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Autor Thema: Strompreislüge: 13 Prozent mehr müssen es sein  (Gelesen 3362 mal)

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Offline RR-E-ft

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Strompreislüge: 13 Prozent mehr müssen es sein
« am: 16. November 2007, 12:15:01 »
Zitat
Die Stadtwerke Jena-Pößneck müssen zum 1. Januar 2008 in Jena und Pößneck die Strompreise der Grund- und Ersatzversorgung um etwa 13 Prozent erhöhen.

Schon aus Kindertagen weiß man:

Wenn einer mal muss, dann muss er gehen.

Die Stadtwerke wollen zum 01.01.2008 die Strompreise um 3 Cent/ kWh drastisch verteuern. In der Jenaer Presse am 16.11.2007 werden die Stadtwerke damit zitiert, der drastische Preisanstieg gründe auf gestiegenen Stromerzeugungskosten bei E.ON.

Tatsächlich sind die Stromerzeugungskosten bei E.ON nicht derart gestiegen. Das ergibt sich schon daraus, dass E.ON selbst Strom überwiegend in Atom- und Wasserkraftwerken erzeugt.

Selbst E.ON behauptet solche um 3 Cent/ kWh  gestiegenen Stromerzeugungskosten nicht, weil es sie nicht gibt.

Grund ist vielmehr ein vertraulicher Deal, den die Stadtwerke 2000 mit E.ON  abgeschlossen haben, wonach die Stadtwerke- Kunden der Strompreis- Willkür des marktbeherrschenden Konzerns ausgesetzt werden.

Bundesweit die drastischste Strompreiserhöhung gab es bisher zum 01.11.2007 bei der Oldenburger EWE.

Dort bleibt der Grundpreis stabil bei 55 EUR brutto. Der Arbeitspreis stieg dort von 14,90 Cent/ kWh auf 17,20 Cent/ kWh, um 2,30 Cent/ kWh (netto).

Demgegenüber wollen die Jenaer Stadtwerke ab 01.01.2008 von einem Haushaltskunden einen jährlichen Grundpreis von 77,60 EUR/ Jahr (netto) und einen Arbeitspreis von 17,90 Cent/ kWh (netto).

Derzeit beträgt der Grundpreis im Allgemeinen Tarif 62,40 EUR/ Jahr (netto) und der Arbeitspreis 16,09 Cent/ kWh (netto). Erhöhung des Arbeitspreises also um 1,81 Cent/ kWh (netto)

Als Begründung stellen die Stadtwerke auch auf einen gestiegenen Staatsanteil ab, der dann 37 Prozent betrage. Tatsächlich hatten die Stadtwerke bereits 2003 darauf hingewiesen, dass der Staatsanteil ca. 41 Prozent betrage. Er ist also deutlich gesunken.

Zudem meinen die Stadtwerke, der Haushaltskunde mit einem jenatypisch sparsamen durchschnittlichen Verbrauch von 1.850 kWh könne die Preiserhöhung durch Stromsparen wett machen. (Im Bundesdurchschnitt verbraucht ein Musterhaushalt laut Branchenverband BDEW 3.500 kWh).
Wo man da noch sparen sollte, bleibt offen.

Es ist aber auch eine glatte Lüge:

Allein die Erhöhung des Grundpreises von 62,40 EUR/ Jahr (netto) auf 77,60 EUR/ Jahr (netto), um 18 EUR im Jahr (brutto), der man gar nicht durch Stromsparen ausweichen kann, führt bei dem Haushalt mit einem Verbrauch von 1.850 kwh/ Jahr zu einer Verteuerung um 0,98 Cent/ kWh (brutto). Diese Erhöhung lässt sich durch Stromsparen gerade nicht ausgleichen. Das ist das perfide an den Grundpreisen.

Die Grundpreise sind längstens drastisch überteuert:

Wenn die Oldenburger EWE mit einem jährlichen Grundpreis von 55 EUR (brutto) auskommt, stellt sich auch die Frage, warum in Jena der Grundpreis ab 01.01.2008 für einen Haushaltskunden 92,34 EUR/ Jahr (fast das Doppelte !!!!) betragen soll.


Der Preisunterschied von 37,34 EUR im Jahr bei den Grundpreisen macht für einen Haushaltskunden mit 1.850 kWh Jahresverbrauch allein schon einen Preisunterschied von 2,02 Cent/ kWh aus.  

Während die Jenaer Stadtwerke einen Grundpreis in Höhe von 92,34 EUR/ Jahr verlangen wollen, sind es bei den Rostocker Stadtwerken nur 42,29 EUR/ Jahr. Was die 50 EUR/ Jahr Unterschied ausmachen soll, ist völlig unerklärlich.

Bezogen auf einen Verbrauch von 1.850 kWh macht das allein einen Unterschied von 2,7 Cent/ kWh aus, den man nicht durch Stromsparen auffangen kann.
 
Der völlig überteuerte Grundpreis hat auch mit den Stromerzeugungskosten und gestiegenen Steuern und Abgaben rein gar nichts zu tun. Die Kunden sollen wohl weiter abgezockt werden, um die bereits drastisch gestiegenen Milliardengewinne von E.ON noch weiter zu steigern. Die Grundpreissteigerung, für die kein Grund genannt wurde, landet bei den Stadtwerken.

Grundversorgte Kunden können sich gegen die erhöhten Preise gem. §§ 315 Abs. 3 Satz 1 BGB, 17 Abs. 1 Satz 3 StromGVV auf die Unbilligkeit berufen und den Nachweis der Billigkeit der einseitigen Preisbestimmung durch nachvollziehbare und prüffähige Offenlegung der Kalkulationsgrundlagen verlangen.

Man kann aber auch jetzt sofort E wie einfach direkt zu E.ON wechseln:

Gegenüber den derzeitigen Strompreisen der Grundversorgung lässt sich dabei sogar 1 Cent/ kWh sparen. Wer sich also direkt von E.ON beliefern lässt, erfährt also keine Preiserhöhung, sondern eine Preissenkung. Ohne Aufpreis ist dieser Preis für zwei jahre nach oben gedeckelt.

Die Stadtwerke verlangen für einen solchen Preisdeckel auf die zum 01.01.2008 sogar eine Zusatzzahlung in Höhe von 1 EUR pro Monat, also 12 EUR im Jahr oder bezogen auf einen Haushaltskunden mit 1.850 kWh Jahresverbrauch eine weitere (versteckte) Preiserhöhung um 0,65 Cent/ kWh. Das ist nichts anderes als Abzocke.

Eindeutig fällt der Preisvergleich zwischen den Stadtwerken und der E.ON- Direktversorgung mit Preisgarantie bei einem Lieferantenwechsel vor dem 31.12.2007 aus.

Stadtwerke

Grundpreis 92,34 EUR/ Jahr + 12 EUR für Preisdeckel = 104,34 EUR/ Jahr
Arbeitspreis 21,30 Cent/ kWh


E wie einfach (E.ON direkt)

Grundpreis 74,28 EUR/ Jahr
Arbeitspreis 18,15 Cent/ kWh

Preisdeckel 2 Jahre ohne Aufpreis

Man bezahlt nach dem Wechsel zu E.ON direkt auch Abschläge und Rechnungsbeträge, nur eben zu deutlich geringeren Preisen.

Der Haushalt mit 1.850 kWh/ Jahr soll bei den Stadtwerken ab 01.01.2008 bei einer Preisgarantie 498,39 EUR zahlen, für die gleiche Leistung bei E.ON direkt hingegen 416,53 EUR, also 81,86 EUR weniger im Jahr bzw. 4,42 Cent/ kWh weniger.

Der Haushalt mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 3.500 kWh/ Jahr soll bei den Stadtwerken ab 01.01.2008 bei einer Preisgarantie 849,84 EUR zahlen, für die selbe Leistung bei E.ON direkt hingegen nur 709,53 EUR, also 140,31 EUR weniger im Jahr bzw. 4 Cent/ kWh weniger.

Das perfide daran:

Nach dem Deal zwischen den Stadtwerken und E.ON aus dem Jahre 2000 werden die Jenaer Stromkunden quasi direkt von E.ON beliefert, nur dass sie eben auch noch Zusatzkosten bei den Stadtwerken schultern sollen.    

Fazit:

Die Stadtwerke schützen die Kunden nicht vor der Preisabzocke durch E.ON. Im Gegenteil: Wer sich direkt von E.ON beliefern lässt, zahlt deutlich weniger. Wer sich durch E.ON direkt beliefern lässt, erfährt auch keine Preiserhöhung, sondern eine deutliche Preissenkung.

Die Begründung, die E.ON- Stromerzeugung habe sich verteuert und die Stadtwerke müssten deshalb ihre Strompreise so drastisch erhöhen, überzeugt also nicht. E.ON beweist mit seinem Strompreisangebot an Jenaer Kunden gerade das Gegenteil.

Wer braucht noch solche Stadtwerke ?

Hält man die Verbraucher in der Stadt der Wissenschaft 2008 einfach nur für blöde ?!!!

Wer sich von E.ON direkt weit weniger abzocken lassen will, sollte jetzt unverzüglich ganz einfach wechseln http://www.e-wie-einfach.de . Auch dabei bleibt der Grundpreis überteuert.

Offline RR-E-ft

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Strompreislüge: 13 Prozent mehr müssen es sein
« Antwort #1 am: 16. November 2007, 19:00:32 »
Kommen in Jena bei der Grundversorgung ab 01.01.2008  für einen Haushalt 1.800 kWh für 475,74 EUR aus der Steckdose, sind es bei den Stadtwerken Rostock nur 405,53 EUR.


Strompreierhöhung Stadtwerke Rostock

Zitat
Die prozentuale Erhöhung bei allen Stromprodukten bewegt sich zwischen 4 und 6,9 Prozent.

Zwei Beispielrechnungen sollen dieses verdeutlichen:

Bei einem Verbrauch von 1.800 kWh im Jahr steigen die Kosten von 381,95 EUR auf 405,53 EUR, das sind 6,17 Prozent im Jahr.

Bei einem Verbrauch von 3.800 kWh sind statt bisher 756,15 EUR jetzt 805,93 EUR, das heißt, 6,58 Prozent mehr zu zahlen.

Die Steckdosen in Jena bzw. die Stadtwerke dahinter sind also deutlich gieriger.

Sie verschlingen bei diesem Abnahmefall 1.800 kWh 70 EUR mehr im Jahr, für 3.800 kWh sogar 95,81 EUR mehr  im Jahr, allein der Grundpreis beträgt 50 EUR im Jahr mehr.  

Der Strom kommt wohl auch bei den Stadtwerken Rostock von E.ON und ist kein Deut besser oder schlechter als in Jena.

Man kann sich nur dafür schämen, dass die Jenaer Stadtwerke jedem Haushalt soviel mehr Geld für Strom aus der Tasche ziehen bzw. vom Konto abbuchen wollen.

 

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