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Autor Thema: E.ON/ RWE: Strompreise seit 2008 kräftig gesunken  (Gelesen 6779 mal)

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Offline RR-E-ft

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E.ON/ RWE: Strompreise seit 2008 kräftig gesunken
« am: 12. August 2010, 17:12:37 »
E.ON: Strompreise seit 2008 kräftig gesunken (E.ON Zwischenlagebericht II/2010, S. 7)

Diese gesunkenen Strompreise kamen bei den Haushaltskunden nicht an, obschon zumindest gegenüber grund- und ersatzversorgten Kunden eine Verpflichtung zur Weitergabe gesunkener Kosten besteht (BGH VIII ZR 81/08 Rn. 18]
Die Gewinne des Konzerns steigen - unabhängig von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung - bisher stetig.

Offline RR-E-ft

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E.ON/ RWE: Strompreise seit 2008 kräftig gesunken
« Antwort #1 am: 12. August 2010, 19:33:32 »
RWE Lagebericht II/2010, S. 7 ff.

Zitat
Europäische Strommärkte: Talsohle durchschritten Auch auf den europäischen Strom-Großhandelsmärkten liegen die Notierungen noch weit unter dem Niveau, das sie vor der Rezession hatten. Im deutschen Spothandel an der Energiebörse EEX wurde Grundlaststrom im Berichtszeitraum mit 41 € /MWh abgerechnet. Gegenüber 2009 hat er sich etwas verteuert. Spitzenlaststrom notierte mit durchschnittlich 51 € und damit auf Vorjahresniveau. Im deutschen Terminhandel erreichten die Preise im März ihr Jahrestief und zogen danach wieder an. Der Lieferkontrakt für das kommende Kalenderjahr (Forward 2011) verteuerte sich im Laufe des zweiten Quartals im Grundlastbereich von 46 auf 53 € /MWh. Für die ersten sechs Monate ergab sich ein Durchschnittspreis von 50 €. Das ist geringfügig weniger, als der Forward 2010 im Vorjahreszeitraum kostete. Spitzenlaststrom hat sich auf dieser Vergleichsbasis um 10 % auf 66 € /MWh verbilligt.

Zitat
Um kurzfristige Absatz- und Preisrisiken zu begrenzen, verkaufen wir die Erzeugung unserer Kraftwerke nahezu vollständig auf Termin. Auf unsere Erlöse im Berichtszeitraum haben daher die aktuellen Preise nur untergeordneten Einfuss. Entscheidend ist vielmehr, zu welchen Konditionen Stromkontrakte für 2010 in vorangegangenen Jahren abgeschlossen wurden. Am deutschen Markt notierte der Grundlast-Forward 2010 im Handelszeitraum 2008 /2009 mit durchschnittlich 59 € /MWh. Zum Vergleich: Für den 2009er-Forward wurden 2007 /2008 durchschnittlich 63 € bezahlt. Somit war Strom für 2010 um 6 % billiger als für 2009.  Im deutschen Endkundengeschäft wirken sich Veränderungen der Großhandelspreise generell mit zeitlicher Verzögerung aus.Hintergrund ist, dass sich die Vertriebsgesellschaften großenteils am Terminmarkt mit Strom eindecken. Ihre Beschaffungskosten für 2010 waren daher noch durch das Preisniveau aus Vorjahren geprägt.
Zitat
Im britischen Endkundengeschäft haben alle großen Versorger im Laufe des Vorjahres ihre Stromtarife gesenkt. Für Haushalte und kleine Gewerbebetriebe lagen die Preise daher im ersten Halbjahr 2010 um knapp 5 % unter dem Niveau des Vergleichszeitraums, für Industrie- und Geschäftskunden sogar um 9 %. Auch in den Niederlanden waren die Preise rückläufg. Für Privathaushalte ermäßigten sie sich um 9 %, für Industrieunternehmen um 6 %. In unseren zentralosteuropäischen Strommärkten entwickelten sich die Endkundenpreise unterschiedlich. Industrieunternehmen mussten im Durchschnitt weniger bezahlen als im ersten Halbjahr 2009, in Polen 4,5 %, in Ungarn 21 % und in der Slowakei 9 %. Für Privathaushalte in Ungarn und Polen hat sich die Stromrechnung dagegen um 6 bzw. 5 % erhöht; in der Slowakei ist sie etwas gesunken.

RWE Lagebericht 2009


Zitat
Stark gesunkene Strompreise – hohe Volatilität durch Wind- und Solarenergie. Die deutliche Verbilligung von Brennstoffen und Emissionsrechten spiegelte sich auf den europäischen Strom- Großhandelsmärkten wider. Im deutschen Spothandel an der Energiebörse EEX notierten Grundlastkontrakte im Berichtsjahr mit durchschnittlich 39 € und Spitzenlastkontrakte mit 51 € je MWh. Damit lagen sie um über 40 % unter den Vergleichswerten für 2008. Zunehmend wird die Preisentwicklung durch stark schwankende Wind- und Solarstromeinspeisungen ins deutsche Netz beeinflusst. Dies ergibt sich aus dem fortschreitenden Ausbau der erneuerbaren Energien. Im vergangenen Jahr ist es an der EEX bereits mehrfach zu einem temporären Stromüberangebot gekommen. Dadurch ergab es sich, dass die Spotpreise für einzelne Stunden und zwei Mal auch im Tagesdurchschnitt (4. Oktober / 26. Dezember) negativ waren. Das heißt, Versorger konnten in einzelnen Stunden Geld damit verdienen, dass sie ihre Kraftwerke abschalteten und Strom zukauften, statt ihn zu produzieren. Kurzfristige Preisausschläge nach oben und unten werden voraussichtlich immer häufiger auftreten. Für Kraftwerke, die ihre Last schnell und kostengünstig an die jeweils aktuellen Marktbedingungen anpassen können, eröffnen sich dadurch zusätzliche Renditepotenziale.


Bemerkenswert:

Nur in Deutschland kamen die seit 2008 drastisch gesunkenen Großhandelspreise Strom nicht bei den Haushaltskunden an. (\"Deutschland ist keine Insel\", so der BDEW ständig, soweit es um stiegende Börsenpreise und steigende Preise für private Haushalte in der Vergangenheit ging. Nun also doch die Insel.) Die Strompreise wurden stetig erhöht. Stetig erhöhte sich auch der Gewinn bei RWE.

Dass die gesunkenen Großhandelspreise in Deutschland nicht bei den Haushaltskunden ankamen, haben E.ON und RWE so festgelegt, weil es ja sonst keiner festlegt.
Beide Konzerne steuern ihre Strompreise für Haushaltskunden jeweils bundesweit in zentralen Vertriebsgesellschaften. Die Preise werden nicht vom Wettbewerb gesteuert, sondern von diesen Vertriebsgesellschaften.

Selbstbild einer solchen Zentralsteuerung

Man sollte meinen, die Benachteiligung der privaten Haushalte durch die Stromkonzerne sei in deren eigenen Lageberichten aktenkundig.

Offline Lothar Gutsche

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E.ON/ RWE: Strompreise seit 2008 kräftig gesunken
« Antwort #2 am: 12. August 2010, 20:23:48 »
@ RR-E-ft
Zitat
Original von RR-E-ft
Dass die gesunkenen Großhandelspreise in Deutschland nicht bei den Haushalstkunden ankamen, haben E.ON und RWE so festgelegt, weil es ja sonst keiner festlegt.
Beide Konzerne steuern ihre Strompreise für Haushaltskunden jeweils bundesweit in zentralen Vertriebsgesellschaften.
So ganz verstehe ich die Argumentation nicht, da es doch Wettbewerb gibt. Ein Wettbewerber, der Haushaltskunden versorgt, kann zu den gesunkenen Großhandelspreisen einkaufen und die Preisvorteile an seine Kunden weitergeben. Ein Wettbewerber wird die Einkaufsvorteile auch tatsächlich seinen Kunden zukommen lassen, um Marktanteile u. a. von E.ON und RWE zu gewinnen. Außerdem gibt es zahlreiche Stadtwerke und Regionalversorger, die Haushaltskunden mit Strom beliefern und das oft sogar mit einer marktbeherrschenden Stellung in ihrem Versorgungsgebiet, wenn man den Endkundenmarkt für Strom anders als das Bundeskartellamt noch regional abgrenzt. Ich vermute, Ihre Aussage bezieht sich nur auf diejenigen Haushaltskunden, die direkt von E.ON oder RWE mit Strom beliefert werden, also ohne dass ein Stadtwerk oder ein alternativer Anbieter zwischengeschaltet ist.

Des weiteren ist zu bedenken, dass die Endkundenpreise für Haushalte nicht allein durch die Großhandelskonditionen bestimmt werden. Es gibt zahlreiche Steuern oder gesetzlich vorgeschriebene Abgaben wie z. B. aus dem EEG, die in den letzten Jahren angeblich oder tatsächlich gestiegen sind. Dass die Preiserhöhungen für Endkunden zu hoch ausgefallen sind, stellte kürzlich wieder Gunnar Harms in einem viel diskutierten Kurzgutachten fest. Trotzdem, durch die Kostenblöcke neben dem Strombezug im Großhandel, bleibt von den Ersparnissen auf der Großhandelsebene beim Endpreis für Letztverbraucher leider nicht mehr so viel übrig, wie die Entwicklungen im Großhandel erwarten lassen.
 
Viele Grüße
Lothar Gutsche

Offline RR-E-ft

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E.ON/ RWE: Strompreise seit 2008 kräftig gesunken
« Antwort #3 am: 12. August 2010, 20:31:48 »
@Lothar Gutsche

Die o. g. Aussage bezog sich, um präzise zu sein,  auf die Preispolitik der Konzerne gegenüber von diesen selbst versorgten Haushaltskunden.
Nur gegenüber diesen eigenen Kunden haben sie ja auch die bundesweite Preissteuerung über ihre jeweiligen Vertriebsgesellschaften organisiert.  

Nur in diesem Verhältnis besteht (zumindest gegenüber grund- und ersatzversorgten Kunden) auch eine gesetzliche Verpflichtung, gesunkene Kosten über Preissenkungen weiterzugeben (BGH VIII ZR 204/08 Rn. 9, VIII ZR 81/08 Rn. 18], wobei es auf den Gesamtkonzern ankommt (BGH KZR 21/08]. Eine entsprechende vertragliche Verpflichtung zur Weitergabe gesunkener Kosten kann bei Verwendung bestimmter Klauseln laut BGH auch gegenüber Sondervertragskunden bestehen (BGH VIII ZR 225/07 Rn. 27, VIII ZR 56/08 Rn. 27, VIII ZR 246/08 Rn. 36).

Entsprechendes gilt bei gesunkenen Großhandelspreisen, die sich auf Beschaffungskosten auswirken (BGH VIII ZR 138/07 Rn. 43) selbstverständlich auch für Stadtwerke gegenüber deren eigenen Kunden.

In Summe hätte wohl eine Preissenkung bei den Haushaltskunden ankommen müssen.

Neue Strompreis- Lüge?

Einige wenige Stadtwerke haben gegenüber eigenen Kunden  die Strompreise gesenkt (Leverkusen, Lindau, Dessau), andere haben erhöht (LSW Wolfsburg):

Strompreis steigt zum 01.01.2010

Strompreis sinkt um 1,34 Ct/ kWh

RWE hat einschließlich enviaM allerorten erhöht.
E.ON hat - nur mit Ausnahme von E.ON Thüringen -  allerorten erhöht.

Ob Wettbewerber vorhanden sind und wie diese sich verhalten, ist dafür vollkommen belanglos:

Wo eine gesetzliche oder vertragliche Verpflichtung zur Weitergabe gesunkener Beschaffungskosten und Großhandelspreise [infolge eines einseitigen Leistungsbestimmungsrechts] besteht (BGH VIII ZR 204/08 Rn. 9, VIII ZR 81/08 Rn. 18, VIII ZR 138/07 Rn. 39, 43) kommt es nicht darauf an, ob überhaupt Wettbewerber vorhanden sind und wie diese sich ggf. verhalten.

Schließlich kann sich deren autonome unternehmerische Entscheidung und Strategie, Marktanteile auszuweiten, stabil zu halten oder aber zurückzufahren, nicht auf vorgenannte gesetzliche oder vertraglich begründete Verpflichtung zur Weitergabe gesunkener Kosten und Großhandelspreise auswirken, was wohl einleuchten sollte.

Insbesondere ist ein Grundversorger nicht etwa deshalb, weil andere Anbieter mit ihm konkurrieren, von der gesetzlichen Verpflichtung aus §§ 1, 2 EnWG und zur Weitergabe gesunkener Kosten infolge eines einseitigen Leistungsbestimmungsrechts gegenüber eigenen Kunden suspendiert. Schließlich entfällt ja auch nicht das einseitige Leistungsbestimmungsrecht und die mit diesem verbundene Verpflichtung  deshalb, weil Wettbewerber vorhanden sind.

Würde es entfallen, wäre ein Versorger bei Vorhandensein von Wettbewerbern auch nicht mehr zur Preiserhöhung im Umfange  gestiegener Kosten infolge eines einseitigen Leistungsbestimmungsrechts berechtigt (BGH VIII ZR 204/08 Rn. 9, VIII ZR 36/06,  VIII ZR 138/07, VIII ZR 327/07). Dass das - der gerichtlichen Kontrolle gem. § 315 Abs. 3 BGB unterliegende -  einseitige Leistungsbestimmungsrecht bei Vorhandensein von Wettbewerbern entfällt, behauptet niemand.

Und wer es behaupten würde, wäre damit jedenfalls nicht ernst zu nehmen.

Dann wären die von den Konzernen in laufenden Vertragsverhältnissen vorgenommenen einseitigen Preiserhöhungen jedenfalls [dann mangels einseitigem Leistungsbestimmungsrecht!] allesamt unzulässig und unwirksam, ohne dass es dafür noch auf die Billigkeit der vorgenommenen Preisänderungen ankäme (BGH VIII ZR 204/08, VIII ZR 81/08, VIII ZR 246/08].

Offline Cremer

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E.ON/ RWE: Strompreise seit 2008 kräftig gesunken
« Antwort #4 am: 13. August 2010, 07:25:54 »
RWE Lagebericht II/2010

Auf einen Blick (Seite 2)
Steigerung von EBITDA und Betriebliches Ergebnis mit jeweils über 21 %
MFG
Gerd Cremer
BIFEP e.V.

info@bifep-kh.de
www.bifep-kh.de
gerd@cremer-kreuznach.de

Offline RR-E-ft

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E.ON/ RWE: Strompreise seit 2008 kräftig gesunken
« Antwort #5 am: 13. August 2010, 11:06:20 »
Von nichts kommt nichts.
Jedes noch so hohe Rekordergebnis lässt eine weitere Steigerung um über 20 Prozent zu.

Angeblich alles ohne (unbillige) Erhöhung der Gewinnanteile an den Strom- und Gaspreisen.

Beide Konzerne stellen heraus, dass eine weitere Steigerung angepeilt und möglich sei, wenn nur die böse Politik nicht dazwischen funkt.

RWE- Chef Großmann sagt, sein Konzern brauche \"klare Kante\" von der Politik.
Meinen die Verbraucher auch, nur anders als er.

Offline userD0010

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E.ON/ RWE: Strompreise seit 2008 kräftig gesunken
« Antwort #6 am: 13. August 2010, 16:42:55 »
Wie sollen denn die ach so gebeutelten Stromkonzerne das Kleingeld für die geplante Atomsteuer erwirtschaften ?

Wo doch Herr Großmann so sparsam und bescheiden ist, oder ?

Wo steckt der ehem. Weinminister, der diesen Herrschaften endlich die gewünschte \"klare Kante\" zeigt ?

 

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