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Autor Thema: Energiewende: Scheitert das Jahrhundertprojekt?  (Gelesen 5383 mal)

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Offline Wolfgang_AW

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Energiewende: Scheitert das Jahrhundertprojekt?
« am: 04. April 2013, 14:07:41 »
Scheitert in diesem Sommer das Jahrhundertprojekt?

Zitat
Wer in den vergangenen Wochen Fernsehen geschaut und die Zeitungen gelesen hat, wird Zeuge eines tiefen Falls.
...
Man muss es an dieser Stelle deutlich sagen: Diese oben beschriebene Energiewende ist eine fantastische Idee, sie ist ein tolles Projekt!

Aber jetzt, mehr als zehn Jahre nach ihrem Start durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), ist die Energiewende in der Wirklichkeit angekommen. Und die ist ganz schön hart. Denn verschiedenste Interessengruppen und Politiker zerren an dem Jahrhundertprojekt – und drohen es zu zerreißen.
...
Das große Problem der Energiewende ist, in einem Satz zusammengefasst: Die Politik, die Bürger, die Wirtschaft und die Umweltverbände, sie alle können sich derzeit nicht darauf einigen, was sie eigentlich mit der Energiewende wollen.

Was fehlt, ist ein klar definiertes Ziel.
...
Jenseits der nackten Zahlen zeigt sich nun aber, dass ein echtes inhaltliches Ziel fehlt. Denn die verschiedenen Ziele der Energiewende, das stellt sich in diesen Wochen heraus, lassen sich nicht alle gleichzeitig erreichen. Mehr noch: Vielleicht müssen wir in diesen Tagen begreifen, dass die Energiewende ohne Widersprüche und Verteilungskämpfe nicht zu haben ist. Denn wir wollen einen Umbau der Energieversorgung, der gleichzeitig

  • umweltfreundlich
  • bezahlbar
  • zügig
  • sicher
  • bürgergetrieben und
  • ein Vorbild für Welt ist.
...
Es ist dringend an der Zeit zu erkennen: Das alles passt nicht zusammen, all diese Interessengruppen rennen in verschiedene Richtungen. Deshalb müssen sie sich endlich die Frage stellen: Welches Ziel wollen wir gemeinsam mit der Energiewende verfolgen? Aus 1-2-3-4-5-6 müssen sie Prioritäten wählen.

Denn eine sichere Stromversorgung verträgt sich schlecht mit einem schnellen Umbau. Ein langsamer Umbau passt wiederum nicht zum Klimaschutz, der Klimaschutz wiederum nicht zu billigem Strom. Und viel Selbstversorgung ist nicht unbedingt gut für die Geldbeutel der Allgemeinheit.

Wenn die Interessengruppen diese Widersprüche nicht schnellsten angehen und die Verteilungskämpfe beilegen, wird der politische Murks in Sachen Energiewende so weitergehen. Er wird sich wohl sogar verschärfen: Denn die ersten 25 Prozent Erneuerbare in das Stromnetz einzubinden, war vergleichweise einfach.

Die nächsten 25 Prozent aber erforden einen geplanten und grundlegenden Umbau der Energieinfrastruktur und des Marktes – ein Novum in der Geschichte moderner Gesellschaften. Insofern ist das Wort vom Jahrhundertprojekt auch berechtigt.

Deshalb: Finden die Interessengruppen nicht schleunigst einen gemeinsamen Nenner, erleben wir in diesem Sommer den Anfang vom Ende der Energiewende.

Wäre das schade? Ja! Aber alles für alle und alles sofort – das geht nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
„Es hat sich bewährt, an das Gute im Menschen zu glauben, aber sich auf das Schlechte zu verlassen.“

(Alfred Polgar)

Offline Stromfraß

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Re: Energiewende: Scheitert das Jahrhundertprojekt?
« Antwort #1 am: 04. April 2013, 15:26:06 »
Ich weiß ja nicht, welche Interessen die "Wirtschaftswoche" verfolgt.
Aber wenn ich z.B. lese, was WIR wolen
Zitat
Denn wir wollen einen Umbau der Energieversorgung, der gleichzeitig

    umweltfreundlich
    bezahlbar
    zügig
    sicher
    bürgergetrieben und
    ein Vorbild für Welt ist.


Da ist sofort die Frage, wer mit dem WIR tatsächlich gemeint ist.

Erinnern wir uns: der Umbau der Energieversorgung wurde von der Regierung beschlossen, übrigens als einzige Regierung in der Welt. Es gab einigen Hickhack, zum Schluss haben sich Merkel & Co.h Alle anderen setzen weiterhin auf das, was zur Verfügung steht, oftmals auf Kernergie. Vorgegaugelt wurde uns - nach dem Reaktorunglück von Fukushima - dass Atomkraftwerke nicht sicher sind und demzufolge abgeschaltet werden müssen. Merkwürdig nur, dass wir uns mit dieser "Sicherheit" noch einige Jährchen Zeit lassen. Dafür wachsen rings um Deutschland alte und neue AKW, die aber im Falle eines Falles keine Ländergrenzen kennen.

Im übrigen fehlt in obiger Aufstellung der wichtigste Fakt, der für den "Umbau" maßgeblich ist, aber verschämt verschwiegen wurde: der Umbau muss sich "lohnen", d.h. genügend Profit für die Unternehmen bringen, die den Umbau voranbringen sollen. Es sind wieder die, die sich auch mit der Kernenergie bereits "eine goldene" Nase verdient haben.
Mag sein, dass auch "umweltfreundlich" und "sicher" eine gewisse Rolle spielen, aber "bezahlbar" und "bürgergetrieben" (was ist das eigentlich?), da muss man wohl eher lachen.
Und "Vorbild für die Welt"? Da kann sich jeder seine eigenen Gedanken machen.

Offline superhaase

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Re: Energiewende: Scheitert das Jahrhundertprojekt?
« Antwort #2 am: 04. April 2013, 16:40:15 »
Und "Vorbild für die Welt"? Da kann sich jeder seine eigenen Gedanken machen.
Ich mache mir da z.B. folgenden Gedanken:
Kohle, Öl und Gas sind nicht unbegrenzt vorhanden.
Der globale Energiebedarf steigt.
Die o.g. Energieressourcen werden in wenigen Jahrzehnten knapp und knapper und damit sehr teuer werden.
Was bleibt also anderes übrig, als neue Energieressourcen zu erschließen, am besten "erneuerbare", die niemals versiegen werden?
Wenn "wir" das nun als erste Nation der Welt ernsthaft in Angriff nehmen, sind wir damit selbstverständlich "Vorbild für die Welt".
Wenn wir es richtig machen, dann werden wir auch ein anerkanntes und nachgeahmtes Vorbild für die Welt sein.
Wenn wir dabei einige Fehler machen (was derzeit offensichtlich der Fall ist), dann werden wir ein (zum Teil) abschreckendes Vorbild für die Welt sein - der Rest der Welt wird dann später versuchen müssen, unsere Fehler zu vermeiden und es besser zu machen. ;)
8) solar power rules

Offline Stromfraß

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Re: Energiewende: Scheitert das Jahrhundertprojekt?
« Antwort #3 am: 05. April 2013, 20:47:29 »
Keine Frage, Gas, Oel und Kohlre reichen nicht ewig.
Ist das aber ein Grund, planlos und überstürzt ganz Deutschland sozusagen in ein Chaos zu stürzen?
Ehe ich KKW abschalte und der Zeitplan liegt auch für die restlichen KKW vor, muss ich doch zuvor über Alternativen nachdenken und wie diese finanzierbar sind. Sicher, es gibt Möglichkeiten, die uns die Natur bietet. Das sollten nicht nur wir, sondern auch andere nutzen.
Niemand zwingt uns aber zu überstürzter Vorgehensweise!
Zitat
Wenn wir es richtig machen, dann werden wir auch ein anerkanntes und nachgeahmtes Vorbild für die Welt sein.
Wie superhase bereits schrieb ...
Dann sollte man es aber mit der eigenen Bevölkerung machen und nicht gegen sie.
Momentan wird das Volk für dumm verkauft und soll das, was sich die Stromkonzerne unter den Nagel reißen, zusätzlich bezahlen - siehe EEG-Umlage und der Staat verdient über die Steuern noch kräftig mit.
Hierzu noch ein Satz aus einem anderen Thread:
Zitat
Das EEG besteht aus grundlegenden Systemfehlern, aber wem sagt man das. Der Staat partizipiert dabei, auch deshalb wird wohl nichts dagegen unternommen. Es ist wie bei einer Insolvenzverschleppung, es wird immer schlimmer. Dabei wäre die geordnete "EEG-Insolvenz" wenigstens der Schrecken mit einem Ende.
« Letzte Änderung: 05. April 2013, 21:00:42 von Stromfraß »

Offline MezzoMan

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Re: Energiewende: Scheitert das Jahrhundertprojekt?
« Antwort #4 am: 06. April 2013, 11:09:59 »
Das Problem ist aber finde ich, dass man manchmal einfach nicht mit der Bevölkerung arbeiten kann, weil die Meinungen zu verschieden sind. Manche hätten die Energiewende besser jetzt als morgen, andere befürworten sie, würden aber anders vorgehen, andere sind gänzlich gegen die Energiewende und würden es lieber sehen, wenn mehr AKWs gebaut werden würden.

Und letztlich weiß niemand, welcher Weg der richtige Weg ist. Und so gehen wir halt irgendeinen Weg und die Welt beobachtet uns, um es dann so wie wir oder besser zu machen.

Offline Stromfraß

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Re: Energiewende: Scheitert das Jahrhundertprojekt?
« Antwort #5 am: 06. April 2013, 12:17:06 »
Mag sein, dass die Bevölkerung zur Enrtgiewende und dem Weg dahin keine einheitliche Meinung hat.
Wie sollte sie auch, wenn diese nicht mal die paar maßgeblichen Leute in der Regierung haben? Erinnern wir uns noch: rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln und noch eine Kehrtwende. Auch ein zuständiger Minister musste schon den Hut nehmen.
Eines aber ist gewiss, zumindest habe ich noch von niemand gehört, dass die rasante Strompreisentwicklung bei der Bevölkerung Anklang findet. Mittlerweile 700.000 Haushalte, denen der Strom abgedreht wurde, sprechen eine deutliche Sprache. Muss es erst 1 Million werden oder 2 Millionen, ehe man die Zeichen versteht?
Energiewende ja - aber nicht um jeden Preis!

Offline superhaase

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Re: Energiewende: Scheitert das Jahrhundertprojekt?
« Antwort #6 am: 06. April 2013, 19:03:25 »
Tja, da beschreiben Sie den ganzen Murks der Merkel-Regierung.
Wer es anders haben möchte, muss Merkel abwählen.
8) solar power rules

Offline Stromfraß

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Re: Energiewende: Scheitert das Jahrhundertprojekt?
« Antwort #7 am: 06. April 2013, 19:42:21 »
Ich wollte keine Parteipropraganda betreiben. Im Grunde ist es mir auch wurscht, wer dafür zuständig ist, weil es mir nicht um Politik, sondern um konkrete Sachverhalte geht.
Allerdings, es stimmt schon, hier war es die Merkel-Regierung, die es "verzapft" hat.

Offline Fides

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Re: Energiewende: Scheitert das Jahrhundertprojekt?
« Antwort #8 am: 15. April 2013, 12:26:59 »
"Vorbild für die Menschheit" ---> Das kann doch aber nur für die westliche Welt gelten, denn in vielen Teilen der Welt wird es schwierig dieselben Maßstäbe anzusetzen. Selbst wir haben finanziell immer mehr an unsere Vorbildfunktion zu knabbern. Zumindest gewinnt man diesen Eindruck jedes Jahr aufs Neue durch die Nachrichten. Im Grunde ist für die Energiewende zu spät, wir bügeln nur ein paar Schwachstellen aus in der Hoffnung, dass sich alles ein klein wenig länger hält. Eigentlich dürfte es bei diesem Ziel nicht darum gehen, überall wieder Kapital herausschlagen zu wollen. Doch darum geht es, und deshalb wird das Ziel der Energiewende womöglich nie erreicht. Zumindest nicht, wenn wir uns nicht bald was Neues einfallen lassen.
Vieles aus den Leitvorstellungen geht jedenfalls leider nicht zusammen  :-\
Was keiner kann, das kann ich auch.

Offline PLUS

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Südallianz für sichere Stromversorgung soll das Scheitern verhindern
« Antwort #9 am: 26. April 2013, 11:20:11 »
Südallianz für sichere Stromversorgung

Um Stromausfälle zu vermeiden, wollen Baden-Württemberg und Bayern verstärkt den Verbrauch steuern. Wer bezahlt das wohl wieder?! Die Strompreisbremse wird von den Ländern abgelehnt. Jeder kocht seine eigene egoistische Suppe bei dieser "Energiewende". Gewendet werden nur die Geldbeutel der Verbraucher so lange bis sie leer sind. Die "Südschiene" wird das Scheitern dieses "Jahrhundertprojekts" auch nicht mehr verhindern:

Zitat
Die industriestarken Nachbarländer im Süden verantworten zusammen ein Drittel des Stromverbrauchs in Deutschland - und vom Atomausstieg sind sie zudem weit stärker betroffen als der Rest der Republik.

Südwestpresse

 

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