Moin:
In meinem Posting vom 24.04.07 habe ich die Planungen der Stadt Lüneburg beschrieben, ihre Straßenbeleuchtung - ca. 8000 Lichtpunkte - zum Verkauf auszuschreiben. Der Erwerber soll dann auch zukünftig die Wartung und den Betrieb der Beleuchtung leisten.
Gemäß offizieller Lesart verspricht man sich die folgenden Vorteile:
\"Erstens, die Stadt muss die rund 3 Mio. Euro, die für neue Leuchten und Masten investiert werden müssen, nicht aufbringen. Zweitens nimmt die Stadt voraussichtlich rund 4 Mio. Euro für den Verkauf der Lampen ein und kann dieses Geld anderweitig investieren – vorrangig in Kitas, Schulen und Infrastruktur. Drittens kann die Stadt ihre jährlichen Ausgaben für die Straßenbeleuchtung besser kalkulieren. Bei den zu erwartenden laufenden Kosten geht die Stadt zudem von einer jährlichen Ersparnis aus.\"
(Siehe dazu auch:
Fragen und Antworten zum Verkauf der Straßenbeleuchtung)
Die Stadt Lüneburg erhält dazu ein Rückkaufsrecht eingeräumt, dass sie 20 Jahre nach dem Verkauf ausüben kann.
Der Einfluss der Stadt auf den künftigen Strompreis, auf die zum Einsatz kommenden Leuchtenarten, die Intensität der Beleuchtung, Beleuchtungsdauer - dies alles hängt davon ab, wie hoch die jährliche Pauschale ist, die die Stadt jährlich an den Käufer der Lampen zahlt.
Diese Parameter werden in einer EU-weiten Ausschreibung festgelegt. Dazu werden dann die potenziellen Interessenten eingeladen, um ihre detaillierten Vorstellungen für den weiteren Betrieb der Straßenbeleuchtung einzubringen. Am Ende des Verfahrens werden dann die Gebote abgegeben.
Heißer Kandidat bei dieser Ausschreibung ist E.ON Avacon. Für dieses EVU ist dieses Verfahren nahezu ein Heimspiel. Dies, weil die in städtischem Besitz befindliche Kurmittel GmbH - u.a. Betreiberin eines stark defizitären Kurzentrum mit Wellenbad - ein Paket E.ON Avacon-Aktien von ca. 34 Mio. EUR Nennwert (geschätzter Marktwert: 100 Mio.) hält. Der Lüneburger OB, Ulrich Mädge, ist daher Mitglied des Aufsichtsrats und somit auch den Interessen des Unternehmens verpflichtet.
Viele Bürger der Stadt befürchten, dass diese Interessen für Mädge über denen der Stadt stehen, die Stadt also eine teure Hypothek mit langer Laufzeit und bisher nicht bezifferten Kosten aufnimmt.
Die Vorteile für das EVU sind offensichtlich: ein gesicherter Absatzmarkt für 20 Jahre Laufzeit zu attraktiven Konditionen.
Mich würde interessieren, ob es Forumsteilnehmer aus Städten gibt, in denen solche Verkäufe von Straßenlampen bereits durchgeführt wurden? Welche Erfahrungen wurden anschließend gemacht?
Gruß
Fidel