Forum des Bundes der Energieverbraucher

Autor Thema: Wärmepumpenstrom = unfair teuer. Ein ernüchterndes Fazit nach 12 Jahren Betrieb  (Gelesen 7819 mal)

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Offline nicole123

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Wir sind seit 2005 Wärmepumpenbetreiber und im Zuge der Planung einer eigenen PV-Anlage habe ich mir nun mal den Spaß erlaubt, den Verbrauch und die Wirtschaftlichkeit unter die Lupe zu nehmen.

Ich habe anhand der Betriebsstunden und Verbräuche einmal den Energieverbrauch unseres Hauses berechnet und zum Vergleich die Kosten herangezogen, die wir für Heizöl bezahlen müssten. Momentan wäre eine Heizölheizung fast billiger im Betrieb und da frage ich mich ernsthaft, inwiefern mit der derzeitigen Preisgestaltung eine Energiewende von statten gehen soll?

Wärmepumpen sind als integraler Bestandteil des Energiewendekonzeptes geplant und uns war schon 2005 klar, dass ihre Effizenz in Verbindung mit Ökostrom eigentlich das zukunftsfähigste ist, was es an Heiztechnik geben kann.

Wir verbrauchen rund 5000 kWh/Jahrx0,20 ct=1000 €/Jahr. (monovalente WP-Hzg., Sole-Flächenkollektor, 240 m² WF, 6 Personen) Bei einer JAZ von 4 entsprechen 5000 kWh einem Energiebedarf von 20.000 kWh - das entspricht 2000 Liter Heizöl (Heizwert ca. 10 kWh/l). Bei den derzeitigen Heizölpreisen um die 50 ct/Liter ergibt sich eigentlich ein Betriebskostenvorteil von 0. Unsere erhöhten Investitionskosten in die Anlage werden nicht kompensiert-wir bekamen 2005 auch keine Förderung.

Im vergangenem Jahr haben wir beim Grundversorger gekündigt und komplett auf Ökostrom umgestellt - die Heizung läuft also mittlerweile komplett klimaneutral. Dass es Ökostrom für Wärmepumpen gibt, wusste noch nicht einmal unser Wärmepumpenguru-es war auch nichts darüber in der Presse zu lesen - wir hatten es nur zufällig herausbekommen, weil uns das eben wichtig war.

Trotz der Umweltfreundlichkeit zahlen wir alle auf den Strom fälligen staatlichen Umlagen, ohne Vergünstigung. Wir profitieren nicht in dem Maße von fallenden Preisen am Strommarkt (warum gibt es dazu keine Regelung?), bei  Heizölpreisen gibt es größere Schwankungen. Betreibern von BHKW werden dagegen z.B. Energie und Mineralölsteuern rückerstattet-umweltfreundliche Wärmepumpenbetreiber sparen lediglich einen Teil der Netzentgelte-und zahlen fleißig obendrein die Vergünstigung der KWK mit 0,438 ct/kWh, die Vergünstigung energieintensive Unternehmen 0,388 ct/kWh und die EEG-Umlage mit 6,88 ct/kWh-insgesamt 7,7 ct/kWh, 385 Euro/Jahr.

Die Netzbetreiber haben keinerlei Nutzen von WP-unsere starren Sperrzeiten sind sicher mittlerweile eher ein Hindernis (z.B. Mittags zu sonnigen PV-Hochzeiten). Eine eigentlich angedachte netzdienliche Fernsteuerung der Wärmepumpe als Pufferspeicher ist technisch unmöglich- Nachrüstungen von Steuertechnik von bestehenden Wärmepumpen werden nicht gefördert und so auch nicht angeboten.

Technisch ist unsere WP noch top-allerdings hat sie eben noch keine gridfähige Steuerungseinheit. Nochmal investieren werden wir wohl nicht-obwohl eine gridfähige WP mit variabler Leistung und geringerem Anzugsstrom sicher besser wäre.

Obendrein kommt dann noch, dass wir bei der Planung unserer PV-Anlage in der Größe, dass sie theoretisch unseren (logischerweise durch WP und 2 E-Autos recht hohen) Stromverbrauch produziert die 10 kWp-Bagatellgrenze überschreiten. Auf unseren eigenverbrauchten Strom wird also dann auch die EEG-Umlage fällig. Echt dufte, so als Großfamilie in Deutschland, die sich Gedanken übers Klima macht!







« Letzte Änderung: 07. Februar 2017, 13:51:42 von nicole123 »

Offline Wolfgang_AW

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@nicole123

Gab es bei Ihnen zum Einbau keinerlei WP-Förderung/Investitionszulage durch Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA)oder Förderprogramm der KfW-Bank oder auch Landesförderung?

Auch Ihre Festlegung des Heizölpreises auf 0,50€/Ltr verzerrt etwas Ihre Rechnung, denn zwischen 2005 und 2016 hatten wir auch Hochphasen des Heuizölpreises (z.B.2011- 0,82€/L oder 2012 0,89/L)

Möglicherweise gibt es noch Förderprogramme wenn eine WP-Anlage optimiert wird. Förderprogramme können auf www.bafa.de oder www.kfw.de gecheckt werden. Auch ein Energieberater könnte hilfreich sein.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
„Es hat sich bewährt, an das Gute im Menschen zu glauben, aber sich auf das Schlechte zu verlassen.“

(Alfred Polgar)

Offline nicole123

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Gab es bei Ihnen zum Einbau keinerlei WP-Förderung/Investitionszulage durch Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA)oder Förderprogramm der KfW-Bank oder auch Landesförderung?

nein, es gab lediglich ein zinsvergünstigtes KfW-Darlehen und einen vom Grundpreis befreiten 5-Jahresvertrag des Grundversorgers, wir hofften hauptsächlich auf steigende Heizölpreise und vergleichsweise geringe Wärmepumpentarife-mittlerweile sind es aber die hinzugekommenen Energiewende-Abgaben und die Umsatzsteuer darauf, die den WP-Strom so teuer machen. Der wichtigste Konzeptteil der Energiewende in Privathaushalten -die Heizenergie- wird so völlig irrwitzig behandelt.
Siehe auch die Stellungnahme des WP-Verbandes: http://www.waermepumpe.de/politik/energiepreise/

Auch Ihre Festlegung des Heizölpreises auf 0,50€/Ltr verzerrt etwas Ihre Rechnung, denn zwischen 2005 und 2016 hatten wir auch Hochphasen des Heuizölpreises (z.B.2011- 0,82€/L oder 2012 0,89/L)

Das mag durchaus sein - momentan betrachtet ist es jedoch so, dass es keinen Vorteil mehr gibt. Ich habe mir mal den Spaß gemacht, die Abgabenlast zu vergleichen. Die im Strompreis enthaltene Abgaben betragen 77% auf den Endpreis-die im Ölpreis enthaltenen 27%! Wirklich kompensiert wurden die höheren Investitionskosten nicht, auch nicht vom Zwischenhoch der Ölpreise.

Möglicherweise gibt es noch Förderprogramme wenn eine WP-Anlage optimiert wird. Förderprogramme können auf www.bafa.de oder www.kfw.de gecheckt werden. Auch ein Energieberater könnte hilfreich sein.

Natürlich gibt es ein Förderprogramm für die Anschaffung einer neuen WP-die Umrüstung würde mich nach Abzug der Förderung noch mindestens 6000 EUR kosten, sparen würde ich ca. 200 € pro Jahr. Kann man sich ja ausrechnen, ob sich das lohnt... Vor allem aus Sicht der Nachhaltigkeit wäre das ein reiner Wahnsinn! Die Wärmepumpe funktioniert einwandfrei, nur die Steuerung ist überholt und wenn erneuerbare Energien zum Einsatz kommen, stellt sich auch nicht dringend die Frage nach der Effizienz, bei einem System das auch schon so sehr sparsam arbeitet. Der Energieberater und-optimierer im Haus bin ich.  ;D


Offline Netznutzer

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Zitat
Die Netzbetreiber haben keinerlei Nutzen von WP-unsere starren Sperrzeiten sind sicher mittlerweile eher ein Hindernis (z.B. Mittags zu sonnigen PV-Hochzeiten). Eine eigentlich angedachte netzdienliche Fernsteuerung der Wärmepumpe als Pufferspeicher ist technisch unmöglich- Nachrüstungen von Steuertechnik von bestehenden Wärmepumpen werden nicht gefördert und so auch nicht angeboten.

Ich weiss zwar nicht, wo Sie wohnen, aber z.B. in Münster oder auch bei Westnetz zahlt man ein verringertes Netzentgelt für den WP-Zähler und keinen Grundpreis. Viele Netzbetreiber kommen der Verpflichtung nach § 14 EnWG nach, schauen Sie mal bei Ihrem, ob dem wirklich so ist, dass der Netzbetreiber die WP nicht unterstützt.

Sollten Sie allerdings Ihre Messung so umgebaut haben, dass der gesamte Strombezug über eine Messung abgewickelt wird, damit Sie leichter einen anderen Anbieter finden konnten, dann kann es natürlich auch keine besseren Netzentgelte usw. geben.

Gruß

NN

Offline nicole123

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 auch bei Westnetz zahlt man ein verringertes Netzentgelt für den WP-Zähler und keinen Grundpreis.

Das ist schon richtig-das ist die EINZIGE "Vergünstigung" bei einer Wärmepumpe - es ist aber in Wahrheit ein Entgelt für eine Gegenleistung-nämlich die in Kauf genommenen Abschaltung zu Spitzenbelastungszeiten. Und dafür hat man dann wiederum höhere Installationskosten--->Pufferspeicher, der diese Ausfälle überbrückt.

Die Umlage BHKW entsteht z.B. weil BHKW-Betreiber für ihre eingesetzten Brennstoffe die Mineralölsteuer wiederbekommen. Und das finanziert man dann auch als WP-Betreiber... Mag ja alles schön und gut sein, bei WP-Strom aus fossilen Quellen - bei Einsatz von sauberem Strom (ich beziehe ihn von einem Direktvermarkter) ist es irgendwo unlogisch und nicht nachvollziehbar. Hier werden der WP-Technik Steine in den Weg gelegt. Mag sein, dass Investitionszuschüsse fließen-nur sollte man sich eben auch die Betriebskosten anschauen.

Ich dachte bisher, ich spare richtig ordentlich an laufenden Kosten - und die Berechnung hat mich echt überrascht! Wie kann es sein, dass Heizöl preislich ggü. Diesel  gestützt wird, WP-Strom allerdings im Vergleich zu HH-Strom nicht? Ist das logisch-gerecht?

hier z.B ein dufte Beratungsseite: http://www.energiesparen-im-haushalt.de/energie/storage/sites/vergleich-oelheizung-gasheizung.html

http://www.nicibiene.de/wp-content/uploads/2017/02/Lohnen-sich-W%C3%A4rmepumpen.jpg
« Letzte Änderung: 16. Februar 2017, 12:25:19 von DieAdmin »

Offline Kris

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Auch wir waren so naiv und haben im Jahre 2005 in unser damals neues Eigenheim (168 m²) in Berlin  eine Erdwärmepumpe (Watterkotte) eingebaut.
Ich kann alles unterstützen und bestätigen was Nicole123 im Jahr 2017 in ihrem Beitrag schrieb.  Seit dem haben wir mehr bezahlt, als wenn wir eine Gasheizung eingebaut hätten. Dewegen überlegen wir jetzt auf eine Gasheizung umzurüsten.
Wie ich gerade in einem Handelsblatt -Artikel (Wärmepumpen - Die Revolution im Heizungskeller? von Kathrin Witsch)  las, bestätigen auch Führungskräfte von Stiebel Eltron, Viesmann und anderer deutscher Hersteller das der Betrieb von Wärmepumpen in Deutschland günstiger werden müssen. Immer noch zahlt der Verbraucher aufgrund von Steuern und Umlagen deutlich mehr für Strom als für Öl und Gas. Hohe Strompreise bremsen Wärmepumpen in Deutschland aus, im Gegensatz zu China, Japan und den USA. In Frankreich zahlen die Nutzer von Wärmepumpen nur halb so viel für Strom.
Erst im Jahr 2015 soll der Preis pro Tonne CO2 auf 55 Euro steigen. Erst dann würde die Wärmepumpe preislich wettbewerbsfähig zu fossilen Heizmöglichkeiten sein -  20 Jahre nach dem wir dachten wir sind Vorreiter für eine umweltfreundliche Heiztechnik.  Wir haben dafür 20 Jahre mehr gezahlt. (Mittlerweile 1460 € pro Jahr) Ich denke die Politik kennt alle Fakten, aber hat nichts getan, um Wärmepumpentechnik zu unterstützen.
Wofür gibt es eigentlich diese Forum des Bundes für Energieverbraucher?
ich denke, wir Verbraucher haben keine Lobby?

 

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