Der freien Gasmarkt ist kein Basar, wo ganz klar ist, dass handeln, feilschen oder schachern erwünscht ist. Bei Vertragsleuten ist das schon eher so. Wer dort nicht handelt wird immer einen sehr hohen Preis zu zahlen haben.
Die Taktik, zuerst einen hohen Preis hinzufahren, um dann für den Kunden einen Handlungsspielraum zu haben, kenne ich bei freien Händlern nicht.
Welchen Grund sollte der freie Händler auch haben, sich groß auf Schachern einzulassen. Bekommt man bei Händler A z.B. 43 Cent je Liter und beim Händler B 44 Cent, besteht doch eigentlich kein Grund mit Händler A zu verhadeln, da ich jederzeit bei Händler B einkaufen kann. (Anders bei einem Vertrag. Dort brauche ich immer den Preis eines freien Händlers, um über den Vertragspreis meckern zu können.)
Der Preis, so meine Erfahrung, beginnt zu rutschen, wenn man bei der Bestellmenge deutlich zulegen kann. Bestellen mehrere zusammen z.B. 20.000 Liter oder 40.000 Liter, so ist das für jeden Händler eine ganz andere Grundlage für die Kalkulation.
Feilschen sie beim Bäcker auch um die Brötchen?
Freie Händler versuchen den Kunden über den Preis zu gewinnen, wie in vielen anderen Bereichen der Wirtschaft auch üblich.
Vertragshändler versuchen zunächst den Kunden zu binden, um ihm nachher den Preis diktieren zu können.
Ob freie Händler generell mit sich handeln lassen, wird man immer dann wissen, wenn man den Versuch macht. Man sollte ihm aber auf jeden Fall einen Grund anbieten, weshalb er im Preis nachgeben sollte. Diesen Grund muss jeder sich selbst einfallen lassen. Vom freien Händler wird man nicht erwarten können, dass er dem Kunden diesen Grund selbst liefert.
Einen halben Cent wegzudiskutieren, war im übrigen noch nie ein Problem. Vor allem dann nicht, wenn der Händler in der Vergangenheit auch schon Gas geliefert hat.
H. Watzl