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Autor Thema: Gefährliche Preisbasis 09/2004?  (Gelesen 5728 mal)

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Offline Monaco

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Gefährliche Preisbasis 09/2004?
« am: 14. November 2005, 15:06:59 »
Liebes Forum,

ich weiß, der Titel könnte Missverstanden werden, aber treffender konnte ich mein Ansinnen in wenigen Worten leider nicht beschreiben. Warum geht es mir also?

Ich sehe eine Gefahr, dass sich die Preisbasis September 2004 allzusehr zementiert. Wir, die \"Protestler\" zahlen größtenteils auf Basis 09/2004, die Gasversorgungsunternehmen rechnen uns Ihre Erhöhungen seitdem vor. Es scheint bald so, als sei dieser Preis \"geduldet\" von der Allgemeinheit akzeptiert.

Meines Erachtens für die Gasversorger eher eine gute Argumentationsbasis. Schließlich sind die Preise seitdem (um wieviel auch immer) tatsächlich gestiegen. Viel entscheidender ist doch die Frage: Waren die Preise im September 2004 auch schon zu hoch? Diese Fragestellung scheint man leider langsam aus den Augen zu verlieren!

Die Gasversorger müssten nun bei diesem Szenario lediglich befürchten, dass ihre Gewinnsituation auf \"hohem Niveau\" stagniert. Als Verbraucher hätten wir dann nur einen minimalen Teilerfolg gelandet. Bei erster Gelegenheit werden die Versorger dann wieder \"zuschlagen\", wenn sich der Volkeszorn erst wieder gelegt hat.

Für mich eine nicht unproblematische Situation, wenngleich ich von den Fachleuten hier im Forum schon annehme, dass auch diese weitestgehend meiner Meinung seien werden.

Daher scheint es mir dringend geboten, nicht nur die aktuellen Preise und deren Steigerungen zu diskutieren, sondern vor allem die Zurückliegenden. Schließlich haben vor allem diese zur jetztigen Situation geführt.

Beispiel Mitgas:
Gewinnsteigerung 2002 zu 2003 ca. 40%
Gewinnsituation 2003 zu 2004 kaum verändert

Natürlich lasse ich mich auch gern eines Besseren belehren!


Freundliche Grüße

Monaco

Offline Schwalmtaler

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Gefährliche Preisbasis 09/2004?
« Antwort #1 am: 14. November 2005, 15:26:23 »
Hallo Monaco,

in Laufe des Widerspruches sind hoffentlich alle Mitstreiter dem Rat unserer Rechtsexperten gefolgt und haben nicht nur der Preiserhöhung widersprochen, sondern den gesamten Preis gem. §315 für unbillig erklärt. Der Preis 09/04 wird nur unter Vorbehalt und evtl. Rückfoderung zuviel gezahlter Beträge aus Kulanzgründen gezahlt. Außerdem signalisieren wir dadurch unsere Bereitschaft, einen angemessen Preis auch zu zahlen. Einige Gaspreisrebellen haben ihre Abschläge auch ganz oder deutlich unter die Preise 09/04 gekürzt, um die Versorger zur Klage zu drängen.
Daher ist m.A. das Preisniveau 09/04 bis zur gerichtlichen Feststellung eines gerechten Preises nur eine fiktive Rechengröße, um mögliche hohe Nachzahlungen (eher unwahrscheinlich) oder \"Finanznöte der Versorger\" zu vermeiden.
Der eigentliche Kampf beginnt in meinen Augen eh erst nach einigen Urteilen gegen örtliche Versorger, da ja deren Vorlieferanten bzw. die Importeure die eigentlichen Preistreiber bzw. Halsabschneider sind.

Die Frage lautet vielmehr, ob §1 EnWG stark genug ist, um die örtlichen Versorger zur Preisbekämpfung gegen die \"Big Player\" zu zwingen und dadurch den Endverbraucher zu schützen.

Offline RR-E-ft

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Gefährliche Preisbasis 09/2004?
« Antwort #2 am: 14. November 2005, 17:41:35 »
@Monaco

Da hat Schwalmtaler vollkommen recht.

Natürlich sollte immer die Erklärung enthalten sein, dass auch gegen den Gesamtpreis die Unbilligkeit eingewandt wird und die alten  Preise nur Vorbehalt gezahlt werden.

Das ergibt sich aus den Musterbriefen wohl ohne weiteres.

Fraglich ist allein die Auffassung von Schwalmtaler, nicht die örtlichen Versorger, sondern andere seien Schuld an der Misere. Man lese hierzu nur die Anzeigenkampagne der Forum Erdgas unter http://www.forum-erdgas.de .

Zu errinern ist an die wissenschaftlichen Untersuchungen, wonach 44 Prozent der Wertschöpfung bei Gasverkauf vor Ort realisiert werden sollen.
 
Meines Erachtens hat das Forum Erdgas seine Argumentation bereits selbst konterkariert:

Einfache Lösung des Gaspreis- Problems

Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
Rechtsanwalt

Offline Schwalmtaler

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Gefährliche Preisbasis 09/2004?
« Antwort #3 am: 15. November 2005, 08:36:48 »
Hallo Herr Fricke,

ich wollte nicht den Eindruck erwecken, unsere örtlichen Versorger seien schuld- bzw. hilflos. Sie können und m.E. müssen diese sich ebenfalls mittels § 315 und der Nichtigkeit Ihrer Bezugsverträge gegen die Preiserhöhungen Ihrer Zulieferer wehren.
Ich befürchte nur, das bei gerichtlicher Billigkeitsprüfung von Endversorgerpreisen festgestellt wird, das deren Gewinnschöppfung gem. §315 noch in Ordnung ist. Ob deren Bezugspreis durch die Kette der Importeure und Zwischenhändler (die unter Umständen sogar zu einem Konzern gehören) nicht künstlich verteuert und damit überzogen wird, steht dann vielleicht garnicht mehr zur Überprüfung an.
In diesem Fall hilft uns Verbrauchern doch nur noch §1 EnWG, der - so hoffe ich - auch die örtlichen Versorger zum Widerspruch gem. § 315 gegen die eigenen Bezugspreise zwingt.

Offline Monaco

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Gefährliche Preisbasis 09/2004?
« Antwort #4 am: 15. November 2005, 11:28:41 »
@schwalmtaler
@RR-E-ft

Vielen Dank für Ihre Hinweise. Natürlich habe auch ich den Gesamtpreis moniert, obwohl ich selbst erst seit 02.08.2004 Gaskunde bin (was eigentlich jedoch nichts zur Sache tut ...).
Beim regelmäßigen verfolgen der öffentlichen Diskussion stelle ich jedoch fest, dass diese fast ausschließlich über Für und Wider der aktuellen Situation (nach 04/2005) handelt.
Die überzogenen Erhöhungen (besonders in der Vergangenheit!) spielen dabei kaum eine wesentliche Rolle. Bei ihren öffentlichen \"Rechtfertigungen\" stellen die Versorger nun fast ausschließlich auf die aktuelle Lage ab.
Die eher uninformierte \"Allgemeinheit\" bekommt dadurch m. E. einen falschen Zusammenhang vermittelt, der unseren Zielen nicht zuträglich ist. Manch einer mag sogar schon Mitleid mit den ach so gebeutelten Versorgern entwickeln.

Mit freundlichen Grüßen

Monaco

Offline Cremer

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Gefährliche Preisbasis 09/2004?
« Antwort #5 am: 15. November 2005, 11:40:06 »
@Schwalmtaler,

nicht unbedingt!

Auch die örtlichen Versorger drehen munter an der Preisschraube mit, Besweis:

Im Geschäftsbericht der Stadtwerke Kreuznach

http://www.stadtwerke-kh.de/pdf/gesch_ber_2004.pdf

kann man auf der Seite 15 nachlesen:

\"Die Kosten für Gasbezug sind um 11% von rd. 16,6 Mio € auf 14,7 Mio € gesunken\".

Gleichzeitig wurden aber die Gaspreise für die Endkunden wie folgt geändert:

1.1.2004 - 1,9%
1.7.2004 + 3,3%
1.10.2004 + 2,6%

Erhöhung insgesamt in 2004: 4%

Das bedeutet eine absolute Differenz von 15%
MFG
Gerd Cremer
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Offline Monaco

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Gefährliche Preisbasis 09/2004?
« Antwort #6 am: 15. November 2005, 12:02:15 »
@cremer

Wären bei Ihrer Rechnung nicht auch die Absatzmengen zu berücksichtigen. Vielleicht begründen sich die reduzierten Kosten ja mit einem reduzierten Absatz. Dann kann man die Rechnung so nicht aufmachen, obwohl ich schon glaube, das die Versorger wohl eher zu ihren Gunsten rechnen.

Mit freundlichen Grüßen

Monaco

Offline Cremer

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Gefährliche Preisbasis 09/2004?
« Antwort #7 am: 15. November 2005, 13:47:09 »
@Monaco,

Nein, im nächsten Satz schreiben die SW:

Neben den Bezugspreisänderungen konnten auch die Netzsteuerung durch Senkung der Spitzenlast zu günstigeren Bezugskosten beitragen.

Damit ist klar und eindeutig ausgesagt, dass der Gasabsatzrückung (beschrieben im Absatz vorher) von ca. 6,6% nicht dazu beigetragen hat.
MFG
Gerd Cremer
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