Forum des Bundes der Energieverbraucher

Autor Thema: Was im Juli 2007 an der EEX gehandelt wurde  (Gelesen 3464 mal)

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Offline RR-E-ft

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Offline superhaase

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Was im Juli 2007 an der EEX gehandelt wurde
« Antwort #1 am: 07. August 2007, 07:20:01 »
Sehr interessant der neue Gashandel:

Zitat
Der durchschnittliche Preis für die Tageslieferung Gas am Spotmarkt schwankte zwischen 11,60 Euro/MWh und 17,50 Euro/MWh.
Das heißt also, das Gas war innerhalb Deutschlands im Juli 07 für 1,16 bis 1,75 ct/kWh für die Versorger zu haben.  8o

Zitat
Für die Gaslieferung im Jahr 2008 wurde am 31.07.2007 am Terminmarkt ein Preis von 20,33 Euro/MWh (BEB) bzw. von 21,03 Euro/MWh (E.ON GT) festgestellt.
Auch kann sich jedes Stadtwerk das Gas schon jetzt für 2008 für max. 2,1 ct/kWh, bestellen.

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das ja nun eine tolle Munition für jeden Gaspresirebellen in den Gerichtsverhandlungen.
Wie will ein Versorger nun einen Preis von z.B. netto 5 ct/kWh (derzeit SWM-München) rechtfertigen? Das sollen die mir mal vorrechnen!

Nun müsste jedes Stadtwerk ja sofort seine Vorlieferverträge kündigen und das Gas direkt an der Börse kaufen.....
Kein Gericht kann doch nun mehr irgendwelche HEL-gebundenen Vorlieferverträge mit überhöhten Gaspreisen als Grundlage für einen billigen Gaspreis akzeptieren.
Da bin ich ja mal gespannt.

ciao,
sh
8) solar power rules

Offline Cremer

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Was im Juli 2007 an der EEX gehandelt wurde
« Antwort #2 am: 07. August 2007, 10:29:10 »
@Fricke,

es ist aber ja noch kein richtiges Handelsvolumen gewesen.

Handel nur zwischen ca. 550.000 und 860.000 Euro.

Interessant allerdings dagegen der Handelspreis (siehe superhaase)
MFG
Gerd Cremer
BIFEP e.V.

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Offline RR-E-ft

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Was im Juli 2007 an der EEX gehandelt wurde
« Antwort #3 am: 07. August 2007, 11:57:00 »
@superhaase

Gashandel an der EEX betrifft bisher nur die Marktgebiete BEB und E.ON GT.
Um zum Handel zugelassen zu werden, muss man bestimmte Mindestmengen handeln. Einzelne Stadtwerke liegen mit ihrem Bezug unter diesen Schwellenwerten. Man kann sich aber zusammentun.

Es kann also nicht bereits jetzt jedes Stadtwerk bestellen....

Wenn die Nachfrage an der Börse steigt, können natürlich auch die Börsenpreise steigen. Ebenso können sie sinken, wenn mehr Gas an der Börse angeboten wird. Erst bei sehr großen Handelsvolumina wird eine Liquidität des Marktes erreicht und die Preise sind weniger volatil.

Gleichwohl handelt es sich um Großhandelspreise, die auch in Zusammenschau mit den Erdgasimportpreisen eine Tendenz aufzeigen.

Deutlich wird, dass im kurzfristigen Handel die Preise derzeit deutlich  unter den Preisen der klassischen  Langfristverträge (Standard Citygate) bzw. Regiogate) liegen.

Zu diesen Großhandelspreisen an virtuellen Handelspunkten in einem bestimmten Marktgebiet bzw. deutsche Grenze treten noch die Transportkosten vom virtuellen Handelspunkt bis zum Übergabestation des örtlichen Lieferanten hinzu.

Offline superhaase

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Was im Juli 2007 an der EEX gehandelt wurde
« Antwort #4 am: 07. August 2007, 14:57:16 »
@RR-E-ft:

Klar, dass da noch die Netzkosten bis zum Übergabepunkt hinzukommen.
Für den Endverbraucher kommen dann noch die Netzkosten des Stadtnetzbetreibers dazu. Und schließlich die Konzessionsabgabe etc.

Trotzdem ist dadurch ersichtlich, dass z.B. für die SWM-München die Gasbezugspreise vom Vorlieferanten (Bayerngas GmbH, an der die SWM ja die Mehrheit hält) derzeit völlig überhöht sind.

Inzwischen ist zwar der Gaspreis wohl etwas gesunken, aber aus dem von der SWM vorgelegten Deloitte-Gutachten geht hervor, dass in Anbetracht der Großhandelspreise auch der jetzige Bezugpreis wohl stark überhöht sein muss, insbesondere wenn man bedenkt, dass der EEX-Großhandelspreis etwa in der Größenordnung des Grenzübertrittspreises liegt:

Gasbezugspreise der SWM am Bezugspunkt von der Bayerngas GmbH (alles in ct/kWh umgelegt auf den Durchschnittskunden mit 22000 kWh/a):
1/2004: Arbeitspreis: 1,19 + Leistungspreis: 0,57 = 1,76
4/2006: Arbeitspreis: 3,09 + Leistungspreis: 0,58 = 4,22

Mittlere Grenzübertrisspreise im Vergleich hierzu (ct/kwH):
1/2004: 1,11
4/2006: 2,19
(Juni 2007: 1,81)

Ferner zahlt die SWM Versorgungs GmbH laut dem Gutachten an die SWM Infrastruktur GmbH Netzkosten für das Münchner Stadtnetz im Quartal 4/2006 von 1,8 ct/kWh für den o.g. Durchschnittskunden. Das ist ganz schön happig. Ob es nun schon eine von der Regulierungsbehörde genehmigten Netzpreis hierzu gibt, weiß ich jetzt nicht.

Jedenfalls ist für mich offensichtlich, dass die Verträge der Gaslieferkette für München so gestrickt sind, dass die SWM Versorgungs GmbH laut dem Gutachten quasi Verlust mach bzw. nichts verdient, und die Gewinne aus den überhöhten Gaspreisen bei der SWM Infrastruktur GmbH, der Bayerngas GmbH (Mehrheitseigentümer die SWM) und evtl. deren Vorlieferant (die EON?) anfällt.

So wird versucht, die Gasvertriebs-Gewinne aus dem Bereich einer gerichtlichen Billigkeitsprüfung hinauszuschieben.

Durch die Gas-Börsenpreise wird das allerdings in der Argumentation zumindest in der Zukunft für die Gasversorger schwieriger.

Wollen wir hoffen, dass es der Gaswirtschaft nicht gelingt, den Börsenpreis künstlich hochzutreiben, wie es beim Strom ja der Fall ist.......

ciao,
sh
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Offline RR-E-ft

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Was im Juli 2007 an der EEX gehandelt wurde
« Antwort #5 am: 07. August 2007, 16:02:16 »
@superhaase

Die für SWM genannten Netzentgelte sind überaus \"fett\".

Zum Vergleich:

Beim ostdeutschen Versorger Mitgas Netz liegen die spezifischen Netzentgelte bei einer Jahresabnahmemenge von 20.000 kWh bei etwa 1,16607 Cent/ kWh (netto).

Bei Standard- Lastprofilkunden (LSP) ohne Leistungsmessung kommt nur dieses verbrauchsabhängige Netzentgelt zur Anwendung.

Preisblatt Gas NNE Mitgas

Dazu ist anzumerken, dass in den neuen Bundesländern zunächst hohe Netzinvestitionen notwendig waren und dass Mitgas in der Fläche versorgt, also längere Leitungswege bei geringerer Netzauslastung hat.



Auffallend auch:

Für die Messung entstehen jährlich lediglich Kosten in Höhe  von 6,38 EUR und für die Abrechnung  noch einmal in Höhe von 16,98 EUR, jeweils netto.

Mehr Kosten als diese 24,36 EUR netto sind wohl mit den verbrauchsunabhängigen Grundpreisen  nicht abzudecken.

Warum der Grundpreis bei Mitgas deshalb 123 EUR/ Jahr  netto betragen soll, erscheint nicht nachvollziehbar.

Alle Entgelte, die nicht durch Kosten untersetzt sind, sind reine Marge.

Das wären also 99,64 EUR/ Jahr oder aber 0,4982 Cent/ kWh bei einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh !

So fett erscheinen die Margen ohne die spezifischen Margen aus den verbrauchsabhängigen Arbeitspreisen. 8o

Bei Mitags beträgt die KA der Sondervertragskunden nur 0,03 Cent/ kWh.
Die \"erhöhte Mineralölsteuer\" erscheint auf den Verbrauchsabrechnungen mit 0,3660 Cent/ kWh (netto), wohl weil der Vorlieferant zum Ausgleich der Steuererhöhung auf 0,55 Cent/ kWh in 2003 einen entsprechenden Nachlass gewährt.

Der Arbeitspreis bei Mitgas beträgt derzeit 4,80 Cent/ kWh (netto).

Auf Bezugkosten und Vertriebsmarge entfallen davon mithin 3,238 Cent/ kWh.

Gemessen an den Großhandelspreisen für den Gasbezug dürfte auch da noch einiges drin stecken.

Im Vergleich EWE Netz neue Bundesländer bei einer Jahresabnahme von 20.000 kWh inklusive vorgelagerte Netze:

Netzentgelte EWE Ost


Die Netzentgelte betragen 0,789 Cent/ kWh (netto), hinzu tritt ein Grundpreis von 81,55 EUR/ a (netto).

Der spezifische Arbeitspreis beträgt bei einer Jahresabnahme von 20.000 kWh  also 1,19675 Cent/ kWh (netto).

Die Messkosten betragen 11,80 EUR/ a und damit unerklärlich mehr als bei Mitgas Netz. Die Abrechnungskosten betragen 11,00 EUR/ a und sind etwas günstiger als bei Mitgas Netz.

EWE Ost verlangt derzeit  im Sonderabkommen classic einen Grundpreis  von 120,00 EUR/ a netto.

Davon entfallen 81,55 EUR auf die Netznutzung, 11,80 EUR auf die Messung und 11,00 EUR auf die Abrechnung.

15,65 EUR (netto) vom Grundpreis erscheinen nicht von Kosten untersetzt, also zusätzliche Marge, ca. 0,08 Cent/ kWh.

Der Arbeitspreis beträgt derzeit 4,31 Cent/ kWh (netto).

Davon entfallen 0,789 Cent kWh auf die Netznutzung, 0,03 Cent/ kWh auf die KA und 0,55 Cent/ kWh wohl auf die Erdgassteuer.

Da bleiben also 2,941 Cent/ kWh (netto) für Bezugskosten und Vertriebsmarge.

EWE Ost  und Mitgas sollen mit VNG den gleichen Vorlieferanten haben....

Dann dürfte auch EWE den Preisnachlass auf die Erdgassteuer erhalten, so dass nur 0,3660 Cent/ kWh (netto) in den Arbeitspreisen stecken.

Der Preisunterschied zwischen Mitgas und EWE beim Arbeitspreis erscheint gravierend.

Die gravierenden Preisunterschiede bei den Messkosten und den Kosten der Abrechnung sind nicht nachvollziehbar.

Bei EWE West beträgt der Arbeitspreis bei gleichem Grundpreis derzeit nur 4,11 Cent/ kWh (netto).

Liegt der Preisunterschied nur an den Netzkosten?

Preisblatt West mit gewälzten Kosten des vorgelagerten Netzes

Preisblatt Ost mit gewälzten Kosten des vorgelagerten Netzes

Weitere Netzentgelte in Brandenburg

Das Energiewirtschaftsgesetz soll in § 40 novelleirt werden, so dass zukünftig wie schon in § 42 Abs. 6 EnWG zur höheren Transparenz die Netzentgelte auf den Rechnungen getrennt ausgewiesen werden.

 

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