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Autor Thema: VDEW: Strom-Arbeitspreis kostendeckend, Grundpreis = Gewinn  (Gelesen 3648 mal)

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Offline RR-E-ft

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Man rechnet mal wieder vor, welche Kosten der Strom -Arbeitspreis  bedecken soll:

http://www.pz-news.de/wirtschaft/92326/

"Vom durchschnittlichen Strompreis für einen 3-Personen-Haushalt in Höhe von 20,36 Cent pro Kilowattstunde seien lediglich 12,18 Cent Kosten für Energierzeugung, Transport und Vertrieb, erläuterte Schneider."

Wenn der Arbeitspreis voll kostendeckend ist, ist der Jahresgrundpreis der Gewinn. Und der Jahresgrundpreis fällt im Ländle üppig aus, ca. 90 EUR / Jahr und Kunde. Bei 3.500 kWh Jahresabnahmenge doch ganz  stattliche 2,5 Cent/ kWh, etwa soviel wie deutscher Kohlestrom in der Erzeugung kostet.

Klasse Rendite, unbesehen der Tatsache, dass auch schon in den "Kosten" üppiger Gewinn einkalkuliert ist.

Vielleicht rechnet der VDEW das noch einmal genauer vor, jetzt, da die Netzentgelte überall veröffentlicht sind.

Preistransparenz ist gefragt.

Offline ElCattivo

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VDEW: Strom-Arbeitspreis kostendeckend, Grundpreis = Gewinn
« Antwort #1 am: 22. Mai 2007, 17:45:08 »
In dem von Ihnen verlinkten Bericht tauchen die Begriffe "Arbeitspreis" und "Grundpreis" weder wortwörtlich noch irgendwie umschrieben auf.
Erstaunlich, wie es Ihnen dennoch gelingt, mal wieder Stimmung zu machen.

Warum haben Sie eigentlich nicht auch den folgenden Satz zitiert:
Die Netto-Strompreise ohne Steuern und Abgaben hätten sich seit 1998 kaum verändert, seien eher leicht rückläufig, ergänzt Schneider.

Oder diesen:
Seit 1998 hätten sich die Steuern und Abgaben um 93 Prozent erhöht.

Offline RR-E-ft

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VDEW: Strom-Arbeitspreis kostendeckend, Grundpreis = Gewinn
« Antwort #2 am: 22. Mai 2007, 18:08:49 »
@ElCattivo

Der stellvertretende VDEW- Geschäftsführer Roger Kohlmann hat wohl auch mal gerechnet und will dabei festgestellt haben, dass von 1998 bisher die Steuern und Abgaben ("nur") um 78 Prozent gestiegen sind.

http://www.dradio.de/download/63888/

Woher demgegenüber die 93 Prozent kommen sollen, weiß man nicht. Mancher nimmt einen Rechner, der nächste rechnet im Kopf, wieder andere zählen wohl an den Fingern ab bzw. können es an fünf Fingern abzählen.

Wie der seinerzeitige E.ON- Chef Harig gerechnet hatte, als er bereits 2003 einen "Staatsanteil" von 45 Prozent am Strompreis festgestellt haben will, weiß man heute auch nicht mehr. Demnach wäre dieser Anteil zwischenzeitlich signifikant gesunken. :shock:

Vielleicht sollten die Leute noch einmal zusammen rechnen und den Rechenweg veröffentlichen, damit man ihn ggf.  nachvollziehen kann.

Die anderen Sätze habe ich schon zur Genüge gehört und gelesen. Diese sind völlig sinnleer. Denn 1998 hatten wir ja ausschließlich Monopolpreise, die von den Versorgern teilweise auf einen Schlag um 25 Prozent gesenkt werden konnten, weil soviel Luft darin enthalten war. Zwischenzeitlich hat man die Strompreise wieder künstlich aufgeblasen und verweist darauf, dass der Luftballon nicht größer ist als zu Monopolzeiten, aber eben auch nicht kleiner. :roll:

***

In dem Beitrag ist von Strompreisen die Rede und man sieht, dass wohl die Arbeitspreise gemeint sein müssen, weil diese in genannter Höhe liegen. Und diese sollen entsprechend mit "lediglich Kosten" untersetzt sein, so dass die Grundpreise reiner Gewinn wären.

Wir schauen uns das aber gern en detail noch einmal gemeinsam an.
Sicher ist sicher.

Hier sehen wir, wie hoch die Arbeitspreise Strom nach einer deutlichen Preissenkung zum 01.04.2007 aktuell tatsächlich liegen:

http://stadtwerke-jena.de/fileadmin/stadtwerke-jena.de/Preise/Strom/S_Pb_GK_20070401.pdf

Die vom VDEW genannten Zahlen decken sich mit hiesigen erstklassigen Privatstrompreisen, wohlgemerkt: "Strompreis" = Arbeitspreis:

http://stadtwerke-jena.de/fileadmin/stadtwerke-jena.de/Preise/Strom/S_Pb_PK_20070401.pdf

Die Kosten und Staatslasten sind bundesweit gleich.

Und nun ?!


Vielleicht könnte man noch anführen, dass in Süddeutschland angeblich viel billiger und klimafreundlicher Strom aus Atomkraftwerken stammen soll, den man vielleicht wegen der besonderen Klimafreundlichkeit auch als teuren Ökostrom ("immerstrahlender Zusatznutzen") vermarkten könnte. :idea:

Hier im Osten haben wir dafür den weit weniger klimafreundlichen Vattenfall- Braunkohlestrom, der sich u.a. wegen grausam hoher CO2- Zertifikatepreise dramatisch verteuert haben soll. Als die Zertifikatepreise dann ins Bodenlose fielen, sanken die Strompreise merkwürdigerweise deshalb nicht. Gesenkt wurden Strompreise allenfalls wegen zwangsregulierter Netzkosten.

Und nun mögen die Propagandisten vom VDEW mal erklären, wie der (abgesenkt) hohe Strompreis zustande kommen soll.

Ich habe von den vertrauenserweckend dreinschauenden Spezialisten nun Folgendes gelernt:

"Vom durchschnittlichen Strompreis für einen 3-Personen-Haushalt in Höhe von 20,36 Cent pro Kilowattstunde seien lediglich 12,18 Cent Kosten für Energierzeugung, Transport und Vertrieb, erläuterte Schneider."

Beim Jenaer Privatstrompreis würden so 114 EUR Gewinn am Jahresende übrig bleiben und ich frage mich besorgt, wofür die Stadtwerke den wohl gebrauchen könnten.

Bei 3.500 kWh Jahresabnahmemenge immerhin 3,26 Cent/ kWh (netto).

Vor dem Landgericht hat man vortragen lassen, man müsse so hohe Strompreise verlangen, damit Wettbewerber die Chance hätten, diese preislich zu unterbieten. Man würde diese hohen Strompreise quasi nur kalkulieren und fordern, um damit den Wettbewerb voranzubringen. So gut sind diese Menschenfreunde.

Leuchtet ein.

Aber sollte man sich mit einer solchen Erklärung zufrieden geben können?


In einem konkreten Fall wird wohl beim Strompreis allein für den Wettbewerb so auf die Tube gedrückt, dass wohl glatt über 40 Prozent mehr verlangt werden als sonst.  Und trotzdem kein Wettbewerb in Sicht. Was sollen die denn noch machen? Und was sollen die Kunden machen?


Ich frage mich ja immer schon, wie sich der Strompreis zusammensetzt, warum man etwa Kosten so in Grund- und Arbeitspreis schlüsselt und nicht anders...

Von Weizsäcker hatte für den VDEW angeblich  herausgefunden, dass es im Wettbewerb keine unterscheidlichen Strompreise für unterschiedliche Kundengruppen mehr geben könne (typisch nur für Monopole) und gleichwohl sind weiterhin unerklärliche Preisspaltungen für ein und den selben Strom ein und des selben Versorgers zu beobachten, vgl. oben Privatstrom/ Geschäftsstrom.

Hin wie her:

Kosten die im Arbeitspreis voll gedeckt sind, brauchen nicht mehr mit Grundpreisen abgedeckt werden. Der Grundpreis enthält netto keine Steuern und Abgaben. Nach dieser Betrachtung blieb der durch keine weitere Kosten untersetzte Grundpreis als Gewinn übrig.

Und die Rechnung passt dann doch für den Standardabnahmefall 3.500 kWh/ a, oder?

****

Aber es bleibt Ihnen doch völlig unbenommen, die VDEW- Rechnung zu widerlegen oder aber die Kosten genauer zu erklären, transparenter darzulegen.


*****

Aprops Stimmung:

Welche Stimmung wird denn da von einer E.ON- Tochter bundesweit verbreitet?

http://forum.energienetz.de/viewtopic.php?t=6429 :oops:


*****


Schlussendlich, was sagen Sie dazu:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,470391,00.html

Ist der Mann ein Zyniker oder hat der Ihrer Meinung nach etwa auch keine Ahnung?

Er ist wohl auch dagegen, die Netzentgelte an Durchschnittspreisen zu orientieren, wie es die 84 Stadtoberhäupter für die Anreizregulierung fordern:

http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~EC4E525B824C94B8C91F9860A5AC372E5~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Die Prognosen über die Entwicklung der Strompreise erscheint für die Kundschaft oft manisch-depressiv.

Danach unterstellt man den so verwirrten Kunden wohl sogar eine gewisse Paranoia:

http://www.netzeitung.de/wirtschaft/unternehmen/305638.html

http://www.netzeitung.de/wirtschaft/unternehmen/315735.html

http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/index.html?id=536858

Es scheint, man könne nicht viel auf solche Aussagen geben.

Sie haben eine zu geringe Halbwertzeit.

 

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