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Autor Thema: Stadtwerke: Bezugspreise alle drei Monate neu verhandelt  (Gelesen 3965 mal)

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Offline RR-E-ft

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Stadtwerke: Bezugspreise alle drei Monate neu verhandelt
« am: 30. September 2007, 00:24:05 »
Nach Angabe der Stadtwerke Grevesmühlen sollen deren Erdgasbezugspreise alle drei Monate neu verhandelt werden.

In deutschen Worten:

Knallharte Preisverhandlungen aller drei Monate.
Nichts automatische Ölpreisbindung.

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Offline gaassa

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Stadtwerke: Bezugspreise alle drei Monate neu verhandelt
« Antwort #1 am: 17. Oktober 2007, 22:00:29 »
Klar...knallharte Verhandlungen,weil ein kleines Stadtwerk auch der russischen Gazprom oder anderen norwegischen Produzenten ihre Preisvorstellungen diktieren kann....wie weltfremd muss man eigentlich sein!!!

Leute, EON ist kein Gasproduzent,sondern bezieht das Gas grösstenteils aus ausländischen Quellen...

Auf Grund der weltweiten Energienachfrage können die Produzenten höhere Preise aufrufen,so dass EON und Co. höhere Beschaffungskosten haben....

Offline RR-E-ft

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Stadtwerke: Bezugspreise alle drei Monate neu verhandelt
« Antwort #2 am: 17. Oktober 2007, 22:19:11 »
@gaassa

Zitat
Leute, EON ist kein Gasproduzent,sondern bezieht das Gas grösstenteils aus ausländischen Quellen...

Wollen Sie Eulen nach Athen tragen? Oder musste die alte BGW- Propaganda aus der billigen Mottenkiste \"Branchenkommunikation Erdgas\" nun zum Feierabend auch noch einmal unters Volk?  ;)

Aber wahrscheinlich sind Sie weltfremd.

Die Erdgasimportpreise, also der Wert der Ware an der deutschen Grenze, ist doch in Ct/ kWh beim BAFA in Erfahrung zu bringen. Diese bewegen sich wegen der Ölpreisbindung ausschließlich an Rotterdamer Rohölpreisen nach der sog. europäischen Formel, die von allen maßgeblichen Erdgasproduzenten, von denen E.ON Gas bezieht, praktiziert wird. Da kann unsere \"kleine deutsche E.ON\" leider gar nichts dagegen tun.

Die Erdgasimportpreise zeigen, welche höheren Preise die Erdgasproduzenten aufgrund ihrer Marktstellung  aufrufen können.

Im Übrigen endet an der deutschen Grenze  der Einfluss des \"Weltenergiemarktes\" und der undeutschen Erdgasproduzenten.

Daneben ist E.ON selbst auch an der Gasexploration, schließlich auch an GAZPROM, beteiligt.

Fakt ist, dass die Beschaffungskosten der Stadtwerke bei Verträgen mit E.ON in absoluten Beträgen seit Mai 2003 weit stärker gestiegen sein sollen, als der Wert der Ware an der deutschen Grenze infolge der Ölpreisbindung der Erdgaserzeuger.

Die Beschaffungskosten des Importeurs E.ON können deshalb lange  nicht so stark gestiegen sein wie die Preise, die E.ON  den Stadtwerken bei Standard CityGate- Verträgen abverlangt.

Die unverschämt satte Differenz in Milliardenhöhe hat sich sicher nicht in Luft aufgelöst, sondern muss nach dem Gelderhaltungssatz der klassischen Gaslieferkette beim Importeur verblieben sein.

Fakt ist auch, dass einige Stadtwerke sich kurzfristig auf dem Markt orientieren und keine feste Ölpreisbindung bei der Beschaffung vereinbart haben. Diese Stadtwerke  fahren günstiger.

Diese Stadtwerke diktieren niemandem Preise, sondern nutzen die Chancen eines freien Erdgasmarktes, indem sie wohl folgende, einfache Überlegung kostensenkend auch im Interesse der eigenen Kunden angestellt haben:

Niemand braucht E.ON. Kündigen wir E.ON die Verträge.

Und so hat es ja auch das OLG Düsseldorf jüngst bei der Untersagung der langfristigen Gasbezugsverträge zwischen E.ON Ruhrgas und Stadtwerken geprüft und für gut befunden, weil Erdgas dadurch für uns alle billiger wird.

Man muss kein Gasproduzent sein, um abzuzocken, sondern nur den Markt beherrschen. Im fairen Wettbewerb diktiert niemand mehr die Preise, sondern diese bilden sich allein aufgrund von Angebot und Nachfrage. Damit der Marktpreismechanismus funktionieren kann, muss zuerst die in Deutschland bestehende Marktbeherrschung auf dem Gasmarkt beseitigt werden.

Experten von führenden Wirtschaftsinstituten, die EU- Kommission, die Deutsche Bank und andere \"Kommunisten\" meinen, dies sollte durch Zerschlagung der Energiekonzerne geschehen, womit sie m. E.  recht haben.

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Offline gaassa

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Stadtwerke: Bezugspreise alle drei Monate neu verhandelt
« Antwort #3 am: 18. Oktober 2007, 13:03:39 »
\"....Man muss kein Gasproduzent sein, um abzuzocken, sondern nur den Markt beherrschen. Im fairen Wettbewerb diktiert niemand mehr die Preise, sondern diese bilden sich allein aufgrund von Angebot und Nachfrage. Damit der Marktpreismechanismus funktionieren kann, muss zuerst die in Deutschland bestehende Marktbeherrschung auf dem Gasmarkt beseitigt werden...\"


M.E. eine sehr naive Vorstellung nach dem Motto am deutschen Wesen soll die Welt genesen...in einem fairen Markt bildet sich der Preis auf Grund von Angebot und Nachfrage...nur sie haben eins übersehen, wir werden auf absehbare Zeit keinen fairen Markt hinbekommen,allein weil die Anzahl der Gasproduzenten ein Oligopol bilden (Russland,Norwegen)....nicht umsonst treibt die EU die Nabucco-Pipeline so voran.  

Mit der Beseitigung einer Marktbeherrschung in Deutschland lässt sich nicht viel erreichen,da wir hiermit nur die eigenen Konzerne schädigen und ausländischen Monopolisten Tür und Tor öffnen.

Offline bjo

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Stadtwerke: Bezugspreise alle drei Monate neu verhandelt
« Antwort #4 am: 18. Oktober 2007, 13:18:55 »
Zitat
Original von gaassa
M.E. eine sehr naive Vorstellung nach dem Motto am deutschen Wesen soll die Welt genesen...in einem fairen Markt bildet sich der Preis auf Grund von Angebot und Nachfrage...nur sie haben eins übersehen, wir werden auf absehbare Zeit keinen fairen Markt hinbekommen,allein weil die Anzahl der Gasproduzenten ein Oligopol bilden (Russland,Norwegen)....nicht umsonst treibt die EU die Nabucco-Pipeline so voran.  

Mit der Beseitigung einer Marktbeherrschung in Deutschland lässt sich nicht viel erreichen,da wir hiermit nur die eigenen Konzerne schädigen und ausländischen Monopolisten Tür und Tor öffnen.

der größte Anteil am Preis für den Endverbraucher hat nicht das Oligopol aus Gasproduzenten sondern das Oligopol der Gasvertreiber.

Gedächniszitat aus: .. das Kartell!

das Gas kommt zu einem Preis von einheitlich < 10 EUR / Einheit bei uns an der Grenze an. Von der Grenze bis zu dir im Keller werden daraus < =50 EUR / Einheit.

Offline RR-E-ft

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Stadtwerke: Bezugspreise alle drei Monate neu verhandelt
« Antwort #5 am: 18. Oktober 2007, 13:26:54 »
@gaassa

Objektive Marktgesetze als naive Vorstellung abzutun, ist schon verwegen.
Solche Gesetze haben nichts mit einem \"deutschen Wesen\" zu tun. Die meisten Untersuchungen zu diesen objektiven Gesetzen stammen wohl von anglo- amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlern.


Sicher wird man nichts daran ändern können, dass sich die Erdgasimportpreise so entwickeln, wie sie sich entwickeln. Das und nur das ist die Folge der Marktmacht der Erdgasproduzenten.

Alles andere, was auf den Preisanstieg bei den Erdgasimportpreisen in absoluten Beträgen im Inland draufgeschlagen wurde (in Summe jährlich  Milliardenbeträge), ist allein Folge der Marktmacht der hiesiegen Energiekonzerne, die beseitigt werden muss, damit die Marktgesetze überhaupt im Inland wirken können, was einen funktionierenden Wettbewerbsmarkt für Erdgas  voraussetzt.

Das schädigt nicht die \"eigenen\" Energiekonzerne, sondern wendet vielmehr den bisherigen tagtäglich weiter steigenden immensen finanziellen Schaden in Milliardenhöhe von den Energieverbrauchern im Inland ab (vgl. Gelderhaltungssatz innerhalb der Gas- Lieferkette).

Niemand würde einem Räuber sein Handwerk weiter betreiben lassen, weil dieser zu ehrlicher Arbeit nicht in der Lage ist und deshalb zu besorgen stünde, dass er etwa der Sozialhilfe anheim fällt. Niemand käme auf die Idee, der Räuber würde durch die Untersagung seines sträflichen Tuns einen Schaden erleiden, obwohl sein dadurch bewirkter Einnahmeausfall wohl radikaler nicht sein könnte. Der betroffene Berufsräuber steht am Ende eines Jahres plötzlich ohne jeden Überschuss da und kann noch nicht einmal seine laufenden Unterhaltskosten selbst abdecken.

Sicher kann er auch nicht damit gehört werden, er wollte sich mit den Überschüssen aus seinem Tun gerade an einer gut organisierten Räuberbande beteiligen oder seine laufenden Räubereinnahmen zukünftig für wohltätige Zwecke, etwa der Caritas spenden. Dass der Hinweis behelflich sein könnte, dass die  Räubereinnahmen stetig im Ausland zur Erweiterung des Geschäftsfeldes investiert werden, halte ich auch für unwahrscheinlich.


Irgendwie scheinen Sie wohl etwas verquer zu denken. Kartellrechtswidriger Ausbeutungsmissbrauch aufgrund von Marktbeherrschung ist nicht weniger verboten, wie jede andere Form von Räuberei. Möglicherweise lässt schon eine entsprechende Denke einen entsprechenden Schaden besorgen.

 

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