Weiterer Einbruch der Zertifikatepreise erwartet
Quelle: TAM-News
Experten befürchten nach der Bekanntgabe der EU-Emissionszahlen einen erneuten Kurssturz am Markt für CO2-Emissionsrechte. Aktuell sei man darauf eingestellt, dass für 2005 rund 23 Mio mehr Zertifikate zugeteilt worden seien, als Europas Industrie benötigt habe, hieß es. Einige Analysten sagen 100 bis 200 Mio Lizenzen zuviel voraus und erwarten nun einen Preis von 1 bis 5 Euro je Tonne CO2. In der EU wurden 2005 den Betreibern energieintensiver Anlagen rund 2 Mrd Zertifikate kostenlos zugeteilt. Sie laufen bis Ende 2007.Hatten die Energiekonzerne die kostenlos zugeteilten Zertifikate etwa als immaterielle Vermögenswerte in ihre Bilanzen eingestellt, um dann einen Werteverzehr derselben als Opportunitätskosten in die Strompreiskalkulation einzupreisen, so stände jetzt wohl eine drastische Wertberichtigung und geänderte Strompreiskalkulation an.
Der Preisunterschied zwischen 30 EUR/ Tonne und 1 bis 5 EUR/ Tonne ist gewaltig.
Entsprechend sinken auch die Opportunitätskosten, wenn man deren Einpreisung überhaupt für zulässig hält.
Das Bundeskartellamt soll in diesem Zusammenhang gegen E.ON und RWE ermitteln, weil das Einpreisen und die Erhöhung der Großhandelspreise den Verdacht des missbräuchlichen Ausnutzens einer marktbeherrschenden Stellung nahelegt, was von den Konzernen und deren Lobbyverband VDEW in Abrede gestellt wird.
Die Konzerne denken auch gar nicht daran, die Preise zu senken:
http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1241714Die Begründung erscheint jedoch scheinheilig. Nur ein Bruchteil des Stroms wird über die EEX gehandelt. Wollten die Konzerne ihren gesamten Strom an der EEX gekauft haben, müssten dort wohl dementsprechende Handelsvolumina verzeichnet worden sein.
Fehlanzeige.
Zudem wären sie selbst als Verkäufer des Stroms an der EEX die Profiteure des ausgesprochen hohen Preisniveaus.
Getreu dem Grundsatz
linke Tasche, rechte Tasche können sich die hohen Preise an der EEX wohl keinesfalls negativ auf die Konzerne ausgewirkt haben.
Eher das Gegenteil steht mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten.
Reserven aus dem Kalten heraus:
http://www.welt.de/data/2006/02/14/845439.htmlWenn an der EEX nur ca. 15 Prozent des Gesamtmarktvolumens gehandelt werden, von diesem Gesamtmarktvolumen ca. sechs Prozent in der Kaltreserve schlummern, hat freilich niemand Einfluss auf die Börsenpreise....
Denn:
Die Strompreise bilden sich
im Markt - über das Zusammenspiel von
Angebot und Nachfrage:
http://www.eon-special.com/special/de/7062.jspDie Zertifikatepreise spielen dabei eine große Rolle:
http://www.eon-special.com/special/de/7171.jsphttp://www.eon-special.com/special/de/7183.jspBleibt noch die Frage offen, wer die britischen Erdgaspreise beeinflusst, dort mit zusätzlichen Gaskraftwerken und 80.000 gasbetriebenen MicroBHKWs die Nachfrage nach Erdgas erhöht hat.
Wer war es wohl?
Hier lesen wir auf Seite 31, dass die Zertifikatepreise in Deutschland den
größten Einfluss auf die Entwicklung der Strompreise haben sollen:
http://www.eon.com/de/downloads/EON_GB_2005_D_Lagebericht_060309.pdfNun sind die Zertifikatepreise
drastisch eingebrochen und dieser sehr große Einfluss sollte sich nun deutlich bemerkbar machen, wenn niemand eine
Rückschlagbremse in den
Marktmechanismus eingebaut hat....
Aber schließlich soll E.ON stabile Strompreise versprochen haben:
http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1204779Stabil heißt eben auch, dass verhindert wird, dass die Preise sinken. Schließlich brauchen die Kunden Planungssicherheit - kein ewiges rauf und dann schon wieder
runter mit den Preisen.
Freundliche Grüße
aus Jena
Thomas Fricke
Rechtsanwalt