Auch im Strombereich gilt:
Die Vorlieferanten sind oftmals Gesellschafter der von ihnen versorgten Verteilerunternehmen, wodurch erst die Wertschöpfung in der gesamten Lieferkette sichergestellt wird.
Faktisch werden bei der Tarifgenehmigung gem. § 12 BTOElt leider die Vorlieferantenpreise als feststehende Größe genommen, obschon diese ersichtlich oft konzernoptimiert sind und sich die Weiterverteiler selbst auf § 315 BGB berufen könnten, es jedoch nicht zuletzt wegen der Gesellschafterstruktur nicht tun.
Durch diese gesellschaftsrechtliche Verbandelung wird zudem oft ein Wettbewerb ausgeschlossen, da die Weiterverteiler sich ja ihren Gesellschaftern als Vorlieferanten eng verbunden fühlen.
Allein deshalb findet wohl kein nennenswerter Wettbewerb um die Belieferung von Weiterverteilern statt, der durchaus zu niedrigeren Strompreisen führen könnte.
Man könnte an ein Agreement der Konzerne untereinander denken, nicht gegeneinander in einen \"ruinösen\" Preiswettbewerb einzutreten.
Ein Stromkrieg zwischen PreussenElektra und dem RWE um die Versorgung in bestimmten Regionen wurde etwa 1927 durch einen sog. \"Elektrofrieden\" beigelegt:
http://www.udo-leuschner.de/basiswissen/SB133-03.htmDamals entstanden die gegenseitigen Demarkationsabreden und die in sich geschlossenen Versorgungsgebiete, für die mit dem Energiewirtschaftsgesetz 1935 der rechtliche Rahmen geschaffen wurde.
Obschon die ostdeutschen Regionalversorger zum RWE- und zum E.on- Konzern gehören, beziehen sie weiterhin zum weit überwiegenden Teil ihren Strom vom VEAG- Nachfolger Vattenfall Europe, zudem nun auch die Hamburger HEW und die Berliner BEWAG gehören.
Es sieht deshalb so aus, als ob der \"Elektrofrieden\" noch immer fortwirkt.
Und tatsächlich macht sich ein solcher Frieden wohl auch für alle Versorger bezahlt:
Erinnert sei daran, dass E.on im September 2004 ankündigte, die Preise bis zur Tätigkeitsaufnahme der Regulierungsbehörde nicht weiter erhöhen zu wollen.
Das ist dann bekanntlich nicht passiert.
Gerade E.on Unternehmen haben die Endkundenpreise teils erheblich erhöht, vgl. nur E.on Westfalen Weser.
Der E.on- Vorstandsvorsitzende gab dafür nicht etwa die Begründung, die eigenen Kosten seien gestiegen und hätten zu diesem Schritt gezwungen, sondern die anderen \"Wettbewerber\" hätten vom entsprechenden Vorschlag nicht überzeugt werden können und hätten ihre Preise für Endkunden auch erhöht und man habe sich deshalb \"mit dem Markt bewegen müssen\":
http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/index.html?id=536858&nv=ct_mtDas heißt mit anderen Worten wohl:
Man wollte beim Abkassieren nicht abseits stehen.
Wenn die anderen Konzerne ihre Endkundenpreise jedoch erhöhten und E.on hierzu nicht etwa durch gestiegene Kosten gezwungen war, wären die Preissteigerungen der anderen doch ein deutliches Signal für E.on gewesen, in deren Versorgungsgebiete mit günstigeren Preisen reinzugehen und somit in einen Wettbewerb um Kunden einzutreten.
So funktioniert doch eigentlich ein Wettbewerbsmarkt.
Nicht nur wären die Endkundenpreise bei E.on nicht gestiegen, sondern auch die Preise der anderen wären unter Wettbewerbsdruck geraten, was wohl zum \"Einfangen\" der Preiserhöhungen geführt hätte.
Wenn E.on die Preise stabil gehalten hätte, wären alle anderen zudem wohl in Erklärungsnot wegen ihrer Preiserhöhungen geraten.
Schlussendlich waren sich jedoch wieder alle einig und verlautbarten übereinstimmend die \"Begründungen\" für die \"notwendigen\" Preiserhöhungen.
Ganz offensichtlich wird ein Verhalten der Konzerne, die sich ja gegenseitig als \"Wettbewerber\" bezeichnen, aber selbst gegenüber der Politik abgestimmt, ohne etwa erst noch den VDEW hierfür zu bemühen:
http://www.swr.de/report/archiv/sendungen/050228/02/frames.htmlInteressant in diesem Zusammenhang ein kurzer Blick zurück, wo die angebliche Meinungsvielfalt zwischen den Versorgern gegenüber der Politik noch herausgestellt wurde. E.on sah sich dabei \"in Konkurrenz zu anderen Energieunternehmen\":
http://www.zeit.de/2003/03/Harig-InterviewDeshalb war die Überschrift im STERN \"Angriff der Strom- Krieger\" wohl nicht auf die Konzerne zu münzen, die wohl nach wie vor einen \"Elektrofrieden\" praktizieren:
http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/?id=536353http://www.zeit.de/2003/18/E-StromFreundliche Grüße
aus Jena
Thomas Fricke
Rechtsanwalt