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Hinter Reutersbergs Wunsch steckt auch Verzweiflung. Ruhrgas wird momentan von einer bisher einmaligen Entwicklung überrollt: Die Gaspreise entkoppeln sich vom Ölmarkt. Wegen der Krise ist der Absatz allein in Europa um sieben Prozent gesunken. Es gibt zu viel Gas. Neben den Lieferungen per Pipeline aus Russland oder der Nordsee drängen Schiffe mit verflüssigtem Gas nach Europa. Während der Ölpreis längst wieder steigt, dümpeln die Gasnotierungen daher im Spotmarkt noch immer auf Tiefständen. Gas aus ölpreisgebundenen Verträgen wie zwischen Ruhrgas und Gazprom war zeitweise doppelt so teuer wie am Spotmarkt.
Bei Ruhrgas räumt man ein, in der Defensive zu stecken: Der Konkurrent sei sehr aggressiv bei den Preisen. \"Der Wettbewerb hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen - und durch die aktuelle Situation noch an Schärfe gewonnen\", sagt Reutersberg. Wenn ein Stadtwerk einen neuen Vertrag ausschreibe, würden oft mehr als zehn Lieferanten konkurrieren.
Zu lange hat der Ex-Monopolist gebraucht, sich in der neuen Gaswelt zurechtzufinden. Nun legt Ruhrgas die Monopolisten-Attitüde langsam ab. Die Thüga ist so gut wie verkauft, Stadtwerken werden flexible Verträge angeboten. Mit seinem Portfolio könne Ruhrgas wie kein zweiter Lieferant maßgeschneiderte Angebote machen, sagt Reutersberg. Und Ruhrgas wildert bei der Konkurrenz, besonders in Ostdeutschland. Jüngst gewann Reutersberg die Energieversorgung Schwerin als Kunden hinzu - im Stammgebiet von Verbundnetz Gas (VNG).
Die Internationale Energieagentur (IEA) hält mittelfristig sogar eine Gassschwemme für wahrscheinlich. Angesichts neuer Vorkommen in den USA und dem stark gestiegenen Angebot an verflüssigtem Erdgas könnten in der nahen Zukunft vollkommen neue Preisverhältnisse entstehen, schrieb die IEA in ihrem am Dienstag vorgestellten jährlichen Ausblick. Eine mögliche Konsequenz: Die seit Jahrzehnten gültige Kopplung des Gaspreises an den Ölpreis wird gelöst. \"Sollten die großen Exportländer einknicken und die Konditionen in den langfristigen Lieferverträgen ändern, also mehr Gas auf dem Spotmarkt geben, wären tiefere Preise die Folge\", schrieb die IEA. \"Das würde die Nachfrage ankurbeln und dabei helfen, dass bei der Energieerzeugung Gas zukünftig eine größere Rolle spielt.\"
Auf der Verkaufsseite bietet WINGAS ihren Kunden, zu denen Regional- und Kommunalverteiler, aber auch Kraftwerksbetreiber und Industrieunternehmen gehören, flexible Verträge. Dies betrifft die Laufzeiten, aber auch die Preisfindung. Neben der Ölpreisbindung offeriert das Unternehmen hier eine Orientierung an Spotmärkten wie zum Beispiel Zeebrügge/Belgien, oder Festpreisformeln. \"Die Mehrzahl unserer Kunden hat sich jedoch überwiegend für eine Ölpreisbindung als wesentliche Preiskomponente entschieden\", sagte Feldmann.
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