@Pedro
Was Sie an den Festpreisverträgen der vergangenen Monate irritiert, kann durch Marktmechanismen erklärt werden.
Ein Festpreisvertrag ist ein Liefervertrag für eine Zukunft in der der Marktpreis der Ware zum Lieferzeitpunkt beiden Vertragsparteien nicht bekannt ist. Der Lieferant trägt dabei das Risiko, dass er die Ware zum Lieferzeitpunkt zu höheren Preisen einkaufen muss, als er sie an den Käufer veräußern kann. Der Käufer trägt nur dann ein Risiko, wenn er die Ware später weiterveräußern möchte, und der Marktpreis zum Liefertermin gefallen ist. Wird die Ware jedoch zum Eigenverbrauch erworben, trägt der Käufer kein wirtschaftliches Risiko. Zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses hat er den vereinbarten Preis für angemessen gehalten, und sich diesen langfristig gesichert, weil er in Sorge war, die Marktpreise könnten in Zukunft steigen. Er hat sich somit gegen steigende Preise abgesichert.
Ein Risiko ist auf einem freien Markt aber immer auch mit einer Chance verbunden. Wer sich für die Sicherheit entscheidet, dass sein Gaspreis über längere Zeit nicht steigt, darf sich nicht darüber beklagen, dass er auch von der Chance abgeschnitten wird, dass die Preise fallen könnten.
Ob man sich für langfristig abgesicherte Gaspreise entscheiden soll, hängt von den jeweiligen Marktbedingungen und dem persönlichen Risikoprofil ab. Wer sein Geld nur in Staatsanleihen, Festgeldern etc. möglichst sicher investiert, neigt dazu kein Risiko einzugehen, der sollte jeden Preis den er für noch bezahlbar hält, dazu nutzen, um sich möglichst langfristig zu binden. Wer dagegen in Aktien investiert, der sollte derzeit solange warten, bis die Rohölnotierungen wieder deutlich anziehen, und erst dann einen langfristigen Vertrag abschließen. Wer jedoch kürzlich all sein Vermögen verkauft hat, um es in Goldbarren anzulegen, der sollte die Gasheizung rausreißen, sich ein Stück Wald kaufen, und zukünftig wieder mit Holzofen heizen.
Derzeit sind die Konditionen für langfristig abgesicherte Gaspreise deutlich höher als für jederzeit veränderliche Preise. Dies spricht dafür, dass die Marktteilnehmer überwiegend damit rechnen, dass die Erdgaspreise in Zukunft wieder anziehen. Für Sicherheit muss man zurzeit eine Versicherungsprämie bezahlen. In Marktphasen mit hohen Preisen, sollte sich dieses Phänomen umkehren, die Preiskurve „invers“ werden.