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Autor Thema: Biosprit treibt Preise für Nahrung in die Höhe  (Gelesen 3678 mal)

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Offline userD0010

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Biosprit treibt Preise für Nahrung in die Höhe
« Antwort #1 am: 04. Januar 2009, 20:07:36 »
Netznutzer:

Es ist doch für jeden hungernden Afrikaner von größter Wichtigkeit, dass er künftig zwar auch nichts zu futtern, dafür aber Biosprit für sein nicht vorhandenes Auto hat.
Und in Mexico wird man künftig Tankstellenembleme mit dem Tortillazeichen finden, damit die hungernden Mexikaner zumindest noch daran erinnert werden, wie eine Tortilla aussieht bzw. ausgesehen hat.

Offline superhaase

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Biosprit treibt Preise für Nahrung in die Höhe
« Antwort #2 am: 05. Januar 2009, 11:58:59 »
Zitat
„Wir müssen allerdings damit rechnen, dass die Preise längerfristig auf einem höheren Niveau bleiben werden, als wir das in der Vergangenheit kannten“, sagte Tangermann. „Für viele arme Menschen in Entwicklungsländern bedeutet das noch mehr Hunger als früher.“
Von jemandem, der als Direktor für Handel und Landwirtschaft bei der OECD in der Vergangenheit große Mitverantwortung an der weltweiten Landwirtschaftsmisere hat, kann man leider nur solche unsinnigen Aussagen erwarten.

Das Hungerproblem auf der Welt wird nicht durch billige und subventionierte Nahrungsmittel gelöst.
Der Mann hat einfach gar nichts verstanden.
Gerade durch die extrem niedrigen Nahrungsmittelpreise und die Überschwemmung der ärmeren Länder mit subventioniertem Lebensmittelramsch aus den USA und der EU ist in Kooperation mit den Erpressungen der OECD, des IWF und der WHO die Lebensmittelproduktion in vielen Ländern zerstört worden.
Durch die zu niedrigen Nahrungsmittelpreise und das Diktat der Industrieländer ist die Hungerbedrohung in der Welt überhaupt erst in diesem Ausmaß entstanden!

Langfristig müssen höhere Lebensmittelpreise her, gerade in den Ländern der \"Dritten Welt\". Es muss diesen Ländern wieder erlaubt werden, sich mit Zöllen gegen subventionierten Lebensmittelschrott aus den USA und der EU zu schützen. Nur dann kann dort wieder eine Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion entstehen, die die Ernährung sichert und unabhängiger vom Wohlwollen und Gutdünken der Industrienationen macht.

Ich will hiermit jetzt nicht irgendwelche Pläne zur Ausweitung der Biospritnutzung verteidigen. Ich sehe das durchaus kritisch, allerdings nicht generell ablehnend.
Was mich aber richtig ankotzt sind solche Typen wie der Herr Tangermann und sein von Dummheit strotzendes Gewäsch.  :evil:

ciao,
sh
8) solar power rules

Offline userD0010

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Biosprit treibt Preise für Nahrung in die Höhe
« Antwort #3 am: 07. Januar 2009, 18:22:23 »
Superhaase:

Langfristig müssen höhere Lebensmittelpreise her, gerade in den Ländern der \"Dritten Welt\".

??????????

Haben nicht die Lebensmittel-Lieferungen an die Dritte Welt mehr unser Gewissen beruhigen wollen, nur ja nicht jemanden Hungers sterben zu lassen?

Das Regulativ in Afrika war früher, dass nur die Bevölkerung überleben kann, die für sich genügend Nahrungsmittel produzieren konnte.
Dann folgte der Großeinsatz von Medizin, damit ein Jeder überleben sollte.
Und damit einhergehend auch der rapide Anstieg der Bevölkerungszahlen.
Und um diese kümmerte und kümmert sich der \"besorgte\" Westen und liefert Lebensmittel, um sein Gewissen und seine Sorge um den Hunger in der Welt zu beruhigen.
Afrika lebte und überlebte früher, weil dort nur die Stärkeren überlebten und weil für diese Menschen genügend Nahrung vorhanden war.

Man schaue sich nur die ehemalige Kornkammer Afrika´s an namens Simbabwe.
Der \"Auserwählte\" Robert Mugabe hat dieses Land ruiniert. Seine Landsleute interessieren ihn keinen Deut.  
Simbabwe ist leider ein stark in die Öffentlichkeit geratenes Land. Dagegen läuft die gleiche Maschinerie auch in fast allen anderen Ländern Afrikas auf beachtenswertem Niveau.

Höhere Lebensmittelpreise in Afrika würden fast ausschließlich die Konten der Potentaten füllen, die sich weder um Cholera, noch um Aids scheren.

Offline superhaase

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Biosprit treibt Preise für Nahrung in die Höhe
« Antwort #4 am: 07. Januar 2009, 19:42:58 »
Zitat
Original von h.terbeck
Das Regulativ in Afrika war früher, dass nur die Bevölkerung überleben kann, die für sich genügend Nahrungsmittel produzieren konnte.
Dann folgte der Großeinsatz von Medizin, damit ein Jeder überleben sollte.
Und damit einhergehend auch der rapide Anstieg der Bevölkerungszahlen.
...
Afrika lebte und überlebte früher, weil dort nur die Stärkeren überlebten und weil für diese Menschen genügend Nahrung vorhanden war.
Au Backe!
Diese Art von Darwinismus ist aber völlig unzurteffend.

Dass die politische Klasse in Afrika große Mitschuld an der Hungermisere trägt, da haben Sie allerdings Recht.

Hingegen ist die Behauptung \"Höhere Lebensmittelpreise in Afrika würden fast ausschließlich die Konten der Potentaten füllen\" wiederum recht kühn und kaum verständlich. Höhere Lebensmittelpreise würde zuerst mal den Bauern dort ermöglichen, ihre Produkte auf den einheimischen Märkten mit Gewinn verkaufen zu können. Dadurch würde die einheimische Produktion von Lebensmitteln wieder in Gang kommen.
Derzeit können die einheimischen Betriebe gegen den importierten Lebensmittelmüll aus der EU und den USA nicht kokurrieren. Da gibt es viele Beispiele für, wie: Tomatenpampe, Milchpulver und Hühnerteile (außer den Brustfilets, die wir selber essen) gehen aus der EU zu Spottpreisen nach Afrika und unterdrücken dort die Eigenproduktion. Von Weizen- und Maislieferungen aus den USA weiß man ebenfalls. Die bräuchte dort normalerweise kein Mensch, außer vielleicht mal nach Dürrekatastrophen.
Berichte hierzu gab und gibt es immer wieder mal auch im Fernsehen.

ciao,
sh
8) solar power rules

Offline userD0010

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Biosprit treibt Preise für Nahrung in die Höhe
« Antwort #5 am: 07. Januar 2009, 21:23:58 »
superhaase:

Hingegen ist die Behauptung \"Höhere Lebensmittelpreise in Afrika würden fast ausschließlich die Konten der Potentaten füllen\" wiederum recht kühn und kaum verständlich. Höhere Lebensmittelpreise würde zuerst mal den Bauern dort ermöglichen, ihre Produkte auf den einheimischen Märkten mit Gewinn verkaufen zu können.

Leider ist diese Ihre Annahme völlig daneben. Sie scheinen zu vergessen, dass die Kaufkraft auf den einheimischen Märkten unter den gegebenen Bedingungen keinem einzigen Bauern den Verkauf seiner Produkte zu höheren Preisen ermöglichen würde, schon gar nicht, Gewinne einzufahren.

Leider verfügt Afrika nirgendwo über das entsprechende Arbeitsplatzangebot, um der Bevölkerung längerfristig Einkommensperspektiven zu ermöglichen, die über das tagtägliche Überleben hinausgehen.
Und wenn tatsächlich Einer tatsächlich zu mehr als dem Tagesnotwenigen gelangen können, dann wird der anhängende Clan schon dafür Sorge tragen, dass er an diesem vermeintlich besseren Lebensstandard seine Teilhabe einfordert.

Natürlich dient vielfach die Lebensmittelhilfe für Afrika nur der Beruhigung des schlechten Gewissens, weil die Abbildung Hungernder doch so mitleiderregend ist.
Welchen Stammesführer in Eritrea, in Simbabwe, in Burkina Faso, im Südsudan/Dafur und schon sehr bald in Südafrika interessiert es, ob die Ärmsten der Armen vor Hunger oder an Krankheiten \"verrecken\"?
Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass in deren Häfen angelandete Lebensmittel grundsätzlich auch ihre Bestimmung erreichen.

Ich habe mehr als 10 Jahre meines Berufslebens in West- und Ostafrika zugebracht und glaube daher, eigenes Erleben über die vielen Theorien und Mitleidsbekundungen stellen zu dürfen.
Auch ein Klaus Töpfer lebte in Nairobi über den Wolken, äußerst komfortabel mit zollfreien Importlizenzen, diplomatischem Status, dafür aber wenig beachtet in seinem Gastland und den Nachbarländern.

Wenn sich die sog. Entwicklungshilfe der ersten Welt nur ansatzweise ein Beispiel an der aufopferungsvollen Tätigkeit von Mönchen und anderen kirchlichen Institutionen in Afrika nehmen würde, könnte die finanzielle Hilfe für Afrika zielgerichtet zum Wohle der dortigen Menschen eingesetzt werden.
So aber dient sie in erster Linie den wirtschaftlichen Interessen der Geberländer, deren Industrie sich einen Deut darum schert, ob die Gnadenerweise der Entwicklungshilfe tatsächlich den Empfängerländern langfristige Entwicklungsperspektiven bieten.

 

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