Tatsächlich sind die Gaspreise in 2008 drastisch gestiegen, aber die EWE hat mit ihren Erhöhungen auch kräftig mitgehalten und keinesfalls auf Preiserhöhungen verzichtet.
Die erste der beiden Erhöhungen 2008 fand am 1. April, also nach der Landtagswahl vom 27. Januar statt, zum 1. August legte die EWE aber dann kräftig nach.
Wenn die EWE die Erhöhung vom 1. April wider wirtschaftliche Vernunft und wegen der LT-Wahl hinausgeschoben haben sollte, so hat es damals bestimmt entsprechende Einflussnahmen aus der Politik auf diese Entscheidung gegeben. Von wem eigentlich?
Man hat gesehen, was die Affäre um die Mitarbeiter der Wolfsburger Stadtwerke für einen Staub aufgewirbelt hat. Wenn Herr Brinker nun nicht Ross und Reiter nennt, dann gibt es etwas zu verheimlichen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis er von der Politik oder von einem Untersuchungsausschuss des niedersächsischen Landtags zur Wahrheit gezwungen wird oder seinen Abschied nimmt. Er hat die EWE tief genug in Probleme geritten.
Herr Brinker wird nun wohl auch nervös, weil seine EWE zur Zeit von einer Wechselwelle überrascht und an den Rand der totalen Verwirrung gebracht worden ist. Bis zum 23. November muss die EWE sich zum Einigungsvorschlag des OLG Oldenburg äußern, der der EWE teuer zu stehen kommen kann. Geht die EWE nicht darauf ein, wird die Sache wohl vor dem EuGH landen, möglicherweise mit noch katastrophalerem Ergebnis nicht nur für die EWE. Die Wahl zwischen Pest und Cholera also!
In diesem
Diagramm, erst heute nach langer Arbeit fertig geworden, habe ich mal die Entwicklung der EWE-Preise mit den Grenzübergangspreisen verglichen. In den GÜP sind ja die tatsächlich Beschaffungskosten der gesamten Gaswirtschaft abgebildet. Die kann zwar keiner vorher wissen, aber jeder Einkäufer sollte die zu erwartenden Marktpreise möglichst gut in den eigenen Kalkulationen abbilden.
Die EWE verfügt über eigene Speicherkapazitäten ( 1/3 ihres Jahresbedarfs?) und kann somit in verbrauchsarmen Zeiten zu günstigen Konditionen einlagern. Macht sie das nicht, dann waren die nicht unerheblichen Investitutionen in die Speicher wohl für die Katz.
Bis zum Januar 2004 war die Entwicklung der Gaspreise ja noch zu ertragen. Erst die dann folgenden Erhöhungen haben den Gaspreisprotest ausgelöst bzw. so richtig angefacht. Im Januar 2004 betrug der Abstand der EWE-Preise zum GÜP 1,87 ct/kWh. Davon ausgehend zeigt das
Diagramm die weitere Entwicklung. Die über der roten Linie liegenden, blau schraffierten, Flächen spiegeln die satten Gewinne der EWE wider. Die unter der Linie liegenden Verlust-Flächen hat die EWE sicher mit ihren Speicherkapazitäten abfedern können.
Wenn in der kleinen Verlustecke von Anfang 2008 wirklich 200 Mio€ Verlust stecken sollten, wieviel Milliarden hat sich dann die EWE in den übrigen Zeiten einverleibt?
Die entscheidende Frage bleibt aber stehen: Hat die EWE eine Einkaufspolitik betrieben, die sich am Markt orientiert oder hat sie vielmehr im Rahmen langfristiger Verträge zusammen mit ihren Vorlieferanten einfach abkassiert.