@Cremer
Sie stellen eine m. E. sehr gewagte These zum
Primärenergiebedarf in 30 Jahren und zu dessen Abdeckung auf.
Bisher betrifft die Kernenergienutzung nur die Stromerzeugung. Für Heizzwecke und als Antrieb im Verkehrsbereich spielt Kernenergie keine oder keine signifikante Rolle. (Kaum jemand nutzt z. B. privat ein Atom- U- Boot für den Weg zur Arbeit. Möglicherweise nicht nur wegen des Wegfalls der Pendlerpauschale.)
Es handelt sich mithin wohl um eine Frage des Primärenergiebedarfs
allein im Stromerzeugungssektor. Dieser Primärenergiebedarf hängt neben dem Bedarf nach elektrischer Energie vornehmlich von den Wirkungsraden der Stromerzeugungsanlagen ab.
Als Primärenergie kommen fossile Brennstoffe und Kernbrennstoff, deren Vorkommen endlich sind, in Betracht, aber auch sog. erneuerbare Energien wie Wind, Wasser, Sonne und Biomasse, die sich nicht \"verbrauchen\".
Die derzeit in Betrieb befindlichen Stromerzeugungsanlagen, insbesondere Großkraftwerke haben einen Wirkungsgrad oft deutlich unter 50 Prozent. Der Wirkungsgrad der Kernkraftwerke, um deren Laufzeitverlängerung sich die aktuelle Debatte dreht,
beträgt gerade einmal 35 Prozent.Das bedeutet, dass weniger als 50 Prozent der eingesetzten Primärenergie überhaupt in Sekundärenergie umgesetzt wird um als solche nutzbringend eingesetzt zu werden. Der Rest der Primärenergie geht als Abwärme über Kühltürme und mit dem Kühlwasser \"den Bach runter\".
Ziel wäre es, den ungenutzten Wärmeenergieanteil zunehmend zu nutzen. Denn davon hängt der Primärenergiebedarf maßgeblich ab.
Von der verbleibenden Energieausbeute geht noch ein signifikanter Anteil durch den Stromtransport über weite Strecken zwischen den Stromerzeugern und den Stromverbrauchern verloren.
Wenn man die Erzeugungsstruktur im Sinne einer dezentralen Stromerzeugung mit verbrauchsnahen, zudem wärmegekoppelten Blockheizkraftswerken verändern würde, die einen weit höheren Wirkungsgrad aufweisen und zudem durch Wärmedämmung und Energieffizienzmaßnahmen den Verbrauch senkt, stellt sich doch die Frage nach dem tatsächlichen Primärenergiebedarf völlig neu.
Intelligente Netztechnik könnte es zudem ermöglichen, die vielen kleinen dezentralen Erzeugungsanlagen zu virtuellen Kraftwerken zu verbinden und auch die an das Netz angeschlossenen intelligenten Verbrauchsgeräte ließen sich zunehmend so steuern, dass Erzeugung und Verbrauch in ein Gleichgewicht gebracht werden könnten. Kühltruhen würden zB. intelligent gesteuert den Strom in lastschwachen Zeiten aus dem Netz beziehen.
Weshalb der dadurch deutlich veringerte Primärenergiebedarf nicht ohne Kernenergie abgedeckt werden könnte, ist nicht ersichtlich.
Die angestellte Prognose für die nächsten 30 Jahre mag möglicherweise Bestand haben, wenn sich an der aktuellen Erzeugungs- und Verteilungs- wie auch der Netzstruktur
nichts ändert. Diesen Zustand in die nächsten 30 Jahre fortzuschreiben erscheint indes nicht gerade intelligent und innovativ.
Längst gibt es Überlegungen, wie man die bei der Stromerzeugung und industriellen Prozessen entstehende Wärme (ggf. nach Zwischenspeicherung) nutzen kann. Vor noch nicht einmal hundert Jahren brachte noch der Eismann das Eis für den Eiskeller/ den Eisschrank. Kälteenergie wurde so verteilt. Möglicherweise ließe sich auch Wärmeenergie ähnlich vertreiben....
Es gibt auch bereits sehr fundierte Überlegungen dazu, welches Ausmaß Sonnenkraftwerke in der Sahara haben müssten, um den europäischen Strombedarf zu decken, und welche Kosten entsprechende Erzeugungs- und Netzstrukturen erfordern würden...
Unverdrossen nur so weiterzumachen wie bisher, wird nichts bringen.
Der kaum steigerbare Populismus- Vorwurf könnte deshalb auch einem leider etwas eingeschränkten Vorstellungsvermögen geschuldet sein.