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Autor Thema: RWE: Gaspreis könnte freigegeben werden  (Gelesen 3542 mal)

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Offline RR-E-ft

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RWE: Gaspreis könnte freigegeben werden
« am: 29. März 2010, 16:06:31 »
RWE: Gaspreis könnte freigegeben werden


Zitat

Die Differenzen zwischen beiden Unternehmen erklären sich aus den unterschiedlichen Strategien am Gasmarkt: \"Natürlich haben auch wir ölpreisgebundene, langfristige Bezugsverträge\", sagt Judisch. \"Wir haben aber schon immer unsere Mengen durch das Trading optimiert.\" RWE betreibe im Gasgeschäft ein ähnliches Hedging wie für die Stromproduktion. RWE ruht sich nicht auf den langfristigen Lieferverträgen mit den Produzenten aus, sondern handelt mit den Mengen am Terminmarkt und sichert sich parallel mit Derivaten gegen die Ölpreisentwicklung ab.

Branchenexperten werfen Eon Ruhrgas dagegen vor, das Tradinggeschäft zu lange vernachlässigt zu haben. Der Marktführer habe sich zu lange darauf verlassen, die Preise aus den eigenen Verträgen mit Gazprom mit einer hohen Marge über bilaterale Verträge an die eigenen Kunden - Kommunalversorger und Unternehmen - weiterreichen zu können.

 Die Kunden werden aber selbstbewusster, geben traditionelle Lieferbeziehungen auf, wechseln häufig den Lieferanten oder bedienen sich selbst am Spotmarkt. Die derzeit niedrigen Spotpreise haben die Entwicklung noch befeuert.  \"Die alte Gaswelt, als Importeure mit Gasproduzenten ihre langfristigen Verträge abschlossen und die Preise mit einer festen Marge an die Versorger weitergaben, ist Vergangenheit\", sagt Judisch. Darauf müssten sich Importeure einstellen. \"Sie müssen in der Lage sein, das Gas so günstig wie möglich einzukaufen, ansonsten werden sie nicht im Wettbewerb bestehen und haben ihre Aufgabe verfehlt.\"

RWE demonstriert Offenheit

Zitat
RWE ist in Deutschland allerdings nur ein vergleichsweise kleiner Importeur. Eon Ruhrgas, Wingas und VNG sind größer. RWE kauft jährlich einschließlich des niederländischen Versorgers Essent etwa 50 Milliarden Kubikmeter Gas ein - Ruhrgas bezieht im Vergleich mehr als das Zehnfache. Die Hälfte davon beschafft sich RWE an Großhandelsmärkten. Darüber hinaus kaufen die Essener Gas auf Basis langfristiger Verträge, deren Konditionen sich laut Geschäftsbericht am Ölpreis orientieren. Lieferanten sitzen in Russland, Norwegen, Niederlande und Deutschland. Drei Prozent stammen aus eigener Förderung.

Die traditionelle Bindung des Gaspreises ans Öl steht seit langem in der Kritik. In den vergangenen Monaten hat die Debatte neue Nahrung erhalten, weil der Ölpreis und damit die Gaspreise in den Langfristverträgen deutlich stiegen, die Notierungen für Gas am Spotmarkt aber niedrig geblieben sind. Das Angebot übersteigt derzeit die Nachfrage deutlich.

Wo das Angebot die Nachfrage nach Gas deutlich übersteigt, müssten die Preise auf breiter Front sinken, wenn es nach marktgerechten Preisen geht. Gasversorger die behaupten, der Gaspreis bliebe vom Überangebot unbeeinflusst, geben damuit zu erkennen, dass es ihnen weder auf der Bezugs- noch auf der Abgabeseite um marktgerechte Preise geht. Die wollen in der alten Gaswelt weitermachen und outen sich als \"Ewiggestrige\".

Offline superhaase

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RWE: Gaspreis könnte freigegeben werden
« Antwort #1 am: 29. März 2010, 19:19:00 »
Zitat
\"Die alte Gaswelt, als Importeure mit Gasproduzenten ihre langfristigen Verträge abschlossen und die Preise mit einer festen Marge an die Versorger weitergaben, ist Vergangenheit\", sagt Judisch.
Das ist der blanke Hohn.
Als ob die Importeure das Gas jemals mit einer festen Marge an die Versorger weitergegeben hätten.
Das ist dermaßen gelogen, dass die Balken brechen.  :P

Die Krux bei der Ölpreisbindung ist ja, dass es unterschiedliche Ölpreisbindungen gab/gibt. Einerseits die Kopplung des Importpreises an Rohölnotierungen, und andererseits die Kopplung des Weiterverkaufspreises an einen innerdeutschen HEL-Preis (Heizöl Extra Leicht).
Dadurch kam es ja zu den übermäßigen Erhöhungen und Gewinnsteigerungen der Importeure bzw. Zwischenhändler, da die HEL-Kopplung so ausgestaltet war/ist, dass der Gaspreis in etwa dem Preis des Heizöls entspricht (was beabsichtigt war). Damit musste er aber automatisch absolut stärker steigen als der Gasimportpreis.

Bis vor kurzem hat ja auch niemand wirklich die Ölpreisbindung der Importverträge kritisiert. Kritisiert wird die innerdeutsche HEL-Preisbindung, die nur aus Gas-Heizöl-Konkurrenz-Gesichtspunkten eingeführt worden ist.
Diese innerdeutsche HEL-Preisbindung war wohl von Anfang an kartellrechtswidrig.

Leider haben das immer noch nicht viele Leute verstanden, dass es zweierlei Ölpreisbindungen gibt - eine gute und eine böse. ;)
Man lässt sich immer wieder von dieser gezielten Desinformation einlullen, wie hier von Judisch.
Auch das BGH-Urteil hat nichts, aber auch rein gar nichts mit der Ölpreisbindung der Importverträge zu tun. Diese hat das Gericht nicht betrachtet oder kritisiert.
In den Medien wird das leider völlig ahnungslos falsch dargestellt.

ciao,
sh
8) solar power rules

Offline RR-E-ft

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RWE: Gaspreis könnte freigegeben werden
« Antwort #2 am: 29. März 2010, 21:01:46 »
@sh

Das Krude ist, dass selbst Mitarbeiter der Gasversorger geglaubt haben, sie würden feststehende Margen weitergeben.

Unfug verbreitet etwa der VKU.


Zitat
Seit den 1960er-Jahren ist der Erdgaspreis an den Erdölpreis gekoppelt. Ziel dieser Kopplung war ursprünglich, die notwendigen Investitionen der Produzenten in die Infrastruktur abzusichern und Erdgas als wettbewerbsfähigen Energieträger aufzubauen. In Deutschland wird der Erdgaspreis noch grundsätzlich nach dem so genannten Anlegbarkeitsprinzip ermittelt. Das bedeutet, der Gaspreis orientiert sich an den Preisen für Konkurrenzprodukte - vorrangig leichtes oder schweres Heizöl. Die Preise orientieren sich zudem langfristig aneinander.


Es ist wohl so, dass von den VKU- Mitgliedern wohl noch niemand je einen Blick in einen Erdgas- Importvertrag geworfen hat.
Dass Erdöl etwas anderes ist als Heizöl, sollte man aus dem Chemie- Unterricht mitgenommen haben.

Zitat
Die Preise orientieren sich zudem langfristig aneinander.

Kunststück, wenn man sie langfristig vertraglich koppelt.
Heizöl, Heizölbindung sind allesamt künstlich geschaffen.
Von Natur aus herrschen andere Regeln auf dem Markt, die zu marktgerechten Preisen führen.
Das hat nun auch der BGH erkannt.

Fraglich, wen der VKU etwaig weiter verblöden will, seine Mitglieder oder die Öffentlichkeit.

Wingas bereits 2005 ohne Ölpreisbindung

Zitat
Original Pressemitteilung Wingas vom 02.11.2005

Die absolute Höhe des deutschen Gaspreises ergibt sich durch Addition von Steuern und Abgaben, die etwa 30 % des Gesamtpreises ausmachen. Hinzu kommen Kosten für Speicherung, Transport und Verteilung in Deutschland, die etwa 40 % des Gaspreises für den deutschen Verbraucher bestimmen. Demgegenüber machte der Gasimportpreis im 1. Halbjahr 2005 etwa 30 % des Gesamtgaspreises für Haushaltskunden aus. \"Diese Zusammensetzung zeigt, dass man zur Beurteilung des aktuellen Gaspreises nicht allein die Ölpreisbindung heranziehen darf\", sagte Feldmann.  

Nicht viel anders sagt es nunmehr auch der BGH.

Der Erdgasimpiortpreis bestimmt  nur zu ca 30% die Letzverbraucherpreise!

40 % des Letzverbraucherpreises  bestimmt hingegen die deutsche Gaswirtschaft selbst, zumeist nach eigenem Gutdünken und Belieben.

Nachdem das der Erdgas- Importeur Wingas bereits 2005 öffentlich bekannt gemacht hatte, stellt sich die Frage, warum sich der VKU immer noch als Deppen darstellen will, der von all dem nichts gewusst habe.
Könnte indes (in dubio pro reo) auch sein, dass man es bei den Stadtwerken bzw. dem VKU und seinen Mitgliedern tatsächlich mit Deppen zu tun hat.

Dass weder die 30 % Steuern und Abgaben am Endpreis, noch die 40 % Kosten für Speicherung, Transport und Verteilung vom Ölpreis abhängen können, sieht wohl ein Blinder mit dem Krückstock.
70 % des Gaspreises für Haushaltskunden hat mit der Ölpreisentwicklung rein überhaupt gar nichts zu tun.

 

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