Forum des Bundes der Energieverbraucher

Energiepolitik => Preismeldungen => Thema gestartet von: tangocharly am 23. Juni 2008, 21:45:48

Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: tangocharly am 23. Juni 2008, 21:45:48
Also die OPEC-Staaten haben schon Humor:

Wie Presse und Funk heute zu entnehmen ist, fürchten die um einen Preisverfall ihres Öl\'s, denn so steht es zu lesen (vgl. Tagesschau vom 23.06.2008  (http://www.tagesschau.de/wirtschaft/oelgipfel2.html))
die Abnehmer könnten auf andere Energieträger ausweichen (oder einfach nur sparen).
Zitat
\"Die Produzenten wissen, wenn der Preis bei 140 oder sogar 150 Dollar bleibt, wird die Nachfrage zurückgehen. Nicht sofort, aber in einigen Jahren würde das Öl seinen Marktanteil an erneuerbare Energien abgeben. Die OPEC würde in jedem Fall ihren Absatzmarkt verlieren, denn hohe Ölpreise machen teure Fördergebiete rentabel, wie etwa die Antarktis. Außerdem fangen die Kunden bei hohen Ölpreisen an zu sparen: Jede Familie, Regierung, Kraftwerke, Industrie - alle würden ihre Effizienz erhöhen. Das nächste Mal, wenn Sie oder ich ein Auto kaufen, würde es ein Kleinwagen sein, und so weiter. Deshalb wünschen sich die Produzenten moderatere Preise.\"

Sollten die Gasimporteure und deren internationale Verbindungen nicht nur uns Verbraucher \"verarschen\", sondern auch die OPEC-Staaten, weil die im fernen mittleren Orient noch nix von der Öl-Preisbindung gehört haben.

Und apropos: haben wir da vielleicht ein lebendiges Beispiel für den sogenannten \"Subsitutionswettbewerb\" ?
Na dann los: alle Heizöl-Kunden verkaufen ihre alten Schrottbrenner - in der Folge sinken die Ölpreise - in der Folge sinken die Gaspreise - mittlerweile schreiben wir das Jahr 2015 und die Gasversorger haben erkannt, dass man die Gaspreise an den Weizen oder die Milch koppeln sollte (oder vielleicht an die Preise für Pelzmäntel, weil die Umstellung auf Gasheizungen, die in Folge einer steigenden Nachfrage einen 150%-igen Preisschub erfahren haben, nicht mehr bezahlt werden können  = Wärmemarkt = alternative Wärmequellen, z.B. Pelzmäntel).

Auf irgend einem Weg muß es doch möglich sein, die erquickliche Marge zu sichern - gell, Herr Glos
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: RR-E-ft am 24. Juni 2008, 14:51:27
@tangocharly

Ab einem bestimmten Preis wird die Notwendigkeit erkannt, sich vom Öl unabhängig zu machen mit der Folge, dass z.B. verstärkt in erneuerbare Energien investiert wird. So sieht GB die Notwendigkeit (http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEKOE15194020080621) einer \"grünen Revolution\", meint damit aber auch die verstärkte Kernenergienutzung. Daran, dass sich die Nachfrageseite zügig unabhängig von Öl macht, hat die OPEC auch kein Interesse.

Die Entwicklung der Rohölpreise hat mit fundamentalen Marktdaten nichts mehr gemein, weil sich bei gleichbleibendem Angebot die Nachfrage nicht verdoppelt hat. Es handelt sich offensichtlich um eine spekulative Überhitzung, an der viele verdienen. Nach dem Gelderhaltungssatz verlieren auch viele daran.

Spekulationsblasen mit Eigendynamik (http://www.lycos.de/geld_boerse/geschichte/43.html)

Gesamtwirtschaftlich wäre es erforderlich, die Spekulation selbst einer Regulierung zu unterwerfen. Charly Chemnitzer et al. hatte die Spekulation als das wirtschaftliche Grundübel ausgemacht. Die reine Gier treibe die Preise und nehme den Menschen ihr täglich Brot.
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: tangocharly am 24. Juni 2008, 15:46:11
Ja, völlig richtig.

Wie wird formuliert: \"Wenn du dein Geld verloren hast, dann ist es nicht weg, sondern es hat nur ein anderer\".

Komisch nur: auch Spekulanten haben Ehepartner, Kinder, Großeltern und Freunde. Wenn denen schon die soziale Verantwortung für das Gemeinwesen abhanden gekommen ist, wie wollen sie dann Schaden von ihren Lieben abhalten ?
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: nomos am 25. Juni 2008, 14:38:00
Diese Art von Argumentation ist gerade in Mode.

Dieser Tage:  
Aus Sicht des Bürgers und Steuerzahlers kassiert der Staat immer bis zum Anschlag und das Geld ist so oder so weg.

Aber die Erfahrung zeigt, alle Blasen platzen früher oder später:(http://i29.photobucket.com/albums/c288/locomotivebreath1901/politics/5dollars2008.jpg) (http://forum.energienetz.de/thread.php?postid=43647#post43647)[/list]
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: tangocharly am 29. Juni 2008, 17:05:35
Von welcher Hoheit stammt denn dieser ausgemachte Blödsinn ?

Zitat
Dieser Tage:

      Der Staatssäckel zieht keinen Vorteil aus den hohen Energiepreisen. Wenn die Leute mehr Geld für Sprit, Strom, ÖL und Gas ausgeben, geben sie dafür ja insgesamt nicht mehr aus. Das nicht um die Welt zu retten, der Großteil hat einfach nicht mehr! An den Einnahmen aus der Mehrwertsteuer ändert sich somit per Saldo nichts. Also ist eine Steuersenkung auf die immer teuerere Energie nicht gerechtfertigt.
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: nomos am 29. Juni 2008, 20:06:04
Zitat
Original von tangocharly
Von welcher Hoheit stammt denn dieser ausgemachte Blödsinn ?
abgeordnetenwatch.de (http://www.abgeordnetenwatch.de/dr_rainer_wend-650-5776--f114301.html#frage114301)

\"Auch über die Umsatzsteuer, deren Höhe abhängig von der Höhe des Kraftstoffpreises ist, werden keine Mehreinnahmen erzielt. Denn jeder Euro kann vom Verbraucher nur einmal ausgegeben werden. Das für höhere Kraftstoffpreise verwendete Einkommen kann also nicht mehr anderweitig umsatzsteuerwirksam ausgegeben werden.\"[/list]
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: RR-E-ft am 29. Juni 2008, 23:01:07
Gleiche Aussage vom Bundesfinanzminister im SPIEGEL.

Die steigenden Preise führen sogar bei denen, die es sich leisten können, zu einer höheren Sparquote, einem freiwilligen Konsumverzicht, mit der Folge, dass das Aufkommen aus der Mehrwertsteuer insgesamt sinkt.

Kann sein, muss nicht.
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: nomos am 30. Juni 2008, 07:43:11
Zitat
Original von RR-E-ft
Gleiche Aussage vom Bundesfinanzminister im SPIEGEL.

Die steigenden Preise führen sogar bei denen, die es sich leisten können, zu einer höheren Sparquote, einem freiwilligen Konsumverzicht, mit der Folge, dass das Aufkommen aus der Mehrwertsteuer insgesamt sinkt.

Kann sein, muss nicht.
Hier eine aktuelle Studie Volkswirschaft-spezial (BVR) (http://www.bvr.de/www-new/foeffent.nsf/1E7964214D5B1C86C1257466002801D9/$File/08BVRSpecialNr8.pdf?OpenElement)[/list]
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: superhaase am 30. Juni 2008, 11:50:32
Zitat
Original von nomos
Will man damit ernsthaft gegen die berechtigte Forderung nach einer Steuer-  und Abgabenentlastung auf Energie für private Haushalte argumentieren?
Nein, will man offensichtlich nicht.

Man will dagegen argumentieren, dass der Staat durch die steigenden Energiepreise (Importpreise) angeblich erhöhte Steuereinnahmen bekommt.
Und das ist für mich durchaus einleuchtend.
Das fällt also als Argument für eine Steuersenkung auf Energie aus.

Die Diskussion um eine generelle Senkung der Steuer und Abgabenlast auf Energie ist eine andere Baustelle.
Auch hier gibt es durchaus vernünftige Argumente gegen eine Senkung.

Die unlogischen Festlegungen der Mehrwertsteuersätze sind wieder anderes Thema. Darüber lässt sich freilich gut streiten, hat aber wiederum mit dem von Ihnen kritisierten Argument \"steigende Energiepreise erhöhen nicht die Steuereinnahmen\" nichts zu tun.

Sie vermengen da einige Sachen wenig sinnvoll.

ciao,
sh
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: redbluewitch am 30. Juni 2008, 12:27:07
es ist aus zwar beliebt, dem Staat die Schuld für die hohen Ölpreise zu geben, vor allem wenn man vom grundsätzlichen Marktversagen ablenken will. Der Staat spielt zwar mit seiner Steuerpolitik eine Rolle, über die sicher diskutiert werden muss, die Grundursachen für die explodierenden Preise liegen aber woanders. Dazu ein Artikel von A.K Gupta:

\"Rising energy prices are a major factor in the escalating costs of agricultural products. But there is still the issue of why oil prices have almost quintupled since 2002. There are three main explanations: supply and demand, speculation, and the U.S. government’s monetary policy. The White House and many pundits point to supply and demand because it’s presented as a natural economic law beyond anyone’s control. In this view China, India, and the rest of the developing world are the culprits. Yes, China’s and India’s consumption is rising rapidly, as is that of Middle East countries awash in oil. But from 2002 to 2006, even as oil prices tripled, global oil production kept up with demand by increasing 7.6 million barrels a day to 84.6 MBD. Demand growth has also slowed to a 1.1 million barrel per day annual increase from 2005 to 2008. This is compared to a 3 MBD increase in 2004 alone.

Even more telling, OPEC has announced numerous production cuts over the last year because it wants to keep oil prices high. So if we are supposedly experiencing natural limits to the production of oil, why is production being reduced? OPEC country ministers publicly proclaim they want to keep oil prices high because of falling value of the dollar. The falling dollar is being caused by two main factors: the U.S. trade and the federal budget deficits.\"

http://www.indypendent.org/2008/06/27/market-madness/

Interessant sind auch seine Angaben zu den angeblich sinkenden Reserven

\"That has to do with the rising prices. I think there are other factors at play, supply and demand are somewhat of an issue, but speculation is an enormous issue. We’ve seen oil prices rise by nearly six fold from 2003. Yet, no gas lines. Oil inventories are at a eight-year high. Gasoline stock are at three year highs. You cannot say it is the supply and demand issue fundamentally. It has much more to do was speculation. But the speculators could not be doing this if the supplies were not tight. We need to ask, why exactly are supplies tight? Michael’s book is enormously informative and insightful, but I want to take issue with the notion of shrinking planet because I do not think it is actually supported by the data that is out there. One of the most important concepts to understand is what’s known as the reserve to production ratio. That is, what is the total global proven reserves of oil and how many years will that last at current production rate? If we look of the last 20 years, it’s basically unchanged. Global proven reserves keep actually rising year after year. They’re now at 1.24 trillion barrels according to latest B.P. statistical review. You can also say the same about natural gas. There’s about 60, 62 years of natural gas supplies, that’s also virtually unchanged since 1987. During the 1990’s, this went a little and it is gone down a little recently, but this has to do with the legacy of the late 1990’s. In the late 1990’s there was an absolute collapse in the oil industry and oil prices when it went down to $10 a barrel, following the Asian financial crisis. What you had was all of these oil wells going offline. You had all this oil exploration grounding to a halt. You had an enormous loss of human know how as engineers and technicians went out of the industry. It takes 7-10 years to bring mega projects online. In a way, we’re reaping the legacy of that collapsed and exploration. It is only in the last year or two that you’re starting to see a rise in exploration. There’s a good article in the times about what is known as drill ships. These are the ships that do offshore exploration, which has increased dramatically. Offshore exploration now accounts for about a third of global oil production. In the previous six years, only eight drill ships came on to the market. This year alone, 16 drill ships are coming on to the market. What it means is, finally, oil exploration is beginning to ramp up. I do now to suggest that is a good thing, but the fact of the matter is, there is a lot of oil out there. There’s also the factor of U.S. foreign policy that in 2003, what is known as the excess global capacity, collapsed and that was because of two big factors. Venezuela, we supported the 2002 coups, then we supported the oil sector strike later that year. Their oil industry virtually collapsed and are still 1 million barrels below their daily production. Then we invaded Iraq. You saw excess global production capacity shrink from 6 million barrels a day to about 3 million barrels a day. Then in 2006 to 1 million barrels a day. And that’s how the speculators are able to take advantage of this.\"

http://www.democracynow.org/2008/6/27/as_oil_hits_another_record_high
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: RR-E-ft am 30. Juni 2008, 12:32:38
@nomos

Dem vorhergehenden Beitrag von sh ist zuzustimmen.

Es ist fraglich, ob die höheren Preise tatsächlich zu einem insgesamt höheren Mehrwertsteueraufkommen führen. Das verfügbare Einkommen kann tatsächlich nur einmal in den Konsum gesteckt werden. Richtig ist auch, dass eine höhere Sparquote den privaten Konsum zusätzlich begrenzen kann. In unsicheren Zeiten neigen die Menschen dazu, mehr zu sparen. Wer kann, spart also mehr. Durch die Mehrwertsteuer belastet sind vornehmlich Haushalte mit geringem Einkommen, für die sich die Frage des Sparens gar nicht erst stellt, weil das verfügbare Einkommen bestenfalls gerade aussreicht, um die steigenden Lebenshaltungskosten zu decken. Solche  können sogar gezwungen sein, zu entsparen, um die steigenden Lebenshaltungskosten noch decken zu können.

@redbluewitch

Mit einer Finanzpolitik des \"easy money\", wie sie die USA in den letzten Jahren prägen, sucht sich eine immer größer werdende Geldmenge Anlagemöglichkeiten und beteiligt sich an einer preistreibenden Spekulation, die mit elementaren Daten, also Angebot und Nachfrage auf den betroffenen Güter- und Dienstlietsungsmärkten, nichts mehr zu tun hat. Manche vergleichen die derzeitige Entwicklung durch die Spekulation bereits mit den Ölkrisen von 1973 und 1979.

Dessen ungeachtet führt ein Zusammenspiel der Entwicklung der Rohölpreise und des Wecheselkurses US- Dollar/ Euro zur Verteuerung der Erdgasimportpreise, wie WINGAS auf der Bilanzpressekonferenz am 23.06.2008 herausstellte. Das nicht nur die dadurch bewirkte nominale Verteuerung des Erdgasimports die Letzverbraucher erreicht, sondern sich das importierte Erdgas für Letzverbraucher weit stärker verteuert, ist m.E. Beleg dafür, dass infolge Marktbeherrschung der Importeure eine missbräuchliche Preisgestaltung möglich ist.

Rohölpreise Brent auf US- Dollar- Basis verteuerten sich seit 2002 um 600 Prozent, auf Euro- Basis um 300 Prozent. Die Erdgasimportpreise BAFA Euro- Basis verteuerten sich infolge der Kopplung jedoch nur um 100 Prozent, ebenso wie die Kohlepreise BAFA auf Euro- Basis.

Diese Ölpreisbindung auf der Importseite wirkt also derzeit relativ preisdämpfend. Kostete Erdgas im Import 2002 noch 1,16 Ct/ kWh waren es 2007 2,32 Ct/ kWh, im Mai 2008 2,45 Ct/ kWh.

Durch eine bestehende Marktbeherrschung der Importeure verteuert sich das Erdgas gegenüber Letzverbrauchern jedoch nominal nicht nur um diese Beträge, sondern weit stärker. Stadtwerke behaupten, ihr Gasbezug habe sich um 1,86 Ct/ kWh verteuert, derweil die BAFA Erdgasimportpreise sich seit Mai 2003 von 1,30 Ct/ kWh nur um 0,91 Ct/ kWh verteuert hatten.

Die Preiskpopplung an HEL, die dem angeblich zu Grunde liegen soll, wirkt also gerade nicht mehr preisdämpfend, sondern ausgesprochen preistreibend. Sie entkoppelt die Letztverbraucher - Erdgaspreise von den Primärenergiepreisen, wie sie sich aus den BAFA- Erdgasimportpreisen ergeben.  Ob der Staat hiergegen mit der verschärften Preismissbrauchskontrolle gem. § 29 GWB eine Handhabe hat, bleibt abzuwarten.

Zu besorgen steht eine Preis- Lohn- Spirale, so dass wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten höhere Einkommen gefordert werden, die wiederum eine Kostenerhöhung der Produktion und mithin eine Erhöhung der Erzeugerpreise zur Folge hat.
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: nomos am 30. Juni 2008, 13:44:50
Zitat
Original von superhaase
Zitat
Original von nomos
Will man damit ernsthaft gegen die berechtigte Forderung nach einer Steuer-  und Abgabenentlastung auf Energie für private Haushalte argumentieren?
Nein, will man offensichtlich nicht.
Zitat
Original von RR-E-ft
@nomos
Dem vorhergehenden Beitrag ist zuzustimmen.

Es ist fraglich, ob die höheren Preise tatsächlich zu einem insgesamt höheren Mehrwertsteueraufkommen führen. Das verfügbare Einkommen kann tatsächlich nur einmal in den Konsum gesteckt werden. Richtig ist auch, dass eine höhere Sparquote den privaten Konsum zusätzlich begrenzen kann. In unsicheren Zeiten neigen die Menschen dazu, mehr zu sparen. Wer kann, spart also mehr. Durch die Mehrwertsteuer belastet sind vornehmlich Haushalte mit geringem Einkommen, für die sich die Frage des Sparens gar nicht erst stellt, weil das verfügbare Einkommen bestenfalls gerade aussreicht, um die steigenden Lebenshaltungskosten zu decken. Solche  können sogar gezwungen sein, zu entsparen, um die steigenden Lebenshalstungskosten noch decken zu können.
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: RR-E-ft am 30. Juni 2008, 13:54:43
@nomos

Für das Mehrwertsteueraufkommen ist es insgesamt tatsächlich völlig belanglos, wofür das verfügbare Einkommen konsumiert wird. Steigen die Preise für ein konsumierbares Gut, werden andere konsumierbare Güter deshalb ceteris paribus weniger nachgefragt.  Fehlt es infolge dessen insgesamt an zusätzlichen Mehrwertsteuereinnahmen, so lassen sich Steuersenkungen damit nicht begründen, sondern müssten anders gegenfinanziert werden.

Man mag nun noch umfassend die Möglichkeiten der Senkung des Finanzbedarfs des Gemeinwesens diskutieren. Staatliche Schulen und durch diese vermittelte Bildungschancen brauchen z.B. auch nur diejenigen, die sich den Besuch einer Privatschule nicht leisten können. Das liegt aber viel zuweit neben dem Thema. :O

Auch die Frage, ob nicht etwa die staatliche Rente aufgrund der Lobby der Banken und Versicherungen planmäßig geschwächt wird und es ggf. nicht gerade auch die Banken und Versicherungen sind, die sich mit den zusätzlichem Geld derzeit gerade an den Spekulationen beteiligen, welche die Preise treiben, und dabei das Geld möglicherweise auch in Milliardenhöhe verbrennen, steht auch auf einem völlig anderen Blatt.
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: nomos am 30. Juni 2008, 14:08:52
Zitat
Original von RR-E-ft
@nomos

Für das Mehrwertsteueraufkommen ist es insgesamt tatsächlich völlig belanglos, wofür das verfügbare Einkommen konsumiert wird. Steigen die Preise für ein konsumierbares Gut, werden andere konsumierbare Güter deshalb ceteris paribus weniger nachgefragt.  Fehlt es infolge dessen insgesamt an zusätzlichen Mehrwertsteuereinnahmen, so lassen sich Steuersenkungen damit nicht begründen, sondern müssten anders gegenfinanziert werden.

Man mag nun noch umfassend die Möglichkeiten der Senkung des Finanzbedarfs des Gemeinwesens diskutieren. Staatliche Schulen und durch diese vermittelte Bildungschancen brauchen z.B. auch nur diejenigen, die sich den Besuch einer Privatschule nicht leisten können. Das liegt aber viel zuweit neben dem Thema. :O
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: redbluewitch am 30. Juni 2008, 14:23:40
Zitat
Gespart wird in allen Bereichen überwiegend für die Altersvorsorge, das ist gewollt und wird sogar staatlich gefördert. Die Rente soll ja nicht mehr für den späteren Lebensunterhalt reichen. Die Steigerung der Sparquote ist in der Vorsorge begründet.

dazu nur eine Bemerkung (off topic, sorry): Von einer höheren Sparquote in Form einer Privatisierung der Altersvorsorge, profitieren primär a) die Finanzkonzerne, die diese Sparsummen anlegen können, was u.a. die Spekulation antreibt (Folgen zB Inflation) , und auch darüber anfallende Verwaltungsgebühren usw kassieren b) diejenigen, die durch eine solche Altersvorsorge steuerfinanzierte staatliche Zuschüsse bekommen, als auch diejenigen sie finanzieren, die sich solche nicht leisten können

on topic:
M.E. ist das Konzept einer Grundversorgung an Energie für alle überlegenswert, nach dem eine festzulegende Grundversorgung günstig zu sichern ist, während der Mehrverbrauch \'eskalierend\' über Mehrwertsteuer belastet wird

Zitat
Man mag nun noch umfassend die Möglichkeiten der Senkung des Finanzbedarfs des Gemeinwesens diskutieren. Staatliche Schulen und durch diese vermittelte Bildungschancen brauchen z.B. auch nur diejenigen, die sich den Besuch einer Privatschule nicht leisten können

auch wenn off topic ist, eine Bemerkung: Damit würde einem Mehrklassenbildungssystem Tür und Tor geöffnet mit der wahrscheinlichen Konsequenz, Bildungsqualität noch mehr nach Einkommenssituation zu realisieren, mE ein gefährlicher Ansatz

ich kann einfach nicht glauben, dass wir trotz immenser Produktivitätsfortschritte immer ärmer werden und uns nicht einmal einen Staat leisten können, der eine angemessene Bildung für alle ermöglicht

noch eine Bemerkung OT zu

Zitat
Zu besorgen steht eine Preis- Lohn- Spirale, so dass wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten höhere Einkommen gefordert werden, die wiederum eine Kostenerhöhung der Produktion und mithin eine Erhöhung der Erzeugerpreise zur Folge hat

Angesichts dessen, dass Deutschland sich um der Exportweltmeisterschaft willen (dh Expansion und Profitsteigerung auf den Weltmärkten) zum Armenhaus gemacht hat, wären deutliche Lohnsteigerungen (über den Inflationsausgleich hinaus) nicht nur ökonomisch sinnvoll (Binnenmarkt)sondern auch gerecht im Sinn einer angemessenen Teilhabe der Produzenten (Erwerbsarbeitsabhängigen) an den erwirtschafteteten Leistung. Siehe dazu das Statistische Bundesamt, wonach Deutschland das niedrigste Arbeitskostenindex EU-weit hat.
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: RR-E-ft am 30. Juni 2008, 15:05:18
Off topic und nur zur Klarstellung:

Ich meine, dass der Staat gerade die Finanzausstattung benötigt, u. a. gerade um ein leistungsfähiges  staatliche Schulwesen zu finanzieren. Das diejenigen, die sich Privatschulen leisten können, daran ggf. weniger Interesse haben, ändert daran nichts.

Wenn eine größere Geldmenge, auch als verfügbares Haushaltseinkommen nach Lohnerhöhungen, zur Verfügung steht, so bedeutet dies nicht automatisch eine gesteigerte Kaufkraft des privaten Haushalts, weil diese durch weiter steigende Konsumgüterpreise abgeschöpft wird. Aufgrund eines höheren Einkommens sind die Haushalte bereit und in der Lage höhere Preise zu zahlen, so dass die Preise allein dadurch steigen können. Das kann auch dann geschehen, wenn die Erzeugerpreise nicht steigen. Getrieben wird dann nur die Inflation. Es gab Zeiten, da gingen auch Arbeiter in Deutschland am Ende des Monats als Einkommensmillionäre nach Hause. Trotzdem war gerade deshalb die Not groß.... Es kommt also gerade darauf an, die verfügbaren Geldmengen zu begrenzen, um die Inflationsgefahr zu hemmen. Richtig ist sicher, dass die Realeinkommen vieler Haushalte seit Jahren sinken und dass die Inflation hauptsächlich von steigenden Energiepreisen getrieben wird. Bei den Erdgaspreisen scheint der Preisanstieg über den nominalen Anstieg der Erdgasimportpreise hinaus hausgemacht.

Zitat
Der Preisauftrieb hat sich in Brandenburg beschleunigt. Die Verbraucherpreise lagen im Juni um 3,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg am Freitag mitteilte. Vor allem die hohen Energiekosten ließen die Inflationsrate steigen.  Im Mai hatte die Inflationsrate 3,1 Prozent betragen. Teuerungsraten deutlich über der Drei-Prozent-Marke wurden den Angaben zufolge zuletzt 1994 ermittelt.  Preistreiber waren erneut die Energiekosten. Heizöl verteuerte sich den Angaben zufolge gegenüber Juni 2007 um 57,3 Prozent. Die Kraftstoffpreise kletterten im gleichen Zeitraum um 15,6 Prozent. Diesel kostete dabei sogar 32 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auch Strom, Gas und Fernwärme waren deutlich teurer als im Juni 2007. Ohne Einbeziehung der Preise für Energie wäre der Anstieg der Verbraucherpreise mit 1,9 Prozent nur knapp halb so hoch gewesen.
(Quelle: ddp)
Titel: Nur Sprechblasen über Ölblasen?
Beitrag von: nomos am 19. Juli 2008, 15:39:49
BDEW: Rund 17 Milliarden Euro Staatslasten auf Strom und Gas (http://www.bdew.de/bdew.nsf/id/DE_20080718_PM_Rund_17_Milliarden_Euro_Staatslasten_auf_Strom_und_Gas?open&ccm=250010#)
Zitat
Nach Schätzungen des Branchenverbandes werden die Staatslasten 2008 weiter steigen.
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