Forum des Bundes der Energieverbraucher

Autor Thema: Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert  (Gelesen 27383 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Netznutzer

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 1.524
  • Karma: +4/-4
Re: Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert
« Antwort #15 am: 13. Juni 2013, 15:25:44 »
Würde Hätte Wenn und Aber, Fiktiv, Könnte usw. usw. Die Ineffizienz des gesamten Systems zeigt sich an der EEG Umlagenhöhe und der Diskrepanz zwischen Marktwert und Marktpreis. Das sind die Facts. Schönreden sollte man den Politikern überlassen.

1998 lagen die Großhandelsstrompreise noch niedriger als jetzt, ohne spürbare EEG und KWK Einspeisung. Sich fiktiv etwas gesund zu rechnen beruhigt vielleicht die (Klima)Seele, nicht das Portemonnaie.

Gruß

NN

Offline RR-E-ft

  • Rechtsanwalt
  • Forenmitglied
  • ***
  • Beiträge: 17.078
  • Karma: +15/-2
  • Geschlecht: Männlich
Re: Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert
« Antwort #16 am: 13. Juni 2013, 16:00:36 »
Wir wollen mal bei den Fakten bleiben:

1998 bestanden erhebliche Überkapazitäten an konventioneller Stromerzeugung, die inzwischen abgebaut wurden.  Auch die Preisbildung war wohl eine andere als heute.
Die Erzeuger hatten in ihren Versorgungsgebieten eine Monopolstellung.
Die Preise waren kostenorientiert bei Zugrundelegung einer Mischkalkulation über alle Stromerzeugungseinheiten.

Allerdings verstanden sich Großhandelspreise für Strom seinerzeit wohl inklusive Netznutzung.

Demgegenüber richten sich die Großhandelspreise für Strom exklusive Netznutzung  heute nach merit-order-Preisbildung, wobei die variablen Stromerzeugungskosten des letztbenötigte Kraftwerks, also die jeweils höchsten Stromerzeugungskosten preisbestimmend sind. 

Ich meine für den Wert der EEG- Strommengen kommt es darauf an, welcher Großhandelspreis sich nach merit-order-Preisbildung heute  einstellen würde,
wenn man die EEG-Strommenge komplett aus dem Markt nimmt.

Dafür käme es darauf an, welche konventionellen Stromerzeugungseinheiten dann zur Bedarfsdeckung eingesetzt werden müssten.
Müssten dann zB. die Gaskraftwerke mit ihren hohen variablen Kosten zur Bedarfsdeckung zum Einsatz kommen, lägen die Großhandelspreise deutlich höher als derzeit.

Immerhin verzeichnete man im Sommer 2008 Großhandelspreise bei ca. 80 EUR/ MWh, wohingegen heute um die 30 EUR/ MWh aufgerufen werden.

http://forum.energienetz.de/index.php/topic,17998.0.html 

Was also, wenn bei völligem Fortfall der EEG- Strommenge die Großhandelspreise heute nicht bei ca. 30 EUR/MWh, sondern bei ca. 80 EUR/ MWh und damit um 5 Ct/ kWh höher lägen?

So fett die EEG- Umlage derzeit mit 5,2777 Ct/ kWh auch schon ist, so muss man doch sehen, dass die Kosten nicht von allen gleichermaßen mitgetragen werden,
einige Großverbraucher privilegiert sind, diese jedoch von den deutlich gesunkenen Großhandelspreisen profitieren.

Es profitieren weit größere Strommengen von den gesunkenen Großhandelspreisen als überhaupt mit EEG- Umlage belastet werden!!!

Möglicherweise ist es so, dass die EEG- Umlage bei einer gleichmäßigen Kostenbelastung der insgesamt abgesetzten Strommenge geringer wäre (unter  5 Ct/ kWh) als die zu verzeichnende Preisdifferenz zum alternativ viel höheren Börsenpreis (um 5 Ct/ kWh höher).
« Letzte Änderung: 13. Juni 2013, 16:32:04 von RR-E-ft »

Offline PLUS

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 3.319
  • Karma: +6/-6
Re: Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert
« Antwort #17 am: 13. Juni 2013, 17:11:11 »
Wir wollen mal bei den Fakten bleiben: ...
Ja, die sollten wir immer im Auge behalten. Trotzdem, ein untauglicher Rettungsversuch! Das System ist krank, da hilft nichts mehr! ;)

Warum denn so kompliziert? Es reicht schon ein Vergleich mit den Endverbraucherstrompreisen innerhalb von Europa. Da profitiert man noch zusätzlich von der deutschen E(EG)-Wende. Man könnte auch sagen, man lacht sich ins Fäustchen über die blöden Deutschen. Das krasse Beispiel:

2012 wurden wieder zunehmende Mengen Strom billig exportiert oder zum Teil verschenkt. Nach Zahlen des BDEW waren es rund 23 Milliarden Kilowattstunden Strom in Nachbarstaaten – den Großteil (17,5 Milliarden) nach Holland, berichtete "Bild.de".

Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete, kam Ökostrom die Verbraucher so teuer zu stehen wie in keinem Jahr zuvor. Deutschlands Ökostromerzeuger erhielten allein für 2012 für die Energie mehr als 20 Milliarden Euro.

Weil die Stromkunden in Deutschland aber auch für den ausgeführten Strom die EEG-Umlage zahlen, sinkt der Strompreis in Holland, schrieb "Bild.de":
 
Dort sank der Strompreis von 21,09 im Jahr 2006 auf 16,4 Cent/kWh 2011 (Statistikbehörde Niederlande), minus 22 Prozent. In Deutschland stieg der Strompreis für die Privathaushalte dagegen drastisch an. Seit 2006 von 19,46 auf 25,89 Cent/kWh in 2012 – plus 33 Prozent, berichtete "Bild.de".

Einfach affengeil das deutsche EEG! Wir fördern alles außerhalb unserer Grenzen - von Holland bis China.  Der deutsche Verbraucher zahlt und zahlt und zahlt .....

PS: BDEW-Grafik noch dazu
« Letzte Änderung: 13. Juni 2013, 17:26:22 von PLUS »

Offline RR-E-ft

  • Rechtsanwalt
  • Forenmitglied
  • ***
  • Beiträge: 17.078
  • Karma: +15/-2
  • Geschlecht: Männlich
Re: Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert
« Antwort #18 am: 13. Juni 2013, 17:54:37 »
Es geht im Endeffekt nur um die Großhandelspreise mit und ohne EEG-Strommenge.

Dass auch durch die verstärkte EEG- Einspeisung gesunkene Großhandelspreise nicht oder nur vollkommen unzureichend an die Haushaltskunden weitergegeben werden, kann schließlich wohl  nicht dem EEG zugeschrieben werden.

Wenn nicht ausgeschlossen ist, dass bei gleichmäßiger Kostenbelastung der insgesamt abgesetzten Strommenge die EEG- Umlage weniger als 5 Cent/kWh betrüge, demgegenüber jedoch bei vollständigem Wegfall der EEG-Strommenge die Grohandelspreise für Strom nach merit-order-Preisbildung heute um 5 Ct/ kWh höher liegen würden, dann wäre das Resultat wohl insgesamt eine Verbilligung.

Problematisch erscheint, dass auch andere Staaten in den Genuss der auch durch die verstärkte EEG- Einspeisung gesunkenen Großhandelspreise kommen, die EEG-Umlage jedoch nur die in Deutschland an Letztverbraucher abgesetzten Strommengen verteuert, so dass die Letztverbraucher in Deutschland über die EEG- Umlage im Endeffekt auch für andere die niedrigeren Großhandelspreise finanzieren. Haben deshalb andere nur gesunkene Großhandelspreise auf dem gemeinsamen Großhandelsmarkt zu verzeichnen, so können im nahen Ausland deshalb die Strompreise sinken, wohingegen die Kostenlast hier verbleibt.   

Zudem lässt sich wohl fragen, ob die EEG- Strommenge nicht etwa einen zu großen Einfluss auf die merit-order-  Strompreisbildung hat, wenn  an der Börse nur ein Teil der Gesamtstrommenge gehandelt wird und zudem der Anteil der an der Börse vermarkteten EEG- Strommenge an der insgesamt an der Strombörse gehandelten Strommenge größer ist  als der Anteil der gesamte EEG- Strommenge am Gesamtabsatz auf dem Gesamtmarkt, so dass die EEG- Strommenge bei der Preisbildung insgesamt überrepräsentiert erscheint, so wie Beamte im deutschen Bundestag.
« Letzte Änderung: 13. Juni 2013, 17:59:06 von RR-E-ft »

Offline superhaase

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 4.098
  • Karma: +7/-6
  • Geschlecht: Männlich
Re: Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert
« Antwort #19 am: 13. Juni 2013, 18:15:37 »
Das System ist krank, ...
...
Einfach affengeil das deutsche EEG! Wir fördern alles außerhalb unserer Grenzen - von Holland bis China.  Der deutsche Verbraucher zahlt und zahlt und zahlt .....
Zustimmung. Es liegt einiges im Argen.

Zitat
... da hilft nichts mehr!
Das würde ich allerdings nicht sagen.

Man könnte die wichtigsten Probleme relativ einfach beheben, nur weigern sich Frau Merkel und Herr Rösler, dies zu tun:
1. Reform und "Wiederbelebung" des CO2-Zertifikatehandels.
2. Belegung des Exportstroms mit einer EEG-Umlage.
3. Exportstrom muss möglichst wieder mit Netzentgelten beaufschlagt werden, zumindest aber muss für exportierte Strommengen auch obligatorisch die zugehörige Netzkapazität gebucht werden.
4. Reduzierung der EEG-Umlagebefreiung auf nur die wirklich im internationalen Wettbewerb stehenden Unternehmen mit hohem Stromkostenanteil.
5. Die Netzentgeltbefreiung für die Industrie muss rückgängig gemacht werden. Die Industrie muss angemessen an den Netzkosten beteiligt werden, ohne Ausnahme - bei den Netzkosten ist eine Quersubventionierung zwischen den Stromverbrauchern nicht gerechtfertigt.
6. Aufgabe oder erhebliche Reduzierung des Offshore-Windaufbaus.

Allein diese sechs einfach umzusetzenden Maßnahmen würden viele der derzeit am häufigsten bejammerten Probleme der Energiewende lösen:

- die EEG-Umlage würde erheblich reduziert, ich schätze etwa halbiert, wobei praktisch keine zukünftige Steigerung der EEG-Umlage mehr zu erwarten wäre.

- moderne Gaskraftwerke würden schlagartig wieder rentabel werden, während die dreckigen Braunkohlekraftwerke erheblich weniger zum Einsatz kämen.

- ein erheblicher Teil der derzeit geplanten Netzausbauprojekte und die damit einhergehenden Kosten könnten eingespart werden.

- Es käme praktisch kaum noch zu negativen Strompreisen, und auch nicht mehr zu den Kaltreservekrafterk-Aktivierungen im In- und Ausland auf Kosten der deutschen Netzentgeltzahler.

Summa summarum würden die EEG-Umlage und die Netzentgelte erheblich sinken. Alle nicht-privilegierten Stromverbraucher könnten deutlich niedrigere Strompreise genießen.

Nachteil wäre der Wegfall der erheblichen Subventionierung der Industriestrompreise, die dann zusätzlich zu steigenden Börsenpreisen noch weiter steigen müssten und somit insgesamt deutlich steigen würden, nämlich auf einen fairen Strompreis, der dann noch beaufschlagt durch weitere Steuern (Ökosteuer) von der Industrie als untragbar bezeichnet würde. Folge: Weltuntergang! (wenn man der Industrielobby glaubt)
Selbst die weiterhin von der EEG-Umlage komplett befreite Großindustrie würde mit Auswandern wegen der Strompreise drohen - zurecht?
Abhelfen würden dann nur noch Stromsteuersenkungen. Aber will die Bundesregierung auf diese Steuereinnahmen verzichten?
Und siehe da: Liegt hier der Hund begraben?  ???

Zudem lässt sich wohl fragen, ob die EEG- Strommenge nicht etwa einen zu großen Einfluss auf die merit-order-  Strompreisbildung hat, wenn  an der Börse nur ein Teil der Gesamtstrommenge gehandelt wird und zudem der Anteil der an der Börse vermarkteten EEG- Strommenge an der insgesamt an der Strombörse gehandelten Strommenge größer ist  als der Anteil der gesamte EEG- Strommenge am Gesamtabsatz auf dem Gesamtmarkt, so dass die EEG- Strommenge bei der Preisbildung insgesamt überrepräsentiert erscheint, so wie Beamte im deutschen Bundestag.
Eine sehr bedeutende Frage!
Es gibt auch etliche Leute, darunter auch Fachleute, die die Meinung vertreten, dass eine Strombörse noch nie die richtige Marktform für den Stromhandel war (Manipulationsvorwürfe etc.), insbesondere wenn nicht der Großteil des Stroms darüber gehandelt wird.
Noch mehr Leute und Fachleute sind der Ansicht, dass die Strombörse als Marktform bei zunehmendem Ökostromanteil, der größtenteils aufgrund "Brennstoffmangels" Grenzkosten nahe Null hat, bald völlig ungeeignet sein wird.
8) solar power rules

Offline RR-E-ft

  • Rechtsanwalt
  • Forenmitglied
  • ***
  • Beiträge: 17.078
  • Karma: +15/-2
  • Geschlecht: Männlich
Re: Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert
« Antwort #20 am: 13. Juni 2013, 20:55:13 »
Das Problem beim EEG sind viellleicht nicht die Kosten, wenn diese durch gesunkende Großhandelspreise aufgewogen werden.
Problematisch ist, dass garantierte feste Einspeisevergütungen Investitionen in bestimmte Stromerezeugungsanlagen nicht abreizen.
Problematisch ist ferner, dass die derart gesunkenen  Großhandelspreise keine Investitionen in immer noch benötigte konventionelle Stromerzeugungskapazitäten anreizen.

Es fehlt somit auf der einen wie auf der anderen Seite an den notwendigen Preissignalen,  die nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen bewirken könnten, dass das jeweilige Angebot zutreffend an die relativ starre Nachfrage angepasst wird.

Es kommt wohl darauf an, den Ökostrom so in den Markt zu stellen, dass die Erlöse der entsprechenden Stromerzeuger sich jeweils  aus Angebot und Nachfrage ergeben. Keine garantierten Vergütungen mehr für eingespeisten Strom, sondern nur noch die jeweiligen Marktpreise. Erhalten alle Stromerzeuger für eingespeisten Strom nur noch die Marktpreise, entfallen Kosten, die umzulegen sind.     

Offline Netznutzer

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 1.524
  • Karma: +4/-4
Re: Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert
« Antwort #21 am: 13. Juni 2013, 21:48:38 »
Wir wollen mal bei den Fakten bleiben:

Ich bekam in 1998 den 19/19 Tarif, großzügig gerundet 10ct/10 €!

Sie spekulieren hier mit Spitzen und Senken, wie sie Ihnen gerade gefallen! Fakt ist eine annähernde Verdreifachung des Endeverbraucherpreises seit 1998. Sie können Ihre Preisillusionen nicht belegen. Ich kann in Frankreich und Amerika Endvcerbraucherpreise sehen, die deutlich kleiner als die Hälfte der deutschen Preise sind.

Hätte Wenn und Aber Herr Fricke, aber das sind die Fakten. EEG Strom verteuert für den Verbraucher den Preis, um die exorbitante Rendite der Produzenten zu sichern. Mehrfach habe ich hier bereits dargelegt, dass man für die Hälfte der Fördergelder dasselbe hätte erreichen können, wenn man diese Geschichte zu neiner Staatsaufgabe ohne Profitabsicht gemacht hätte, statt unbegrenzte Renditen durch zügellosen bis nutzlosen Zubau staatlich zu garantieren.

Gruß

NN

Offline RR-E-ft

  • Rechtsanwalt
  • Forenmitglied
  • ***
  • Beiträge: 17.078
  • Karma: +15/-2
  • Geschlecht: Männlich
Re: Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert
« Antwort #22 am: 14. Juni 2013, 00:06:02 »
Vielleicht funktioniert "Markt" bei der leitungsgebundenen Energieversorgung überhaupt nicht.
Denn erforderlich ist ein ganzes System, das aufeinander abgestimmt und finanziert werden muss.

Vollintegrierte Konzerne wie VEAG kauften noch in den 90er Jahren  bestehende Kraftwerkskapazitäten der Regionalversorger aus und legten diese umfangreich still. Noch im Jahre 2000 bekamen Regionalversorger von den vorgelagerten Stromerzeugern Strom frei 110kV- Kupferplatte für ca. 2 Ct/kWh einschließlich Netznutzung.

Im Jahre 2001 wurden die bestehenden langfristigen Stromlieferungsverträge der Regionalversorger entflochten, zerfielen fortan in Stromlieferung einerseits und Netznutzung andererseits. Dann stiegen die Netznutzungsentgelte. Ein probates Mittel, Wettbewerber fern zu halten. Woher die Kosten kamen, die die hohen Netznutzungsentgelte rechtfertigen sollten, ist nicht ersichtlich und scheint nicht nachvollziehbar. In den vorherigen all-inclusive-Preisen waren schießlich- indes bei Mischkalkulation der Monopilisten - die Kosten der Netznutzung auch immer schon mitenthalten und wurden abgedeckt.

Die Großhandelspreise richteten sich zunehmend nach der merit-order- Preisbildung an der Börse.
An die Stelle der Mischkalkulationspreise über alle Stromerzeugungseinheiten der vormaligen Gebietsmonopolisten traten die merit-order- Preise, die sich nach den teuersten Kosten richteten.

Wenn nur das zuletzt zur Bedarfsdeckung benötigte Kraftwerk Grenzkosten von 60 EUR/ MWh hatte, betrug der Großhandelspreis fortan 60 EUR/ MWh, auch wenn der weit überwiegende Teil der Stromerzeugung Stromgestehungskosten  in Höhe von 30 EUR/ MWh oder darunter zu verzeichnen hatte. Für den überwiegenden Teil der Stromerzeuger bedeutete dies Erlöse von 60 EUR/ MWh bei Stromgestehungskosten von 30 EUR/MWh und verschaffte ihnen somit einen hohen Schnitt. Da wurden etwa auch schon mal  unentgeltlich vom Staat  zugeteilte CO2- Verschmutzungsrechte als Opportunitätskosten eingepreist und verteuerten somit über die maßgeblichen Börsenpreise auch den Atomstrom....

Die hohen Preise wurden auch damit gerechtfertigt, dass der Atomaustieg beschlossen sei, der Kraftwerkspark erneuert werden muss, die Netze ausgebaut werden müssen.... Nur sind die erzieleten Überschüsse in großem Umfange nicht dafür verwendet worden, sondern für eine zuvor nicht gekannte weltweite Einkaufstour der Energiekonzerne.

Es wurde insbesondere nicht bzw. nur marginal in erneuerbare Energien investiert, um die Energieversorgung zum einen mit Rücksicht auf einen besorgten Klimawandel zu entkarbonisieren und zum anderen von den infolge Endlichkeit und Verknappung steigenden Brennstoffkosten zu entkoppeln.

Um überhaupt notwendige Insvestitionen in erneuerbare Energien anzureizen, gab es zunächst das Stromeinspeisegesetz, dann das EEG in seinen verschiedenen Ausformungen. Mit dem rasanten Zubau der EEG- Stromerzeugungskapazitäten stiegen die über die EEG- Umlage umzulegenden Kosten. Es wurden andererseits durch die stetig steigenden EEG- Strommengen die Großhandelspreise zunehmend gedrückt, bis hin zu dem bekannten Dilemma, in dem man sich jetzt befindet.

Der Markt - von dem man nicht weiß, ob er in dem Bereich je funktionierte- ist ausgehebelt.
Es gibt keine wirksamen Preissigenale mehr.

Benötigen  wir deshalb ein  "VEB Energiekombinat", das sowohl den Netzausbau staatlich geplant und finanziert vorantreibt,
als auch die notwendigen Stromerzeugungskapazitäten staatlich plant und finanziert und das gesamte System finanziell mit Gebühren abdeckt, die sich aus einer Mischkalkulation über das Gesamtsystem ergeben?

Nachdem das bisherige Geschäftsmodell privater Energieversorger wohl  in zunehmenden Maße als gescheitert angesehen werden muss, wird man wohl darüber nachdenken müssen. Verstaatlichung der Netze, Schaffung einer Deutschen Netz AG wurden bereits diskutiert. Vielleicht muss man das auch für die systemrelevante Stromerzeugung diskutieren. Immerhin hat es ein Artikel 15 in das Grundgesetz geschafft.

EnBW ist verstaatlicht. In Thüringen ist die Energieversorgung weitestgehend rekommunalisiert.
Es wird sich wohl ein Preis ermitteln lassen, um das Gesamtsystem in staatliche Obhut zu nehmen.
Dann wird eine Mischkalkulation erst wieder möglich.

Die Entflechtung, die man für den angestrebten Wettbewerb brauchte, hat zu immer mehr Wertschöpfungsstufen geführt, die nun allesamt immer mehr Wert schöpfen wollen.

Das Problem:

Solange Investitionsentscheidungen von privaten Renditeinteressen mithin von Gewinnstreben bestimmt werden, kann der Staat wohl gar nicht anders, als notwendige Investitionen durch immer neue Subventionen anzureizen, die - solange sie nicht über Steuern finanziert werden- über hastig gezimmerte Umlagen finanziert werden müssen, welche immer weiter ausufern.

Kurzum:

Das betrifft nicht nur die Erneuerbaren Energien, sondern auch die konventionelle Stromerzeugung und die Netze, mithin das Gesamtsystem der leitungsgebundenen Energieversorgung. 


 

   
« Letzte Änderung: 14. Juni 2013, 00:22:28 von RR-E-ft »

Offline egn

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 835
  • Karma: +0/-0
Re: Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert
« Antwort #23 am: 14. Juni 2013, 07:21:11 »
2012 wurden wieder zunehmende Mengen Strom billig exportiert oder zum Teil verschenkt. Nach Zahlen des BDEW waren es rund 23 Milliarden Kilowattstunden Strom in Nachbarstaaten – den Großteil (17,5 Milliarden) nach Holland, berichtete "Bild.de".

Da die EE Erzeugung bisher niemals über der vertikalen Netzlast lag, wird kein EE Strom exportiert, sondern Strom aus den nicht abgeregelten konventionellen Kraftwerken.

Zitat
Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete, kam Ökostrom die Verbraucher so teuer zu stehen wie in keinem Jahr zuvor. Deutschlands Ökostromerzeuger erhielten allein für 2012 für die Energie mehr als 20 Milliarden Euro.

Dem gegenüber sanken an der Strombörse wie oben vorgerechnet die Preis um etwa 50 €/MWh. Rechnen Sie doch diese Ersparnis mal auf 500 TWh Nettostromverbrauch pro Jahr um.

Zitat

Weil die Stromkunden in Deutschland aber auch für den ausgeführten Strom die EEG-Umlage zahlen, sinkt der Strompreis in Holland, schrieb "Bild.de":

Wenn man davon ausgeht, dass der EE Strom nur in D verbraucht wurde und nur der Strom der nicht abgeregelten Kraftwerke exportiert wird, dann wird für exportierten Strom kein Cent aus dem EE Topf verwendet.

Zitat
Dort sank der Strompreis von 21,09 im Jahr 2006 auf 16,4 Cent/kWh 2011 (Statistikbehörde Niederlande), minus 22 Prozent. In Deutschland stieg der Strompreis für die Privathaushalte dagegen drastisch an. Seit 2006 von 19,46 auf 25,89 Cent/kWh in 2012 – plus 33 Prozent, berichtete "Bild.de".

Wann kapieren Sie endlich, dass die Verbraucherstrompreise in den verschiedenen Ländern nicht vergleichbar sind, weil mit dem Verbrauchstrompreisen nicht nur die Erzeugung und der Transport bezahlt wird, sondern auch andere Aufgaben finanziert werden. Würden diese nicht darüber finanziert dann wüssten die Einnahmen über andere Steuern und Abgaben finanziert werden, wenn man weiterhin die entsprechend Aufgaben finanziert haben will.

Zitat
Einfach affengeil das deutsche EEG! Wir fördern alles außerhalb unserer Grenzen - von Holland bis China.  Der deutsche Verbraucher zahlt und zahlt und zahlt .....

Das ist schlicht falsch. Was aber stimmt ist, dass der deutsche nicht-priviligierte Verbraucher die Netzkosten für den Exportstrom finanziert. Vielleicht sollte man auch darüber nachdenken, ob nicht auch Exportstrom mit allen Steuern und Abgaben belastet werden sollte, da ja die Erzeuger hier in D sitzen und vom sozialen udn wirtschaftlichen Umfeld profitieren.

Übrigens sind in diesem Jahr schon mehr als 15 TWh exportiert worden, dies trotz weniger PV- und Windeinspeisung als im letzten Jahr. Dies bestätigt, dass der Exportstrom aus den konventionellen kommt, und nicht von PV oder Wind. Beide sorgen nur dafür dass die Preise an der Strombörse niedrig sind, weil die teuren Gaskraftwerke überwiegend aus der Merit-Order verdrängt werden.

Offline superhaase

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 4.098
  • Karma: +7/-6
  • Geschlecht: Männlich
Re: Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert
« Antwort #24 am: 14. Juni 2013, 07:34:03 »
Vielleicht funktioniert "Markt" bei der leitungsgebundenen Energieversorgung überhaupt nicht.
Denn erforderlich ist ein ganzes System, das aufeinander abgestimmt und finanziert werden muss.

...
Der Markt - von dem man nicht weiß, ob er in dem Bereich je funktionierte- ist ausgehebelt.
Es gibt keine wirksamen Preissigenale mehr.

Benötigen  wir deshalb ein  "VEB Energiekombinat", das sowohl den Netzausbau staatlich geplant und finanziert vorantreibt, als auch die notwendigen Stromerzeugungskapazitäten staatlich plant und finanziert und das gesamte System finanziell mit Gebühren abdeckt, die sich aus einer Mischkalkulation über das Gesamtsystem ergeben?

Nachdem das bisherige Geschäftsmodell privater Energieversorger wohl  in zunehmenden Maße als gescheitert angesehen werden muss, wird man wohl darüber nachdenken müssen. Verstaatlichung der Netze, Schaffung einer Deutschen Netz AG wurden bereits diskutiert. Vielleicht muss man das auch für die systemrelevante Stromerzeugung diskutieren. Immerhin hat es ein Artikel 15 in das Grundgesetz geschafft.
...
Die Entflechtung, die man für den angestrebten Wettbewerb brauchte, hat zu immer mehr Wertschöpfungsstufen geführt, die nun allesamt immer mehr Wert schöpfen wollen.

Das Problem:

Solange Investitionsentscheidungen von privaten Renditeinteressen mithin von Gewinnstreben bestimmt werden, kann der Staat wohl gar nicht anders, als notwendige Investitionen durch immer neue Subventionen anzureizen, die - solange sie nicht über Steuern finanziert werden- über hastig gezimmerte Umlagen finanziert werden müssen, welche immer weiter ausufern.

Kurzum:

Das betrifft nicht nur die Erneuerbaren Energien, sondern auch die konventionelle Stromerzeugung und die Netze, mithin das Gesamtsystem der leitungsgebundenen Energieversorgung. 
(Hervorhebungen von mir)

Das sehe ich exakt genauso!
8) solar power rules

Offline egn

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 835
  • Karma: +0/-0
Re: Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert
« Antwort #25 am: 14. Juni 2013, 07:40:08 »
Ich kann in Frankreich und Amerika Endvcerbraucherpreise sehen, die deutlich kleiner als die Hälfte der deutschen Preise sind.

Wenn Ihnen der Strompreis in seiner absoluten Höhe so wichtig ist, dass sie Ihre Existenz bedroht sehen, warum ziehen Sie dann nicht einfach in diese Länder um?

Gibt es vielleicht doch Dinge in D, die auch teilweise über Ihre Stromrechnung finanziert werden, auf die Sie nicht verzichten wollen?

Zitat
Hätte Wenn und Aber Herr Fricke, aber das sind die Fakten. EEG Strom verteuert für den Verbraucher den Preis, um die exorbitante Rendite der Produzenten zu sichern.

Ja, der Endpreis verteuert sich, weil die günstigeren Einkaufspreise der Versorger nicht weiter gegeben werden und sich nicht alle Stromverbraucher und auch Exporte an der Finanzierung beteiligen müssen. Und nein, die Produzenten erzielen im Vergleich zu den Stromkonzernen und den Netzbetreibern, keine exorbitanten Renditen. Die Rendite wird nicht mal wie bei den Netzbetreibern garantiert, sondern es kann und kam auch schon zu Totalverlusten bei Anlagen, weil man eben keinen garantierten Windertrag, noch garantierten Sonnenschein hat.

Zitat
Mehrfach habe ich hier bereits dargelegt, dass man für die Hälfte der Fördergelder dasselbe hätte erreichen können, wenn man diese Geschichte zu neiner Staatsaufgabe ohne Profitabsicht gemacht hätte, statt unbegrenzte Renditen durch zügellosen bis nutzlosen Zubau staatlich zu garantieren.

Dass Planwirtschaft nicht funktioniert, hat sich schon vielfach gezeigt. Aber auch Markt funktioniert nicht, wenn er nicht entsprechend reguliert wird, so dass alle die von was profitieren, auch einen Beitrag leisten müssen.

Offline egn

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 835
  • Karma: +0/-0
Re: Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert
« Antwort #26 am: 14. Juni 2013, 08:12:13 »
Zudem lässt sich wohl fragen, ob die EEG- Strommenge nicht etwa einen zu großen Einfluss auf die merit-order-  Strompreisbildung hat, wenn  an der Börse nur ein Teil der Gesamtstrommenge gehandelt wird und zudem der Anteil der an der Börse vermarkteten EEG- Strommenge an der insgesamt an der Strombörse gehandelten Strommenge größer ist  als der Anteil der gesamte EEG- Strommenge am Gesamtabsatz auf dem Gesamtmarkt, so dass die EEG- Strommenge bei der Preisbildung insgesamt überrepräsentiert erscheint, so wie Beamte im deutschen Bundestag.

Die Antwort darauf ist, dass etwaige Unterschiede sofort durch Arbitragegeschäfte ausgeglichen würden. Wenn ein Erzeuger seine Strom OTC  an der Börse vorbei kostendeckend für 40 €/MWh verkauft hat, durch eine hohe PV- oder Windeinspeisung der Preis an der Börse aber auf 30 €/MWh sinkt, würde er den Strom stattdessen an der Börse für 30 €/MWh einkaufen und seine Kraftwerke entsprechend drosseln oder abschalten, und sich über mehr als 30 % aufwandslosen Gewinn freuen. Sein Käufer kann ja nicht aus seinem Vertrag raus, er hat allerdings alle Freiheiten sich den Strom aus der günstigsten Quelle zu beschaffen. Die entsprechende Nachfrage würde natürlich auch den Preis an der Börse entsprechend erhöhen.

Die Strombörse bildet deshalb bis auf geringe Unterschiede den Gesamtmarkt ab.

Offline PLUS

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 3.319
  • Karma: +6/-6
Re: Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert
« Antwort #27 am: 14. Juni 2013, 09:18:54 »
Wenn man davon ausgeht, dass der EE Strom nur in D verbraucht wurde und nur der Strom der nicht abgeregelten Kraftwerke exportiert wird, dann wird für exportierten Strom kein Cent aus dem EE Topf verwendet.  usw. usf..
Wenn Ihnen der Strompreis in seiner absoluten Höhe so wichtig ist, dass sie Ihre Existenz bedroht sehen, warum ziehen Sie dann nicht einfach in diese Länder um?

Gibt es vielleicht doch Dinge in D, die auch teilweise über Ihre Stromrechnung finanziert werden, auf die Sie nicht verzichten wollen?

@egn, Sorry, aber das ist unseriös. Eine jeweils angepasste Argumentation, wie man sie eben gerade braucht.

Wollen sich nicht gerade viele auf  eigene Art, mehr oder weniger  intelligent, von diesen Lasten befreien?  Von den Eigenverbraucher bis zu Care Energy. Warum wohl?! Weil sie gerne ihren Teil "dieser herausragenden deutschen Energiewende" mitbezahlen wollen, weil das Wenden-System so toll ist? Der Rest soll die verbleibende Zeche der E(EG)-Wende dann alleine bezahlen, dazu alle "Dinge in D, die auch teilweise über Ihre Stromrechnung finanziert werden".

Ist das für Sie so in Ordnung? Ist nicht das System von Anfang an in Unordnung, für dessen Abschaffung oder generellen Änderung man dringend sorgen und eintreten müsste?  Ist das Propagieren z.B. für dieser PV-Extremförderung  und das anschließende Davonstehlen wenn die Folgen eintreten ok?

Müssen Sie Forenmitglieder, die anderer Meinung sind, auffordern auszuwandern? Ist es nicht legitim, die schiefen Dinge hierzulande gerade zu rücken, als nur eigennützig zu agieren und zuzusehen wie die Energiewende & Co. zu Lasten Dritter implodieren?

So geht das auf jeden Fall nicht, dem Rest, den nicht privilegierten Verbrauchern, die keine Hobbystromerzeugung auf ihrem Dach betreiben, die Zeche zu hinterlassen. Diese dürfen sich wehren und zwar hierzulande! Wenn sie auswandern würden, wer bezahlt dann die Steuern und Umlagen? ;)
« Letzte Änderung: 14. Juni 2013, 09:39:53 von PLUS »

Offline RR-E-ft

  • Rechtsanwalt
  • Forenmitglied
  • ***
  • Beiträge: 17.078
  • Karma: +15/-2
  • Geschlecht: Männlich
Re: Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert
« Antwort #28 am: 14. Juni 2013, 10:38:20 »
Durch den gesetzlichen Vorrang erneuerbarer Energien gibt es überschüssigen EEG- Strom im Netz erst, wenn die EEG- Strommenge den gesamten Bedarf deckt, deshalb alle konventionellen Erzeuger vom Netz sind und nicht zur Bedarfsdeckung eingesetzt werden, und darüber hinaus noch EEG- Strom in das Netz eingespeist wird. Die Situation hatten wir wohl noch nicht. Überschüssig ist der konventionelle Strom, so weit er gerade nicht zur Bedarfsdeckung benötigt wird.

@egn

Mit der Überrepräsentation der EEG- Strommenge meine ich, dass sich der Börsenpreis dadurch wohl geringer einstellt, als er sich einstellen würde, wenn die insgesamt erzeugte Strommenge (der gesamte Erstabsatz) ausnahmslos entsprechend merit order über die Börse abgesetzt würde.

Die genannten Abitragegeschäfte, bei denen ein Stromerzeuger seinen Strom zu kostendeckenden 40 MWh verkauft, dann jedoch den Strom nicht selbst erzeugt, sondern den benötigten Strom über die Börse beschafft, würde die über die Börse zu deckende Nachfrage erhöhen, wodurch es dort vermittels Verschiebung der merit order zu einem höheren Börsenpreis kommen kann.
Am Ende gibt es die  eierlegende Wollmilchsau denn wohl doch nicht.

Was tatsächlich in der Diskussion untergeht, ist der Umstand, dass ohne die über die Börse vermarktete EEG- Strommengen sich der Börsenpreis deutlich höher einstellen würde,
wenn etwa Gaskraftwerke dort wieder preisbestimmend werden.

Bei vollständigem Wegfall der EEG- Strommenge entfielen zwar die über die EEG- Umlage abzudeckenden Kosten. Es entstünden jedoch höhere Kosten, weil die konventionellen Stromerzeuger ihren Strom bei gestiegenem Börsenpreis deutlich höher vergütet bekämen. Und an dieser Stelle ist eben nicht ausgemacht, dass durch den vollständigen Fortfall der EEG- Strommenge die Kostenbelastung für das Gesamtsystem sinkt.

Entstehen durch diesen Effekt für das Gesamtsystem die gleichen Kosten, wird das Geld nur anders verteilt, indem die konventionellen Stromerzeuger allesamt  wieder deutlich mehr erlösen, insbesondere auch die Kohlestromer. Die erzielen etwa bei Börsenpreisen von über 60 EUR/ MWh und Stromgestehungskosten unter 30 EUR/ MWh dann wieder satte Renditen.

Wer weiß schon, ob die Renditen der privaten Atom- und Kohlestromer bei hohen Börsenpreisen höher liegen als die derzeitigen Renditen der privaten PV- Anlagenbetreiber?

Möglicherweise Daniel Wetzel von der WELT.

Die Kohle- und Atomstromer stecken ihre dadurch wieder steigenden Gewinne jedoch (worauf Netznutzer an anderer Stelle wegen der Entflechtung vollkommen zutreffend hinweist) nicht in die Netze, die sie oft nichts mehr angehen, und auch nicht unbedingt in Erneuerbare Energien, sondern vielleicht eher Milliardenbeträge in die Energieversorgung Lateinamerikas und Russlands, weil sie sich auf dortigen Wachstumsmärkten  höhere Renditen erhoffen (siehe E.ON).

Richtig ist, dass den EEG- Anlagenbetreibern vom Gesetz keine Renditen garantiert werden, sondern bisher "nur" der Absatz der erzeugten Strommengen zu garantierten Preisen.
Das erinnert ein wenig an die Kleingärtner in der DDR, deren Obst und Gemüse von den Verkaufsstellen zu hohen Preisen abgenommen wurde, und die sich dann vorn im Laden ihre Ernte schlangestehend zu günstigen Preisen wieder abholen konnten.


Durch den gesetzlichen Einspeisevorrang tragen die EEG- Stromerzeuger jedoch bisher kein Vermarktungsrisiko!

Für die Gaskraftwerksbetreiber hat sich hingegen das Vermarktungsrisiko gerade realisiert, so dass gerade fertiggestellte hocheffiziente Gaskraftwerke sofort in die Kaltreserve gehen.

Vielleicht sollte es doch so sein, dass EEG- Stromerzeuger, wenn sie schon weiterhin kein Vermarktungsrisikos zu tragen haben, dann jedenfalls für den eingespeisten Strom nur noch die Vergütung erhalten, die sich aus dem Erlös der Vermarktung ihres Stroms über die Börse gerade ergibt.

Wenn die EEG- Stromerzeuger als Vergütung nur noch den jeweiligen Börsenpreis bekommen, enstehen keine weiteren Kosten mehr, die noch über die EEG- Umlage abzudecken wären.

EEG- Anlagenbetreiber werden dann immer noch privilegiert, wenn sie zwar für den eingespeisten Strom nur noch die gleichen Vergütungen wie die konventionellen Stromerzeuger (nämlich den jeweiligen Börsenpreis) erhalten, jedoch nach wie vor - anders als die konventionellen Stromerzeuger - weiterhin kein Vermarktungsrisiko tragen.

Es steht zu erwarten, dass dann verstärkt in solche EEG- Anlagen investiert wird, welche diese Vergütung bei den geringsten Kosten erlösen, also wohl mehr onshore Windkraft anstelle von offshore Windkraft und PV.   Selbstverständlich müssen die unterschiedlichen Kosten der verschiedenen Technologien bzw. Betriebsformen eine Steuerungsfunktion ausüben können, wenn es nicht zu Fehlallokationen kommen soll.  Es ist möglichst die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu bevorzugen, welche die geringsten Kosten verursacht und sich deshalb als besonders effizient erweist.
 

« Letzte Änderung: 14. Juni 2013, 11:17:12 von RR-E-ft »

Offline PLUS

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 3.319
  • Karma: +6/-6
Die Krux
« Antwort #29 am: 14. Juni 2013, 11:16:26 »
Durch den gesetzlichen Vorrang erneuerbarer Energien gibt es überschüssigen EEG- Strom im Netz erst, wenn die EEG- Strommenge den gesamten Bedarf deckt, deshalb alle konventionellen Erzeuger vom Netz sind und nicht zur Bedarfsdeckung eingesetzt werden, und darüber hinaus noch EEG- Strom in das Netz eingespeist wird. Die Situation hatten wir wohl noch nicht. Überschüssig ist der konventionelle Strom, so weit er gerade nicht zur Bedarfsdeckung benötigt wird.
Aber ja, völlig vergessen, "der gesetzliche Vorrang". Die Logik der operationalen Definition. Der uneingeschränkte gesetzliche Vorrang ist wohl einer der großen Fehler dieser E(EG)-Wende.

Wenn es also keinen überschüssigen EEG-Strom gibt, dann mangelt es wohl an bezahlbarem, wettbewerbsfähigen EEG-Strom, zur rechten Zeit am rechten Ort.

Die Deckung des Mangels ist ja zur rechten Zeit am rechten Ort immer exakt, sicher, bezahlbar und wettbewerbsfähig durch konventionelle Erzeugung realisierbar.
« Letzte Änderung: 14. Juni 2013, 11:19:45 von PLUS »

 

Bund der Energieverbraucher e.V. | Impressum & Datenschutz