@ElCattivo
Richtig ist, dass sich bei wirksamen Wettbewerb ein Marktpreis herausbildet. Es handelt sich dabei um den sog. Grenzkostenpreis.
Weil es bisher keinen so recht funktionierenden Wettbewerb gibt, sondern ein Oligopol die Preise bestimmt, liegen die "Marktpreise" gerade fernab der Erzeugungskosten.
Ich sehe nicht, warum der Regionalversorger eines Konzerns den Strom an der Börse teuer kaufen muss, wo ihn eine Schwestergesellschaft, die diesen Strom erzeugt, erst teuer verkauft. Das will wohl niemandem so recht einleuchten.
An dieser Stelle tut man sich wirklich mit dem Verständnis schwer.
Wenn ein Konzern, beispielhaft Vattenfall Europe die gesamte Wertschöpfungskette beinhaltet, angefangen von der Kohleförderung über die Verstromung, den Stromgroßhandel bis zum Endkundengeschäft, ist es doch vollkommen egal, wo nun in dieser Kette innerhalb ein und des selben Konzerns die Wertschöpfung stattfindet, wenn sie am Ende zu hoch ist.
Das gleiche gilt für RWE und E.ON.
Insbesondere bei letzterem heißt es denn ja auch OneEon, auch wenn damit etwas anderes gemeint ist.
Nicht viel anders verhält es sich bei der EnBW.
Schließlich werden die Strompreiserhöhungen wohl auch zentral gesteuert:
Die ersten Stellungnahmen kamen bezeichnenderweise nicht etwa von RWE Rhein Ruhr oder RWE Westfalen Weser, diese müssten nun Strom teuerer einkaufen.
Die erste entsprechende Meldung kam von RWE Energy.
Und auch bei E.On kamen die ersten Stellungnahmen nicht von den Regionalversorgern, die nun in großer Not Strom teuerer kaufen müssen, sondern von der gemeinsamen Mutter E.ON Energie, der Cash Cow des Konzerns.
Die Konzerne verdienen prächtig und sehen sich trotzdem gezwungen (!), die Strompreise weiter zu erhöhen.
Das Ergebnis der E.ON Ruhrgas aus dem Gasgeschäft ist wohl auch atemberaubend gestiegen und gleichwohl wird behauptet, die Erdgaspreise müssten weiter steigen, weil man sich nun einmal nicht abkoppeln könne. Wovon eigentlich?
Von den ambitionierten Zielvorgaben der Konzernführung?
Absurder kann es wohl kaum erscheinen.
Was wäre wohl, wenn der Endesa- Deal platzt, über 20 Mrd. EUR nicht kurzfristig gewinnbringend angelegt werden können?
Wäre das auch ein Risiko, das dazu führen könnte, dass die Strompreise weiter steigen müssen, weil sonst "Verluste" nicht ausgeglichen werden können?
Die einzigen, die dem Geschehen relativ hilflos ausgeliefert sind, dürften die Stadtwerke sein, die bisher über keine eigenen Erzeugungskapazitäten verfügen.
Aber in diesen mischen die Konzerne auch kräftig mit und sorgen dafür, dass diese ihnen nicht von der Fahne gehen.
Selbst wenn sich ein Stadtwerk zu einem Lieferantenwechsel entschließt, findet es wohlmöglich kein günstigeres Angebot. Der in dem trauten Zusammenwirken gebildete Marktpreis ist halt für alle gleich.
Und ein eigenes Kraftwerk zum Gegensteuern ist nicht eben schnell verfügbar.
Und wenn man sich etwa ein Kraftwerk errichten oder sich an einem solchen beteiligen wollte, dann wird eben der notwendige Brennstoff von den Konzerngesellschaften verteuert.
Dafür kommt es gelegen, dass auch Ruhrgas zum Konzern gehört.
Vier gewinnt....
Zurück zum Ausgangspunkt:
Was könnte und sollte der Staat ggf. daran ändern?
Freundliche Grüße
aus Jena
Thomas Fricke
Rechtsanwalt