tode zu kommen, evtl. zusätzlich mit ein paar wenigen Anderen.

Dann werden die betroffenen KFZ von der Straße geräumt und für die übrigen Verkehrsteilnehmer ist der ursprüngliche Zustand weitestgehend wieder hergestellt.

Bei Unfällen durch Atomkraftwerke sprechen wir nicht von einer Anhäufung von Einzelereignissen, wir sprechen in jedem Einzelfall von einer Katastrophe, von einem GAU oder gar Super-GAU. DAbei geht es nicht einfach um einen technischen Ausrutscher, der vielleicht unter in Kaufnahme von \"ein paar\" Toten wieder geheilt werden könnte.

Bei Tschernobyl betraf es die Region um die Stadt Prypjat (~ 50.000 Einw.). Neben diesen wurden weitere rund 330.000 Einw. evakuiert, die Sperrzone beträgt rund 4300 km2.

Bei einem Gau geht es um existenzielle Grundlagen eines ganzen Landstriches inclusive der Bevölkerung.

Der Staat kann Ihnen kein Einzelrisiko wie im Straßenverkehr abnehmen, er kann es mittels Gesetzen und Vorsschriften minimieren, denken Sie beispielsweise an den Sicherheitsgurt oder ESP.

In unserer Verfassung heißt es in Art. 2 Abs. 2, \"Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.\"

Unser Staat ist verantwortlich für die Energieversorgung seiner Bürger. Dies muss er nun mit dem Art 2 GG unter einen Hut bekommen. Er entschied sich, unter Inkaufnahme eines gewissen Restrisikos, für die Kernkraft.

Nun stellt sich heraus, dass das Restrisiko wohl die bisherigen Annahmen übersteigt, daher ist er gehalten die Sicherheitsanforderungen auf dem neuseten Stand der Wissenschaft und Technik zu halten.

Wird dieser Maßstab vor allem an die älteren AKW angelegt, dann muss man konstatieren, dass diese AKW Defizite aufweisen, die dem neusten Stand nicht mehr entsprechen und auch nicht nachgerüstet werden können.

Der Staat ist daher aus Fürsorgegründen gehalten, diese Kraftwerke abzuschalten.

Dies sind die Grundlagen. Inwieweit unsere Politik, getrieben durch die Medien bzw. der Bevölkerung, ein gutes Bild abgibt, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Nur die Gefahren der Atomkraft immer abzuwiegeln, damit Großkonzerne ihre Renditeziele erreichen können, scheint speziell nach Fukushima nicht mehr zu funktionieren. Bislang hat man ja unterstellt, dass Japan, als hochtechnisiertes Land, die Sicherheit seiner Atomanlagen ebenso gewährleisten kann wie wir. Nun stellen sich anlagenbedingte Risiken heraus, die diese Unterstellung hinfällig werden lassen.

Die Politik muss reagieren, da ihre Prämissen von der Mehrheit der Bevölkerung (Umfragen sagen ~ 58%) nicht mehr getragen werden.

Fazit: Ein Vergleich mit den Toten des Straßenverkehrs ist nicht tragfähig. Seriöserweise hätten Sie für unsere deutsche Diskussion auch nur die deutschen Verkehrstoten heranziehen dürfen, denn andere Länder schätzen das Risiko ja ganz anders ein. Im Straßenverkehr wie bei der Atomenergie.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
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Offline Wolfgang_AW

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Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
« Antwort #189 am: 02. April 2011, 12:38:14 »
Oettinger rechnet mit AKW-Abschaltungen

Zitat
Den Stresstest werden nicht alle europäischen AKW überstehen - davon ist Energiekommissar Oettinger überzeugt. Er rechnet damit, dass weitere Atomkraftwerke vom Netz müssen.

(...)

Der deutsche EU-Kommissar fordert, am Ausbau neuer Stromnetze und -speicher auch die Verbraucher finanziell zu beteiligen. \"Ein Teil der europäischen Netzinfrastruktur muss wohl auch über den Strompreis von morgen finanziert werden\", sagte Oettinger dem SPIEGEL. \"Ich denke an eine Umlage von etwa einem Cent pro Kilowattstunde, die von den Verbrauchern für diese enorme Aufgabe zu tragen wäre.\"

Gleichzeitig kritisierte Oettinger die deutsche Förderung der erneuerbaren Energien und deren Auswirkung auf die Strompreise. \"Preiserhöhungen, wie wir sie in den vergangenen Monaten etwa aufgrund des Erneuerbare-Energien-Gesetzes erlebt haben, können wir uns nicht länger leisten.\" Die Strompreise bewegten sich am Rande dessen, was sozial akzeptabel ist, so Oettinger. \"Auch der Erfindungsreichtum der Politik für die Haushaltsfinanzierung muss ein Ende haben.\"

(...)

Der Umweltminister [Röttgen] betonte, er sehe keine Gefahr einer Stromlücke, wenn Kernkraftwerke vom Netz genommen würden. \"Wir haben höhere Erzeugungskapazitäten, als das Land zu Spitzenzeiten braucht\", sagte er. Röttgen sprach den Stromkonzernen ab, dass sie die zusätzlichen Strommengen, die ihnen durch die Laufzeitverlängerung zugesprochen wurden, als Geschenk verbuchen können: Er halte es für \"entscheidend, dass es bislang noch keine Investitionen auf der Basis der Laufzeitverlängerung gegeben hat, die so etwas wie Vertrauensschutz auslösen könnten\".

Man reibt sich schon die Augen, wer so alles innerhalb weniger Tage eine totale Kehrtwende hinbekommt, insbesondere Politiker wie Herr Söder, der sich jetzt an die Spitze eines Wettbewerbs um den schnellsten Umstieg zwischen Bay und B-W setzt.

Ich hege die Vermutung, es gibt keinen Atomkraft-Befürworter mehr in den Koalitionsparteien. Wahrscheinlich werden bereits erste Gespräche zwischen Grünen und CDU geführt, wie die CDU geräuschlos zu den Grünen überführt werden kann. :D :D

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
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Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
« Antwort #190 am: 02. April 2011, 12:49:14 »
@hko

In meinem ersten Beitrag steht bereits, dass sich an der Sicherheit der deutschen AKW nichts geändert hat, allenfalls die Sichtweise darauf sich verändert hat.

Ich meine, es gibt gute Gründe, die Atomkraftwerke so schnell wie möglich vom Netz zu nehmen. Das singuläre Ereignis und dessen Folgen können im vorstellbar schlimmsten Fall so umfassend und auf Generationen nachhaltig sein, dass sie mit nichts vergleichbar sind. Jener Fall ist nicht nur vorstellbar, sondern kann sich auch realisieren. Eine Rechtfertigung dafür, dieses Risiko ohne Not weiter in Kauf zu nehmen, sehe ich nicht.

Mit dem Straßenverkehr erscheint mir das nicht vergleichbar, auch wenn ich sehr dafür bin, diesen möglichst einzuschränken. Aber ich lebe am grünen Rand einer Großstadt mit moderner, hervorragender Infrastruktur, Radwege, Straßenbahn, Bahnhof, ICE- Halt, so dass ich auch nicht auf eine eigene Teilnahme am Straßenverkehr angewiesen bin. Mir ist klar, dass es im ländlichen Raum anders aussieht.

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Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
« Antwort #191 am: 02. April 2011, 13:19:54 »
@Wolfgang_AW, alles grundsätzlich nachvollziehbar. Aber auch da sind einseitige Betrachtungen enthalten. Das Auto in das Sie steigen und die Energie mit der Sie das Auto bewegen wurde schon produziert. Auch wer in einer der werbewirksamen \"autoarken\" Gemeinden lebt, die sich angeblich zu 100 % aus erneuerbaren Energien versorgen, ist auf Verkehrsmittel angwiesen, die anderen Orts produziert werden usw. usf.. Dazu sind Energie und Rohstoffe notwendig, die nicht folgenlos für die Umwelt, das Klima oder andere Menschen erzeugt und gefördert werden konnten und können. Auf die diversen Katastrophen der jüngsten Vergangenheit brauche ich nicht hinzuweisen. Bei der Energieerzeugung scheint gerade in Deutschland der pure Kapitalismus zu herrschen, der auch noch gefördert wird und das beschränkt sich gerade nicht auf die Großkonzerne. Die von der deutschen Politik geförderten und zugelassenen Energieerzeugung befindet sich im Zustand der Goldgräberstimmung der Gründerzeit. Sorry, aber das was sich bei der PV abgespielt hat und noch abspielt spiegelt das genau wieder. Nach der \"Goldgräberzeit\" kam der unvermeidliche Crash.  

Noch zu den Toten. Die Japaner suchen immer noch nach Tausenden Toten dieser Naturkatastrophe! Hier mit Zahlen zu argumentieren fällt mir schwer. Wieviel Tote gab es denn in Nagasaki (Die verschollene Wahrheit) oder Hiroshima. Die \"Risiken\", für die Menschen verantwortlich sind, erschöpfen sich nicht in deutschen AKWs. Dieser Tage hat man, wenn man die Zeitungen aufschlägt oder Nachrichten hört, oder sich in Foren bewegt aber gerade diesen Eindruck. Man sollte sich die eine oder andere Katastrophe der Geschichte wieder mal vor Augen führen.  

\"Mutti\", wie die Kanzlerin hier respektlos genannt wird,  bzw. die Politik musste und muss auf die Auswirkungen der Naturkatastrophe auf die Kernkraftwerke in Fukushima reagieren, und ja, es gibt gute Gründe so schnell wie möglich auszusteigen. Aber die Politik darf nicht nur an einer Stellschraube mit dem Geld der Verbraucher zur Gunsten von profitgierigen Renditejägern drehen, die schon wieder penetrant auf der Matte stehen! Das ist nicht das Ziel, es ist die umweltfreundliche, sichere und preisgünstige Versorgung!

Offline hko

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Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
« Antwort #192 am: 02. April 2011, 13:58:38 »
@RR-E-ft,

Zitat
Original von RR-E-ft
so dass ich auch nicht auf eine eigene Teilnahme am Straßenverkehr angewiesen bin.
Sie wollen doch wohl damit sagen, dass Sie (meistens?) nicht selber PKW fahren sondern öffentliche Verkehrmittel benutzen (an anderer Stelle hatten Sie ja schon mal erwähnt, dass Sie dann und wann Ihr Leben in vollen Zügen genießen ;) ). In den Angaben zu den Verkehrsopfern wird aber ausdrücklich gesagt, dass die meisten Opfer Füßgänger sind und

@Wolfgang_AW,
die können sich weder den Ort noch den Vollstrecker selber aussuchen!!

Wenn man die Bilanz der letzten 25 Jahre seit Tschernobyl zieht, dann sind die mehr als 12 Millionen Toten und zig Millionen Verletzten des Straßenverkehrs durchaus vergleichbar.

Einen wesentlichen Unterschied sehe ich aber auch: die strahlenden Hinterlassenschaften der Atomtechnik können auch noch in hunderten bzw tausenden von Jahren Probleme bereiten, während die Verkehrstoten schon am nächsten Tag vergessen sind.

Gruß hko

Offline Wolfgang_AW

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Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
« Antwort #193 am: 02. April 2011, 15:26:11 »
@Plus

Ich verstehe nicht, worauf Sie mich ansprechen, auf welches posting beziehen Sie sich?

Mein Beitrag weiter oben bezog sich alleinig auf der schrieb:

\"@Herr Fricke und alle, die hier gegen Atomenergie Stellung genommen haben:\"

und weiter ausführte, dass mit den Gefahren der Strahlungen eigentlich nur Angst geschürt und Panik erzeugt wird.

Dann setzt er der dem Umgang mit den Gefahren der Atomenergie den Umgang mit den Gefahren des Strassenverkehrs entgegen.

Daraus klang die Frage, weshalb wir, die Gesellschaft, die Gefahren des Strassenverkehrs einfach so hinnehmen, während wir die Gefahren der Atomenergie so übersteigern.

Ich bin der Meinung, dass im Strassenverkehr jeder Einzelne das Risiko für sich abwägt und dann entscheidet, sich in seinem Auto in das Vekehrgeschehen zu begeben oder auch nicht.

Das Restrisiko der AKW läßt mir diese Entscheidung nicht! Hier bin ich, solange ich nicht auswandere, diesem Restrisiko mit all seinen Gefahren ausgesetzt.

Außer über die Politik oder in kleinerem Maße über mein Verbraucherverhalten kann ich keinerlei Einfluss auf dieses Restrisiko ausüben.

Ich schätze dieses Restrisiko der Atomkraft für die Gesellschaft wesentlich höher ein, als das des Straßenverkehrs, denn worauf auch hko hingewiesen hat, wenn es zu einem GAU kommt, ist unser Land für tausende von Jahren verstrahlt. Zudem auch die Endlagerung die nächsten 40.000 Generationen beschäftigen wird.

Schon ob der Größe der Dimensionen halte ich den Vergleich mit den Gefahren des Straßenverkehrs für nicht zulässig.

Und natürlich erschöpfen sich die Risiken nicht in den deutschen AKW. Dass man da dicke Bretter bohren muss ist doch gar keine Frage. Und das Atomwaffenstaaten mit diesen Risiken politisch nochmal ganz anders umgehen steht auch auf einem anderen Blatt.

Ich bin doch kein Tagträumer, der sich vorstellt auf seine alten Tage im Garten Eden spazieren gehen zu können und schon gar nicht bin ich ein ultralinker Pazifist.
Durch meinen ehemaligen Beruf als Soldat, den ich 34 Jahre ausgeübt habe, mußte ich mich wahrscheinlich häufiger als irgendwelche Schreibtischtäter gedanklich mit Risiken auseinader setzen. Wichtig finde ich dabei, wie kalkulierbar dieses Risiko ist, welches ich eingehe.

Im deutschen Strassenverkehr mit nunmehr ~ 4500 Verkehrstoten/a kalkuliere ich das Risiko eben geringer ein.

Dies rührt daher, dass in meiner bisherigen Lebenspanne, bereits zweimal ein Gau/Super-GAU mit fürchterlichen Folgen für die betroffenen Landstriche und deren Bevölkerung zu beklagen ist, als auch kurz vor meiner Geburt die von Ihnen angesprochenen Atomwaffen zum Einsatz kamen, die ebenso unermessliches Leid hervorriefen. Wobei die Risikoforscher diesen Gau auf mal 1:10.000 bis 1:100.000 Jahre geschätzt haben, jetzt hatten wir schon zwei. Na Toll! Aber klar: Zwei Haare in der Suppe sind viel und zwei Haare auf dem Kopf sind wenig. Soviel zu statistischen Aussagen.

Daher bin ich der Meinung, dass sich, an den Risiken gemessen, ein Vergleich mit den Toten des Starßenverkehrs eigentlich von selbst ausschließt wobei ich die Toten des Straßenverkehrs in Summe nicht wegdiskutieren will.
Was uns als Gesellschaft auch dahin bewegen sollte die Verkehrssicherheit zu verbessern.

Und Herr , wenn Sie den Inhalt meiner Beiträge tatsächlich verfolgt haben, dann ist Ihnen sicher nicht entgangen, dass ich dem schnellen, sofortigen Wandel absolut nicht das Wort rede, sondern mich stets für einen geordneten Übergang ausgesprochen und auch Ihre vielgeschmähte PV-Vergütung in der Höhe kritisiert habe.

Am besten in einem tragfähigen Konsens gegossenes Atomgesetz und in entsprechenden Novellen des EEG.

In diesem Sinne

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
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« Antwort #194 am: 02. April 2011, 16:17:31 »
Zitat
Original von Wolfgang_AW
@Plus
Ich verstehe nicht, worauf Sie mich ansprechen, auf welches posting beziehen Sie sich?
Zitat
Original von Wolfgang_AW
Im Straßenverkehr entscheide ich mich ganz persönlich ein gewisses Risiko zu tragen, indem ich mich in mein Auto setze.
    Sorry, wenn ich den Bezug jetzt nicht unmittelbar wiederholt habe, aber so weit oben steht das ja auch wieder nicht.  Sie entscheiden sich eben nicht \"ganz persönlich\". Sie gefährden nicht nur sich, sondern ihre Mitmenschen und ihr Auto und der Sprit wird noch nicht von der Sonne folgen- und kostenlos geliefert. Das ist jetzt ein Bild, das sich auf viele Dinge übertragen lässt, auf Ihr TV-Gerät, selbst auf Ihre PV-Anlage wenn Sie eine haben etc. pp.. Lesen Sie nochmal nach! Ich muss das jetzt nicht nochmal wiederholen. Bei gutem Willen ist da nichts missverständlich.

    Wer einen tragfähigen Konsens und Lösungen in der Atomenergiefrage möchte, muss dazu selbst ernsthaft und ohne Polemik etwas beitragen. Wenn das nach dem hier gezeigten Muster abläuft, wo die politischen Süppchen (
Mutti & Co) mit gekocht werden, werden die Chancen dafür geringer und nicht besser. Damit sind jetzt nicht explizit Ihre Beiträge gemeint![/list]

 

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