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Autor Thema: Glos: Investitionsstau bei Kraftwerken In Deutschland  (Gelesen 2127 mal)

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Glos: Investitionsstau bei Kraftwerken In Deutschland
« am: 06. September 2006, 12:03:48 »
Quelle: http://www.strom-magazin.de (Professionals)

INVESTITIONSSTAU
06.09.2006, 08:20 Uhr

Glos fordert Stromkunden zum Anbieterwechsel auf

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) appelliert an die Stromverbraucher, auf überhöhte Strompreise mit einem Wechsel des Anbieters zu reagieren. Der Minister kündigte gegenüber dem Düsseldorfer "Handelsblatt" an, er werde den Kunden diesen Schritt weiter erleichtern.
...  

Glos übte scharfe Kritik an den deutschen Energiekonzernen. Es werde höchste Zeit, dass die vier großen Energiekonzerne ihre Zusagen auch einhalten, sagte Glos mit Blick auf den Investitionsstau im Kraftwerksbau. Die begrenzte Erzeugungskapazität gehöre zu den Hauptursachen für die hohen Strompreise. Die Energiekonzerne hätten zuletzt auf dem Energiegipfel im April konkrete Zusagen gemacht. "Ich muss aber leider feststellen, dass die Investitionen noch nicht in dem versprochenen Umfang auf den Weg gebracht wurden", sagte Glos.

Der Minister appellierte zugleich an neue Marktteilnehmer, Kraftwerke in Deutschland zu bauen. "Wir sind sehr daran interessiert, dass es mehr Stromerzeugung in Deutschland gibt.
...



Der Bundeswirtschaftsminister merkt nun auch, dass Zusagen nicht immer eingehalten werden, und droht den Energiekonzernen unverhohlen: "Sonst kommen wir nicht weiter.".

Wohl eine Kapitulationserklärung.

http://www.welt.de/data/2006/09/06/1025802.html


Anmerkung:

Nach Dr. Kroneberg, Vorstand Recht der RWE Energy AG, sollen die Investitionskosten für neue Kraftwerke  wohl bereits seit langem in die Strompreise eingepreist sein (vgl. S. 14, 27):

http://library.fes.de/pdf-files/fo-wirtschaft/02995.pdf

Wenn die Investitionen seit langem eingepreist sind, müssten wohl entsprechende zweckgebundene Rücklagen der Energiekonzerne gebildet worden sein, die nicht einfach als Gewinn ausgeschüttet oder für Finanzinvestitionen zum Zwecke der Expansion der Konzerne eingesetzt werden dürfen.

Fraglich ist auch, ob man hinsichtlich dieser bereits eingesammelten Gelder eine kapitalmarktübliche Verzinsung zur Bedingung für die Investitionen machen kann.

Schließlich konnten die Konzerne mit diesen Mitteln schon lange arbeiten und entsprechende Zinsen erwirtschaften, die wohl gegengerechnet werden müssten.

Jedenfalls erscheint es so, dass die etablierten Versorger Finanzierungskosten für neue Kraftwerke bereits bei den Verbrauchern abgeholt haben, während dessen Unternehmen, die hierzulande  neu in die Stromerzeugung einsteigen wollen, sich das notwendige  Kapital erst am Kapitalmarkt beschaffen müssen, auch dies ein deutlicher struktureller Nachteil für Newcomer.

Entsprechende bereits für Neuinvestitionen in Kraftwerke und Netz verreinahmte Gelder sind ggf. unter staatliches Kuratell zu stellen, damit sie nicht zweckentfremdet verwendet werden können.

Andernfalls steht zu besorgen, dass etwa Gelder nicht in notwendige Kraftwerksinvestitionen in Deutschland fließen, sondern sich zum Beispiel plötzlich in Spanien wiederfinden oder aber in Russland:

http://www.handelsblatt.com/news/Unternehmen/Industrie/_pv/_p/200038/_t/ft/_b/1131649/default.aspx/russland-will-energiekollaps-abwenden.html

Wer in Kraftwerke investieren will, könnte aus einem entsprechenden Fond Mittel zur Verfügung gestellt bekommen.

 

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