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Autor Thema: Was nützt 100 % ÖKO?  (Gelesen 7467 mal)

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Offline nomos

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Was nützt 100 % ÖKO?
« am: 12. Oktober 2008, 17:46:22 »
Die Schweizer verkaufen ihren Strom aus Wasserkraft gerne an die Baden-Württemberger. Aus schweizer Sicht werden \"überrissene\" Preise bezahlt und die Deutschen zahlen gerne mehr und undifferenziert wenn \"ÖKO\" oder \"Naturstrom\" draufsteht.

Was nützt das der Ökologie? Die Strombadewanne wird wieder gefüllt, so oder so.

Wenn die Schweizer ihren Wasserstrom an die Deutschen verkaufen, produzieren sie eben als Ersatz Atomstrom und das vielleicht auch noch unmittelbar an der Grenze. Glaubhafte  \"ÖKO\"-Stromvertreter dürften eigentlich den Ländern, die noch Atomstrom produzieren, nicht ihren Strom aus erneuerbaren Quellen wegkaufen und dafür auch noch überhöhte Preise zahlen.

Die \"ÖKO\"-Stromanbieter sollten daher nicht nur mit der Herkunftsbezeichnung \"Wasser, Wind und Solar\" werben, sondern auch darüber informieren wo dieser Strom produziert wird.

TAGBLATT: Umverteilung im Wasserschloss

Zitat
Der Preis, den die EnBW für den Eintritt ins Wasserschloss Schweiz zahlte, war so überrissen, dass Schweizer Elektrizitätswerke nicht mitbieten mochten.
.......
Doch im deutschen Markt ist Strom aus Wasserkraft generell mehr wert als in der Schweiz. Denn in Deutschland lässt sich Strom aus Wasserkraft undifferenziert als «Öko-» oder «Naturstrom» verkaufen.

Offline Netznutzer

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Was nützt 100 % ÖKO?
« Antwort #1 am: 13. Oktober 2008, 01:40:10 »
@ nomos

Das verwundert doch nun nicht. Aufgrund des Systems in D bleibt einem doch gar nichts anderes übrig, als Mondpreise für Wasserkraft, und die ist neben Deponiegas noch eine der Günstigsten, zu zahlen: EEG macht\'s möglich;

§ 6 Vergütung für Strom aus Wasserkraft
(1) 1Für Strom aus Wasserkraftanlagen mit einer Leistung bis einschließlich 5 Megawatt beträgt die Vergütung
1.bis einschließlich einer Leistung von 500 Kilowatt mindestens 9,67 Cent pro Kilowattstunde und
2.bis einschließlich einer Leistung von 5 Megawatt mindestens 6,65 Cent pro Kilowattstunde.

Unterhalb dieser Preise wird es in D keine Vermarktung geben. Somit muss man natürlich mit Mondpreisen losziehen , um Wasserkraft zu bekommen.

Gruß

NN

Offline AKW NEE

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Was nützt 100 % ÖKO?
« Antwort #2 am: 13. Oktober 2008, 09:11:22 »
Zitat
Glaubhafte \"ÖKO\"-Stromvertreter dürften eigentlich den Ländern, die noch Atomstrom produzieren, nicht ihren Strom aus erneuerbaren Quellen wegkaufen und dafür auch noch überhöhte Preise zahlen.

Weiter müssten Sie argumentieren, und dürften auch keinen Strom aus erneuerbaren Quellen in Länder verkaufen, die noch Atomstrom produzieren.
Ist ja alles ein regionales Problem, als letzten Schritt dann zurück zu den Kleinstaaten des Mittelalters?

Offline nomos

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Was nützt 100 % ÖKO?
« Antwort #3 am: 13. Oktober 2008, 11:34:00 »
Zitat
Original von AKW NEE
Zitat
Glaubhafte \"ÖKO\"-Stromvertreter dürften eigentlich den Ländern, die noch Atomstrom produzieren, nicht ihren Strom aus erneuerbaren Quellen wegkaufen und dafür auch noch überhöhte Preise zahlen.
Weiter müssten Sie argumentieren, und dürften auch keinen Strom aus erneuerbaren Quellen in Länder verkaufen, die noch Atomstrom produzieren.
Ist ja alles ein regionales Problem, als letzten Schritt dann zurück zu den Kleinstaaten des Mittelalters?
    @AKW NEE, ein bisschen Ironie ist noch erlaubt ;).  Der Logik der Argumentation zu folgen, müsste allerdings so weiter argumentiert werden:

    Länder, die noch Atomstrom produzieren, dürften keinen Strom aus erneuerbaren Quellen exportieren.

    Nicht wenige Deutsche \"ÖKO\"-Freaks glauben ja, je mehr \"ÖKO\" kostete, je besser für die Umwelt. Keine Angst, @AKW NEE, es lebe der freie Handel, daran will ich nichts ändern. Ich bin allerdings der Meinung, dass wir die Kleinstaaterei bei der Energieversorgung längst noch nicht überwunden haben. Das gilt insbesondere bei der Gasversorgung.

Offline Cremer

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Was nützt 100 % ÖKO?
« Antwort #4 am: 13. Oktober 2008, 11:47:27 »
@nomos,

Richtig

Zitat
Länder, die noch Atomstrom produzieren, dürften keinen Strom aus erneuerbaren Quellen exportieren

Stimmt soweit für Frankreich

Dort gibt es keine erneuerbare Energiequellen, wie Windräder, die ins öffentliche Netz einspeisen

Es ist sogar verboten.

Windräder und Solarkollektoren sind nur für den Eigenbedarf erlaubt.
MFG
Gerd Cremer
BIFEP e.V.

info@bifep-kh.de
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gerd@cremer-kreuznach.de

Offline Plantek

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Was nützt 100 % ÖKO?
« Antwort #5 am: 19. Oktober 2008, 16:22:47 »
Als Ökostrom-Kunde sollte man seinen Anbieter eben genau auswählen. Als Hauptkriterium zählt für mich, ob und in welchem Umfang der Anbieter in neue Ökostrom-Anlagen investiert!

Offline Lehmann

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Was nützt 100 % ÖKO?
« Antwort #6 am: 07. Juni 2009, 11:20:43 »
Der Zubau ist sicherlich ein wichtiges Kriterium, aber man sollte auch den Anbieter genau im Blick haben:

\"Ein echter Ökostromanbieter tritt ausschließlich oder besonders aktiv für eine Energiewende ein und für eine umfassende Strategie, die Risiken von Klimawandel und Kernkraft zu minimieren. Nur der Wechsel zu einem solchen Anbieter trägt zu der notwendigen Umorientierung im Energiesystem bei. Ein derart aufgebauter Druck der Konsumenten kann dazu führen, dass zunehmend auch die traditionellen Energieunternehmen ihre Geschäftspolitik anpassen.\"

Zitat aus dem Beitrag:
Nur grüner Anstrich? - Ökostrom-Tarife traditioneller Energieunternehmen

Offline egn

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Was nützt 100 % ÖKO?
« Antwort #7 am: 16. Juni 2009, 09:28:58 »
Zitat
Original von Cremer
Zitat
Länder, die noch Atomstrom produzieren, dürften keinen Strom aus erneuerbaren Quellen exportieren

Stimmt soweit für Frankreich

Dort gibt es keine erneuerbare Energiequellen, wie Windräder, die ins öffentliche Netz einspeisen

Es ist sogar verboten.

Windräder und Solarkollektoren sind nur für den Eigenbedarf erlaubt.

Wo haben Sie dieses Wissen her?

http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1015962

http://de.wikipedia.org/wiki/Windenergie#Frankreich
http://www.maschinenmarkt.vogel.de/themenkanaele/betriebstechnik/energietechnik/articles/116667/
http://www.windpower-gmbh.de/europa/windkraft-in-europa-frankreich.htm
http://www.iwr.de/news.php?id=13943

Zum Thema:
Anbieter wie Greenpeace und Naturstrom sind hier auch nicht besser. Da wird sogenannter Ökostrom auf dem Papier aus Kraftwerken im Ausland wie Österreich und der Schweiz eingekauft, die Länder importieren dann ihren Strom wieder aus anderen Ländern aus herkömmlichen Kraftwerken. Da wird konventioneller Strom einfach grün gewaschen ohne dass effektiv für die Umwelt was passiert. Und den Ökoaufschlag kassieren letztlich die Betreiber.

Wer was tun will soll selbst in regenerative Kraftwerke investieren, auf dem eigenen Dach und/oder in lokalen Bürgeranlagen.

Offline superhaase

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Was nützt 100 % ÖKO?
« Antwort #8 am: 16. Juni 2009, 21:48:48 »
Zitat
Wer was tun will soll selbst in regenerative Kraftwerke investieren, auf dem eigenen Dach und/oder in lokalen Bürgeranlagen.
Genau!
8) solar power rules

Offline Plantek

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Was nützt 100 % ÖKO?
« Antwort #9 am: 22. Juni 2009, 14:23:47 »
Zitat
Original von superhaase
Zitat
Wer was tun will soll selbst in regenerative Kraftwerke investieren, auf dem eigenen Dach und/oder in lokalen Bürgeranlagen.
Genau!
Nicht jeder kann sich das leisten. Ökostrom von einem der echten Ökostromanbieter ist auch für den kleinen Geldbeutel finanzierbar!

Offline egn

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Was nützt 100 % ÖKO?
« Antwort #10 am: 22. Juni 2009, 14:32:14 »
Zitat
Original von Plantek
Ökostrom von einem der echten Ökostromanbieter ist auch für den kleinen Geldbeutel finanzierbar!

Ich würde mal behaupten, dass es einen solchen nicht gibt - zumindest nach folgender Definition nicht:

Der Strom für alle Kunden kommt ausschließlich von neu errichteten regenerativen Kraftwerken welche das Lastprofil der Kunden nachfahren.

Alles andere ist eine Mogelpackung. Der Strom wird kommt teilweise aus bereits existierenden Kraftwerken, aus Kraftwerken im Ausland die sowieso gebaut wurden, von mit Öko-Zertifikaten gehandeltem Strom, der nie nach D importiert wird, ...

Offline Plantek

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Was nützt 100 % ÖKO?
« Antwort #11 am: 23. Juni 2009, 10:27:56 »
Zitat
Original von egn
Zitat
Original von Plantek
Ökostrom von einem der echten Ökostromanbieter ist auch für den kleinen Geldbeutel finanzierbar!

Ich würde mal behaupten, dass es einen solchen nicht gibt - zumindest nach folgender Definition nicht:

Der Strom für alle Kunden kommt ausschließlich von neu errichteten regenerativen Kraftwerken welche das Lastprofil der Kunden nachfahren.

Alles andere ist eine Mogelpackung. Der Strom wird kommt teilweise aus bereits existierenden Kraftwerken, aus Kraftwerken im Ausland die sowieso gebaut wurden, von mit Öko-Zertifikaten gehandeltem Strom, der nie nach D importiert wird, ...
z.B. bei der Naturstrom AG gehen von jeder verbrauchten Kilowattstunde mindestens 1,25 Cent direkt in den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland. So wurden bisher mehr als 140 Erzeugungsanlagen für Strom aus Sonne, Biomasse, Wind- und Wasserkraft durch die Unterstützung der Naturstrom AG gebaut.

Offline egn

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Was nützt 100 % ÖKO?
« Antwort #12 am: 23. Juni 2009, 10:52:17 »
Zitat
Original von Plantek
z.B. bei der Naturstrom AG gehen von jeder verbrauchten Kilowattstunde mindestens 1,25 Cent direkt in den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland. So wurden bisher mehr als 140 Erzeugungsanlagen für Strom aus Sonne, Biomasse, Wind- und Wasserkraft durch die Unterstützung der Naturstrom AG gebaut.

Der Strombedarf der Kunden ist aber nicht zu 100 % durch solche Investitionen gedeckt. Und es ist unklar, ob die PV-Anlagen die von Naturstrom in D unterstützt wurden ihren Strom vertraglich an Naturstrom liefern, oder aber ob die Anlagen wie alle anderen Anlagen nach dem EEG vergütet werden. Ich nehme mal an, dass letzteres der Fall ist da sonst keine Anschlusspflicht für den Netzbetreiber besteht. Wenn das aber so ist, dann kann die Naturstrom AG diesen Strom gar nicht vermarkten, da dies im EEG verboten ist.

Jeder der Ökostromanbieter erfindet sich eigene Kriterien mit denen er sich vom Wettbewerb differenzieren kann. Wenn man aber mal genauer hin schaut, dann erfüllt keiner der Anbieter das Kriterium dass 100 % des Stromes aus neu gebauten Anlagen kommt.

Offline superhaase

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Was nützt 100 % ÖKO?
« Antwort #13 am: 23. Juni 2009, 11:33:54 »
@egn:
ich glaube, Plantek will sagen, dass er damit mit kleinsten Beträgen indirekt in den Ausbau der EE investieren kann.
Das ist richtig, wenn man mal davor ausgeht, dass diese 1,25 ct/kWh wirklich direkt in Neubauanlagen gesteckt werden.
Insofern keine falsche Sache.

Wer steckt dann eigentlich das Geld ein, das mit den neuen Anlagen verdient wird (nach Abzug aller Investitions- und Kapitalkosten)?
Die Naturstrom AG?
Wird das dann zur Senkung des Naturstromtarifs eingesetzt?
Wäre mal interessant zu wissen.

ciao,
sh
8) solar power rules

Offline nomos

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Was nützt 100 % ÖKO?
« Antwort #14 am: 17. Oktober 2009, 13:29:00 »
Zitat
Original von nomos
Die Schweizer verkaufen ihren Strom aus Wasserkraft gerne an die Baden-Württemberger. Aus schweizer Sicht werden \"überrissene\" Preise bezahlt und die Deutschen zahlen gerne mehr und undifferenziert wenn \"ÖKO\" oder \"Naturstrom\" draufsteht.

Was nützt das der Ökologie? Die Strombadewanne wird wieder gefüllt, so oder so.

Wenn die Schweizer ihren Wasserstrom an die Deutschen verkaufen, produzieren sie eben als Ersatz Atomstrom und das vielleicht auch noch unmittelbar an der Grenze. Glaubhafte  \"ÖKO\"-Stromvertreter dürften eigentlich den Ländern, die noch Atomstrom produzieren, nicht ihren Strom aus erneuerbaren Quellen wegkaufen und dafür auch noch überhöhte Preise zahlen.

Die \"ÖKO\"-Stromanbieter sollten daher nicht nur mit der Herkunftsbezeichnung \"Wasser, Wind und Solar\" werben, sondern auch darüber informieren wo dieser Strom produziert wird.

TAGBLATT: Umverteilung im Wasserschloss

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Der Preis, den die EnBW für den Eintritt ins Wasserschloss Schweiz zahlte, war so überrissen, dass Schweizer Elektrizitätswerke nicht mitbieten mochten.
.......
Doch im deutschen Markt ist Strom aus Wasserkraft generell mehr wert als in der Schweiz. Denn in Deutschland lässt sich Strom aus Wasserkraft undifferenziert als «Öko-» oder «Naturstrom» verkaufen.
    ...
und die Schweizer haben es wieder mal geschafft:

Unser Ökostrom wird ausschließlich in der Schweizer Wasserkraftanlage  L’Hongrin erzeugt

Flensburger verkaufen bundesweit Schweizer Wasserstrom:

\"Reinen Öko-Strom zum immer gleichen Preis wie der atom- und kohlelastige Strom Ihres örtlichen Grundversorgers\"

... die Schweizer verkaufen ihren Wasserstorm teuer an die Deutschen und verbraucht selbst lieber \"atom- und kohlelastigen Strom\".
 Man baut ja keine Atom- und Kohlekraftwerke? [/list]

 

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