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Autor Thema: Immissions- Zertifikate und Strompreise  (Gelesen 9689 mal)

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Immissions- Zertifikate und Strompreise
« am: 26. August 2005, 19:39:17 »
Bei E.ON Bayern können sich die Zertifikate wohl nicht auf die Strompreise auswirken:

Der Preis pro Tonne CO2 soll aktuell bei 22 EUR liegen.

Pro Kilowattstunde Strom sollen in Bayern 113 Gramm CO2- Emissionen anfallen. So kann man wohl errechnen, welchen Anteil der Zertifikatehandel am Strompreis haben kann.


Quelle: http://www.strom-magazin.de (Professionals)

SAUBER!
26.08.2005, 14:29 Uhr

Bayern: Stromerzeugung weitgehend kohlendioxidfrei

Die Stromerzeugung in Bayern erfolgt zu etwa 90 Prozent kohlendioxidfrei. Das teilten heute die bayrischen Energieversorger (VBEW) mit. Gründe für die \"saubere\" Stromerzeugung: Der sehr hohe Anteil von Kernenergie und Wasserkraft sowie effiziente Umweltschutzmaßnahmen in den konventionellen Kraftwerken.
   
...


Noch deutlicher werde der Erfolg der bayerischen Stromwirtschaft bei der Luftreinhaltung, wenn man die Emissionen pro erzeugte Kilowattstunde betrachtet. Der Ausstoß von Kohlendioxid wurde von 563 auf 113 Gramm pro in Bayern erzeugter Kilowattstunde, die Stickoxide von 1,93 auf 0,08 Gramm pro Kilowattstunde und Schwefeldioxid von 10,9 auf 0,05 Gramm pro Kilowattstunde verringert.



Vgl. auch hier:


http://www.verivox.de/News/ArticleDetails.asp?aid=10789
Strompreise sind keine Marktpreise !!


Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
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Offline Cremer

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Immissions- Zertifikate und Strompreise
« Antwort #1 am: 28. August 2005, 18:02:52 »
Hallo Herr Fricke,

nach Aussage von Minister Trittin sollen die Preise mit dem CO2 -Handel sich nicht auf die Tartife auswirken.
\"Man hatte die Stromerzeuger mit ausrechenden Zertifikat-anteilen ausgestattet\" so die Grünen.
MFG
Gerd Cremer
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Immissions- Zertifikate und Strompreise
« Antwort #2 am: 29. August 2005, 10:57:18 »
@Cremer

Das weiß ich doch.

Ich war doch mit Frau Prof. Kemfert vom DIW eher damit im Fernsehen, bevor die anderen Meldungen kamen.

Aber rechnen Sie doch einmal mit den Angaben zum CO2- Ausstoss pro Kilowattstunde aus, wie sich der Zertifikatepreis auf den Preis für eine Kilowattstunde Strom wenn überhaupt auswirken kann.

Rechnen Sie doch einfach mal !

Überlegen Sie  dann, ob Ihr Strompreis tatsächlich wegen des Zertifikatehandels überhaupt und wenn ja, um 30 Prozent steigen könnte.



Freundliche Grüße
aus Jena


Thomas Fricke
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Offline Monaco

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Immissions- Zertifikate und Strompreise
« Antwort #3 am: 29. August 2005, 11:21:58 »
... macht - wenn ich richtig gerechnet habe - etwa 0,0025 € (1/4 Cent) pro kWh, was eine Preiserhöhung von etwas mehr als 1% rechtfertigen würde.

Zusatzfrage: Wenn Energieversorger Kunden mit Zusatzkosten für zugekaufte Zertifikate belasten wollen, was geschieht dann mit den Zusatzeinnahmen für verkaufte Zertifikate? Können wir jetzt in diesem Fall mit fallenden Strompreisen rechnen? (Wohl eher nicht!)

Oder wirken sich nur \"Verluste\" aus ein und demselben Geschäft preistreibend aus, während \"Gewinne\" ohne Verrechnung einbehalten werden. In diesem Fall ist mit einem regen Handel der Zertifikate zu rechnen. Der Preis spielt ja praktisch keine Rolle. Im Gegenteil: je teurer, desdo besser ...

Monaco

Offline RR-E-ft

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Immissions- Zertifikate und Strompreise
« Antwort #4 am: 29. August 2005, 11:50:40 »
@Monaco

Vollkommen richtig.


Voraussetzung dafür jedoch, alle Zertifikate mussten zu einem solchen Preis gekauft werden und verursachten den EVU deshalb entsprechende Kosten.

Wenn die Zertifikate zwischen den EVU untereinander gehandelt werden, hat der eine die Buchung im Soll, der andere im Haben, wie von Ihnen aufgezeigt.

Wenn ein Oligopol schon über 80 Prozent der Kraftwerkskapazität verfügt, hätte man diesen ggf. als Gesellschaft die Zertifikate gemeinschaftlich zuteilen können, so dass man ohne Handel untereinander einen Ausgleich unterschiedlichen Bedarfs vornimmt.....


Ein weiteres:

Möglicherweise wurden den Versorger gar mehr Zertifikate zugeteilt, als diese selbst aktuell benötigen.

Die Energiewirtschaft wollte sich mit dem Argument dafür stark machen, man habe bereits in der Vergangenheit die Immissionen drastisch gesenkt und wolle dafür jetzt auch eine Belohnung. Man dürfe schließlich nicht schlechter gestellt werden, als wenn man jetzt erst in Umweltstandards investiert.

Man bedenke die CO2- Immissionsreduktionen in Bayern in der Vergangenheit um ca. 80 Prozent.


Ein anderer Gesichtspunkt ist jedoch bedeutend.

Die Zertifikate waren ein \"Geschenk\" und landeten in den Schubladen der Konzerne.

Obschon man zu einem größeren Handel ggf. in der Lage war, weil man die eigenen Zertifikate gerade nicht braucht, hat man nur wenige an der EEX angeboten.

Hierdurch schnellte der Preis der wenigen gehandelten Zertifikate in die Höhe. Nicht der Preis aller Zertifikate schnellte in die Höhe, sondern nur der Preis derjenigen, die tatsächlich am Handel teilnahmen.

Nun kommt Folgendes:

Sodann hat man all die Zertifikate, die weiter in den Schubladen liegen und nie am Handel teilnahmen, auch nicht bezahlt werden mussten \"eingepreist\".

(Es gilt immer der letzte am Handelsplatz aufgerufene Preis für ein Gut).

Eigentlich ist dadurch nur das Geschenk als immaterieller Vermögenswert  weit wertvoller geworden und hat also bei den einzelnen Konzernen zu einem Zuwachs auf der Habenseite geführt.

Dieses Einpreisen hätte dann vielleicht zu entsprechenden Preissenkungen führen müssen.

Schlussendlich legte ein Beitrag im SPIEGEL umweltbewussten Verbrauchern nahe, selbst entsprechende Zertifikate an der Börse nachzufragen und somit deren Preise nach oben zu treiben...

Dazu passt Ihre Folgerung.

Den Verbrauchern wird jedoch gesagt, die Verteuerung der Zertifikate (auf der Habenseite) führe zu höheren Kosten (die immer auf der Sollseite verbucht werden) und deshalb müssten die Strompreise in der Folge auch steigen.

Es scheint sich also um ein Problem zwischen Soll und Haben zu handeln.

Vielleicht auch einfach nur des Habenwollens.

Es ist nur folgerichtig, dass nun einige deshalb eine plausible Erklärung für das Preisgebaren fordern.


Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
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Immissions- Zertifikate und Strompreise
« Antwort #5 am: 29. August 2005, 14:42:50 »
@Fricke,

ist mir schon klar, dass sich das alles im Bereich \"hinter dem Komma rechts\" bewegen wird. Da brauch ich nicht groß nachrechnen.

Aber die Versorger mußten ja gerade mal wieder dazu \"klagen\"

Was ist aber wirklich nach 2007 los? Ab da an soll der Emissionshandel ja \"florieren\".

Haben die Stromerzeuger genügend Zertifikate gebunkert. Oder will Trittin (zum Glück gibt es ihn dann nicht mehr) die Zertifikate kürzen, also langsam verknappen?

Deutschland kauft heute schon ca. 10% des Stroms in Europa, vorwiegend bei Frankreich, ein.

Frankreich ist größter Stromexporteur, Italien größter Importeur, Deutschland zweitgrößter Importeur.
MFG
Gerd Cremer
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Immissions- Zertifikate und Strompreise
« Antwort #6 am: 29. August 2005, 14:54:49 »
@Cremer

Ich stimme schon mit Ihren Einschätzungen nicht überein, habe aber auch alles andere als die Absicht, mit Ihnen hier eine energiepolitische Debatte zu führen.

Es spräche ja schon nichts dagegen, den Zukauf von Zertifikaten aus den sagenhaften Gewinnen zu bestreiten, diese abzuschmelzen.

Sie sollten sich nicht immer mit dem Ungefähren begnügen, sondern wirklich einmal nachrechnen, damit nicht etwa der Eindruck entsteht, sie handelten aus dem Bauch heraus.

Vielleicht lesen Sie auch mal den 30 Jahre alten Bericht des Club of Rome über Klimawandel und Energiewende. Aktuell machen die Wetterkapriolen wieder einmal das Öl so teuer, unbesehen einer erst noch zu erwartenden Verknappung wegen der Erschöpfung der Ressourcen. Derzeit soll Öl in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen, aber es wird nicht mehr billiger. Mithin handelt es sich auch bei den preisgekoppelten Gaspreisen eindeutig um eine Einbahnstraße.

http://www.verivox.de/News/ArticleDetails.asp?aid=10843
http://www.verivox.de/News/ArticleDetails.asp?aid=10881

Wenn die Preise weiter so dramtisch steigen, kann sich wohl glücklich schätzen, wer auf eine Windenergieanlage o. ä. zurückgreifen kann.

Die kostet heute viel Geld und dieses Geld muss aufgebracht werden undzwar in einer Zeit, wo noch Geld dafür vorhanden ist und nicht erst, wenn Energie sich unerschwinglich verteuert hat.

Im Übrigen wird die Stromproduktion in Deutschland künstlich verknappt:

http://www.stromtarife.de/specials/spec001012.html
http://www.udo-leuschner.de/energie-chronik/001003.htm

Hier können Sie auf Seite 047 die Reduzierung von Kraftwerksleistung nachvollziehen, auf Seite 054 können Sie zudem sehen, dass 2004 mehr Strom exportiert als importiert wurde:

http://www.eon.com/de/downloads/StrategieKennzahlen2005_dt_20050524.pdf



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Thomas Fricke
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Immissions- Zertifikate und Strompreise
« Antwort #7 am: 30. August 2005, 13:00:30 »
Außer dem Austausch von Allgemeinplätzen gibt es wohl immer noch keine nachvollziehbare Erklärung:

http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1095688

Merkwürdig mutet an, dass die Stromerzeuger wegen gestiegener Erdgaspreise von Erdgas verstärkt auf Kohle als Primärenergieträger ausweichen sollen, da der Kohle- Preis doch stärker gestiegen sein soll als der Preis von Erdgas:

http://www.swb-gruppe.de/aktuelles/news_3988.php

Bei dieser Aussage befremdet wiederum, dass sich die Kohle wegen der Schifftransportkosten aufgrund der Nachfrage in Asien verteuert haben soll, weil ein Kohleimport aus Asien nach Deutschland, wenn überhaupt - gar nicht in dem Maße stattfindet.


Vielmehr verbrauchen wohl die \"energiehungrigen\" Asiaten ihre Kohle, während die Kraftwerkskohle in Deutschland von den Konzerntöchtern RAG, Rheinbraun und Vattenfall Mining stammt.

Ostdeutsche Braunkohle, die bei Vattenfall verstromt wird, ist seit 2000 im Preis stabil, wie im Geschäftsbericht der E.ON Ruhrgas AG 2004 auf Seite 45 nachgelesen werden kann.

Auch nach den Angaben dort soll sich Kohle mehr verteuert haben als Erdgas.

Wenn dem so ist, wäre wohl schlecht beraten, wer für den Kraftwerkseinsatz von Erdgas auf Kohle wechselt.  

Die Angaben der swb zur Zusammensetzung des Strompreises wird man zudem mit den VDEW- Angaben im SPIEGEL 35/2005 vom 29.08.2005 auf Seite 73 zu vergleichen haben.

Diese passen bei EEG und KWK-G wohl nicht ganz zusammen.

Die Meinung von Prof. Pfaffenberger vom Bremer Energie Institut in einem Interview der \"WELT\":

DIE WELT: Die Stromkonzerne machen auch den Emissionshandel für steigende Preise verantwortlich. Dabei wurden ihnen die Gutscheine für den Kohlendioxid-Ausstoß von der Bundesregierung kostenlos zugeteilt. Muß die nächste Bundesregierung das System ändern?

Pfaffenberger: Es ist tatsächlich ein Ärgernis, wenn die Konzerne den aktuellen Börsenwert der Zertifikate als entgangenen Verkaufserlös interpretieren und dies als Kosten bei den Strompreisen draufschlagen. Denn in diesem Denkmodell ist die Fiktion drin, daß alle Zertifikate denselben Wert haben. Den haben sie aber nicht. Denn der Börsenwert der Zertifikate würde auf nahezu Null sinken, wenn RWE oder E.on wirklich alle ihre Gutscheine zeitgleich auf den Markt werfen würden. Tatsächlich werden aber nur wenige Zertifikate gehandelt. Der daraus entstehende Börsenpreis wird maßgeblich für alle Zertifikate und wird dann auch für alle Zertifikate auf die Stromkunden überwälzt. Kritiker des Systems haben vor seiner Einführung vor diesem durchaus legalen Effekt gewarnt.

DIE WELT: Die Grünen schlagen deshalb vor, Emissionszertifikate nicht mehr gratis zu verteilen, sondern staatlich zu versteigern.

Pfaffenberger: Das kann man machen, aber das wird den Strompreis nicht senken. Der Strompreis wird immer steigen und der Kunde muß es auf jeden Fall bezahlen. Die Frage ist nur wer es kriegt: Der Staat oder die Stromerzeuger.


Quelle:

http://www.welt.de/data/2005/08/29/767009.html

Siehe auch hier:

http://www.welt.de/data/2005/08/31/768092.html


Die Frage, die man nach alldem zu stellen haben wird:

Sind Konzerne, die so agieren, überhaupt Willens und in der Lage, ihre gesetzliche Verpflichtung aus § 2 Energiewirtschaftsgesetz neuer Fassung zu erfüllen, zu verbraucherfreundlichen Bedingungen preisgünstig die Energieversorgung des Landes mit Elektrizität zu bewerkstelligen.

Wenn man diese Frage verneint, stellt sich weiter die Frage, welche Konsequenzen daraus schnellstmöglich zu ziehen sind.


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Thomas Fricke

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Immissions- Zertifikate und Strompreise
« Antwort #8 am: 08. September 2005, 12:27:35 »
EnBW- Chef  Claasen soll die Aussage getroffen haben, er könne die Begründung für steigende Strompreise durch den Zertifikatehandel, so wie sie RWE- Chef Roels abgegeben habe, nicht nachvollziehen.
Grund seien vielmehr gestiegene Kosten der Energieträger:

http://www.verivox.de/News/ArticleDetails.asp?aid=11055

Wenn der EnBW- Chef die Erklärung schon nicht versteht und nachvollziehen kann, wer denn dann?

Da könnte also ordentlicher Ärger ins Haus stehen:

http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=696139

Siehe auch hier:


http://www.enbw.com/content/de/presse/pressemitteilungen/2005/02/pm_20050215_cu_04/index.jsp

http://www.bund.net/lab/reddot2/pdf/richtigstellungen_emissionshandel.pdf

http://zeus.zeit.de/text/2005/34/Energiepreise


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Thomas Fricke
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