Original von nomos
Wie kommen Sie darauf, dass mit zunehmenen PV-Anlagen weniger Regelkapazitäten erforderlich sind.
Die Photovoltaik liefert tagsüber zu Hochlastzeiten Strom.
Sie liefert den Strom größtenteils sehr verbrauchsnah (auf Dächern) und daher netzentlastend.
Ferner liefert sie weitgehend antizyklisch zur Windkraft Strom - sowohl jahreszeitlich betrachtet, als auch wettermäßig betrachtet.
Das ist einer der wichtigsten Aspekte.
Dadurch wird schon mal eine erhebliche Verstetigung des Stromangebots aus erneuerbaren Energien erreicht.
Ihre Erwartungen an Einsparpotential sind doch sehr sehr hoch. Wieviel Milliarden?
In Milliarden kann ich das hier nicht beziffern. Aber die Studien zu einer Stromversorgung aus 100% Erneuerbaren Energien zeigen diese gegenseitige Ergänzung der verschiedenen erneuerbaren Energiequellen.
Dass dadurch große Investitionen in Energiespeicheranlagen (Pumpspeicherkraftwerke, Druckluftspeicherkraftwerke etc.) und überzählige Kraftwerke (z.B. Biogasverstromungsanlagen als Reservekapazität) eingespart werden, liegt auf der Hand.
Die Stromversorgung wird dadurch billiger und sicherer.
Es ist ja gerade der - oft absichtliche - Fehler vieler Kritiker der erneuerbaren Energien bzw. der Stromkonzernlobbyisten, dass sie immer einzelne Energiequellen herausgreifen und deren unstetige Verfügbarkeit anprangern und dann schlussfolgern, eine Stromversorgung nur aus erneuerbaren Energien sei unmöglich.
Nur die Gesamtbetrachtung hat Sinn.
Dass die Photovoltaik schnell billiger wird, erleben wir ja gerade: Dadurch ist die aktuelle Diskussion um die Überförderung entstanden, weil nicht mit einer so schnellen Kostensenkung gerechnet wurde.
Warum die Photovoltaik in Zukunft einmal die wohl kostengünstigte Art der Stromerzeugung sein wird, hab ich Ihnen auch schon ausführlich erläutert.
Sie müssen das im Licht einer Stromversorgung zu 100% aus Erneuerbaren Energien sehen. Da gibts dann keinen billigen Braunkohlestrom mehr.
Dies alles sind Gründe dafür, dass die anfangs sehr hohe Förderung des PV-Strom gerechtfertigt ist, weil es sich langfristig für die Verbraucher und die gesamte Volkswirtschaft auszahlen wird.
Bei der derzeitigen DESERTEC-Euphorie möchte ich schon mal Zweifel anmelden, dass der DESERTEC-Strom mit dem zukünftigen PV-Strom (so etwa ab 2030) von deutschen Dächern preislich konkurrieren können wird. Das meine ich ernst. Der laufende Betriebsaufwand ist bei thermischen Solarkraftwerken doch sehr groß im Vergleich zur Photovoltaik.
Nach einem hohen Eigenverbrauchsanteil können die PV-Dachanlagenbetreiber bei uns den Überschuss zu recht günstigen Preisen (also zu Marktpreisen unter den eigentlichen Gestehungskosten) ins Netz einspeisen, und machen immer noch insgesamt einen Gewinn, wenn der Bezugspreis für Netzstrom deutlich über den Gestehungskosten liegen wird. Dann ist gar keine EEG-Förderung mehr nötig. Das wird einge Zeit nach Erreichen der Netzparität der Fall sein. Zunächst für Privathaushalte mit ihrem hohen Strombezugspreisen, und später auch für Gewerbekunden, mit den niedrigeren Bezugspreisen. Bei abgeschriebenen und abbezahlten Altanlagen, die noch viele Jahre weiterlaufen werden, stellt sich die Frage der Rentabilität dann sowieso nicht mehr, die können den Überschussstrom wohl dann auch ins Netz \"schenken\".
Trotzdem ist DESERTEC insgesamt keine schlechte Sache, auch und vor allem für die afrikanischen Länder und deren Stromversorgung. Man sollte nur nicht erwarten, dass DESERTEC den mitteleuropäischen Solarstrom ersetzen wird. Ich möchte sogar die Prognose wagen, dass die Photovoltaik eines Tages auch in Wüstengebieten die solarthermischen Kraftwerke zumindest teilweise ablösen wird, weil sie billiger produzieren wird. Der Gesamtwirkungsgrad der solarthermischen Stromerzeugung ist nämlich nicht viel besser als der der Photovoltaik, und die Kostensenkungspotentiale schätze ich bei der Photovoltaik viel größer ein, Betriebskosten und Zuverlässigkeit sind sowieso schon viel besser. Allerdings bleibt der Vorteil der Wärmespeicherung und der Stromerzeugung nach Sonnenuntergang auf Seiten der solarthermischen Stromerzeugung.
ciao,
sh